Die Schlagzeile des Jahres 2017 erschien in der Süddeutschen Zeitung nach der Bundestagswahl: „1:0 verloren“. Gibt es eine treffendere Zusammenfassung dieses für Angela Merkel so zweideutigen Wahlerfolgs? Auch der zweite Platz ging an die Süddeutsche Zeitung, für den Titel eines Textes vom 10. Juni über Merkels britische Kollegin Theresa May, die gerade eine von ihr selbst völlig unnötigerweise veranlasste Unterhauswahl desaströs verloren hatte: „May Day“. Jeder Seefahrer weiß, was das bedeutet. Der dritte Platz ging an den Spiegel für seine Schlagzeile vom 10. Mai „Das Leyenspiel“. Diese überschrieb einen Artikel über den dilettantischen Umgang unserer Verteidigungsministerin mit der ihr anvertrauten Bundeswehr.
Weitere Spitzenplätze gingen an den Spiegel für „Schiene on Carne“ (ein Artikel über liebloses Essen bei der Bundesbahn) sowie für „Liberté, Egalité, Fragilité“ (Kommentar der politischen Lage in Frankreich) sowie nochmals an die Süddeutsche Zeitung für „ A Lidl bit crazy“. Diese Schlagzeile vom 14. September überschrieb eine Analyse seltsamer Werbestrategien deutscher Supermärkte im Internet. Die 30 höchstbewerteten Schlagzeilen sind auf den Netzseiten des Vereins Deutsche Sprache unter www.vds-ev.de (pdf) zu finden.
Die Aktion „Schlagzeile des Jahres“ gibt es seit 2010. Gewonnen hatte damals die Hamburger Zeit mit „Krieger, denk mal!“. Die Jury besteht aus dem Tübinger Rhetorikprofessor Gert Ueding, den Journalisten Wolf Schneider und Franz Stark, den Sprachwissenschaftlern Helmut Glück aus Bamberg und Horst Haider Munske aus Erlangen sowie dem Vorsitzenden des Vereins Deutsche Sprache. Insgesamt gingen 56 Vorschläge aus 15 Zeitungen und Zeitschriften ein. Der Sieger 2016 war der Focus mit „Macht. Wahn. Erdogan.“