Angeregt durch die VDS-AG „Dialekte und Regionalsprachen“ richtet unserer Vereinsfreundin Tamara Lenz aus Mannheim eine neue AG „Jiddisch“ ein. Wer mitmachen will, bitte melden: Tamara Lenz, info@statisticalconsulting.de.
„Zu meinem Interesse am Jiddisch bin ich über die Musik gekommen, „ sagt Tamara Lenz. „Als Beispiel kann man auf YouTube ein etwas melancholisches und doch wunderschönes Lied vom Mordechaj Gebirtig hören:“
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Der Dichter wurde im Juni 1942 bei einer Aussiedlungsaktion zusammen mit seinem Künstlerkollegen, dem Maler Abraham Neumann, im Krakauer Ghetto von einem deutschen Besatzungssoldaten erschossen. Hier sind vier der insgesamt sechs Strophen.
Kinderyorn,
Kinderyorn, size kinderyorn
Eybik blaybt ir vakh in mayn zikorn;
Ven ikh trakht fun ayer tzayt,
Vert mir azoy bang un layd.
Oy, vi shnel bin ikh shoyn alt gevorn.
Nokh shteyt mir dos shtibl far di oygn,
Vu ikh bin geboyrn oygetzoygn
Oykh mayn vigl ze ikh dort,
Shteyt nokh oyf dem zelbn ort –
Vi a kholem is doz altz forfloygn.
Nokh ze ikh dikh, Feygele, du sheyne,
Nokh kush ikh di royte beklekh dayne,
Dayne oygn ful mit kheyn,
Dringen in mayn hartz arayn,
Kh’hob gemeynt, du vest amol zayn mayne.
Kinderyorn, kh’hob aykh ongevoyrn.
Mayn getraye mamen oykh farloyrn,
Fun der shtub nishto keyn flek,
Feygele iz oykh avek,
Oy vi shnel bin ikh shoyn alt gevorn.
Kinderjahre, süße Kinderjahre,
ewig bleibt ihr wach in meinem Gedächtnis.
Wenn ich mich nach eurer Zeit sehne,
wird mir so bang und leid,
oh wie schnell bin ich schon alt geworden.
Noch steht das Haus vor meinen Augen,
wo ich geboren wurde und spielte.
Auch meine Wiege sehe ich dort,
steht noch an dem selben Ort,
wie ein Traum ist das alles vergangen.
Noch sehe ich dich, schönes Vögelchen,
noch küsse ich deine roten Backen.
Deine Augen mit Anmut erfüllt,
dringen in mein Herz hinein,
ich habe gedacht, du wirst einmal zu mir gehören.
Kinderjahre, ich habe euch hinter mir,
meine liebe Mutter auch verloren.
Von dem Haus nichts mehr übrig,
mein Vögelchen ist auch weg,
oh, wie schnell bin ich alt geworden.
Dieser Text ist mit vielen anderen in deutscher Sprache und jiddischer Transliteration auf der Netzseite www.klesmer-musik.de zu finden. Diese Transliteration ist nötig, da die jiddische Sprache das hebräische Alphabet verwendet, für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Jiddisch muss man also die hebräische Schrift beherrschen. Ansonsten klingt jiddisch in deutschen Ohren sehr vertraut, es ist mit dem Deutschen eng verwandt und anders als viele meinen „noch lange nicht tot“. So Tamara Lenz. „Das jüdische Volk hat schon einmal eine tote Sprache zum Leben erweckt (Hebräisch als Landessprache von Israel), und auch Jiddisch erlebt zur Zeit eine Renaissance. Es ist akademisches Lehrfach an zahlreichen europäischen Universitäten und wird auch wieder in jüdischen Familien gesprochen, und das nicht nur in orthodoxen Kreisen.“
Ähnlich dem VDS gibt es seit über 35 Jahren einen Verein Yidish-Vokh (yugntruf.org/yiddish-vokh). Einmal im Jahr organisiert er ein Treffen von Freunden es Jiddischen aus aller Welt, die dann eine Woche lang nur Jiddisch zu sprechen. Und wie man auf der Netzseite des Vereines sehen kann, sind dies überwiegend junge Leute, die ihre Sprache und Kultur erhalten wollen. Ein Vorbild für den VDS?
Gruppenleiter
Tamara Lenz
info@statisticalconsulting.de