1. Presseschau vom 5. bis 11. Mai 2017
- Weniger Englisch nach dem Brexit
- Mehr Deutsch in Tschechien
- Rechtschreib-Panne der SPD
- Studie stellt Frühenglisch in Frage
- Deutsch in Namibia
2. Berichte
3. VDS-Termine
4. Literatur
5. Denglisch
1. Presseschau vom 5. bis 11. Mai 2017
Weniger Englisch nach dem Brexit
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ist der Ansicht, dass „Englisch langsam, aber sicher an Bedeutung in Europa verlieren wird“. Das Internetmagazin heise-online.de hält es für möglich, dass „EU-intern vom Drei-Sprachen-Regime Englisch-Französisch-Deutsch auf ein Zwei-Sprachen-Regime umgeschaltet werden könnte“. In der EU sprechen (noch) 13 Prozent der Bürger Englisch als Muttersprache, 38 Prozent inklusive Fremdsprachensprecher. Deutsch als Muttersprache sprechen 18 Prozent der Bürger, hinzu kommen 14 Prozent, die Deutsch als Fremdsprache beherrschen.
Derzeit geht der VDS gerichtlich gegen die EU-Kommission vor, um eine bessere Stellung der deutschen Sprache in der Außendarstellung der EU zu erreichen. (heise.de, kurier.at)
Mehr Deutsch in Tschechien
An tschechischen Schulen ist seit 2014 wieder eine zweite Fremdsprache Pflicht. Dies hat zur Folge, dass auch Deutsch wieder stärker gefragt ist. Ein Video-Blog der ARD stellt eine Schule mit erweitertem Deutschangebot und das Goethe-Institut in Prag vor. Eine Schuldirektorin erklärt sogar: „Deutsch als zweite Fremdsprache funktioniert nicht. Nur wenn die Kinder Deutsch als erste Fremdsprache lernen, sprechen sie sehr gut.“ (tagesschau.de)
Rechtschreib-Panne der SPD
Am 14. Mai finden in Nordrhein-Westfalen Landtagswahlen statt. Mitten im Wahlkampf unterlief der SPD nun ein peinlicher Rechtschreibfehler. In einer Zeitungsanzeige in Mülheim hieß es „7200 Lehrer mehr seid 2010“. Von der Jungen Union auf den Fehler hingewiesen, der ironischerweise in einer Anzeige zur Bildungspolitik der Rot-Grünen Koalition vorkam, übernahm der Mülheimer SPD-Stadtverordnete Daniel Mühlenfeld die Verantwortung für den Fauxpas. Auf der Plattform Twitter meldete er sich dann noch mit einer irritierenden Denglisch-Konstruktion, in der es heißt, er habe die Anzeige „layoutet“ . (derwesten.de, shz.de)
Studie stellt Frühenglisch in Frage
Die Diskussion um den Sinn von Englischunterricht an Grundschulen (Vgl. Infobrief 18. Woche) wird nun auch in Deutschland geführt. Sprachwissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum kamen zu dem Ergebnis, dass Kinder, die bereits ab der ersten Klasse Englisch lernen, in den weiterführenden Schulen schlechter abschneiden als jene, die erst ab der dritten Klasse Englischunterricht bekommen. Die Langzeitstudie lief zwischen 2010 und 2014 an 31 Gymnasien in Nordrhein-Westfalen. „Der frühe Englischunterricht in der Grundschule findet zu einer Zeit statt, in der ein intensiverer Kontakt notwendig wäre, um eine Sprache nachhaltig zu lernen“, bewertet Nils Jäkel vom Bochumer Lehrstuhl Didaktik des Englischen das Ergebnis. Zudem seien der Unterricht zu kurzfristig angesetzt und Lehrer nicht ausreichend geschult worden. „Es könnte sich als sinnvoller Kompromiss erweisen, in Klasse drei mit erhöhter Stundenzahl in den Englischunterricht einzusteigen“, meint Jäkel. (idw-online.de, spiegel.de)
Deutsch in Namibia
Bis 1915 war Namibia eine deutsche Kolonie. Noch heute ist die deutsche Kultur in dem südafrikanischen Land sehr präsent, insbesondere bei typisch deutschen Gerichten, Konsumgütern und der Sprache. Rund 20.000 Einwohner sprechen Deutsch als Muttersprache, aber auch für einen großen Teil der übrigen Bevölkerung ist Deutsch die Zweitsprache. Im Alltag gibt es viele deutsche Fremdwörter, die sich wiederum mit Afrikaans und einheimischen Idiomen vermischen. Das Reiseportal Easy Voyage hat eine Liste mit Wörtern deutscher Herkunft zusammengestellt. Beispielsweise nennen namibische Männer ihre Lebenspartnerin liebevoll „Alte“ und als „Trockenzeit“ wird der Winter bezeichnet. Und sollte man einmal einen „Kack fangen“, dann bedeutet das Verärgerung oder Langeweile. (easyvoyage.de)
2. Berichte
Neue Regionalleitung in Kassel
Die VDS-Region Kassel und Umgebung (34) hat eine neue Regionalleitung. Die Mitglieder wählten Rechtsanwalt Thomas Wirz und Dr. Reinhold Rieger. Der VDS-Vorsitzende Prof. Dr. Walter Krämer hielt auf der Versammlung am 4. Mai den Vortrag: „Verlierer sprechen Denglisch – Die deutsche Sprache und das Geld“. (VDS-Regionalvertretungen)
3. VDS-Termine
15. Mai, Region 59 (Hamm, Unna, Arnsberg)
Mitgliedertreffen
Zeit: 15:00 Uhr
Ort: Seniorentreff „Fässchen“, Hertingerstr. 12, 59432 Unna
16. Mai, Region Zürich
Vorträge Regula Heinzelmann: „Einstieg in die Zwingli-Geschichte“ und Dr. Reiner Pogarell (VDS-Vorstandsmitglied): „Luther und die deutsche Sprache“
Zeit: 19:00
Ort: „Karl der Große“, Kirchgasse 14, 8001 Zürich, Schweiz
17. Mai (Veranstaltung des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark e. V.)
Vortrag von Bruno Preisendörfer: „Als unser Deutsch erfunden wurde. Reise in die Lutherzeit“
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK), Hansastr. 3, 44137 Dortmund
Eintritt frei
18. Mai, Region 20/22 (Hamburg)
Veranstaltung „Wie kommt Gender Mainstreaming in die deutsche Sprache?“
Zeit: 18:30 – 21:00
Ort: Gästehaus der Universität Hamburg, Rothenbaumchaussee 34 , 20146 Hamburg
18. Mai, Region 70, 71, 73, 74 (Stuttgart, Nordwürttemberg)
Regionalversammlung
Zeit: 19:00
Ort: Trollingerstubn, Rotebühlstraße 50, 70178 Stuttgart
4. Literatur
Literarisches Portal „weiterschreiben.jetzt“
Mit dem Literarischen Portal „weiterschreiben.jetzt“ bietet die Heinrich-Böll-Stiftung Autoren und Autorinnen in Krisengebieten eine Plattform an, auf der sie ihre Arbeiten publizieren können. In Krisengebieten wie Syrien können Schriftsteller oft nur unter Lebensgefahr arbeiten. Das literarische Portal ermöglicht es ihnen, gemeinsam mit deutschsprachigen Kollegen ihre Texte zu übersetzen und zu bearbeiten. (deutschlandfunkkultur.de)
Literaturpreise
Der amerikanische Schriftsteller Jonathan Franzen erhält in diesem Jahr den Frank-Schirrmacher-Preis von der nach dem 2014 verstorbenen Herausgeber der F.A.Z benannten Stiftung. Franzens Werk bringe „unsere Gegenwart und Befindlichkeiten mit Empathie, Kalkül und Ironie zur Erscheinung“, so die Begründung. Der Preis ist mit 20.000 Schweizer Franken dotiert und wird am 12. Oktober vergeben.
Den seit 1998 von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz verliehene und mit 50.000 Euro dotierte Joseph-Breitbach-Preis erhält 2017 die Theater- und Prosaautorin Dea Loher. Loher schreibe Weltliteratur und liefere einen differenzierten Zugang zur Gewalt, der einzigartig sei in der Gegenwartsliteratur, so die Begründung der Jury. (deutschlandfunkkultur.de, deutschlandfunkkultur.de)
5. Denglisch
Mehr als Oberamtsrat
Dass Sprachkritik wirkt, zeigt ein Bericht von VDS-Mitglied Gerhard Schwarz aus Nürnberg. Er bekam mit der CosH Consulting GmbH zu tun, die nach eigener Aussage unter anderem einen „Senior Technical Specialist” und einen „Chief Branding Officer!“ beschäftigte. „Mein lieber Schwan“, schrieb Schwarz an den Geschäftsführer „das ist alles wahrscheinlich mehr als Oberamtsrat.“ Wenige Tage später hatten die Mitarbeiter deutsche Funktionsbezeichnungen: Techniker, Entwicklung, Vertrieb usw. (cosh.de)
Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten und Nachrichten der vergangenen Woche über die deutsche Sprache. Bestellbar unter: infobrief@vds-ev.de.
RECHTLICHE HINWEISE
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Verein Deutsche Sprache e. V. Dortmund
Redaktion: Anna Beckmann, Lea Jockisch, Holger Klatte
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