1. Presseschau vom 30. Dezember 2016 bis 5. Januar 2017
- Unsere Eliten können auch anders als VW
- Ist doch wurscht, oder?
- Neues zu „Deutsch ins Grundgesetz“
- Drei Sprachen – zwei Geschwindigkeiten
2. Berichte
3. VDS-Termine
4. Literatur
5. Denglisch
1. Presseschau vom 30. Dezember 2016 bis 5. Januar 2017
Unsere Eliten können auch anders als VW
Allianz-Arena in München © Wikipedia / CC BY-SA 2.5 / Richard Bartz
Das Portal „Welt, N 24 u.a.“ berichtet am 4.1.2017, als quasi „brandneue“ Nachricht, über eine Pressekonferenz des alten und neuen Präsidenten des FC Bayern, Uli Hoeneß, anlässlich seiner Wiederwahl am 25.11.2016. Sollten die gegen den Zeitgeist gebürsteten Auffassungen von Hoeneß, fragt sich Dr. Kurt Gawlitta (VDS-Vorstand), der Grund dafür sein, dass erst heute darüber gesprochen wird? Hoeneß fordert nämlich, unsere Landessprache müsse in der Kabine und auf dem Platz die einzige Arbeitssprache sein. Dies zeige Identifikation mit dem Klub und beweise, dass der FC Bayern nicht nur eine Durchgangsstation sei. Hoeneß ist sich mit dem Trainer Ancelotti darin einig, dass es nicht angehe, wenn in Bayerns Kader, darunter Profis aus neun Nationen, viele auch nach mehreren Jahren nur schlecht oder gar kein Deutsch sprächen. Ein Zustand, den Hoeneß dringend ändern wolle!
Hoeneß hat seinen bekannten Namen als Mann des Sports, nicht als Kulturschaffender. Darauf komme es in diesem Zusammenhang, so Dr. Gawlitta, jedoch nicht an. Die deutsche Sprache ist nämlich nicht exklusiv die Angelegenheit von wenigen Kulturbeflissenen, sondern prägt maßgeblich alle Felder unserer Gesellschaft, von Politik über Wirtschaft, Wissenschaft und Alltag hin bis eben auch zum Sport. Wenn einer der maßgeblichen Repräsentanten des Sports öffentlich diese Haltung zeigt, ist sein Einfluss auf die Gesellschaft kaum zu überschätzen. Der VDS, der seit nunmehr 20 Jahren für die Wertschätzung der deutschen Sprache kämpft, der deprimierende Nachrichten wie die Umstellung der Konzernsprache bei VW auf Englisch hinnehmen muss, erlebt hier, dank Hoeneß, einen guten Tag und fühlt sich ermuntert, seinen Weg fortzusetzen. (welt.de)
Ist doch wurscht, oder?
Selten beschäftigt sich die Bundespolitik mit dem Thema Essen. Statt jedoch landwirtschaftliche Betriebe oder gesündere Lebensmittel zu fördern, hat sich Bundesagrarminister Christian Schmidt ein anderes Ziel gesetzt: Die Umbenennung veganer und vegetarischer Lebensmittel. Denn viele Hersteller fleischloser Ersatzprodukte benennen ihre Lebensmittel als „Schnitzel“ oder „Wurst“. Eine Irreführung der Verbraucher, findet Schmidt und hat „diesen Pseudo-Fleischgerichten“ den Kampf angesagt. Und das sei auch nicht ganz unbegründet, wie die Süddeutsche Zeitung erklärt. Denn die sprachliche Benennung beeinflusse einerseits unsere Erwartungen an das Produkt und somit das Kaufverhalten des Verbrauchers. Andererseits bliebe die vegane Boulette immer nur eine Alternative zur „echten“ Frikadelle. Angeregt hatte die Debatte der Deutsche Bauernverband und der Deutsche Fleischerverband, die sich eine sprachliche Abgrenzung von Fleisch zu seinen fleischlosen Alternativen wünschen. (sueddeutsche.de, topagrar.at)
Neues zu „Deutsch ins Grundgesetz“
Nach der CDU Völklingen und der CDU Essen hat nun auch die Junge Union einen Antrag zur Aufnahme der deutschen Sprache ins Grundgesetz gestellt. Bereits seit 2008 liegt der CDU ein solcher Antrag vor, wurde von der Parteispitze bisher jedoch ignoriert. Dass sich jetzt auch die Junge Union den Forderungen während des Parteitags der CDU im Dezember 2016 anschloss, gab den Anstoß zum Umdenken, wie die Saarbrücker Zeitung berichtet. Noch sträubt sich allerdings der Koalitionspartner SPD, der das Vorhaben als „wertlose Symbolpolitik“ abtue, so die Saarbrücker Zeitung. „Wir erwarten mindestens den Versuch der Umsetzung“, fordert Stefan Rabel, CDU-Politiker in Völklingen, mit Blick auf Bundeskanzlerin Merkel. (saarbruecker-zeitung.de)
Drei Sprachen – zwei Geschwindigkeiten
Dass der Haussegen in einem Land mit drei Amtssprachen auch mal schief hängen kann, hat Belgien häufiger bewiesen. Nun geht der flämisch-wallonische Konflikt in die nächste Runde. Das Tempolimit auf belgischen Landstraßen orientiert sich ab dem 1. Januar 2017 am Sprachgebiet. Während in den flämischen Teilen außerorts nur noch Tempo 70 gefahren werden darf, sind in den französischen weiterhin 90 km/h erlaubt. Damit herrscht nicht nur in der belgischen Straßenverkehrsordnung zukünftig Uneinigkeit, sondern auch in den Köpfen ausländischer Autofahrer. Der Tipp der mdr-Redaktion: „Auf der Landstraße erst einmal die Scheibe herunterkurbeln“ und an der Sprache der Bewohner orientieren. „Zumindest auf der Autobahn bleibt Belgien ein Land.“ (mdr.de)
2. Berichte
Mit dem VDS nach Taizé
Im Namen des VDS haben die Regionalvertreter im Münsterland Günter Denz und Ludger Kordt für die Sommerfahrt der St.-Georg-Pfarrgemeinde ins französische Taizé 350 € gesammelt. Die Spende kam während des Kulturabends in Saerbeck zusammen, welcher unter dem Motto „Babylon – die Vielfalt der Sprachen“ stand. Leitgedanke des Abends war „die Scheu vor fremden Sprachen und vor dem Fremden auf eine literarische Art zu überwinden“, so Denz. (wn.de)
3. VDS-Termine
9. Januar 2017 Region 42 (Wuppertal, Remscheid, Solingen)
Mitgliedertreffen (normalerweise jeden zweiten Montag im Monat)
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Gaststätte „Kaiser-Treff“, Hahnerberger Straße 260, 42349 Wuppertal-Cronenberg
11. Januar 2017 Region 17 (Neubrandenburg, Greifswald)
Vortrag: Eckhard Kuhla: „Liebe Gäste UND Gästinnen – Sprache steuert unser Denken“
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Hotel Schloßgarten, Tiergartenstraße 15, 17235 Neustrelitz
4. Literatur
Zum 125. Geburtstag von J. R. R. Tolkien
Die Journalistin Simonetta Dibbern erinnert im Deutschlandradio Kultur anlässlich seines 125. Geburtstags an den britischen Erfolgsautor J. R. R. Tolkien. Der einstige Professor für altenglische Philologie feierte mit „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“ weltweite Erfolge. Schon früh sei Tolkien fasziniert von den germanischen Sprachen gewesen und habe stets ein besonderes Interesse für Sprachgefüge gehabt. Mit 13 Jahren wandte er sich alt- und mittelenglischen Texten zu, lernte Finnisch und Walisisch und erfand eigene Kunstsprachen. Seine Sprachwelt findet sich auch in seinen Büchern wieder. An seinem erfolgreichsten Werk „Der Herr der Ringe“ schrieb Tolkien zwölf Jahre lang. John Ronald Reuel Tolkien starb 1973 und hinterließ mit seinen Werken den Grundstein für das Genre der phantastischen Literatur. (deutschlandradiokultur.de)
5. Denglisch
Ein Drittel nervig
Die Redaktion der FAZ hat ihre Unworte des Jahres 2016 zusammengestellt. Und siehe da: Auch die Journalisten sind von dem ganzen Denglisch schlichtweg genervt. Von den zehn Begriffen sind nämlich drei typisch denglisch. Darunter auch der Klassiker der Anglizismen „chillen“. Was als Jugendwort begann, um Verben wie „faulenzen“ oder „entspannen“ besonders „cool“ zu beschreiben, hat inzwischen auch Einzug in die jung-geglaubten Chefetagen gehalten. „Womit wieder einmal demonstriert ist, dass Anglizismen dem sprachlichen Niveau nicht guttun und ein Altersturbo sein können“, so die FAZ. Auch der „Friendly Reminder“ sei so ein Begriff, der etwas vorspielen soll, was er definitiv nicht ist. Lesen Sie das in der Betreffzeile einer E-Post, können Sie sich sicher sein, dass diese Erinnerung alles andere als freundlich gemeint ist. Ähnlich verhält es sich beim „Home Office“. Klingt auf Englisch vielleicht moderner, ist allerdings nur ein Trick von „Oben“, die Arbeit auch zu Hause nicht enden zu lassen. (faz.net)