Sprachlicher Verbraucherschutz

Jeder Bürger hat das Recht, Englisch nicht zu können, nicht nur weil ihm das Talent für Sprachen fehlt. Wir als Kunden wollen auf Deutsch erfahren, wofür wir unser Geld ausgeben, wie wir das Erworbene bedienen, Schäden vermeiden, die Umwelt schützen. Über drei Millionen Bürger in Deutschland können kaum lesen und schreiben. Englisch in der Werbung und in Gebrauchsanleitungen erschwert ihre Lage. Auch Touristen rechnen damit, dass wir Deutsch sprechen und, wo es sein muss, mehrsprachige Hinweise anbringen!

Der Verein Deutsche Sprache e. V. macht sprachliche Fragen zum Gegenstand des Verbraucherschutzes. Wir stehen in Kontakt mit Politikern, schreiben betreffende Unternehmen an und pflegen eine Datenbank mit unverständlichen Bezeichnungen oder Beschreibungen.

Das neue Produktsicherheitsgesetz betont, dass eine Gebrauchsanleitung in deutscher Sprache einem Produkt beiliegen muss. Ebenso ist gesetzlich geregelt, dass Angaben zu Lebensmitteln und Kleidung auf Deutsch erfolgen. Um Irreführung zu vermeiden, sollte jeder Hersteller eine klare und verständliche Sprache verwenden.

Dennoch gibt es Firmen, die sprachlich diskriminieren. Der VDS setzt sich dafür ein, dass diese dem guten Beispiel von Unternehmen folgen, denen es wichtig ist, verstanden zu werden (zum Beispiel informiert die Deutsche Bahn nicht mehr an Countern, sondern an der Information). Käufer empfinden Sprachenwirrwarr auf Produkten als unfreundlich – und kaufen sie nicht. Wertschätzende Haltung für Sprache bedeutet Respekt vor dem Käufer – eine Werbung, die kauflustig macht.

Zum Vergleich:

Beispiele für verbraucherunfreundliche Formulierungen:

  • Der deutsche Batterie-Hersteller „Varta“ bietet eine „Indestructible Taschenlampe“ und „LED Lipstick Light“ an. Batterien heißen „Longlife“, „High Enegy“ und (für Hörgeräte): „Acoustic special Hearing AID Batteries“. Die Produkte sind ohne jeden deutschsprachigen Hinweis. Das einzige Wort auf Deutsch: „Achtung“
  • Der deutsche Schreibartikelhersteller GEHA zeichnet seine Tintenpatronen für Drucker einsprachig englisch aus: Dort heißt es „cartridge“ statt Patrone und „ink jet“ statt Tintenstrahldrucker . Der deutsche Konkurrent Pelikan tut es ihm gleich. Im Werben um deutschsprachige Kunden werden Ersatztintenpatronen für andere Marken im hiesigen Handel einsprachig englisch ausgezeichnet mit „replaces“ und „for use in …“ – völlig ohne Übersetzung! Konkurrenz mag also das Geschäft beleben, sie funktioniert aber nicht bei Sprachen, denn sie bringt offenbar Sprachen, hier die deutsche unter Druck.
  • Der deutsche Hersteller von Büropapier, die „Steinbeis Temming GmbH“ verwendet für den deutschen Markt ausschließlich einsprachig englische („the future of paper“) Produktauszeichnungen: „paper“ „white“ „inkjet“ usw. Nichts davon wird übersetzt. Für alle diese Bezeichnungen gibt es deutsche Wörter, die aber konsequent gemieden werden. Dies geht zu Lasten der Verständlichkeit, insbesondere wenn jemand zur Mehrheit der nicht oder wenig englisch Sprechenden gehört.
  • Der deutsche Hersteller BASF verwendet für seine deutschsprachigen Markt die folgende nicht ins Deutsche übersetzte Warenauszeichnung: „3 layer technology, extra smooth burnished surface , SIP+, high output coating SIP+, high performance film, heavy duty back coating, luminance 125, dropout reduction 140, 125 colour“ , allesamt Vokabeln, die auch der im Englischen Fortgeschrittene nicht versteht. Laien müssen vollends verzweifeln. Der viel versprechende Hinweis: „Weitere Information siehe innen“ erfüllt sich nicht. Das alles wird nicht übersetzt; schlimmer: Das Aufreißen der Verpackung verpflichtet meist zum Kauf.
  • Kosmetika: (mit ihrem Pendant in Allergiepässen): Alle Inhaltsstoffe heißen einsprachig englisch überschrieben „ingredients“ und sind in Anglolatein gehalten: „aqua“ statt Wasser und alle anderen Inhaltsstoffe („sodium, potassium …“) ausschließlich in Anglolatein.

Diese Firmen pflegen einen vorbildlichen Sprachgebrauch:

  • Die Weleda AG kennzeichnet alle Produkte konsequent auf Deutsch. Dafür erhielt das Unternehmen den undotierten Institutionenpreis Deutsche Sprache im Jahr 2006. „Die Weleda AG vermittelt in ihrem Auftreten nach außen den Eindruck, dass die Beschreibung ihrer Produkte nichts verschleiern soll, sondern den Käufer zur Bildung eines eigenen Urteils anregen will“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Das 1921 gegründete Unternehmen ist heute weltweit führender Hersteller von ganzheitlicher Körperpflege- und Arzneimitteln für die anthroposophische Therapierichtung.
  • Versandhaus Manufactum, erhielt den Institutionenpreis Deutsche Sprache 2003, für das vorzügliche Deutsch in den Katalogen. Es verwirklicht in seiner Werbung das Firmenmotto auch sprachlich: „Es gibt sie noch, die guten Dinge.“ Das zeigt, dass man Waren, Herstellungsverfahren, Materialien und Verwendungszwecke in gutem Deutsch beschreiben und damit Geschäftserfolge erzielen kann.
  • Sinn Spezialuhren GmbH: Die Firma aus Frankfurt am Main wirbt mit klarem und verständlichem Deutsch für die Qualität ihrer Uhren.

Verweise

Gruppenleiter

Sabine Mertens

sabinemertens@t-online.de

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