Infobrief 386 (44/2017): Positive Nachrichten gegen Stress

3. November 2017

1. Presseschau vom 27. Oktober bis 2. November 2017

  • Positive Nachrichten gegen Stress
  • Englische Kammer in Frankfurt am Main

2. Unser Deutsch

  • Himbeerpalast

3. Berichte

  • Niederdeutsch-Autor Wolfgang Mahnke erhält Sprachpreis

4. VDS-Termine

5. Literatur

  • Gleichberechtigung im Kinderzimmer
  • Dichterwettstreit: Deutschsprachige Meisterschaften 2017

 

 

1. Presseschau vom 27. Oktober bis 2. November 2017

Positive Nachrichten gegen Stress


Pixabay, CC0, maxmann

Für viele sind es feste Rituale: die Zeitung am Morgen, die „Tagesschau“ am Abend. Man möchte ja darüber informiert sein, was passiert in der Welt. Dabei werden wir häufig überschwemmt von einer Flut negativer Nachrichten: Berichte über Umweltkatastrophen, Kriege und humanitäre Krisen sind an der Tagesordnung. Nicht erst seit Vorfällen, bei denen Rettungskräfte durch gaffende und filmende Sensationsheischer behindert wurden, kommt deswegen die Frage auf: Schauen wir hin, um uns zu informieren oder aus Schadenfreude? Treibt uns Wissbegier oder die Lust an schlechten Nachrichten? Wissen über potenzielle Gefahren erscheint zunächst ganz vernünftig, doch allzu häufig betreffen Nachrichten uns gar nicht direkt. Die Neurowissenschaftlerin Maren Urner sieht in solcher ständigen Beschäftigung mit schlechten Nachrichten außerhalb unseres Einflussbereichs eine Gefahrenquelle. Sie könne dazu führen, „dass wir in einen Zustand gelernter Hilflosigkeit kommen“. Der dabei entstehende Stress könne langfristige psychologische Folgen haben. Deshalb hat Urner die Internetseite Perspective Daily mitgegründet, die sich auf positive Nachrichten konzentriert. Dabei geht es nicht um Zensur, nur darum, eine andere Perspektive einzunehmen, nicht um die Katastrophe zu kreisen, sondern den Blick zu öffnen für mögliche Hilfestellungen und positive Entwicklungen. Die letzte Meldung lautet dort beispielsweise: „Wie eine britische Minderheit gegen den Brexit kämpft“. (deutschlandfunkkultur.de, perspective-daily.de)

 

Englische Kammer in Frankfurt am Main

Das Landgericht Frankfurt will ab Januar 2018 eine englischsprachige Kammer für Handelssachen einrichten. Ziel sei es, die Stadt nach dem EU-Austritt Großbritanniens aus der EU als internationalen Gerichtsstandort zu etablieren, so Gerichtspräsident Wilhelm Wolf. Die hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) will für das Projekt, Personal- und Sachmittel zur Verfügung zu stellen.

Der Verein Deutsche Sprache e. V. hat ähnliche Pläne in anderen Bundesländern bereits in der Vergangenheit kritisiert. Damit werde dem Bedeutungsverlust der deutschen Sprache Vorschub geleistet, so der Hamburger VDS-Regionalleiter Dr. Hans Kaufmann in einem Interview aus dem Jahr 2014. (fnp.de, abendblatt.de)

 

 

2. Unser Deutsch

Himbeerpalast

Ein Märchenwort? Ein fernöstliches Reiseziel? Nein. So nennt man in Erlangen das himbeerfarbene Hauptgebäude der Firma Siemens, das weithin sichtbar die Macht der Weltfirma demonstriert. Dieser Spitzname hat sogar den Weg in kommunale und universitäre Verlautbarungen gefunden, seit Siemens einen neuen Campus errichtet und den alten Stammsitz an die Universität abgibt. Es soll den Philosophen zufallen, dankbaren Nachnutzern aufgegebener Gebäude. Man nennt solche im Volksmund entstandenen Wörter ‚inoffizielle Eigennamen‘. Sie sind nur den Einheimischen bekannt, ein ganz eigener Besitz, der Verbundenheit und Vertrautheit ausdrückt. Wer weiter auf die Suche geht, wird bald fündig bei Straßen, Plätzen, herausragenden Gebäuden.

Taxifahrer, die, von Nürnberg kommend, den Erlanger Osten ansteuern, kennen die ‚Panzerstraße‘, offiziell ‚Kurt-Schumacher-Straße‘. Den Namen hat die belebte Einfallsstraße von den amerikanischen Panzern, welche in den 60er und 70er Jahren bei Truppenübungen die Straße kreuzten und den Verkehr aufhielten. Lang ist‘s her, der Name blieb. Unlängst haben gewaltige Regenfälle eine enge Unterführung am Stadtrand unter Wasser gesetzt, sie heißt treffend ‚Mausloch‘. Der Name ist in die Straßenbauplanungen eingegangen. Auch Dialektales wird onomastisch genutzt. Einem ambitiösen Neubau soll die alte ‚Hupfla‘, der historische Gebäudekomplex der ehemaligen Psychiatrie, weichen. Selbst Neubürger kennen jetzt die Hupfla [Heil- und Pflegeanstalt]. Erlangen hat nur ein Hochhaus, genannt ‚der lange Johann‘ (an der Straße St. Johann).

Gängig sind Abkürzungen: Der zentrale Hugenottenplatz heißt nur ‚Hugo‘; ein altes Fachwerkhaus, das die alternative Jugend lange besetzt hielt, wird einfach B4 genannt (für Bismarckstraße 4). Zum Schluss sei ein Wahrzeichen der Stadt erwähnt, der ‚Berg‘, das malerische Gelände am Burgberg, an dem jährlich zu Pfingsten die Bergkirchweih stattfindet. Zum Berg wandern am Eröffnungstag die Lederhosenjungs und Dirndlmädels im ‚Kastenrennen‘, Bierkästen schleppend und leerend mit ‚Vorglühen‘ für den ‚Anstich‘.

Lust auf Lokales bekommen? Macht Euch daheim auf die Suche, liebe Leser, nach solchen Perlen onomastischer Kreativität, mit welcher die örtliche Bebauung sprachliche Aneignung erfährt.

Horst Haider Munske
Die Artikel der Rubrik „Unser Deutsch“ bieten häufig Anlass zur Diskussion. Wer mitdiskutieren möchte, ist im VDS-Rundbriefforum herzlich dazu eingeladen: http://rundbrief.vds-ev.de.

 

 

3. Berichte

Niederdeutsch-Autor Wolfgang Mahnke erhält Sprachpreis

Der niederdeutsche Autor Wolfgang Mahnke wurde am 2. November 2017 in Rostock mit dem neu eingerichteten Sprachpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet. Den mit 1.000 Euro dotierten Sprachpreis verleihen der Verein Deutsche Sprache e. V. und der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern. Bildungsministerin Birgit Hesse hat die Schirmherrschaft für den Preis übernommen.

Wolfgang Mahnke wurde 1937 in Malchin geboren. Nach vielen Berufsjahren als Meeresbiologe auf See wirkt er seit 1994 als freischaffender Schriftsteller. Elf Bücher mit plattdeutschen Geschichten hat Mahnke bisher veröffentlicht und erzählt daraus regelmäßig auf Lesungen.

Den Sprachpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern erhalten Personen, Unternehmen oder Einrichtungen, die in ihrem Sprachgebrauch als Vorbild wirken und sich für die deutsche sowie die niederdeutsche Sprache einsetzen. (ostsee-zeitung.de)

 

 

4. VDS-Termine

6. November, Region 40 (Düsseldorf)
Dr. Reiner Pogarell (VDS-Vorstandsmitglied): „Luther und die deutsche Sprache“
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf; Raum 312

6. November, Region 20, 21 (Hamburg)
Treffen der Hamburger Regionalgruppe
Zeit: 19:30 Uhr
Ort: Hotel Ibis (HH-Wandsbek), Pappelallee 61, 22089 Hamburg

7. November, Region 38 (Braunschweig, Salzgitter, Wolfsburg)
Regionalgruppentreffen
Zeit: 16:00 Uhr
Ort: Gliesmaroder Thurm, Berliner Str. 105, 38104 Braunschweig

8. November, Region 23 (Lübeck, Wismar)
Treffen der Regionalgruppe
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Lübecker Rudergesellschaft, Hüxtertorallee 4, 23564 Lübeck

9. November, Region Dänemark (Kopenhagen)
BogForum 2017: Podiumsdiskussion zur dänischen Sprachpolitik aus internationaler Sicht
Debat om dansk sprogpolitik i internationalt lys
u. a. mit Reiner Pogarell und Per-Åke Lindblom
Zeit: 13:30 Uhr
Ort: Bella Center, Center Boulevard 5, 2300 København, Dänemark

9. November, Region Schweiz (St. Gallen)
Preisverleihung „Fantasievolles Deutsch“ des VDS an die „Denkbar“ St. Gallen.
Vorträge: Regula Heinzelmann: „Gibt es noch unvermischte Dialekte in der Schweiz?“
und Gero Greb: „Es gibt vier Amtssprachen in der Schweiz, wozu braucht es noch eine FÜNFTE, nämlich Denglisch?“
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Denkbar, Neugasse 43, 9000 St. Gallen, Schweiz

10. November, Region Dänemark
BogForum 2017: Podiumsdiskussion zur dänischen Sprachpolitik aus internationaler Sicht
Debat om dansk sprogpolitik i internationalt lys
u. a. mit Reiner Pogarell und Per-Åke Lindblom
Zeit: 10:00 Uhr
Ort: BogForum Bella Center, Center Boulevard 5, 2300 København, Dänemark

 

 

5. Literatur

Gleichberechtigung im Kinderzimmer

Traditionelle Märchen und liebgewonnene alte Kindergeschichten spiegeln fast immer die Geschlechterrollenverteilung ihrer Entstehungszeit wieder. Männer ziehen aus, um Drachen und sonstige Unholde zu bekämpfen, Prinzessinnen warten im Turm auf Errettung. Eine Alternative mit Gute-Nacht-Geschichten, die Mädchen andere Vorbilder geben und ihnen ihre vielfältigen Entfaltungsmöglichkeiten aufzeigen soll, verfassten die beiden italienischen Autorinnen Elena Favilli und Francesca Cavallo. Dabei erzählen sie nicht von fiktiven Charakteren, sondern von realen Frauen, wie beispielsweise Frida Kahlo oder Simone Biles (US-amerikanische Turnerin). So zeigt sich die Vielfalt und breite Palette von Verwirklichungsmöglichkeiten weiblicher Identität.

Ganz ohne auf Gendersprache und Gleichmacherei zurückzugreifen, können auf diese Weise Mädchen dazu ermutigt werden, ihre Gleichberechtigung wahrzunehmen und ihre Potenziale zu nutzen. (spiegel.de)

 

Dichterwettstreit: Deutschsprachige Meisterschaften 2017

Im Opernhaus in Hannover fanden vom 24. bis zum 28. Oktober die deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam, der modernen Form des Dichterwettstreits, statt.

Ausgetragen wurde das Finale im Einzel- und Teamwettbewerb. Hierbei traten die Poeten, die sich in Vorentscheidungen qualifiziert hatten, mit ihren selbst verfassten Texten, Prosa wie Lyrik, gegeneinander an. Ein Zeitlimit von wenigen Minuten verhindert ein Ausufern der Vorträge.

Die lokalen Veranstaltungen, die mittlerweile in vielen größeren Städten regelmäßig ausgetragen werden, erfreuen sich immer größerer Bekanntheit und Beliebtheit.  1200 Zuschauersitze bietet der Veranstaltungssaal. Kaum einer blieb leer. Verteilt über die Veranstaltungstage lauschten fast 10.000 Menschen neuer deutschsprachiger Poesie. Der Poetry Slam trägt so dazu bei, Interesse für literarische Texte zu wecken – besonders bei jüngerem Publikum, das von den Themen, die oftmals aktueller Jugendkultur entnommen sind, angesprochen wird.

Gewinner des Einzelwettbewerbs ist Alex Burkhard aus München. Er qualifizierte sich zuvor bei den bayerischen Landesmeisterschaften. „Heun und Söhne“, bestehend aus David Friedrich und Julian Heun, setzten sich in der Kategorie Teamwettbewerb gegen sieben Konkurrenten durch. Ihre Finalbeiträge können im Internet auf den Seiten des NDR nachgehört werden: ndr.de (staatstheater-hannover.de, deutschlandfunkkultur.de)

 


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