Infoseite Region 38

Wir in der Region Braunschweig

Die Grenzen meiner Sprache bedeuten
die Grenzen meiner Welt.
Ludwig Wittgenstein (1889-1951)

Der Verein Deutsche Sprache (VDS) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Dortmund, der weltweit aktiv ist. In Deutschland ist der Verein in Regionalgruppen unterteilt. Deren Abgrenzung orientiert sich an den Postleitzahlen; unser Wirkungsbereich entspricht dem Gebiet des alten Braunschweiger Landes. Dazu zählen heute u.a. Braunschweig, Wolfsburg, Salzgitter und Wolfenbüttel. Die heutige Regionalgruppe 38 wurde 1999 u.a. von Frau Hannelore Pirlich sowie Herrn Dr. Geert Teunis gegründet. Aktuell haben wir 140 aktive Mitglieder.

Sprache ist nicht nur ein Verständigungsmittel, das dafür sorgen soll, dass sich möglichst viele Leute möglichst klar und verständlich ausdrücken, sondern auch ein Kulturgut. Als solches speichert unsere Sprache eine Fülle von Erfahrungen und Lebensweisheiten – und ist darüber hinaus einfach schön. Der Dichter Jean Paul hat unsere Muttersprache nicht umsonst als die „Orgel unter den Sprachen“ bezeichnet.

Gern informieren wir Sie über unsere Ansprechpartner, Ziele und Aktivitäten. Anregungen und Kommentare sind uns jederzeit willkommen!

Unsere Aktivitäten setzen eigene Akzente, ordnen sich aber auch ein in die Projekte und Vorhaben des Gesamtvereins. Der VDS ist allerdings bei weitem nicht nur in Deutschland aktiv. Er wurde 1997 in Dortmund von Prof. Dr. Walter Krämer gegründet. Derzeit versammeln sich in ihm fast 40 000 Mitglieder aus über 120 Ländern. Sämtliche Alters- und Berufsgruppen sind dabei willkommen – gleich welcher Nation oder weltanschaulichen Orientierung. Er versteht sich nicht primär als „deutsch“, sondern ist vielmehr ein Bündnis der Freunde der deutschen Sprache.

Im Endeffekt geht es uns um den Erhalt der sprachlichen und kulturellen Vielfalt Europas. In diesem Sinne setzen wir uns in unserer Region vor allem dafür ein, dass zunächst einmal die Beherrschung der eigenen Muttersprache angestrebt wird, und erst dann die notwendigen Fremdsprachenkenntnisse in der Schule erworben werden. Darüber hinaus möchten wir dazu beitragen, die aktive Leseförderung bei Kindern wie Erwachsenen zu verstärken. Angedacht ist z.B. die Vergabe von Büchergutscheinen, die verstärkte Zusammenarbeit mit Bibliotheken oder die Schaffung eines (Vor-)Lesewettbewerbs. Auch das Übermaß englischer Bezeichnungen in der Verwaltung stört uns – wir haben uns daher u.a. dafür eingesetzt, dass die Stadt Braunschweig die dümmlichen „kiss and ride“-Schilder am Bahnhof wieder entfernt und aus der „service hotline“ wieder ein „Bürgertelefon“ gemacht hat.

Um die vorgenannten Ziele zu erreichen, wurden und werden weiterhin Gespräche mit regionalen Behörden, Wirtschaftsbetrieben, Medien, Schulen, Kirchen und Kulturtreibenden geführt. Überdies werden im Rahmen bundesweiter oder regionaler Aktionen „für gutes Deutsch“ immer wieder zahlreiche Unterschriften gesammelt oder Preise verliehen. Auch sind wir jedes Jahr im September am „Tag der deutschen Sprache“ mit einem Informationsstand in den Innenstädten unserer Region vertreten. Schließlich organisieren wir in loser Folge Vorträge oder Informationsveranstaltungen rund um das Thema Sprache.

Am 1. September 2015 hatte unsere Regionalgruppe zum Beispiel Herrn Dr. Reiner Pogarell (Vorstandsmitglied des VDS und Linguist) mit Frau Myriam Grobe zu Gast. Ihr ausgesprochen anregender Vortrag Vom Werden der deutschen Sprache zog im Haus der Wissenschaft an der TU Braunschweig über 50 Besucher an. Die originelle Kombination aus szenischer Lesung und Kommentar – u.a. zu einem gotisches Vater Unser, dem Nibelungenlied oder dem Wirken des Arztes Paracelsus – stieß bei den Zuhörern auf beste Aufnahme und regte abschließend zu einer engagierten Diskussion an. Der Vortrag wurde von der lokalen Presse mit einem ausführlichen Interview mit dem Regionalvorsitzenden, Herrn Prof. Dietrich von der Oelsnitz, eingeleitet und effektiv beworben.
Ein weiterer besonderer Höhepunkt waren die von der Regionalgruppe organisierten Vortragsreihen zum Thema Sprache und Öffentlichkeit – Problemfelder in unserer täglichen Kommunikation. Diese fanden statt in den Winterhalbjahren 2010/11 und 2011/12 und wurden bestritten von diversen Fachleuten im Braunschweiger Haus der Wissenschaft.

Und schließlich haben wir einen regionalen Sprachpreis ins Leben gerufen – den Braunschweiger Till –, der gutes Deutsch oder das entschlossene Eintreten für unsere Muttersprache auszeichnen soll. Wir werden den Till ab 2017 regelmäßig verleihen. Denn wir sind ja nicht gegen, sondern für etwas: Für den Erhalt einer der reichsten und ausdruckstärksten Sprachen dieser Welt!

Insgesamt findet unser VDS in den Medien breite Resonanz – vielleicht haben Sie zum Beispiel schon etwas über die Wahl des „Sprachpanscher des Jahres“ gehört, die der Verein einmal im Jahr durchführt. Daneben finden aber auch diverse Positivauszeichnungen statt. So vergibt der VDS seit 2001 jährlich den dreiteiligen Kulturpreis Deutsche Sprache, darunter den mit 35.000 € dotierten Jacob-Grimm-Preis. Unter den Preisträgern waren seitdem Loriot, Günter de Bruyn, Dieter Nuhr und der ehemalige Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Prof. Christian Maier. 2016 erhält die beliebte Schauspielerin und Theater-Regisseurin Katharina Thalbach den Preis.

Detaillierte Informationen insbesondere zu den umfassenden Aktivitäten des Vereins Deutsche Sprache insgesamt finden Sie auf der Hauptseite.

Europas Sprachen stehen unter starkem Globalisierungsdruck. Dies führt nach Meinung der UNESCO (Erklärung vom 2.11.2001) zu einem Identitätsverlust der betroffenen Völker. Gerade auch die deutsche Sprache ist von mehreren Seiten bedroht:

  • Politiker, Journalisten, Werbetreibende und auch viele Normalbürger neigen mehr und mehr zum „Denglisch“, also einer fortschreitenden Ersetzung deutscher Worte durch englische Begriffe. Dieser Mangel an Sprachloyalität offenbart sich in „Tickets“ und „Events“, in „Highlights“ oder „Extra Time“. Ein zusätzlicher Gewinn an Ausdruckskraft entsteht hierdurch nicht. Studien zeigen zudem immer wieder, dass der Großteil der deutschen Bevölkerung viele englische Ausdrücke nicht oder falsch versteht und dadurch im eigenen Land sprachlich diskriminiert wird. Die Vermischung unserer Muttersprache mit unnötigen Anglizismen hat in den letzten Jahren ein nicht mehr akzeptables Ausmaß erreicht. Brauchen wir wirklich einen „Special Summer Sale“? Und was hat die „Back Factory“, was ein normaler Bäcker nicht hat?
  • Zugleich ist Deutschland ein Einwanderungsland. 2015 kamen deutlich mehr als eine Million Migranten vorübergehend oder dauerhaft nach Deutschland. Diese neuen Mitbürger haben es ungleich schwerer, den nötigen Zugang zur deutschen Sprache zu finden, wenn nicht einmal die einheimische Bevölkerung ihre Muttersprache nutzt. Die Integration wird unnötig erschwert und den neuen Mitbürgern signalisiert: In Deutschland kommt man gut auch ohne die landeseigene Sprache aus.
  • Und schließlich ist Deutschland als Teil der Europäischen Union (EU) in einen Wirtschaftsverbund gestellt, der zunehmend zur Einebnung nationaler Gepflogenheiten und Kulturen neigt. Dies erkennt man u. a. daran, dass Deutschland zwar der größte Nettozahler der EU ist, es bis heute aber nicht geschafft hat, Deutsch als offizielle Verhandlungs- und Verfahrenssprache in der Union durchzusetzen. Es gibt sogar einige Unions- und FDP-Politiker, die Englisch als Amtssprache bei uns einführen wollen. Die dadurch erforderliche Übersetzung europäischer Gesetze, Verträge oder Ausschreibungstexte ins Deutsche kostet insbesondere unseren Mittelstand viel Geld. Dabei ist Deutsch nach wie vor die am häufigsten gesprochene Sprache in Europa!

Sie können den VDS als stilles Mitglied unterstützen oder die Vereinsarbeit aktiv mitgestalten. Hätten Sie z.B. Lust, bei dem einen oder anderen Projekt – vielleicht zum Tag der deutschen Sprache – mitzuarbeiten? Können Sie sich vorstellen, unsere Sprachpolitik aktiv zu unterstützen – und sei es nur als Leserbriefschreiber? Oder an einem Info-Stand bei Straßenfesten und auf einer sprachbezogenen Tagung mitzuarbeiten? Wir sind sicher, dass Sie etwas finden, was Ihren Talenten und Neigungen entspricht und womit Sie uns tatkräftig verstärken können. Weil wir eine noch junge Bürgerbewegung sind, brauchen Sie sich nicht durch diverse Hierarchien und komplizierte Strukturen hindurchzuarbeiten, Sie können gleich voll einsteigen. Und Jugendliche und junge Erwachsene bis 26 Jahre sind vom Mitgliedsbeitrag befreit!

Jedes Mitglied zählt, damit die Gesellschaft unsere Stimme hört und es allmählich gelingt, die allgemeine Flucht aus der deutschen Sprache aufzuhalten sowie der untauglichen und sprachunlogischen „Genderei“ Grenzen zu setzen. Denn die oft hirnlose Anbiederung an den Zeitgeist zeigt leider allzu häufig eine (bewusste oder unbewusste) Geringschätzung unserer Muttersprache. Wenn Sie unsere Ziele und Ansichten teilen, dann machen Sie doch bei uns mit!

Ansprechpartner in der Region Braunschweig sind:

Dr. Alexander Börger (1. Vorsitzender)
An der Schule 32
38165 Lehre
Telefon: 0160 98184777
alexander.boerger@vds-ev.de

Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz (erweiterter Vorsitzender)
Cunterkamp 12
38173 Veltheim/Ohe
Telefon: 05305 202741
d.oelsnitz@htp.tel.de
Dr.-Ing. Geert Teunis (erweiterter Regionalvorstand)
Bienroder Straße 20 A
38110 Braunschweig
Telefon: 05307 95065
geert.teunis@online.de

Die Regionalgruppe trifft sich an jedem ersten Dienstag eines ungeraden Monats um 16.00 Uhr (dunkle Jahreszeit) bzw. 17:00 Uhr (helle Jahrezeit). Der jeweilige Ort wird gesondert angekündigt.

Hierbei handelt es sich um ein Aktiven-Treffen. Interessierte Gäste sind uns dabei jederzeit willkommen – eine kurze Voranfrage beim Vorsitzenden genügt.

Wie erwähnt, laden wir gelegentlich auch zu gesonderten Veranstaltungen, wie z.B. Vorträgen oder Diskussionsabenden ein. Bitte beachten Sie dazu unsere entsprechenden Programmhinweise hier im Netz.

Materialien

  • Dietrich von der Oelsnitz: Wir haben Pressefreiheit! Haben wir Pressefreiheit? Sprache als Werkzeug der Desinformation, in: Sprachnachrichten. Quartalsschrift des Vereins Deutsche Sprache, Nr. 69 (1/2016), S. 5. (pdf)
  • Dietrich von der Oelsnitz: Von Rahmen und Schubsern. Wie Journalisten und Politiker die richtige Haltung erzeugen, in: Sprachnachrichten. Quartalsschrift des Vereins Deutsche Sprache, Nr. 74 (2/2017), S. 8 (pdf)
  • Dietrich von der Oelsnitz: Sprache und Denken im Tugendmodus, in: Sprachnachrichten. Quartalsschrift des Vereins Deutsche Sprache, Nr. 72 (4/2016), S. 7. (pdf)
  • Dietrich von der Oelsnitz: Reformierte Sprache – betreutes Denken? Gastbeitrag in der Braunschweiger Zeitung vom 7. Juni 2019, Seite 4. (pdf)

Zeitungsartikel zur Preisvergabe (Braunschweiger Zeitung)


Der am 29. Juni 1746 im braunschweigischen Deensen geborene Joachim Heinrich Campe war Theologe, Pädagoge, Schriftsteller, Schulpolitiker, Unternehmer und Sprachforscher.

Neben Friedrich Schiller, Heinrich Gottlieb Klopstock oder George Washington gehörte er zu jenen Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts, denen 1792 das französische Ehrenbürgerrecht verliehen worden war. In dieser Epoche tiefgreifender politisch-ideologischer Auseinandersetzungen nach der Französischen Revolution widmete sich Campe intensiv der Entwicklung und Pflege der deutschen Sprache. So erschienen zwischen 1795 und 1797 in drei Bänden die »Beiträge zur Beförderung der fortschreitenden Ausbildung der deutschen Sprache«. Wenige Jahre später, 1801, veröffentlichte Campe sein »Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke«. 1804 erschien der in eine ähnliche Richtung weisende  »Versuch einer genaueren Bestimmung der Verdeutschung der für unsere Sprache gehörigen Kunstwörter«.

Dies alles mündete in das von 1807 bis 1812 in fünf Teilen editierte »Wörterbuch der deutschen Sprache«. Campe verband hier nationales Empfinden mit Sprache, was ihn sicherlich auch zu seinen Bemühungen um Sprachreinigung motivierte. Campes Begründung: »Sie, das einzige letzte Band, welches uns noch völkerschaftlich zusammenhält, ist zugleich der einzige noch übrige Hoffnungsgrund, der uns zu erwarten berechtigt, dass der deutsche Name in den Jahrbüchern der Menschheit nicht ganz verschwinden werde; der einzige, der die Möglichkeit künftiger Wiedervereinigung zu einer selbständigen Völkerschaft uns jetzt noch denkbar macht.«

Campe hatte eben schon früh erkannt, dass zwischen der Entwicklung der Sprache und der Entwicklung der Gesellschaft ein enger Zusammenhang besteht.

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