Infobrief vom 22. September 2024: Wann werden Worte zu Taten?

1. Presseschau

Wann werden Worte zu Taten?

Der MDR-Wissen-Podcast untersucht in der neuesten Folge, wie Sprache unser Handeln beeinflusst und wann Worte zu Taten werden. Laut Professor Friedemann Vogel, Sozio- und Diskurslinguistiker an der Universität Siegen, führt Sprache nicht automatisch zu Taten, das müsse von Fall zu Fall individuell betrachtet werden. Beispiele wie Günter Schabowskis Ankündigung der Reisefreiheit für DDR-Bürger am 9. November 1989, belegen, wie schnell Worte zu Taten führen können. Man könne jedoch nicht verallgemeinern, dass eine bestimmte Wortwahl eine bestimmte Handlung auslöse. Obwohl Sprache und Handeln demnach in keinem unmittelbaren Zusammenhang stehen, gebe es auch Beispiele für die „verhängnisvolle Kombination von Sprache, Denken und Handeln.“ Insbesondere abwertende Sprache erhöhe das Risiko von Gewalt, betont Vogel. Sprache könne Handlungen vorbereiten oder begünstigen, deshalb sei es wichtig, dass Politiker sich solcher Handlungsszenarien bewusst seien. Im Allgemeinen habe der Alltagssprachgebrauch nicht die gleichen Konsequenzen wie die Politikersprache, meint Vogel. (mdr.de)


Nix mehr mit Migrationshintergrund?

Die Autoren des neuen Jugendberichts des Bundesfamilienministeriums von Lisa Paus (Grüne) empfehlen, das Wort „Migrationshintergrund“ solle nicht mehr verwendet werden. Der Grund: Kinder nicht-deutscher Eltern würden ausgegrenzt und gleichgesetzt. Mittlerweile würde bereits 41 Prozent der Kinder unter 6 Jahren in Deutschland eine andere „natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeit“ zugeschrieben, wie es in dem Bericht heißt: „Die Kommission hat sich im Zuge ihrer Beratungen entschieden, vom Begriff ‚Migrationshintergrund‘ weitestgehend Abstand zu nehmen, da dieser bestimmte junge Menschen zu Merkmalsträger:innen eines gesamtgesellschaftlichen Phänomens macht und damit zugleich der Vielfalt und Diversität junger Menschen samt ihren Bedürfnissen und Lebenswelten nicht gerecht wird.“

Die Ethnologin Susanne Schröter erinnert in BILD daran, dass das Wort ursprünglich ein Euphemismus aus der linken Soziologen-Ecke war. Es sollte in Kriminalitätsmeldungen Begriffe wie „Ausländer“, „Araber“ oder später „Südländer“ (selbst ein Euphemismus) ersetzen. Der Bericht zur Situation von Kindern und Jugendlichen wird bereits zum 17. Mal vorgelegt, den ersten gab es 1965. (bild.de, msn.com)


Sprachenstreit in Südafrika

In Südafrika gibt es zwölf offizielle Landessprachen, die mit den meisten Sprechern sind Afrikaans, Englisch und die afrikanischen Sprachen isiXhosa und isiZulu. Für elf Prozent der Bevölkerung ist Afrikaans die Muttersprache. Doch für viele Schwarze in Südafrika ist die Sprache ein Symbol des Apartheidsregimes. Die Schulen im Land durften bislang selbst bestimmen, in welcher Sprache unterrichtet wird, an vier Prozent der Schulen ist Afrikaans Unterrichtssprache. Nun ist ein Gesetz verabschiedet worden, mit dem die Provinzregierungen (vergleichbar mit den Bundesländern in Deutschland) mehr Einfluss auf die Schulsprachen erhalten. Die Minderheiten der Afrikaans sprechenden Schwarzen sowie der burischen Weißen im Land fürchten um den Status ihrer Sprache im Land. (sueddeutsche.de)


Deutsch als Fremdsprache

Im Landesecho berichtet Klára Diehelovà über Deutsch in den Schulen Tschechiens. Es wird wieder erwogen, die zweite Fremdsprache in den Schulen abzuschaffen, davon wäre auch Deutsch betroffen. Diehelovà hatte sich im Rahmen ihrer Bachelorarbeit im Lehramt für Deutsch an der Masaryk-Universität (Brünn) damit befasst, welche Beziehung tschechische Schüler und Lehrer noch zur deutschen Sprache pflegen. Viele junge Menschen lernten Deutsch, weil die Sprache direkt oder indirekt in der Familie eine Rolle spiele. Die Eltern höben die Vorteile von Deutschkenntnissen im Beruf hervor. Die Kinder selbst seien gespalten: Einige schwärmten vom melodischen Klang, für andere klinge Deutsch unschön. Dazu gebe es Assoziationen mit der Vergangenheit, Begriffe wie „Nazi-Sprache“ seien immer noch allgegenwärtig. Auf Reisen in die Nachbarländer merke man allerdings, dass „Englisch allein im Ausland nicht immer hilfreich“ sei. Historisch sind Tschechisch und Deutsch eng verbunden, zum Beispiel gibt es Lehnwörter aus dem Deutschen wie „Brille – brýle“ oder „Kübel – kýbl“. (landesecho.cz)


Gesprächige Pflanzen

Laut neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse der Edge Hill University im englischen Ormskirk, können Pflanzen aktiv miteinander kommunizieren, ähnlich der nonverbalen Kommunikation des Menschen. Der stellvertretende Leiter der Abteilung Forschung, Sven Batke, erläutert, dass diese Pflanzenkommunikation sich hauptsächlich durch Pilznetzwerke unter der Erde abspielt, sie sind den Forschern als „Wood Wide Web“ bekannt. Die Netzwerke verbinden Bäume und Pflanzen, sodass sie Wasser, Nährstoffe und Informationen austauschen können. Laut Batke nutzen Pflanzen chemische Signale, um zu kommunizieren. Ein Beispiel dafür sei der Duft von frisch gemähtem Rasen. Beim Mähen setzt der Rasen cis-3-Hexenol frei, was eine Warnung vor einem Fressfeind, in diesem Fall der Rasenmäher, darstelle. Durch Elektrophysiologie versuche man, die elektrischen Signale der Pflanzen zu interpretieren. Die Forscher vermuten, dass über 80 Prozent der Pflanzen durch ein Pilznetzwerk miteinander verbunden sein können. Damit handele es sich um eines der ältesten Kommunikationssysteme der Welt. (waz.de)


2. Gendersprache

Behördenmitarbeiterin startet Petition gegen Gendern

Die Bremer Behördenmitarbeiterin Claudia Andresen beklagt Wildwuchs in der Verwaltung. In der „Handreichung zur gendersensiblen Sprache in der Bremer Verwaltung“ würde der Doppelpunkt als derzeit beste Möglichkeit zum Gendern genannt, eine echte Handlungsempfehlung gebe es aber nicht. Das sorge dafür, dass die Mitarbeiter in der Verwaltung nach persönlichem Geschmack gendern, Texte seien nicht mehr einheitlich. Sie hat deswegen im Februar bei der Bremischen Bürgerschaft eine Petition eingereicht, damit wieder ein klarer und einheitlicher Sprachgebrauch vorherrsche. Die aktuelle Situation verwirre nicht nur die Beschäftigten in den Behörden und die Bürger: „Noch dazu erschwert es den etlichen ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Bremen das Erlernen der deutschen Sprache.“ Andresen fordert deswegen, Schluss zu machen mit gendersensibler Sprache bei den Behörden – sie selbst begnügt sich mit weiblichen und männlichen Varianten. Derzeit ist ihre Petition in der parlamentarischen Beratung. (weser-kurier.de (Bezahlschranke))


Wer täglich Kisten schleppt, hat auf Gendern keine Lust

In einem Kommentar im Focus beschreibt Jan Fleischhauer die Wokeness (Anmerkung der Red.: das einzig gültige Bewusstsein für mangelnde soziale Gerechtigkeit) in den Medien. In vielen Serien wie Bridgerton und My Lady Jane würden Charaktere nicht zeitgerecht besetzt, bei My Lady Jane sei der König „schwarz, schwul und behindert“. Online hätte Bridgerton für viele Umschreibungen der originalen Bücher viel Kritik einstecken müssen, My Lady Jane sei bereits nach einer Staffel eingestellt worden. Dem Publikum würden viele der vermeintlich modernen Ideen nicht gefallen, Unternehmen würden merken, dass sich mit zuviel Wokeness kein Geld machen lässt. Vieles spreche dafür, dass die Bewegung ihren Scheitelpunkt überschritten hat. Das lasse sich auch beim Gendern in den Medien beobachten. „Und nun? Nun streichen selbst führende linke Presseorgane die Segel.“

Der Tagesspiegel habe, trotz seiner progressiven Redaktion, im vergangenen Jahr eine Direktive herausgegeben, nach der die Redakteure auf Pünktchen, Sternchen und andere Gender-Sonderzeichen verzichten sollen. Auch Süddeutsche und Spiegel hätten das Gendern weitgehend eingestellt: „Die neuen Sprachregeln sind unfassbar unpopulär. Normalerweise ist Journalisten die Meinung ihrer Leser herzlich egal. Aber in dem Fall sind die erwarteten Auswirkungen auf die Abonnentenzahl so desaströs, dass die Verlagsleitungen nicht umhinkonnten, die Sache abzublasen.“ Das Gendern habe nie wirklich aus dem Kreis der Überzeugten hinausgefunden, so Fleischhauer: „An diese Art der Sprachmagie können nur Menschen glauben, die ihren Lebensunterhalt mit dem Hin- und Herschieben von Wörtern verdienen. Wer jeden Tag Kisten schleppt oder Kissen aufschüttelt, weiß ziemlich genau, dass seine Wirklichkeit sich nicht ändert, nur weil man jetzt anders über sie spricht.“ (focus.de)


3. Sprachspiele: Unser Deutsch

Brandmauer

In jüngster Zeit gehört die Brandmauer zu den häufigsten Schlagwörtern in der politischen Auseinandersetzung. CDU-Chef Merz will „eine klare Brandmauer gegen die AfD errichten“. Das heißt: keinerlei Zusammenarbeit in politischen Gremien. Das ist metaphorischer Sprachgebrauch. Zugrunde liegt die Verwendung im Bauwesen. Die Brandmauer ist „eine feuerbeständige Mauer zwischen aneinanderstoßenden Gebäuden.“ Sie soll dem Übergreifen eines Brandes vorbeugen. Im Vergleich mit politischer Parole ist natürlich die feste Mauer gemeint, die Kontakte mit der AfD verhindern soll. Ausgeblendet wird der Aspekt der „anstoßenden Gebäude“. Stoßen CDU/CSU etwa thematisch an die AfD an? Das versuchen AfD-Politiker zu suggerieren, aus der CDU wird gerade dies geleugnet. Aber Vergleiche haben eben ihre Tücken.

Altparteien

Meist ist im Plural von Altparteien die Rede. Bis in die 90er Jahre waren damit „Parteien mit langer parlamentarischer Tradition“ gemeint. Der Begriff war zunächst weitgehend neutral. Er wurde in der politischen Berichterstattung auch auf österreichische und italienische Parteien bezogen. In Deutschland steigt der Gebrauch Anfang der 90er Jahre rapide an. Jetzt benutzen ihn die Grünen, um sich als politischer Neuling gegen CDU, SPD und FDP abzugrenzen. Die Altparteien seien verkrustet, verbraucht und betrieben nur noch Klientelwirtschaft. Diesen Gestus politischer Abgrenzung hat sich die AfD von Anfang an zu eigen gemacht. Der Begriff Altparteien wurde bei ihnen zu einem Schimpfwort, neuerdings auch im Munde der jüngsten Partei, der BSW. Diese Abwertung parlamentarischer Erfahrung spiegelt sich auch in den miserablen Umfrageergebnissen über die Ampelparteien.

Ampel

Das gibt Anlass, an die interessante Bedeutungsgeschichte von Ampel zu erinnern. Das Regierungsbündnis aus SPD, FDP und Grünen hat diesen Namen erhalten nach den drei Farben auf den Verkehrsampeln. Sie stehen dabei pars pro toto für die drei Parteien, die sich gern mit diesen Farben identifizieren. Die metaphorische Übertragung greift die Parallele heraus, blendet aber anderes aus, zum Beispiel die Bedeutung dieser Farben als Verkehrsregel: rot für Stopp, gelb für Anfahren, grün für freie Fahrt. Solche Beschränkung der Metapher auf einen Aspekt der Ähnlichkeit ist charakteristisch für diese Art der Bedeutungsbildung.

Das Wort Ampel hat eine lange Geschichte: Zugrunde liegt das Diminutiv griechisch *amphorola, entlehnt zu lateinisch ampulla, woraus althochdeutsch zu ampla verkürzt wurde. Ursprünglich bezeichnete es ein ‚zweihenkeliges Gefäß (für Öl)‘. In den Kirchen des Mittelalters stand die von der Decke hängende Öllampe für das Ewige Licht. Dies Bild wurde zum Muster für spätere Verwendung, für die Blumenampel und für die Verkehrsampel, welche ursprünglich über der Kreuzung baumelte. Jetzt steht sie am Straßenrand. Die drei übereinander stehenden Farben wurden zum Bildspender für die politische Dreierkoalition. Eine lange Wortgeschichte vom antiken Öllämpchen bis zur deutschen Regierung, deren Licht nur noch flackert.

Horst Haider Munske

Der Autor ist Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache e. V. Ergänzungen, Kritik oder Lob können Sie schicken an:horst.munske@fau.de.


4. Kultur

Kleists „Don Quixote“?

In der Nähe des Dorfes Aspern, heute ein Stadtbezirk von Wien, besiegte die österreichische Armee im Mai 1809 erstmals das französische Heer von Napoleon Bonaparte in einer Feldschlacht. Augenzeuge dieser Kämpfe war, wohl aus einiger Entfernung, auch Heinrich von Kleist. Dies geht aus einem von fünf Briefen hervor, die kürzlich im Nachlass des österreichischen Gesandten und Kleist-Vertrauten Joseph von Buol-Mühlingen im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck entdeckt wurden. „Wir selbst haben die Straße, die wir gefahren sind, ganz von Blessirten bedeckt gefunden“, schreibt Kleist in einem der Briefe.

Die Germanistik spricht von einem Sensationsfund, weil die Biographie Heinrich von Kleists, der sich 1811 im Alter von 34 Jahren das Leben nahm, sehr lückenhaft ist. Sensationell auch, weil Kleist in einem der Briefe an Buol-Mühlingen schreibt, er lege mehrere Manuskripte bei, darunter das Drama „Hermannsschlacht“ (erschienen 1821) und außerdem einen „Don Quixote“, also einen Text, der aus der Feder Kleists bisher völlig unbekannt war. In der FAZ rätselt Tilmann Spreckelsen: „Ist es eine Satire auf Napoleon? Oder auf die Generäle der Gegenseite, denen der bitterlich enttäuschte Kleist womöglich unterstellt, wie Cervantes’ Romanheld gegen Windmühlen zu kämpfen, indem sie gegen den offenbar unbesieglichen Napoleon ins Feld ziehen?“ Oder taucht vielleicht doch irgendwann Kleists „Don Quixote“ auf? (faz.net (Bezahlschranke), derstandard.de)


5. Berichte

„Interessant“ und „bedeutsam“ in Russland

Auch in Russland wird über den Tag der deutschen Sprache berichtet. Die Netzseitedeutsch-online.ru ist eine Anlaufstelle für alle Russischsprachigen, die Deutsch lernen möchten. Neben Inhalten zu deutschen Grammatikregeln, Wortschatzlisten und interaktiven Übungen, bietet die Plattform den Nutzern auch Informationen über das Leben in Deutschland und vermittelt Deutschkurse. Der Verein Deutsche Sprache erhielt in der vergangenen Woche auch eine Meldung anlässlich des Tags der deutschen Sprache am 14. September. Neben einer kurzen Zusammenfassung der Vereinsgeschichte, erklärt deutsch-online.ru VDS-Aktionen wie den Sprachpanscher. Der Artikel hat auf der Netzseite bereits über 8.000 Aufrufe generiert. (de-online.ru)


Konzert auf dem Sprachhof

Was für ein grandioser Abend! Am Freitag (20. September) war Olzhas Nurlanov zu einem Konzert auf dem Sprachhof. Nurlanov wurde 1999 in Pavlodar/Kasachstan geboren. Bereits mit 6 Jahren fing er mit dem Musizieren an, mit 8 Jahren nahm er an seinem ersten internationalen Musikwettbewerb teil. Seitdem hat er mehrere Auszeichnungen erhalten. Das Bajan, mit dem er seine Zuhörer in den Bann zog, wurde im 19. Jahrhundert in Russland entwickelt. Es ermöglicht einen größeren Tonumfang als ein traditionelles Akkordeon. Bei seinen Konzerten spielt er Melodien aus Barock, Romantik und Moderne. Nurlanov ist auf der Rückreise von seiner Tournee durch West-Europa, hat zuletzt in Italien und Bosnien und Herzegowina gespielt, auf seiner Rückreise nach Kaliningrad machte er jetzt Station in Kamen – auf Vermittlung des VDS-Mitglieds Bernd Schmüllig vom Musikverlag Karthause-Schmülling. Rund 30 Gäste kamen, um einen wirklich außergewöhnlichen musikalischen Abend in der Deele des Sprachhofs zu erleben. (facebook.com/vds, instagram.com/vds)


6. Denglisch

Lichtprojektor oder Motorrad?

Nicht alles, was englisch klingt, ist es auch. Häufig werden englisch klingende Wörter genutzt, die von Muttersprachlern im besten Fall nicht verstanden, im schlimmsten belächelt werden. In Deutschland würden immer dann englische Begriffe gewählt, wenn die Gesellschaft eine Bedeutungslücke ausgemacht hätte, erklärt Lutz Kuntzsch, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), in der Sächsischen Zeitung. So würden Briten zum Beispiel kein Handy kennen, sie nennen es mobile phone, in den USA ist es ein cell phone. Kuntzsch habe bei einem Vortrag in den USA für lautes Lachen gesorgt, als er nach einem Beamer fragte. Was bei uns ein Lichtprojektor ist, ist im englischsprachigen Ausland ein Fahrzeug (meist Motorrad) der Marke BMW. Das Wort habe sich in der englischen Umgangssprache entwickelt, weil bei der Abkürzung BMW der Buchstabe „W“ umständlich „double u“ gesprochen wird. (saechsische.de)


7. Soziale Medien

Arrrrrrr, ihr Landratten!

Am 19. September ist der Internationale Sprich-wie-ein-Pirat-Tag. Entstanden ist er, weil zwei Freunde beim Sport angefangen haben, sich mit Piratensprüchen spaßeshalber zu beleidigen. Der Rest ist Geschichte. (instagram.com, facebook.com/vds)


Effizientes Arbeiten

In der Geschäftsstelle des VDS wird außerordentlich effizient gearbeitet. Ein Beweisvideo gibt es auf TikTok und Instagram. (tiktok.com/vds, instagram.com/vds)


8. Kommentar

Migranten? Haben wir keine mehr

Im Zuge der Neuetikettierung gibt es demnächst keine Migranten mehr. Der „Migrationshintergrund“ soll abgeschafft werden, und das ist gut so, denn Migranten sind Wanderer, heute hier, morgen da, Emigranten und Immigranten. Mithin stimmt für 28 Prozent der Bevölkerung in Deutschland diese Bezeichnung sowieso nicht. Wäre mal wieder das Thema verfehlt? Aber ja, in Wirklichkeit soll doch nur das Böse in dem Wort dadurch verschwinden, dass wir stattdessen „Menschen mit internationaler (Familien-) Geschichte“ sagen. Ein schöner, neuer Euphemismus, eine „beschönigende, verhüllende, mildernde Umschreibung für ein anstößiges oder unangenehmes Wort“. Wie „Preisanpassung“ statt „Preiserhöhung“, das klingt besser, ändert an der Sache aber schon gar nichts.

So etwas ist auf den ersten Blick ganz nett, aber der Etikettenschwindel führt in die Irre, man könne mit Manipulation der Sprache eine neue Wirklichkeit erzwingen. Wie immer in der Euphemismus-Tretmühle wird es nicht lange dauern, dann ist „Menschen mit internationaler (Familien-)Geschichte“ haargenau so diskriminierend (oder auch nicht) wie „Menschen mit Migrationshintergrund“. Und dann? Dann wird ein neuer Begriff gemünzt, noch länger, umständlicher, bis auch dieser …

Das ist nicht nur langweilig, es behindert, worum es gehen könnte: Ungerechtigkeit durch Gerechtigkeit zu ersetzen. Weil sämtlicher guter Wille auf die folgsame Anwendung des neuesten Euphemismus draufgeht, da bleibt für Veränderung der Wirklichkeit keine große Lust. Also ist, wenn am Inhalt nichts wesentlich verbessert wurde, jede Neuetikettierung ein Betrug, und wie immer eine auf Kosten gepflegter Sprache. (Oliver Baer)


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.

Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs

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