Infobrief vom 20. Juni 2025: Latein und Altgriechisch in Bayern

1. Presseschau

Latein und Altgriechisch in Bayern

An fast allen bayerischen Gymnasien steht Latein auf dem Stundenplan, an rund zwölf Prozent auch Altgriechisch. Trotz Digitalisierung gilt humanistische Bildung weiterhin als bedeutend, berichtet der Stern.

Im Schuljahr 2023/2024 lernten rund 124.400 Schüler in Bayern Latein und 2.700 Altgriechisch. In diesen Fächern gehe es jedoch nicht nur um Sprachkompetenz, sondern auch um kulturelle und ethische Grundlagen, die auch heute noch von Bedeutung sind. Schüler wie Philipp Förster und Johanna Scharbert berichten, wie sehr sie vom altsprachlichen Unterricht profitiert haben. Die antiken Texte seien für die Schüler wie Rätsel, die zum Nachdenken anregen, und machten deutlich, dass viele menschliche Fragen zeitlos sind.

Das bayerische Kultusministerium betont den Beitrag humanistischer Bildung zum reflektierten Umgang mit Informationen, etwa beim Erkennen rhetorischer Strategien oder manipulativer Texte wie bei Caesar. So stärke sie auch die Medienkompetenz junger Menschen. Stiftungen wie die Elisabeth-J.-Saal-Stiftung fördern diesen Ansatz durch Wettbewerbe und Projekte. Ziel sei es, die Persönlichkeitsbildung und das kritische Denken zu fördern. Dies geschehe mit Inhalten, die trotz ihres Alters von großer aktueller Relevanz seien. (stern.de)


Was Hunde verstehen

Hunde und Menschen leben seit über 14.000 Jahren zusammen. Und während der Mensch durch seine komplexe Sprachfähigkeit hervorsticht, zeigen aktuelle Studien, dass auch Hunde in der Lage sein können, bestimmte sprachliche Strukturen des Menschen zu verstehen. An der University of California untersucht Federico Rossano die sprachlichen Fähigkeiten der Hunde. Seine Untersuchungen zeigen, dass Hunde bestimmte Begriffe wie „draußen“ und „spielen“ durchaus verstehen können und mit passenden Verhaltensweisen reagieren, auch ohne begleitende Reize in diesem Kontext. Allerdings können sie keine Wörter auseinanderhalten, die sich nur in einem Laut unterscheiden. Es handle sich somit nicht um eine echte Sprachfähigkeit, sondern ein systematisches Verständnis einzelner Begriffe. Trotz dieser Erkenntnisse vermutet Rossano, dass Hunde über kognitive Fähigkeiten verfügen, die bislang unterschätzt wurden. (abendblatt.de)


Spracherkennung für alle

Die Produkte der Marke Apple verfügen über eine eigene Spracherkennung, die bisher nur in hauseigenen Apps wie Notizen, Sprachmemos oder Nachrichten genutzt wurde. Künftig können auch andere App-Anbieter diese Funktion einsetzen. Mit der neuen Programmierschnittstelle SpeechAnalyzer bietet Apple fortan seine Transkriptionstechnik auch für alle Programme an. Die Umwandlung erfolge direkt auf dem Gerät und auch ohne Internetverbindung. (mactechnews.de)


Neues Linguistik-Zentrum in Berlin

Die Freie Universität Berlin hat das Dahlem Center for Linguistics (DCL) eröffnet, das aus dem bereits 20 Jahre bestehenden Interdisziplinären Zentrum Europäische Sprachen hervorgeht. In dem neuen Sprachzentrum soll es darum gehen, Sprachwissenschaft nicht mehr nur aus einer „europäischen Sicht“ zu betrachten, sondern einen globalen Schwerpunkt zu setzen. Der Leiter, Professor Ferdinand von Mengden, erklärt, dass Sprachen wie Englisch oder Spanisch heute weitgehend außereuropäische Sprachen seien und dass dieser Wandel schon zur Kolonialzeit eingesetzt habe. Die Sprachwissenschaft müsse diesen Wandel in der Forschung reflektieren. Im Fokus des neuen Forschungszentrums stehen daher künftig auch außereuropäische Sprachen, Mehrsprachigkeit und gesellschaftliche Aspekte der Sprachverwendung.

Als Standort wurde Berlin ausgewählt, da in Berlin Menschen aus 180 Ländern leben und die Sprachvarietät der Metropole eine ideale Grundlage biete, um die Sprachvielfalt im Alltag zu erleben und zu verstehen. (berliner-zeitung.de)


2. Gendersprache

Genderempfehlungen in Niedersachsen

Niedersachsens Landesregierung spricht eine Empfehlung zum Verwenden der Gendersprache im öffentlichen Dienst aus. Diese Empfehlung für Behörden basiert auf dem Entwurf zur Änderung des Niedersächsischen Gleichberechtigungsgesetzes (NGG), den das Kabinett nun in den Landtag einbringt.

Sozialminister Andreas Philippi (SPD) erklärt jedoch, dass es hierbei nicht um die Einführung verpflichtender Schreibweisen wie den Genderstern oder das Binnen-I gehe, sondern dass man den Behörden eine „geschlechtersensible Wortwahl“ nahelegen wolle. Konkrete Beispiele hierfür seien „Redepult“ statt „Rednerpult“ oder „Pflegekräfte“ statt „Pflegerinnen und Pfleger“.

Philippi betont zudem, dass es sich hierbei ausdrücklich um eine Empfehlung handle und das Nichtbeachten dieser Empfehlungen keine strafrechtlichen Folgen für Behörden habe. Der Deutsche Gewerkschaftsbund Niedersachsen unterstütze die neue Vorgabe. (haz.de (Bezahlschranke))

3. Kultur

Die Vorteile von Sprachreisen

Mario Parisi ist Dozent an der oberbayerischen VHS Oberland und erklärt im Gespräch mit Merkur.de, wieso man keine Hemmungen vor Sprachreisen haben sollte und wie diese zum Verständnis fremder Sprachen beitragen können. Selbst ohne Vorkenntnisse könne man bei einer einwöchigen Sprachreise durchaus viel erreichen, betont Parisi, der selbst einen Sprachurlaub nach Kalabrien mit der VHS Oberland organisiert.

Durch eine solche Reise könne man nicht nur genug Sprachkenntnis aufbauen, um in der Landessprache beispielsweise im Restaurant bestellen zu können, sondern man entwickle auch ein Allgemeinverständnis für die Sprache. Anders als bei heimischen Sprachkursen, die man im Voraus besuchen könne, mache bei Sprachreisen im Ausland insbesondere die Psychologie einen großen Unterschied. Durch derartige Reisen erlebe man die Sprache und ihre Gesten im Alltag und sei Teil eines lebendigen, passiven Lernens. Die alltäglichen und authentischen Gespräche mit Einheimischen seien besonders wertvoll, erklärt Parisi.

Er spricht sich zudem für unterstützendes Material wie Lernbücher oder Sprachlernapps aus, jedoch gebe es hierbei deutliche Qualitätsunterschiede. (merkur.de)


Mein Name sei Gantenbein

Der Schauspieler, Autor und Hörbuchsprecher Matthias Brandt ist vergangene Woche mit dem Deutschen Sprachpreis der Henning-Kaufmann-Stiftung ausgezeichnet worden. Der Filmkritiker Peter Körte bescheinigte Brandt gerade durch „Stimmlage und Tonfall“ ein besonderes „Gefühl für Sprache“. Brandt trug zum Dank eine Passage aus seinem Soloabend „Mein Name sei Gantenbein“ am Berliner Ensemble vor. (hna.de)


Ein bisschen Spaß muss sein

In einem Beitrag der WELT-Satireredaktion wird die Grüne Jugend kritisiert. Der Volontär Ludwig Degmayr schreibt, dass die Sprache nun der „neue Feind“ der Grünen Jugend sei und angeblich eine allgemeine Abschaffung des Wortes „rechts“ gefordert werde– aus Protest gegen rechte Politik. In überspitzter Manier fabuliert Degmayr über mögliche Folgen für den Straßenverkehr („rechts vor links“) und Justiz („rechtskräftig“, „Rechtsstaat“), bis hin zu Gerichtsurteilen in Emoji-Form. Der rechte Winkel könne in „demokratische Biegung“ umbenannt werden. Degmayrs Scherzartikel ist zwar überzogen, spricht jedoch die Sprachsensibilität und politische Korrektheit in der Politik an. (welt.de)


4. Berichte

Kölsch „mit Jeföhl“

Der Lehrer-Welsch-Sprachpreis der Kölner VDS-Regionalgruppe geht 2025 an den Musiker Günther „Bömmel“ Lückerath, Gründungsmitglied der Kölner Band „Bläck Fööss“. „Bömmel“ habe sich mit seiner Band für das Kölsche eingesetzt und engagiere sich auch heute noch für den Dialekt, sagte VDS-Regionalleiter Ralph Aurand. Bei der Bekanntgabe des Preisträgers war auch Sänger, Komponist und VDS-Ehrenmitglied Ludwig Sebus anwesend. „Die Kölsche Sprache ist ein Heiligtum, das nicht untergehen darf“, sagte Sebus. Der Lehrer-Welsch-Preis wird am 21. September 2025 in der Aula des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums als offizieller Teil des „Daachs der kölschen Sproch“ verliehen.


5. Denglisch

Nicht-englische Forschungsergebnisse fehlen

Einen bisher unterbelichteten Aspekt der weltweiten Dominanz des Englischen als Sprache des wissenschaftlichen Publizierens beleuchtet Wolfgang Krischke in der FAZ. Wichtige Forschungsergebnisse aus nichtanglophonen Ländern würden ignoriert, weil sie nicht auf Englisch verfasst sind. Das in der Wissenschaftspolitik so groß geschriebene Gebot der „Diversität“ gelte für die Sprachenwahl nicht. „Wer seine wissenschaftliche Karriere nicht gefährden will, publiziert also wohlweislich“ auf Englisch, so Krischke. Eine Studie aus Australien hat nun die Sprachenverteilung im Fach Biologie beschrieben und festgestellt, dass besonders Forschungsarbeiten zu regionalen oder länderspezifischen Themen in den jeweiligen Landessprachen geschrieben werden. Diese Arbeiten würden aber in der internationalen Umweltpolitik kaum zur Kenntnis genommen, weil sie nicht auf Englisch vorliegen. Damit fehlten wichtige Forschungsergebnisse, um beispielsweise die Wirksamkeit von Naturschutzmaßnahmen zu bewerten. (faz.net (Bezahlschranke))


6. Soziale Medien

Digitaluhr

Wer schon immer wissen wollte, wie man eine Digitaluhr in Gebrauch nimmt, sollte sich unser fachgerechtes Video anschauen. Allerdings könnte die deutsche Übersetzung der chinesischen Gebrauchsanleitung für einige sprachliche Stolpersteine sorgen. (instagram.com/vds, facebook.com/vds, tiktok.com/vds)


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.

Redaktion: Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Stephanie Zabel

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