1. Presseschau
Altersdiskriminierung sprachlich bekämpfen
Die Altersberichtskommission der Regierung, unter der Leitung der Antidiskriminierungsbeauftragten Ferda Ataman, veröffentlichte einen neuen Altersbericht. Dieser sieht unter anderem vor, dass Formulierungen wie „süße Omi“ oder „für dein Alter siehst du gut aus“ künftig als altersdiskriminierend gelten. Die „süße Omi“ wird in dem Bericht als „verniedlichendes Sprechen“ eingestuft und gelte laut Ataman als „gut gemeinte Altersdiskriminierung“. Auch vermeintliche Komplimente über das gute Aussehen von Senioren erklärt Ataman als problematisch. Obwohl im rechtlichen Sinne keine Diskriminierung stattfinde, können die Formulierungen als despektierlich empfunden werden. Ataman erhofft sich eine gesellschaftliche Sensibilisierung für das Thema, erklärt sie gegenüber BILD. Der Altersbericht weist zudem darauf hin, dass ältere Menschen häufig als „gutmütig, freundlich, aber inkompetent“ angesehen und dementsprechend behandelt werden. Nicht nur das verniedlichende Sprechen, sondern auch Unterhaltungsangebote für Senioren, „die Kindergeburtstagen ähneln“ sollen zunehmend abgeschafft werden, um dieses Vorurteil zu bekämpfen. Ataman stellt in Aussicht, die Altersdiskriminierung als Verbot im Grundgesetz zu verankern und Altersgrenzen für öffentliche Ämter wie Schöffen und Bürgermeister abzuschaffen Die Antidiskriminierungsstelle verzeichnete seit 2023 einen Anstieg von 70 Prozent der Meldungen über Ungleichbehandlung aufgrund des Alters. (bild.de, apollo-news.net)
Bauprojekt gestartet
Das Forum Deutsche Sprache ist ein Bauprojekt des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS), in Zusammenarbeit mit der Klaus Tschira Stiftung (KTS) und der Stadt Mannheim. Das Forum sei als offenes Museum, Wissenschaftszentrum und bürgerwissenschaftliches Forschungslabor vorgesehen. Zuletzt gab es jedoch Schwierigkeiten bei der Planung und das Projekt wurde unterbrochen. Nun geben die Verantwortlichen bekannt, dass der Bau des Forums losgehen kann. Innerhalb von drei Jahren soll auf dem Alten Meßplatz in Mannheim das Forum Deutsche Sprache erbaut werden. Das Geld hierfür stamme von der Klaus Tschira Stiftung. Mannheims Oberbürgermeister, Christian Specht, erklärt, dass das Forum nun in „abgespeckter, einfacherer Form“ entstehen kann. Henning Lobin, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Deutsche Sprache, stellt in Aussicht, dass das Forum ein Ort des freien Austauschs und Worts sein werde. Sprachliche Vielfalt und Kreativität sollen durch digitale Exponate und Veranstaltungen für alle Besucher zugänglich sein. (swr.de)
Was steckt hinter Trumps Umbenennungen?
Elon Musk schlug in einem Beitrag auf seiner Plattform X vor, den Ärmelkanal, der Großbritannien von dem Rest Europas trennt, künftig in „George Washington Channel“ umzubenennen. Der Beitrag, welcher von den Medien als „bizarr“ und vermutliches „Trolling“ (der absichtlichen Entfachung eines verbalen Disputs in den Sozialen Medien) eingestuft wurde, wird von Alexandra Kedves im Schweizer Tages-Anzeiger analysiert. Musk wird dabei als Teil einer breiteren Tendenz gesehen, bei der Sprache und geografische Namen als politische Werkzeuge verwendet werden, um Einfluss zu nehmen oder zu provozieren. Diese Tendenz zeige sich auch in der neuen Trump-Regierung der USA. Am 23. Januar setzte Donald Trump eine Entscheidung von Barack Obama zurück, der den Namen des Bergs „Mount McKinley“ in „Denali“ geändert hatte. Denali war der Name, den die nordamerikanischen Ureinwohner des Stammes Koyukon für den Berg in Alaska verwendeten. Auch der Golf von Mexiko wurde durch ein Dekret Trumps neuerdings offiziell zum Golf von Amerika umgetauft. Alexandra Kedves interpretiert dieses Verhalten und die Fokussierung Trumps auf sprachpolitische Änderungen als „Ablenkung von wichtigeren Themen“. Gezielte Bezeichnungsänderungen können laut Kedves sogar als eine Form von Machtgebrauch oder kultureller Gewalt wahrgenommen werden. (tagesanzeiger.ch)
Was kommt in den Duden?
Dr. Laura Neuhaus, die neue Leiterin der Duden-Redaktion, erzählt im Podcast der ZEIT, wie neue Wörter in den Duden kommen. „2020 haben wir das Wort Hackenporsche aus unserem Rechtschreibduden rausgestrichen – und es gab einen kleinen Aufschrei in den Medien“, erinnert sie sich. Sprache sei immer ein Spiegel der Zeit, aktuell würden daher Wörter wie „Sprachmodell“, „Triggerwarnung“ oder „nerdig“ neu aufgenommen, rund 3.000 neue Einträge seien es insgesamt. Außerdem seien für sie auch die veränderten gesellschaftlichen Erwartungen an Sprache wichtig, zum Beispiel diskriminierende Sprache und wie man sie einordne: „Etwas, wo wir lange darüber nachdenken, wie man das jetzt gut darstellt, damit es der komplexen und auch oft heiklen Situation gerecht wird“, sagt Neuhaus. (zeit.de)
Mehrsprachig = mehr Gehalt
In der Schweiz sorgt die Mehrsprachigkeit offenbar für mehr Geld auf dem Konto. Gerade in Branchen wie dem Gesundheitswesen oder der Gastronomie sei Deutsch nicht wegzudenken, auch wenn es bei vielen jungen Menschen im Schatten des Englischen stehe. Eine zusätzliche zweite Sprache sei von Vorteil, denn oft seien solche Bewerber rar gesät, heißt es beim SRF. Bei Bewerbungsverfahren zweisprachige Personen zu finden, sei manchmal ein schwieriges Unterfangen, sagt Sébastien Katz, Regionalleiter der Personaldienstleistungsagentur Adecco in Genf: „Sie sind so selten, dass wir ständig versuchen, einen Bestand an verfügbaren Profilen aufzubauen. Multinationale Konzerne und Unternehmen, die in mehreren Regionen der Schweiz tätig sind, haben eine starke Nachfrage nach ihnen.“ Mehrsprachigkeit öffne auf dem Arbeitsmarkt also Türen, denn in mehr als einem Drittel der Stellenanzeigen in der Schweiz werden zwei oder mehr Sprachen verlangt. Und das kann sich dann wiederum auf den Lohn auswirken: „Zweisprachige Personen verdienen tendenziell mehr. Die Einkommensunterschiede bewegen sich zwischen 10 und 20 Prozent“, so François Grin von der Universität Genf. (srf.ch)
2. Gendersprache
Zermürbender Kampf
In der WELT zeigt Tim Schröder die Facetten auf, mit denen an Universitäten und in der Arbeitswelt der indirekte Zwang zum Gendern durchgesetzt wird. Sternchen, Doppelpunkte und falsch verstandene Partizipien hätten sich bereits hoch bis in die Ministerien durchgesetzt, und das entgegen jeder Umfrage zum Gendern, die es seit Jahren gibt. Selbst junge Menschen lehnten es ab, und im Alltag, beim Bäcker oder im Sportverein spiele es auch keine Rolle. Eine ganz andere Parallelwelt habe sich an den Universitäten entwickelt, wo es von „Forschenden“, „Studierenden“ und „Dozierenden“ nur so wimmele. An der Universität Köln sei der „Softwareberater“ jetzt „eine Person, die kompetent in der Softwareberatung ist“. „Man dreht sprachliche Pirouetten, um das korrekte generische Maskulinum wie der ‚Wissenschaftler‘ oder ‚Experte‘ zu neutralisieren; das sich ja gerade dadurch auszeichnet, dass es Personen keinem Geschlecht zuordnet und somit geschlechtsneutral ist“, so Schröder. Gendern sei ein „genuin akademisches Pflänzlein“, das in den vergangenen Jahren vor allem in den Geisteswissenschaften kultiviert worden sei. Durch Druck habe es sich dann in der gesamten akademischen Landschaft breit gemacht. Ihm selbst sei es als Journalist nicht mehr möglich, an Hochschulen und Forschungseinrichtungen Texte im generischen Maskulinum unterzubringen. Leitfäden und Richtlinien übten direkt Druck aus. Bei einem Vertrag mit einem Forschungsinstitut sollte Schröder kürzlich zusichern, „geschlechterneutrale Formulierungen“ zu verwenden. Was eine Empfehlung war, entpuppte sich jedoch als Zwang, denn nachdem er seinen Text im geschlechtergerechten generischen Maskulin abgab, bekam er eine E-Mail aus dem Institut: „Zum Thema Gendern haben wir sehr klare Richtlinien, die wir auch umsetzen müssen. Ich habe diese nun bereits auf den Text angewendet (siehe anbei). Wenn Sie sich damit nicht identifizieren können, würde ich auf Ihre Nennung als Autor verzichten.“ Bei einem Technikmagazin, das freie Autoren suchte, war es ähnlich. Auf die Nachfrage zum Nicht-Gendern antwortete eine Mitarbeiterin: „Lieber Herr Schröder, wie schade. Ich würde niemals jemanden zwingen, zu gendern. Aber wenn Sie nicht wollen, müssen Sie ja nicht für uns schreiben.“
Ein Hochschullehrer, der anonym bleiben wollte, berichtete ihm von der Gender-Praxis im Hochschulalltag: „Auch bei uns gibt es ,Gender-Empfehlungen‘, die in der Praxis aber umgesetzt werden müssen.“ Wer einen ungegenderten Text einreiche, müsse sich gleich mit den Gleichstellungsbeauftragten, Mit-Autoren oder Verlagen auseinandersetzen. „Im Alltag zeigt sich, dass die meisten Kollegen solchen Konflikten aus dem Weg gehen, um sich Ärger zu ersparen“, so der Hochschullehrer. In letzter Konsequenz gendere man dann halt mit. Selbst wenn man objektiv mit dem Hinweis auf eine korrekte Grammatik argumentiere, werde man als konservativ oder rechts bezeichnet. Dennoch spüre er die Unterstützung aus der Studentenschaft: „Die meisten anderen Studenten finden es sogar sehr gut, dass ich als einer der wenigen gegen das Gendern klar Stellung beziehe.“
Auch Wissenschaftsverlage machten mittlerweile Druck und verlangten gegenderte Manuskripte. Denn wer gendere, gelte als progressiv und tolerant. Dabei sei das Gendern alles andere als faktenbasiert. Es bleibe politische Agitation, so Schröder, und dabei nehmen es die Genderbefürworter mit der Grammatik auch nicht allzu genau. So würde in Köln gemäß dem „Leitfaden für eine wertschätzende Kommunikation bei der Stadt Köln“ die Kirche eine Arbeitgeberin (statt Arbeitgeber), da sie den Artikel ‚die‘ habe. Dabei habe die Kirche kein biologisches Geschlecht. (welt.de (Bezahlschranke))
Das missbrauchte Geschlecht
In der Lippischen Landes-Zeitung (LZ) stellt Prof. Jan Schneider von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe sein kritisches Buch zum Gendern vor – und das, obwohl er kein Sprachwissenschaftler ist. Als Naturwissenschaftler habe er dennoch mit dem Gendern zu tun, denn das Gendern sei bei der Bewertung von Förderanträgen für Forschungsprojekte ein Kriterium geworden. „Nicht zu gendern, scheint heute in diesem Zusammenhang ein ‚NoGo‘ zu sein, das habe ich auch schon mal als Anmerkung am Rand eines solchen Antrages gesehen.“ Er selbst sei vom Gendern nicht überzeugt, es beeinträchtige sein eigenes Sprachgefühl, deswegen komme ihm sein eigenes Gendern im Rahmen solcher Förderanträge merkwürdig vor: „Ich finde das von mir selbst ziemlich opportunistisch, und darum habe ich angefangen, mir mehr Gedanken dazu zu machen, ich wollte das reflektieren.“ Herausgekommen ist das Buch „Das missbrauchte Geschlecht“ (Weltbild Verlag). Es gebe durchaus Frauen, die die Sprache als Unterdrückungsmechanismus gegenüber dem weiblichen Geschlechts sehen, die Mehrheit sei aber bei Umfragen gegen das Gendern – auch die Mehrheit der Frauen und jüngeren Menschen. Er habe erkannt, dass das Gendern oft eher eine Spaltung erzeugt. Für ihn liege die Wahrheit irgendwo dazwischen: „Wenn ich im Hörsaal stehe und die Menschen vor mir ansprechen will, dann sage ich vielleicht: ‚Liebe Studentinnen und Studenten‘, das ist ja ganz einfach. Überall, wo es leicht möglich ist und mir sinnvoll erscheint, lasse ich mich darauf ein. An anderen Stellen, wie bei den Förderanträgen, muss ich mich anpassen, wenn ich keine Nachteile erleiden will.“ Umsichtige Verbesserungen seien in Ordnung, aber in vielen anderen Fällen solle man das Gendern kritisch hinterfragen. (lz.de (Bezahlschranke))
3. Sprachspiele: Neues aus dem Wort-Bistro
Geld loswerden schwer gemacht
Ich hatte es ja geahnt. Ich hatte die Schwierigkeiten befürchtet. Dabei konnte es doch nicht so schwer sein, Geld auszugeben. War es aber! Da stand ich friedlich an der Supermarktkasse, packte die auserwählten Produkte in meine Taschen, als mir plötzlich die Kassiererin den Endpreis nannte und mir das Kartenlesegerät vor die Nase schob. „Ich zahle bitte in bar“, brachte ich hervor – und damit machte ich mich schlagartig zur unbeliebtesten Person im ganzen Laden. Die Kassiererin konnte noch ganz gut verbergen, wie genervt sie war. Dafür aber verdrehten alle anderen Kunden in der Warteschlange ihre Augen für sie gleich mit. Wenn man mit Münzen und Scheinen bezahlt, kommt man sich heutzutage vor, als würde man mit der Apotheken-Umschau über einen Schulhof schlendern. „Ich bin eben noch aus altem Schrot und Korn“, dachte ich und fühlte mich wie ein ehrbarer Kaufmann der alten Schule. Diese Redensart über Schrot und Korn ist übrigens thematisch sehr nah an der Supermarktkasse: Sie hat mit Münzen zu tun. Schrot soll für das Bruttogewicht und Korn für das Gewicht des edlen Metalls gestanden haben. „Wenn beides den Vorschriften entsprach, waren sie echt“, schreibt die Duden-Redaktion über die Münzen. Wobei ich mich an der Kasse augenblicklich fragte, wieso man „Geld auf den Kopf haut“, wenn man große Mengen davon ausgibt. Ich hätte ja die Münzen am liebsten meinem arroganten Hintermann in der Warteschlange auf den Kopf gehauen. Aber lassen wir das – und erinnern uns daran, dass im Mittelalter von Region zu Region sehr verschiedene Geldstücke verwendet wurden: Taler, Groschen, Kreuzer, Gulden. Wie sollte man da den Überblick behalten? Ganz einfach. Von Gästen in einem Wirtshaus wurde erwartet, dass sie die Münze mit dem Kopf nach unten auf den Tresen legten. Unten lag also die Seite, die den Landesherrn zeigte. Somit war die Zahl sichtbar und der Wirt konnte sofort den Wert erkennen. Mit einem süffisanten Lächeln muss ich nun daran denken, wie die digitalen Hipster im Supermarkt wohl ihre EC-Karte auf den Kopf hauen würden.
Philipp Kauthe
Radio-Journalist, Buchautor, Podcast „Schlauer auf die Dauer“ (philipp-kauthe.de)
4. Kultur
103-jähriger Sprachpatriot
Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, hat den 103 Jahre alten Schriftsteller, Journalisten und Filmemacher Georg Stefan Troller besucht und mit ihm unter anderem auch über die Sprache gesprochen. Troller ist Jude, ein gebürtiger Österreicher, der jetzt in Frankreich lebt, weil er sich nach dem Krieg in Österreich nicht mehr heimisch fühlte. Dennoch hat er einen besonderen Bezug zur deutschen Sprache, sagt er. Bereits als Kind habe er seine Umgebung poetisch wahrgenommen: „Sprache, die deutsche Sprache, ist meine Heimat. Sprache ist meine Form von Patriotismus. Ich bin Sprachpatriot.“ Stilistisch sei er wohl ein Sohn von Hemingway und liebe dessen stakkatoartig hingeworfene Sätze, „aber seelisch bin ich ein Kind der Romantik. Meine Welt beginnt mit dem ‚Werther‘ von Goethe. Und dann eben Eichendorff, Novalis, Hölderlin, Heine. Das Volkslied. Die Landsknecht-Lieder, die wir gesungen haben in der Bündischen Jugend.“ Die Romantik verteidige er, auch wenn sie aktuell so diskreditiert würde: „Weil wir wissen, wo sie hinführen kann und wie sie von den Nazis missbraucht wurde: Blutfahne, Blut und Boden, Unternehmen Barbarossa, Volkstum, Brauchtum, SS-Division, Florian Geyer.“ Wie er es schaffe, sich von diesen negativen Assoziationen freizuhalten, wisse er selbst auch nicht. Vielleicht sei es die besondere Verbindung, ja Begeisterung, die deutsche und österreichische Juden mit der deutschen Kultur hätten: „Warum? Was hat uns da so angemacht? War es die deutsche Absolutheit, der wir uns verwandt fühlten? Das romantische Naturgefühl? Die ewige deutsche unerfüllbare Sehnsucht? Die Irrealität? Der Idealismus? Die Verstiegenheit? Keine andere Kultur hat uns so angeregt wie die deutsche. Umso unverständlicher der mörderische Hass, den sie uns entgegenbrachten.“ (welt.de (Bezahlschranke))
Kurz und bündig
Die deutsche Sprache ist berühmt (und berüchtigt) für ihre langen Substantivkomposita, wie das Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz oder die Donaudampfschifffahrtselektrizitätenhauptbetriebswerkbauunternehmenbeamtengesellschaft. Es geht jedoch auch deutlich einfacher. Familie.de stellt eine Liste mit den elf kürzesten deutschen Substantiven zusammen. Neben „Ei“ und „Öl“ befindet sich dort auch die Flächenmaßeinheit „Ar“. (familie.de)
Deutsche Sprache und Kultur in Oberschlesien
Zum Internationalen Tag der Muttersprache lädt das Oberschlesische Landesmuseum (Ratingen) am 22. Februar 2025 zu besonderen Kultur- und Sprachführungen ein. Es geht um die Bedeutung der Mehrsprachigkeit in der Geschichte Oberschlesiens, um Migration, Tradition und die Bewahrung des kulturellen Erbes der Region. Zu erleben gibt es historische Exponate, persönliche Erzählungen und Sprachzeugnisse. (oberschlesisches-landesmuseum.de)
Jugendsprache lyrisch interpretiert
Katharina Baumgartner versucht in ihrer Glosse für die Cellesche Zeitung die grammatischen Strukturen der Jugendsprache zu entschlüsseln. Inspiration hierfür gewann sie durch ihren zwölfjährigen Neffen, der „Sprache zur Kunstform“ umgestaltet. Damit meint Baumgartner die Kreativität der Jugend bei ihren Formulierungen. Baumgartner interpretiert, dass „Digga“ als „universelle Präambel eines jeden pubertären Gedankens“ gelte. Sätze werden dadurch eingeleitet. Am anderen Ende des Satzes warte dann das Wort „Alter“, welches sie als Jugend-Äquivalent zum Punkt ansieht. Ihre Analyse der „Generation-Z-Sprache“ rundet sie mit dem Beispielsatz „Digga, der Fußballlatz ist so räudig, Alter“ ab. Im Kontext der Jugendsprache beschreibe „räudig“ alles Minderwertige oder Unzureichende. Baumgartner bewundert die Fähigkeit der Jugendlichen, „Alltagswörter mit einer Wucht aufzuladen“. (cz.de)
5. Berichte
Über den VDS in Idar-Oberstein
In der Nahe-Zeitung sowie in der Regionalzeitung Wochenspiegel für Idar-Oberstein wird der Historiker Dr. Hans-Dieter Bottke vorgestellt, der im Ehrenamt stellvertretender Leiter der VDS-Region 55 ist. Als „Aufregerthema Nummer eins“ wird die Gendersprache vorgestellt, die für Bottke „schlicht und einfach nicht anwendbar ist“. In der Nahe-Zeitung geht es vor allem um die vielfältigen Projekte Bottkes im Bildungsbereich (drbottke.de). (wochenspiegellive.de, rhein-zeitung.de)
6. Denglisch
Denglisch in Chicago
Über Sprachverfall und Sprachkritik spricht der Germanist Philip Kraut (Humboldt-Universität Berlin) im Podcast „Sozusagen“ des Bayerischen Rundfunks. Dabei stellt er auch ein antiquarisches Fundstück von einer USA-Reise vor, nämlich ein Gedicht-Büchlein des Deutsch-Amerikaners Kurt M. Stein aus dem Jahr 1926 mit dem Titel „Die Schönste Lengevitch“. Stein stammte aus Gotha (geboren 1884, gestorben 1966) und war noch vor der Jahrhundertwende mit seiner Familie nach Chicago ausgewandert. Seine Gedichte sind in lupenreinem Denglisch verfasst. Stein habe erlebt, wie die deutschen Auswanderer, die nach Amerika kamen, anfingen, ihre Sprache zu mischen, erklärt Germanist Kraut. Ein Beispiel seiner Gedichte zum Thema Faust:
Zur Zeit als’s noch gab Country Fairs, Da boarded in der Rear, upstairs, A Doctor, wo schon alt und lame; Doc Faust war er gecalled by name. Er war a shmarter Mann, all right, But, er war nie gesatisfite. Den ganze Tag lang tut er kicken Und wünscht er wär a Frühlings shicken; Und eine Nacht, about um Zwölf, Da hollert er: „Mephisto, helf!“
Ob Kurt M. Stein das Denglisch seiner Zeit, das wohlgemerkt in den USA gesprochen wurde, mit seinen Gedichten zu Literatur erheben oder eher kritisieren wollte, muss aber wohl erst noch untersucht werden. (br.de)
7. Soziale Medien
Comics auf dem Sprachhof
Mitglieder der Region 44 (Dortmund, Bochum, Herne) waren diese Woche zu Gast auf dem Sprachhof in Kamen. Der Grafikdesigner und Illustrator Mik Schulz nahm sie mit in die Welt der Comics und zeigte, wie sich Text und Bild gegenseitig befruchten. (instagram.com/vds, facebook.com/vds, x.com/vds)
„Süße Omi“ ist pfui!
Die Vorstellung der Antidiskriminierungsbeauftragten Ferda Ataman, dass sich eine ältere Dame von „süße Omi“ beleidigt fühlen könnte, sorgt für Lacher im Internet. Auf X schreibt @lorekim1702: „Und ich als ‚süße Omi‘ habe es total vergessen, mich diskriminiert zu fühlen.“ @havelland ergänzt: „Am meisten diskriminierend ist es, wenn man einer Gruppe vorschreibt, durch was sie sich diskriminiert zu fühlen hat. Meine Mutter ist 97 und würde solche Spinner hochkantig rauswerfen.“ Und auf Facebook schreibt der Nutzer Stefan Unterweger: „Menschen, die solch sensible Sprache fordern, diskriminieren selbständiges Denken.“ (x.com/vds, facebook.com/vds)
Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.
Redaktion: Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Stephanie Zabel