1. Presseschau
Politikerreden bei Hitze leichter verständlich
An heißen Tagen sind die Reden von Politikern weniger kompliziert als an Tagen mit kühlerer Temperatur. Das haben nun Forscher vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock und von der Universität Aarhus (Dänemark) herausgefunden, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Als Forschungsgrundlage dienten über sieben Millionen politische Reden aus den USA, dem Vereinigten Königreich, Österreich, den Niederlanden, Neuseeland, Dänemark, Spanien und Deutschland. Die Forscher verwendeten einen „Lesbarkeitsindex“ und ermittelten jeweils einen Wert für die Verständlichkeit, beruhend auf der durchschnittlichen Satz- und Wortlänge. Ergebnis: Bei Hitze, vor allem ab 24 Grad Celsius, genügten den Rednern kürzere Wörter, die Sprechweise der älteren Personen war von der Temperatur mehr betroffen als die der jüngeren. (sueddeutsche.de)
Chinesen schreiben dank KI schneller
Die meisten Wörter im Chinesischen bestehen aus einem oder zwei Schriftzeichen. Wer also die chinesische Schrift lesen oder schreiben möchte, sollte 5.000-7.000 Schriftzeichen beherrschen – so viele werden in der Alltagssprache oder in den Medien häufig verwendet. Allerdings gibt es unzählige Kombinationen aus diesen Zeichen. Dies hat zur Folge, dass der Schriftsatz beim Buchdruck viel aufwendiger ist als hierzulande, auch dass Rechnertastaturen dreifach belegt sind. Das lautbasierte lateinische Alphabet hat hier einen echten Vorteil. Aber mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) ändert sich das, so dass heute „die Eingabe eines chinesischen Textes sehr viel schneller möglich (ist) als die eines vergleichbaren Textes in einer auf Latein basierenden Sprache“, so ein Bericht im Handelsblatt. Die KI kann aus dem Kontext der anderen Schriftzeichen genauer die folgenden Wörter eingrenzen und vorschlagen, nachdem auf der Tastatur die Anfangslaute eingegeben wurden. Mehr als 200 Schriftzeichen (also komplexe Wörter) pro Minute könne ein geübter Schreiber tippen. (handelsblatt.com)
Schüler in Schleswig-Holstein brauchen Deutsch-Nachhilfe
Bei den I-Dötzchen in Schleswig-Holstein hapert es mit der Sprache. Die Landtagsfraktion der Linken hatte eine Anfrage bezüglich der Schuleingangsuntersuchungen gestellt. Da werden verschiedene Fähigkeiten der Kinder geprüft, und es stellt sich heraus, dass der Förderbedarf bei der Sprache gestiegen ist. Im Bereich Grammatik und Aussprache haben die Kinder schlechter abgeschnitten als noch vor zwei Jahren. Die kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Linken-Landtagsfraktion, Nicole Anger, sagte, Artikulation und Grammatik bildeten sich nur gut heraus, „wenn beides regelmäßig angewendet werde“. Dazu brauchte es in der Kindertagesbetreuung Fachkräfte, die Zeit haben, ein Buch vorzulesen, Geschichten zu erzählen und mit den Kindern im Gespräch zu bleiben. Für die bessere Förderung müsse es mehr Personal in den Kitas geben. Das Sozialministerium verwies auf sein Bildungsprogramm „Bildung: elementar – Bildung von Anfang an“, das als besonderen Fokus die Sprachförderung habe. Es werde derzeit überprüft, ggf. sollten die Inhalte angepasst werden. (sueddeutsche.de)
„Einfache“ Tagesschau in der Kritik
Für die Tagesschau-Fassung in Einfacher Sprache wurde die ARD bepöbelt – die meiste Kritik war unsachlich. Unstrittig ist, dass diese gut verständliche, langsam gesprochene Nachrichtensendung mehr Personen mit Verständnisschwierigkeiten erreicht als bisher. Berechtigte Einwände nennt der Verband Legasthenie und Dyskalkulie: „Menschen mit einer Legasthenie haben bei Fernseh- und Radiobeiträgen kein Problem, die Inhalte zu verstehen, da sie in ihrer Auffassungsgabe nicht beeinträchtigt sind“, so der Verband. Leseschwäche bedeute jedoch nicht, dass jemand nicht weiß, was ein Finanzminister ist. Nachrichten in Einfacher Sprache könnten dazu beitragen, dass Legastheniker stigmatisiert werden. (hna.de)
Bildungsbericht mit viel Schatten
Fast jeder 5. Viertklässler (19 Prozent) kann nicht mehr richtig lesen. Das ist nur eine Erkenntnis aus dem Bildungsbericht, der diese Woche vom Leibniz-Institut veröffentlicht wurde. 52.000 Jugendliche (knapp 7 Prozent) verlassen im Jahr die Schule ohne Abschluss. Außerdem haben 17 Prozent der Erwachsenen (25-65 Jahre) 2022 keine Berufsausbildung vorzuweisen, damit gelten sie als gering Qualifizierte. Laut Institut für Wirtschaft (IW) Köln gingen dem Staat Steuern und Sozialbeiträge verloren, auch für die Wirtschaft sei eine solche Entwicklung fatal. Jemand mit abgeschlossener Berufsausbildung verdiene im Laufe seines Lebens 400.000 Euro mehr an Steuern und Sozialbeiträgen als jemand ohne Berufsausbildung. Der Ökonom Axel Plünnecke vom IW Köln rechnet in der Bild vor: „Verlieren wir 100.000 Jugendliche auf dem Weg zur Berufsausbildung, so entsteht über deren Lebenslauf hinweg insgesamt ein Schaden von rund 40 Mrd. Euro für den Staat.“ Und weiter: Steige der Anteil dieser „Bildungsverlierer“ um 10 Prozentpunkte, „entsteht dem Staat für einen Schuljahrgang über dessen Lebenslauf hinweg ein Verlust von rund 40 Milliarden Euro“. Bei fünf Jahrgängen seien es schon 200 Milliarden Euro.
Hamburgs früherer Schulsenator Ties Rabe sieht die Gründe für die Bildungsmisere im Elternhaus. Mütter und Väter würden mit den Kindern viel zu wenig spielen, lesen und lernen. „Die Alltagskompetenzen nehmen immer mehr ab,“ so Ties. Dabei reichten schon kleine, spielerische Schritte: „Es wird zum Beispiel kaum noch ‚Mensch ärgere Dich nicht‘ gespielt, dabei lernen Kinder beim Würfeln spielerisch zählen.“ Auch klassisches Kuchenbacken könne helfen, denn hier würden Kinder ans Messen und an das Verständnis für Verhältnisse herangeführt.„Die Schülerschaft hat sich erheblich verändert“, so Rabe. „40 Prozent der Kinder kommen mittlerweile aus Familien mit Risikofaktoren für den Bildungsweg: Arbeitslosigkeit, mangelnde Schulabschlüsse der Eltern.“ Zudem würden 30 Prozent der Hamburger Schüler zu Hause kein Deutsch sprechen; derweil sei das Schulsystem aber nicht so viel besser geworden, die Probleme der Familien auszugleichen. (bild.de, bild.de)
Von Fußball-Phrasen und dem Gendern
Der Linguist Prof. Simon Meier-Vieracker (TU Dresden) war Interview-Gast bei Katja Heijnen, die für SWR 1 Leute einen Blick auf die Fußballsprache werfen wollte. Meier-Vieracker ist bei X (ehemals Twitter) und TikTok als Fußball-Linguist unterwegs, eine Bezeichnung, die er im Rahmen seiner Forschung selbst geprägt hat. Die Fußballsprache unterscheide sich dabei gar nicht so sehr von der Alltagssprache. Zwar gebe es Fachtermini, die vor allem in Regelwerken zum Einsatz kommen, ansonsten sei die Sprache sehr alltagstauglich. Sie lebe vor allem von Wiederholungen und Redewendungen, schaffe aber gleichzeitig ein Wechselspiel zwischen Routine und Kreativität, damit das Reden über das Thema Fußball nicht langweilig würde.
Meier-Vieracker und Heijnen schauten auch auf die Sprache des Internets und der sozialen Medien. Meier-Vieracker befürchtet nicht, dass sich eine Sprache, wie sie in den sozialen Medien oder bei WhatsApp vorherrscht, in der geschriebenen Sprache niederschlägt. Rechtschreibung und Grammatik würden außerhalb der sozialen Medien gelernt und erst anschließend auf diese angewendet. Dabei komme es zu Abkürzungen, fehlenden Satzzeichen oder falsch geschriebenen Wörtern. Der schnelle dialogische Austausch stehe im Vordergrund; im geschriebenen Wort würde jedoch auf korrekte Rechtschreibung geachtet, zumal auch Zeitungen und Bücher so verfasst sind.
Sein neues Buch habe er mit Doppelpunkt gegendert; zum einen, weil es an der TU Dresden eine entsprechende Empfehlung zum Gendern gebe, zum anderen, weil Forschungen gezeigt hätten, dass die Nutzung des generischen Maskulinums eher negative Auswirkungen hätte und eine bestimmte Vorstellung von einer eher männlich geprägten Gesellschaft manifestieren würde. Heijnen widersprach, sie selbst sei keine Freundin des Genderns, finde es nervig. Meier-Vieracker tat dies als „anekdotische Evidenz“ ab, also etwas, was man selbst erlebt und daher als wahr annimmt. (ardaudiothek.de)
Du oder Sie?
Das Wirtschaftsmagazin Netzwerk Südbaden widmet sich in seiner Juni-Ausgabe dem Thema „Respekt“. In einem der Beiträge geht es um das Duzen und Siezen in Unternehmen. Betül Hanisch betreibt eine Knigge-Schule in Freiburg: Im Geschäftsleben biete heute noch der Ranghöhere dem Rangniederen das Du an, unabhängig von Alter oder Geschlecht. Wer das nicht möchte, könne mit dem Hinweis auf den Respekt vor dem Gegenüber entspannt ablehnen.
Dennoch zögen mittlerweile viele Unternehmen intern das Du vor. Mehrere Personaler berichten von einer vermehrten Nutzung des Du innerhalb der Belegschaft. Die Arbeitspsychologin Katrin Winkler von der Hochschule Kempten im Allgäu stellt aber klar, dass sich auch mit dem Du in einem Unternehmen Hierarchien nicht von alleine abbauen lassen und Verantwortungsbereiche immer noch existent blieben. Das Du könne Barrieren abbauen, aber auch eine Ausgrenzung bewirken, wenn man sich mit dem einen duzt und mit dem anderen siezt. In Branchen mit internationaler Ausrichtung sei eher das Du gängig. Bezogen auf das Dreiländereck, wo das Netzwerk Südbaden erscheint, gibt es einen weiteren Unterschied: In Frankreich gehe es deutlich formeller zu, in der Schweiz sehe man die Ansprache lockerer.
Doro Wilke, Pressesprecherin des Vereins Deutsche Sprache, betont, dass man mit dem Sie immer auf der sicheren Seite sei. Gerade eher introvertierte Menschen könnten sich regelrecht überfallen fühlen, wenn ein Betrieb intern das Du einführt. „Es gibt aber keinen Königsweg“, so Wilke, „es ist eine persönliche Entscheidung, womit man besser fährt.“ Sie empfinde es als schwierig, wenn Firmen ihren Mitarbeitern eine Entscheidung über Nähe und Distanz abnehmen, die sie vielleicht lieber selbst treffen. (netzwerk-suedbaden.de (Bezahlschranke))
2. Gendersprache
Volksinitiative verklagt die Stadt Hamburg
Die Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung“ in Hamburg hat eine Klage beim Hamburgischen Verfassungsgericht eingereicht. Die Initiatoren wehren sich dagegen, dass der Hamburger Senat für das anstehende Volksbegehren keine digitale Abstimmung ermöglicht, und dass der Zeitraum der Abstimmung vollständig in die Schulferien fällt. Das Volksabstimmungsgesetz enthalte einen Rechtsanspruch für die Hamburger Bürger, dass der Senat das Volksbegehren in elektronischer Form unterstützen müsse, sagte der Notar Jens Jeep, einer der Vertrauensleute der Initiative. (welt.de)
Beratungs- statt Arzttermin
Der Arzt scheint nicht geschlechtergerecht – er weicht der Beratung. So lässt sich der Leitfaden der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) zusammenfassen. Laut Leitfaden soll in der Kommunikation das generische Maskulinum vermieden werden, meldet der Tagesspiegel. Stattdessen sollen geschlechtsneutrale Begriffe wie Person, Lehrkraft oder Studierende genutzt werden. „Wenn auf beide Geschlechter Bezug genommen wird, sind Frauen und Männer auch gleich zu behandeln, zum Beispiel Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten oder Ärzte und Ärztinnen“, heißt es in dem Papier. Eine Regelung für das sogenannte „Dritte Geschlecht“ (also Menschen, die in ihren Ausweispapieren „divers“ angegeben haben) gebe es nicht. Bis zu einer entsprechenden Empfehlung für die sprachliche Berücksichtigung sollten weiter die männlichen und weiblichen Formen genutzt werden. Ein Glossar ergänzt den Leitfaden. Er sieht zum Beispiel für das „Arztgespräch“ den Begriff „Ärztliches Gespräch“ vor, statt „Arzttermin“ könnte „Behandlungstermin“ oder „Beratungstermin“ genutzt werden. „Probanden“ würden zu „Testpersonen“ und statt Professoren zu „Professuren innehabende Personen; Habilitierte“. (tagesspiegel.de (Bezahlschranke))
3. Kultur
Brandenburg fördert Niederdeutsch
Als erstes Bundesland hat Brandenburg ein Gesetz zur Förderung und zum Schutz des Niederdeutschen verabschiedet. In Brandenburg sprechen nur noch weniger als drei Prozent der Bewohner Niederdeutsch. Das Gesetz definiert ein niederdeutsches Sprachgebiet, regelt Interessenvertretungen sowie Ansprechpartner und wird als Bekenntnis zur Erhaltung und Förderung des Niederdeutschen bezeichnet. „Mit dem Niederdeutsch-Gesetz unterstützen wir Menschen dabei, ihre Sprache zu erhalten und zu pflegen“, sagt Brandenburgs Kultur- und Wissenschaftsministerin Manja Schüle. Der Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg kritisiert das Gesetz als zu wenig verbindlich. (rbb24.de)
Ostbelgisches Deutsch
Die meisten Menschen in der Region um Namur in Belgien sprechen Französisch. Doch das Deutsch der deutschsprachigen Gemeinschaft ist nicht ausgestorben, klingt aber etwas anders als das Hochdeutsch, das man sonst gewohnt ist. Emma Joveneau hat Germanistik in Namur und Bonn studiert und promoviert jetzt zum ostbelgischen Deutsch. In dieser Sprachvarietät hätten sich viele Wörter herausgebildet, die eine Fusion des Französischen mit dem Deutschen darstellen oder ganz neu seien, so Joveneau: „Gemeindekollegium ist ein Wort, das nur in Ostbelgien benutzt wird. Das gibt es nicht in Deutschland. Das ist etwas typisch Belgisches. Und genau diese sprachlichen Besonderheiten interessieren mich für Ostbelgien.“ Mithilfe einer Umfrage will sie jetzt herausfinden, wie stark die Sprachvarietät ausgeprägt ist: „Zum Beispiel werden die Teilnehmer darum gebeten, ein Bild zu benennen. Oder sie bekommen eine kurze Beschreibung und sie müssen angeben, welches Wort sie dafür benutzen würden.“ Viele Deutschsprecher würden ihre Sprache selten so herausstellen, es schwinge oft Scham mit. Die sei unnötig, bekräftig Joveneau: „Diese Variation gehört zur Identität der Ostbelgier und Ostbelgierinnen und das ist sehr positiv – und für die Sprachwissenschaft auch sehr interessant.“ (brf.be)
4. Denglisch
Ein Satz mit „Zugplakette“
Die Stadt Mainz hat das Fastnachtsmotto für 2025 bekanntgegeben: „In Meenz zu feiern, des ist nett, but don‘t forget se Zugplakett“, einer von über 590 eingereichten Vorschlägen. Eine Bedingung für den neuen Kampagnenspruch war, dass das Wort „Zugplakettchen“ vorkommt. Das sind besondere Karnevalsfiguren, die für jede Saison neu gestaltet werden und sozusagen als Eintrittskarte für den Mainzer Karnevalszug dienen. Diese Zugplakette wird nächstes Jahr 75 Jahre alt. Das denglische Motto kommt bei den Mainzern allerdings gar nicht gut an: „Die meisten Reaktionen waren verheerend“, schreibt das Magazin Mainz&. „Also ich kann DAZU nur sagen, Cannabis hätte nicht freigegeben werden dürfen, anders kann ich mir diese Entgleisung nicht erklären“, kommentierte der als „Altstadtadel“ aktive Fastnachter Jochen Behrendt. Auf Facebook schrieb jemand: „Gibt doch bestimmt ein 14-tägiges Widerrufsrecht“. (mainzund.de)
5. Soziale Medien
Hamburger Volksinitiative auf Instagram
Die Hamburger Volksinitiative gegen Gendern hat seit dieser Woche ein Instagram-Konto. Auf verschiedenen Kacheln werden kurze Sprüche gegen das Gendern präsentiert, außerdem gibt es Infos zur aktuellen Berichterstattung über die Initiative. (instagram.com/hamburg_ohne_gendern)
Statistik und Sprache
Dass Statistik lahm und trocken ist, muss nicht immer stimmen. Der TikToker @fabiandelnavarro hat in Vorbereitung zu einer Statistik-Prüfung ein Gedicht verfasst, um sich statistische Gegebenheiten besser merken zu können: tiktok.com/fabiandelnavarro.
Schöne Fehler
Liedertexter haben es nicht immer so mit der Grammatik. Einer der schönsten Fehler ist vermutlich „Marmor, Stein und Eisen bricht“, das sprachlich nicht korrekt kaputtgeht, aber irgendwie zu „aber unsere Liebe nicht“ gereimt werden musste. Neben Drafi Deutscher singen auch der Bochumer Rocker Jo Hartmann und seine Band grammatikalisch nicht korrekt „und die Welt beging zu taumeln“, was dem Mitsing-Potenzial von „Für immer“ dennoch keinen Abbruch tut. (x.com/vds)
BundestrAIner*innen???
Der baden-württembergische Energieversorger EnBW will sich ganz modern geben, kassiert dafür aber Häme im Netz. In Anlehnung an die EM veranstaltet er ein Gewinnspiel, bei dem die Mitspieler mit künstlicher Intelligenz (KI) – auf Englisch Artificial Intelligence (AI) – arbeiten sollen. „Welcher BundestrAIner*innen Typ bist du?“ steht auf der Internetseite. Unter dem Beitrag von @niemehrgruen, der das auf X (ehemals Twitter) geteilt hat, erklärt sich EnBW: Man würde sich durch Werte wie Respekt, Toleranz und Offenheit leiten lassen, Diskriminierungen lehne man ab, man wolle niemanden ausschließen. Dass EnBW dafür in Kauf nimmt, Menschen mit Beeinträchtigungen/Behinderungen auszuschließen, wollte der Konzern dann nicht mehr kommentieren. (x.com/vds, x.com/niemehrgruen)
6. Kommentar
Lesen, sowas von überflüssig
„Wer sich für Leseförderung einsetze, führe einen „ständigen Kampf gegen die gesprochene Sprache“, zitiert Sascha Zoske in der FAZ den Leseforscher Andreas Gold von der Goethe-Universität Frankfurt. Man halte dem Psychologen Gold entgegen, mit seinen Bemühungen zur Verbesserung der Lesefähigkeit von Kindern habe er gegen die Segnungen der künstlichen Intelligenz (KI) keine Chance. Lesen müsse man demnächst gar nicht mehr. Wenn beispielsweise „Fahrkartenautomaten zuverlässig auf Ansprache reagieren und das Smartphone jedes Preisschild im Supermarkt vorliest“, komme man auch als Analphabet gut durch den Alltag.
Das wird schön, wenn unentwegt die Hinweise die Luft (oder Kopfhörer) füllen: über die Absage des ICE nach Würzburg und den Zuckergehalt der Bananen in der Auslage, oder die Leere auf dem Bankkonto. Wenn sich diese Vision nicht eine Spur zu verträumt anhört. Nur mal zum Beispiel in Charkiw, nach dem Aufschlag einer russischen Gleitbombe im Supermarkt. Vielleicht erklärt jemand den Träumern, dass KI irgendwie mit dem Digitalen zu tun hat, mit Internet und so Zeugs. Das fällt dann schon mal aus. Da sollte man die Betriebsanleitung entziffern können: „Feuer machen ohne Streichhölzer – in sechs einfachen Lektionen.“ (Oliver Baer)
Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.
Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs