1. Presseschau
Zwischen den Jahren
Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr heißt im Sprachgebrauch häufig „zwischen den Jahren“. Je nach Region bezieht sie sich auf unterschiedliche Zeitspannen, zum Beispiel kann auch der Dreikönigstag am 6. Januar das Ende der Zeit „zwischen den Jahren“ markieren. Aber woher stammt diese Redewendung eigentlich? Laut der Gesellschaft für deutsche Sprache gibt es den Ausdruck schon seit dem 14. Jahrhundert. Im früher gebräuchlichen julianischen Kalender endete das Jahr nämlich bereits am 24. Dezember – und aufgrund von römischen Bräuchen und Verschiebungen im julianischen Kalender begann das neue Jahr in weiten Teilen Europas erst am 6. Januar. Die Zeit vom 24. Dezember bis zum 6. Januar lag also tatsächlich „zwischen den Jahren“. Der gregorianische Kalender, welcher heute noch Standard ist, wurde 1582 eingeführt, um den julianischen Kalender abzulösen. Erst knapp ein weiteres Jahrhundert später legte man den 31. Dezember verbindlich als letzten Tag des Jahres fest. (wr.de)
Sprache der 2010er Jahre
Der österreichische Nachrichtendienst „k.at“ hat einen Blick auf die Sprache der vergangenen zehn Jahre geworfen und die wichtigsten und prägendsten Wörter des Jahrzehnts veröffentlicht. Schaut man sich die Liste an, muss man leider feststellen, dass sich unter insgesamt 20 Ausdrücken nur vier deutsche finden – was vielleicht auch nicht verwunderlich ist, wenn man weiß, dass „k.at“ das junge Portal des „KURIER“ ist, das speziell Jugendliche als Zielgruppe anspricht. Demnach haben die Wörter der 2010er Jahre auch zum Großteil ihren Ursprung in der Jugendsprache. Deutsche Begriffe, die genannt werden, sind „Gönnung“, „Ehrenmann/Ehrenfrau“ oder der Ausdruck „Läuft bei dir“, der heute noch verbreitet ist. Aus dem Englischen stammende Wörter sind zum Beispiel „Bromance“, also eine innige Freundschaft zwischen zwei Männern, oder „Influencer“, das heißt, eine Person, die eine starke Präsenz und ein hohes Ansehen in sozialen Netzwerken hat. (k.at)
2. Unser Deutsch
100 Glossen zum heutigen Wortschatz
Die Zeit zwischen den Jahren ist eine gute Gelegenheit innezuhalten, das Geschaffene zu betrachten und die Gedanken auf Neues zu richten. Das gilt auch für die Rubrik „Unser Deutsch“. Wir machen zwei Wochen Pause, im Januar 2020 geht es weiter. Wer die bisherigen Texte von Prof. Dr. Horst Haider Munske im VDS-Infobrief nochmal durchlesen möchte, dem sei das kürzlich erschienene Buch von Herrn Munske empfohlen: „Unser Deutsch. 100 Glossen zum heutigen Wortschatz“. Verlag FAU University Press. Erlangen 2019. ISBN: 978-3-96147-244-4 (opus4.kobv.de)
Der Autor Horst Haider Munske ist Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache e. V. Ergänzungen, Kritik oder Lob können Sie schicken an: horst.munske@fau.de
3. Kultur
Was man im Jahrzehnt gelesen haben sollte
Wer in diesem Jahr nicht zum Lesen gekommen ist und das gerne nachholen möchte, findet bei der „Stuttgarter Zeitung“ (StZ) eine Übersicht über die sieben wichtigsten Bücher des Jahrzehnts. Dabei ist zum Beispiel „Americanah“ von der nigerianischen Autorin Chimamanda Ngozi Adichie – postnationale Weltliteratur, die sich mit dem Thema Rassismus auseinandersetzt – oder Elena Ferrante mit ihrem Werk „Meine geniale Freundin“, das verschiedene Themengebiete behandelt: „Das Buch ist Freundschaftsschwarte und Milieustudie, Genre und Welttheater, Lovestory und Memoir“, heißt es in der Kurzbeschreibung der StZ. Auch der französische Autor Michel Houellebecq ist mit von der Partie – ein politisch-provokanter Autor, von dem wir bereits Anfang dieses Jahres im VDS-Infobrief Nr. 447 berichtet haben. Zu den sieben wichtigsten Büchern gehört sein 2015 erschienener Roman „Unterwerfung“. Die komplette Übersicht gibt es hier: stuttgarter-zeitung.de.
4. Denglisch
Vokabelheft mit Anglizismen
Da hatte wohl jemand die selbe Idee wie der Verein Deutsche Sprache. Der in Berlin lebende Familienvater Jürgen Jabs hat in den vergangenen Monaten 2839 Anglizismen zusammengetragen und nun ein kleines Werk mit dem Titel „Vokabelheft“ publiziert. „Ich notierte jedes englische Wort aus der Presse, das mir ins Auge fiel“, erklärt er. Mit eigenen Worten habe er dann versucht, die Anglizismen zu erklären oder dementsprechende deutsche Begriffe zu finden. Dabei kamen Erklärungen heraus wie „Amazon – international florierende Internet-Versandhandlung“, „After-Hour-Party – Feier nach der eigentlichen Feier“ oder „Playback – Sänger bewegt nur synchron die Lippen zu einem vom Band eingespielten Musikstück“. Doch es geht auch kürzer. Einen „Oldtimer“ nennt Jabs „Klapperscheese“, „Airbrush“ übersetzt er mit „Luftpinsel“, und der gute alte „Laptop“ heißt bei ihm, wie auch im Anglizismenindex des VDS, „Klapprechner“. (uckermarkkurier.de)
5. Termine
9. Januar, Region 18 (Rostock)
Mitgliedertreffen
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Gasthaus Zum Bauernhaus Biestow, Am Dorfteich 16, 18059 Rostock
16. Januar, Region 10 – 16 (Berlin/Brandenburg)
VDS-Jugendstammtisch in Berlin mit Besuch des CDU-Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor
(offen für Mitglieder und Noch-nicht-Mitglieder bis 40 Jahre)
Weitere Details folgen
Zeit: 16:30 Uhr
24. Januar, Region Österreich (Wien – Verein Muttersprache)
Hauptversammlung des Vereins Muttersprache mit anschließendem Festvortrag: Der Reformator Martin Luther – Formator der deutschen Sprache
Zeit: 17:00 Uhr
Ort: Bezirksmuseum Floridsdorf, Prager Str. 33, 1210 Wien, Österreich
29. Januar, Region 03 (Cottbus)
Mitgliederversammlung
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Hotel Zur Sonne, Taubenstr. 7, 03046 Cottbus
IMPRESSUM
Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten der vergangenen Woche zur deutschen Sprache. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln mitunter die Meinung der Redaktion.
Redaktion: Holger Klatte, Alina Letzel
© Verein Deutsche Sprache e. V.