Infobrief vom 7. März 2025: Englisch ist offizielle Staatssprache der USA

1. Presseschau

Englisch ist offizielle Staatssprache der USA

Die meisten Länder der Welt haben eine offizielle Amtssprache, die in der Verfassung festgeschrieben ist. Deutschland und Italien gehören nicht dazu und bis vor Kurzem gehörten auch die USA nicht dazu. Doch das hat US-Präsident Donald Trump jetzt per Dekret geändert: „Die Festlegung auf Englisch als offizielle Amtssprache wird nicht nur die Kommunikation vereinheitlichen, sondern auch gemeinsame nationale Werte stärken und eine geschlossenere und effizientere Gesellschaft schaffen“, heißt es in dem Dekret. Auf Bundesebene gibt es nun also – ähnlich wie in vielen der 50 Bundesstaaten – eine offiziell festgelegte Amtssprache. In einigen Bundesstaaten im Südwesten mit teils hohem spanisch-sprachigen Bevölkerungsanteil, beispielsweise in New Mexico, gibt es keine offizielle Amtssprache. De facto werden dort aber Englisch und Spanisch für die Kommunikation mit den Bürgern benutzt. (uepo.de, zdf.de, whitehouse.gov)


Unternehmen setzt auf „Akzentneutralisierung“

Teleperformance, der weltweit größte Callcenter-Betreiber, will künftig auf Künstliche Intelligenz (KI) setzen, um Akzente von Mitarbeitern in Echtzeit zu neutralisieren. Denn viele Mitarbeiter in den Telefonzentren stammen aus Indien oder Asien. Sie sprechen zwar Englisch, jedoch variieren der Akzent und die Betonung der Wörter, was die Verständlichkeit für die Kunden erschwere, erklärt das Unternehmen. Dass die sogenannten Callcenter, also Telefonzentren zur Kundenbetreuung, durch KI bereits völlig ersetzt werden, sei ebenfalls eine Folge der Modernisierungen. So habe im vergangenen Jahr der Zahlungsdienstleister Klarna erklärt, dass durch Künstliche Intelligenz bereits zwei Drittel aller Kundenanfragen beantwortet werden. Gespräche mit Mitarbeitern seien demnach nicht mehr notwendig. Teleperformance setzt weiterhin auf den menschlichen Kontakt und versucht KI gezielt einzusetzen, um Gesprächszeiten durch „klareres Englisch“ zu verkürzen . Dies könne mit der „Akzentneutralisierung“, die übrigens nicht nur indische Callcenter-Mitarbeiter, sondern auch Angestellte von den Philippinen, aus Lateinamerika, Afrika und Asien betreffe, erreicht werden. Die Technik soll künftig auf weitere Sprachen, darunter Deutsch, ausgeweitet werden. (heise.de)


Bordeaux, nicht Bordo

Die Diskrepanz zwischen Schreibweise und Aussprache von Wörtern ist je nach Sprache unterschiedlich ausgeprägt. Insbesondere im Französischen gibt es kaum ein Wort, das man so schreibt, wie man es spricht, berichtet der SWR in seiner Wissensrubrik. Während Sprachen wie Spanisch oder Türkisch eine relativ lautnahe Schreibweise haben, sei das Französische für seine vielen „stummen“ Buchstaben bekannt. Das liegt daran, dass die französische Schrift bereits im 9. Jahrhundert festgelegt wurde, sich die Sprache aber seitdem stark verändert hat, während Rechtschreibreformen ausblieben. Im Vergleich dazu wurde die lateinische Schrift im Türkischen erst 1928 eingeführt, ist also noch ziemlich nah dran an der heute gesprochenen Sprache und bietet daher „wenig Raum für Missverständnisse“. Trotz der „überflüssigen“ Buchstaben im Französischen, welche auch die Abstammung der Wörter und nicht nur ihre Aussprache verdeutlichen, gebe es klare Regeln. Englisch gelte als deutlich uneinheitlicher, da es nie eine umfassende Rechtschreibreform gab. Eine weltweite Einführung der Lautschrift wäre eine theoretische Lösung, die aber praktisch nicht umsetzbar sei. (swr.de)


Der Tonfall macht die Musik

Sprache ist mehr als nur der Informationsgehalt. Eine Studie hat jetzt untermauert, dass eine bestimmte Hirnregion bei der Interpretation von Gesagtem eine wichtige Rolle spielt. Akzente, Betonungen, Satzmelodie, Rhythmus und Sprachpausen haben eine große Auswirkung darauf, wie eine Nachricht beim Empfänger ankommt. Die Forscher haben festgestellt, dass das Gehirn Informationen über Tonhöhe und Sprachmelodie separat von den Lauten verarbeitet. Es erkennt sinnvolle sprachliche Einheiten und verarbeitet sie, noch bevor die reine Informationsebene des Gesagten untersucht wird. (derstandard.de)


2. Gendersprache

Zürich sieht beim Gendern keine Probleme

Der Kantonsrat Zürich hat einen Antrag von SVP und FDP abgewiesen, mit dem sichergestellt werden sollte, dass Schüler und Studenten keine Nachteile haben, wenn sie nicht gendern. Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat seit 2022 einen Genderleitfaden, der einen „bewussten Sprachgebrauch im Alltag und im Studium“ unterstützen soll. „Schwarzfahrer“ sei schlecht, „Reisende ohne gültiges Ticket“ viel besser. Man dürfe sich die Art des Genderns (Doppelpunkt oder Sternchen) aussuchen, doch wer sich verweigert, dem drohe Punktabzug, ein fehlender Binnen-Doppelpunkt (wie in Professor:innen) zähle dann genau so viel wie ein Fehler in der Rechtschreibung.
Susanne Brunner (SVP) sieht das mehr als kritisch: „Schulen und Hochschulen bauen sich ihre eigenen Sprachkönigreiche auf, und der Regierungsrat lässt sie gewähren. Diese Laissez-faire-Politik ist ein Skandal!“ Linda Camenisch (FDP) sagte, Sprache wandle sich, auch die deutsche. Aber diese Sonderzeichen seien nicht natürlich entstanden, sondern vielmehr vor dem Hintergrund einer politisch-ideologischen Agenda. Den Vorschlag, dass Studenten, die sich benachteiligt fühlten, den Rechtsweg bestreiten könnten, verwarf Brunner. Die meisten seien in einer schwachen Position und würden sich den Vorgaben der Hochschule unterwerfen. Die Mehrheit des Kantonsrats zeigte sich von der Argumentation unbeeindruckt, der Antrag wurde abgewiesen. (nzz.ch (Bezahlschranke))


Sachsen ohne Gendersprache

Eine neue Verwaltungsvorschrift in Sachsen streicht eine Sonderregelung, die auch die Pflicht zur geschlechtergerechten Sprache beinhaltete. So will Sachsen die Bürokratie abbauen und Gesetze verständlicher machen. 2020 erst war die Gendersprache für Gesetze und Rechtsverordnungen beschlossen worden. Das habe dazu geführt, dass bei jeder Änderung eines Gesetzes umfangreiche sprachliche Änderungen nötig waren. Dies habe dann dazu geführt, dass dringend notwendige Gesetzesänderungen unterlassen worden sind. Ab dem 15. März 2025 gelten jetzt für sächsische Gesetze nur noch die bundeseinheitlichen Vorgaben zur geschlechtergerechten Sprache, schreibt die Sächsische Zeitung. „Allerdings bleibt es auch nach der neuen Regelung das Ziel, Rechtstexte möglichst geschlechtergerecht zu formulieren – jedoch nicht mehr zwingend“, so der Sprecher des Justizministeriums, Alexander Melzer. Das heißt, dass bei eiligen oder geringen Rechtsänderungen nicht mehr der komplette Text auf geschlechtergerechte Sprache überprüft werden muss. So würde die Normprüfung erheblich effektiver, heißt es. (saechsische.de, medienservice.sachsen.de)


Bürokratie und Zuspruch

Die Volksinitiative gegen das Gendern in Niedersachsen hat das Quorum von 70.000 Unterschriften verfehlt. Das teilten die Organisatoren diese Woche mit. Damit wird der niedersächsische Landtag nicht aufgefordert, sich mit dem Gendern zu befassen. Vorausgegangen war ein Jahr voller Infostände und Aktionen, die nicht immer auf Gegenliebe stießen. Mehrfach wurden die Initiatoren teils tätlich angegriffen und ihre Materialien entwendet, an einigen Unis waren die Infostände nur unter Polizeischutz möglich. Hinzugekommen seien bürokratische Hürden, die das Sammeln von Unterschriften erschwert hätten. Dennoch zeigten sich die Organisatoren zufrieden mit den Rückmeldungen aus der Gesellschaft, der Zuspruch der Bürger sei groß gewesen, heißt es. (celler-presse.de, stoppt-gendern-in-niedersachsen.de)


Gendern macht Angst

Die Sozialwissenschaftlerin Juliane Lang führt im Interview mit der taz aus, dass Gendern bei denen Angst auslöse, die fürchten, ihre Identität zu verlieren und gesellschaftliche Veränderungen zu erleben. Das würde vor allem in rechten und konservativen Kreisen vorkommen, gerade rechte Gruppierungen würden Ängste schüren. Lang vermischt im Interview dabei das sprachliche Gendern mit der Gender-Theorie und geht davon aus, dass jeder, der gegen das Gendern ist, auch alternative Lebensentwürfe ablehnt. Bei X kommentierte @facepalmalert: „Das dümmste, propagandistischste Argument von allen ist das Stigmatisieren von Ablehnung und Kritik als Angst/Phobie.“ Interessant ist zudem, dass die taz, die als Presseorgan die traditionelle 4. Macht im Staat darstellt, auf X sein Konto geschützt hat, d. h. nur abonnierenden Nutzern zugänglich ist. (taz.de, x.com/vds)

3. Sprachspiele: Neues aus dem Wort-Bistro

Woher stammt die Blaupause?

„Ihr Konzept ist hervorragend. Wenn Sie Ihre Abteilung so organisieren, dann ist das eine Blaupause für das ganze Unternehmen“. Wenn man von einer Blaupause spricht, will man sagen, dass etwas vorbildlich gemacht wurde und dass sich andere daran ein Beispiel nehmen sollten. Aber woher stammt die Blaupause? Zwischenzeitlich hatte ich gedacht, man könne von einer Blaupause sprechen, wenn man betrunken in der Betriebskantine sitzt. Aber lassen wir diese Gedankenspiele und wenden uns Erkenntnissen zu. Vielleicht kennen Sie das Wort pausen? Nein, es hat nichts mit der Pause zu tun, in der man einen Snack zu sich nimmt. Pausen bedeutet so viel wie kopieren. Wir hatten in der Schule Pauspapier. Damit haben wir Texte gepaust, also kopiert. Schon im 19. und 20. Jahrhundert wurde eine solche Technik verwendet. Zum Pausen wurde meistens Durchschreibepapier in blauer Farbe benutzt, um Texte zu vervielfältigen. So konnte man zum Beispiel einen Abdruck von einem Schreibmaschinentext machen.

An manchen Tagen habe ich das Gefühl, dass sich einige Formulierungen rasend schnell ausbreiten, unhinterfragt zum Allgemeingut und so zur Blaupause werden. So muss man in Betriebskantinen höllisch aufpassen, dass man nicht in den Chor der Allgemeinheit einstimmt und auf Schritt und Tritt „Mahlzeit“ sagt. Unser Kunstlehrer in der Schule gefiel sich darin, die Zeichenstunde mit einem beherzten „Malzeit“ zu eröffnen. Aber das ist wieder ein anderes Thema. In der Kantine, die man auch Speisesaal oder Verköstigungshalle nennen darf, könnte man ja auch sagen „Ich wünsche Wohlgenuss“, „Speisen Sie wohl“ oder auch „Ich drücke Ihnen die Gaumen“. Man würde zumindest aus der Reihe tanzen, sofern man dies möchte. Natürlich könnten Sie auch fünf Gabeln nehmen, diese aufeinandertürmen und ausrufen: „Schauen Sie mal, ich bin ein Gabelstapler“. Aber dieses Verhalten ist sicherlich für viele Menschen keine Blaupause.

Philipp Kauthe

Radio-Journalist, Buchautor, Podcast „Schlauer auf die Dauer“ (philipp-kauthe.de)


4. Kultur

Grammatik nur an zweiter Stelle?

In seiner Glosse für Die Harke sinniert Niklas Schmidetzki über die Schwierigkeiten in der deutschen Grammatik, insbesondere beim gesprochenen Wort. Er empfinde die richtige Grammatik beim Sprechen oftmals als reine „Glückssache“, da nicht jede Äußerung exakt durchdacht werden könne und insbesondere die Kasusverwendungen darunter litten („wegen dem Wetter“/„wegen des Wetters“). Anlass für seine Ausführungen ist der am 4. März in den USA gefeierte Tag der Grammatik, der „National Grammar Day“. Schmidetzki überlegt dabei ironisch, ob dieser Tag nicht auch in Deutschland sinnvoll wäre oder ob er in Zeiten der Sozialen Medien, wo Grammatik oft vernachlässigt wird, überhaupt Bestand haben könne. Er schließt damit, dass ihm ein freundlicher Umgangston wichtiger sei als perfekte Grammatik. (dieharke.de)


5. Berichte

Über „ick“, „keen“, „dit“

In der VDS-Arbeitsgruppe Sprachkultur in Berlin hielt der Sprachwissenschaftler Dr. Peter Rosenberg von der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) einen Vortrag mit dem Titel „Grausame Wahrheiten zur Sprache in Berlin und Brandenburg“ über die Besonderheiten der Berliner Umgangssprache. Ein spannender und kurzweiliger Vortrag über die Wurzeln dieser sprachlichen Varietät.


6. Denglisch

Syntaktische Anglizismen

In der Kolumne „Notizen aus der Sprachebene“ in der Oldenburgischen Volkszeitung (Druckausgabe vom 1. März 2025) beschreibt der Vechtaer Germanist Wilfried Kürschner englischen Einfluss bei Namensgebungen im Deutschen. So hätten sich mit dem American Football auch einschlägige Vereine mit englischen Namen in Deutschland verbreitet: die Potsdam Royals, die Dresden Monarchs oder auch die Kirchdorf Wildcats. Solche Benennungen entsprächen nicht den Regeln der deutschen Grammatik, stellt Kürschner fest. Im Deutschen würde dem Ortsnamen die Endung -er angefügt, also „Kirchdorfer Wildkatzen“. Die Wortfügungen von Ortsnamen und Gattungsbezeichnung folgen dem Vorbild des Englischen. Sie finden sich auch in anderen Namen wie Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts oder Vechta-Institut für Inklusion. Manchmal zeige immerhin noch der Bindestrich nach dem Ortsnamen an, dass es sich um ein zusammengesetztes Wort handelt.


7. Soziale Medien

Lecke‘r

Karin Wagner, Regionalleiterin für die Region 07 (Gera, Jena), hat in Gera ein Werbeschild für eine alkoholische Köstlichkeit gefunden, die gleich mit mehreren Fehlern daherkommt. Eine Gaststätte wirbt für den „Whisky des Monat‘s“. Neben dem falschen Apostroph wird Singel in Wirklichkeit Single geschrieben. Und ganz streng genommen ist Whisky an dieser Stelle auch noch falsch geschrieben, denn der angepriesene „Bushmills Singel Malt“ ist ein irischer Whiskey, der mit e geschrieben wird. Aber sei’s drum. (x.com/vds, instagram.com/vds, facebook.com/vds)


Mitglieder*innen in Bochum

Wie eingefahren Gender-Fans sind, zeigt die Stadt Bochum. In einem Protokoll ist nicht nur peinlich genau von Stellvertreter*innen und Teilnehmer*innen zu lesen, vielmehr wurde auch das neutrale Wort Mitglied gegendert. Mitglieder*innen gibt den entsprechenden Protokollanten offenbar ein gutes Gefühl von Geschlechtergerechtigkeit, zeigt aber auch die völlige Ignoranz für eine konsistente Sprache. (facebook.com/vds, instagram.com/vds, bochum.ratsinfomanagement.net (PDF-Datei))


Alaaf und Helau!

Karneval ist vorbei – aber dieser Ausschnitt zur Kölschen Sprache ist auch in der Fastenzeit noch einen Klick wert. (facebook.com/one_ard)


8. Buchwelt

„Salz & Eisen“ in der Lehrerbibliothek

Manche Schulen verfügen über eine eigene Bibliothek. Dass an Schulen eigene Bibliotheken für die Lehrer zur Verfügung stehen, ist heute anscheinend nicht mehr üblich. Die wenigen Treffer im Internet, z. B. die Lehrerbibliothek des Jesuiten-Gymnasiums Peutingen, tragen fast alle den Zusatz „historisch“. Eine „Lehrerbibliothek“ anderer Art ist auf der Netzseite lbib.de zu finden. Es handelt sich um ein Rezensionsportal, in dem Neuerscheinungen zu Literatur und Medien aller Schulfächer vorgestellt werden. Rezensenten können hier ihre Texte eigenständig hochladen.

Neuerdings wird dort auch der Roman „Salz & Eisen“ von Horst Hensel (2024) vorgestellt. Für den Rezensenten ein „überaus lesenswerte(r), spannende(r) und auf umfassenden Recherchen basierende(r) Roman“ und „wichtige(r) Beitrag zum kulturellen Gedächtnis des Ruhrgebiets“. (lbib.de)

Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.

Redaktion: Holger Klatte, Asma Loukili, Stephanie Zabel

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