20.Oktober 2017
1. Presseschau vom 13. bis 19. Oktober 2017
- Handlungsbedarf an Grundschulen
- Mit Alkohol fließend in der Fremdsprache
- Geschriebenes im Fernsehen
2. Unser Deutsch
- Sprache als Heimat
3. Berichte
- Nochmal „Rheinperle“
4. VDS-Termine
5. Literatur
- Bücherfreund 2017
- Gruppe 47 – Die Rückkehr
- Buchpreis ausgeschrieben
6. Denglisch
- Falscher Freund
1. Presseschau vom 13. bis 19. Oktober 2017
Handlungsbedarf an Grundschulen
Bild: © Fotolia / Kzenon / 152766412
Schüler der vierten Klasse weisen erhebliche Mängel in den Fächern Deutsch und Mathematik auf. Zu diesem Ergebnis kam das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB). Der vom Kultusminister der Länder beauftragte Bildungstest gilt als deutsches Gegenstück zur PISA-Studie und vergleicht die Kompetenzen der Schüler der 16 Bundesländer. Im Fach Deutsch wurden die Bereiche Lesen, Zuhören und Schreiben geprüft, die nach den im Jahr 2004 vom Kultusministerium festgelegten Bildungsstandards bewertet werden. Das Ergebnis: Von den fast 30.000 getesteten Viertklässlern erreichen 22,1 % nicht die Mindestanforderung in Orthografie. Auch die Kompetenzen in Mathematik (15,4 % unter dem Mindeststandard) und Zuhören (10,8 % unter dem Mindeststandard) haben sich innerhalb von fünf Jahren erheblich verschlechtert. Dabei unterscheiden sich die Ergebnisse der einzelnen Bundesländer. Während Bayern und Sachsen in beiden Fächern die besten Zahlen verzeichnen können, landet Bremen in allen geprüften Bereichen auf dem letzten Platz. Auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern seien deutlich, berichtet SPIEGEL ONLINE. „Die Viertklässlerinnen sind in Deutsch besser, am größten ist der Unterschied im Bereich Orthografie, gefolgt von Lesen und Zuhören. Die männlichen Mitschüler sind hingegen in Mathematik besser.“ „Die Ergebnisse der Studie zeigen einen bundesweiten Handlungsbedarf bei der Förderung in den Kernfächern Deutsch und Mathematik“, lautet das Fazit der Bildungsministerin Baden-Württembergs, Susanne Eisenmann.
Der Bildungsexperte Josef Kraus macht die Schulreformen der vergangenen Jahrzehnte für das schlechte Ergebnis verantwortlich: „Keine Diktate mehr, nur noch 700 Wörter Grundwortschatz („Schatz“!), keine Ziffernnoten in den ersten Klassen, „Schreiben nach Gehör“, „innovative Unterrichtskultur“ (Freiarbeit, Materialtheke), unsinniges Früh-Englisch zulasten von Deutschstunden und …. und …. und.“ (iqb.hu-berlin.de, spiegel.de, tichyseinblick.de)
Mit Alkohol fließend in der Fremdsprache
Wissenschaftler wollen bewiesen haben, dass man sich unter Alkoholeinfluss in einer Fremdsprache leichter tut. An einem Experiment an der Universität Maastricht beteiligten sich 50 deutschsprachige Studenten, die Niederländisch lernen. Die eine Hälfte bekam vor einem angekündigten Gespräch in der Fremdsprache Bier zu trinken, die andere ein alkoholfreies Getränk. Bei der Auswertung der aufgezeichneten Gespräche schnitten die leicht angetrunkenen Probanden deutlich besser ab als die nüchternen – besonders bei der Aussprache des Niederländischen. Die Forscher warnten aber auch davor, dass sich der Effekt bei größeren Mengen alkoholischer Getränke verflüchtigen könnte. (ze.tt, deutschlandfunknova.de)
Geschriebenes im Fernsehen
Der Medien-Minister von Sachsen-Anhalt, Rainer Robra (CDU), fordert, die Inhalte der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF neu aufeinander abzustimmen. Das ZDF solle demnach für bundesweite Formate wie Nachrichten oder Spielfilme ohne regionalen Bezug zuständig sein, die ARD für regionale Beiträge. Es bedürfe nur eines bundesweiten Senders, so Robra. Weiterhin sprach er sich dafür aus er, presseähnliche (geschriebene) Texte aus den Internetangeboten der Sender, den sogenannten Telemedien, zu streichen. Dies fordern die Zeitungsverlage schon länger, weil sie diese Nachrichten als Konkurrenz zu ihren eigenen Angeboten sehen.
Vor einigen Wochen hatten ARD und ZDF eigene Pläne zu einer Strukturreform vorgelegt, um Kosten einzusparen, wodurch sich der Rundfunkbeitrag in Zukunft nur „maßvoll entwickeln“ soll.
Minister Robras Pläne stoßen auf Kritik. Patricia Schlesinger, Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb), betonte die Wichtigkeit eines funktionierenden öffentlich-rechtlichen Systems, um dem gestiegenen Informationsbedürfnissen gerecht zu werden. Besonders die vorgeschlagene Abschaffung des Formats „Tagesschau“ stößt auf Ablehnung. (welt.de, welt.de)
2. Unser Deutsch
Sprache als Heimat
„Verstehen und verstanden werden: das ist Heimat“, erklärte Bundespräsident Steinmeier am Tag der deutschen Einheit. Dies schien mir vor allem übertragen gemeint: Verständnis füreinander haben, miteinander vertraut werden – das erzeugt das Gefühl von Heimat. Nicht falsch, aber nicht genug. Denn viel elementarer ist der wörtliche Sinn: die Sprache des anderen verstehen und sie gebrauchen können. Das Reden miteinander geht dem Verständnis füreinander voraus. Wer eine neue Sprache erlernt, gewinnt eine neue Heimat, nimmt Teil an dem Gemeinschaftsgefühl, das Sprache erzeugt. Das größte Leid, das die deutschen Emigranten aus Nazi-Deutschland erfuhren, war ihr Ausschluss aus der deutschen Sprachgemeinschaft. Deshalb suchen Flüchtlinge den engen Kontakt mit ihresgleichen. Griechen zu Griechen, Türken zu Türken – so entstehen heimatliche Kommunikationsnetze. Das bezeugen auch die vielen Begegnungen im kalifornischen Haus des Emigranten Thomas Mann.
Gerne ziehen Flüchtlinge in Stadtviertel, wo ihre Sprache gesprochen wird. Frauen kommen dort zunächst ohne Kenntnisse des Deutschen aus. Sie sind auch sprachlich das familiäre Symbol der verlassenen Heimat. Viele finden Heimat vor allem in ihrer Religion, die in vertrauter Sprache verkündet wird. So erging es schon den Quäkern und den Mennoniten in Amerika.
Gestatten wir den Flüchtlingen in unserem Land, sich ihrer Heimat auf diese Weise erneut zu vergewissern, sobald sie mit unserer Hilfe Gesundheit und Leben gerettet haben. Wir Deutsche, die wir zumeist in einer monolingualen Welt, also einsprachig leben, sollten lernen, das anzuerkennen und zu würdigen. Die neue Heimat ist nicht zu gewinnen, indem man die alte wegwirft.
Was für ein Glück, dass der Mensch sich mehrere Sprachen aneignen und in mehreren Heimaten zuhause sein kann!
Horst Haider Munske
Die Artikel der Rubrik „Unser Deutsch“ bieten häufig Anlass zur Diskussion. Wer mitdiskutieren möchte, ist im VDS-Rundbriefforum herzlich dazu eingeladen: http://rundbrief.vds-ev.de.
3. Berichte
Nochmal „Rheinperle“
Nach dem SWR hat nun auch die Weiler Zeitung die erste „Rheinperle“ vorgestellt, nämlich das Friseurgeschäft „HaarSchneiderei“ von Bianca Enzmann, die mit diesem neu geschaffenen Sprachpreis der Regionalvertretung Dreiländereck ausgezeichnet wurde. Der originelle Name des Geschäftes verbinde zwei Aspekte miteinander, erläuterte Regionalleiter Frank Schmid: Haare als Kernkompetenz des Friseurhandwerks mit der Tätigkeit des Schneiderns. (verlagshaus-jaumann.de)
4. VDS-Termine
20. Oktober, Region 83 (Rosenheim, Oberbayern)
Stammtisch, Thema: „Wie Gendern unsere Sprache verhunzt“
Zeit: 19:30 Uhr
Ort: Restaurant „König Ludwig Stub’n“, Seestraße 95, 83209 Prien am Chiemsee
20. Oktober, Region Dänemark
BDN-Konzert
Zeit: 20:00 Uhr
Ort: Grundtvigskirche Kopenhagen, På Bjerget 14B, 2400 København, Dänemark
23. Oktober, Region 50, 51 (Köln)
Stammtisch
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Cöllner Hof, Hansaring 10, 50670 Köln
25. Oktober, Region 03 (Cottbus)
Mitgliedertreffen
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Hotel „Zur Sonne“, Taubenstraße 7, 03046 Cottbus
25. Oktober, Region 84 (Landshut)
„Leselupe“ – Literaturstammtisch in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Bildungswerk Landshut e. V.
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Evangelisches Bildungswerk Landshut, Luitpoldstraße 3 (II. Stock), 84034 Landshut
25. Oktober, Region Dänemark
Reformationstheater
Zeit: 19:30 Uhr
Ort: Sankt-Petri-Kirche, Sankt Peders Stræde 2, 1453 København, Dänemark
27. Oktober, Region 88 (Bodensee/Oberschwaben)
Regionaltreffen mit Kurzführung in der ehemaligen Klosterkirche Weißenau und anschließendem Vortrag von VDS-Mitglied Günther Nörthemann über Luthers Einfluss auf die deutsche Sprache
Zeit: 17:00 Uhr
Ort: Klosterkirche Ravensburg-Weißenau, Abteistraße, 88214 Ravensburg
5. Literatur
Bücherfreund 2017
Wer Fußball spielt, hat die Hände frei. Das nutzt Christian Streich, Trainer des SC Freiburg, wohl aus und liest. Weil er auch zu gesellschaftlichen Themen Position bezieht und öffentlich für das Lesen wirbt, zeichnet ihn die Stiftung Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die zuletzt auch den Deutschen Buchpreis vergab, als „Bücherfreund des Jahres 2017“ aus. Die 5000 Euro Preisgeld sollen dem Wunsch des Preisträgers gemäß Schulen zugutekommen – zur Förderung von Buch- und Leseprojekten. (deutschlandfunkkultur.de)
Gruppe 47 – Die Rückkehr
„Eigentlich habe ich jetzt gesagt, dass ich doch kommen muss“, stellt Schriftsteller Jürgen Becker erst nach einer ganzen handschriftlich verfassten Briefseite fest, die er an die Organisatorin des Jubiläumstreffens der legendären Gruppe 47 schreibt. Karla Fohrbeck hat Überzeugungsarbeit leisten müssen, um Teilnehmer der „Werkstattgespräche“, die vor 50 Jahren in Waischenfeld stattfanden, für ein Wiedersehen zu begeistern. Alle sind älter geworden, nicht alle kommen, 20 „Originale“ sind es. Auch das Format ist ganz anders. Weniger im Verborgenen, mehr für die Öffentlichkeit agieren die Autoren nun und dank Gehstock oder Rollator erreichen sie auch die Lesestätten des dazugehörigen Literaturfestivals, die in der Stadt verteilt sind. Näher am Publikum sind wohl auch die geladenen jüngeren Gäste, beispielsweise die 35-jährige Nora Bossong („Gegend“). Applaudieren darf dieses Publikum, das Kritisieren bleibt ihm jedoch wohl vorenthalten. (deutschlandfunkkultur.de)
Buchpreis ausgeschrieben
Das Deutsche Kulturforum östliches Europa schreibt zum achten Mal den Georg-Dehio-Buchpreis aus. Mit dieser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien dotierten Auszeichnung werden Autoren geehrt, die sich in ihren Werken fundiert und differenziert mit den Traditionen und Interferenzen deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa auseinandersetzen. Bis zum 31. Oktober 2017 können Vorschläge eingereicht werden. (kulturforum.info)
6. Denglisch
Falsche Freunde
Um in der globalen Marktwirtschaft mithalten zu können, ist Unternehmen meist jedes sprachliche Mittel recht. Besonders, wenn es darum geht, sich durch Denglisch bei Kunden und Investoren anbiedern zu können. Dass dies häufig nicht gelingt, machte der Autor Christian Drastil anhand des kleinen Wörtchens „hardly“ deutlich. Denn der altbekannte falsche Freund bedeutet nicht etwa „hart“ (im Sinne von „hart arbeiten“), sondern „kaum“. Da ist die Schadenfreude bei sinnlosem Denglisch dort gleich doppelt so groß, wenn es bei „einer Firma mit vier Buchstaben und einem E vorne bei einer Präsentation in London“ heißt: „We are working hardly to become strange clients“. Was der Unternehmen wohl eigentlich sagen wollte, dürfte ungefähr Folgendes gewesen sein: „Wir arbeiten hart daran, ausländische Kunden zu akquirieren“. Was das Unternehmen aber tatsächlich schrieb, war: „Wir arbeiten kaum daran, seltsame Kunden zu werden“. (boerse-social.com)