Wir fordern seit Jahren immer wieder einen höheren Anteil deutschsprachiger Musik im Hörfunk. Eine schon 2004 im Bundestag diskutierte Deutsch-Quote oder eine Selbstverpflichtung der öffentlich-rechtlichen Sender kamen bislang aber nicht zustande. Eines der Gegenargumente aus den Rundfunkanstalten: „Viele nationale Künstler werden nicht wahrgenommen, weil die Bevölkerung sie gar nicht wahrnehmen will.“ (vgl. ndr.de, abgerufen am 16.10.14).
Das ist grober Unfug. Die offiziellen „Deutschen Album-Charts“ (GFK Entertainment) vom Oktober 2014 etwa zeigen einen Anteil deutschsprachiger Musik von fast 40 Prozent. Und dieser Anteil hat seitdem nicht abgenommen. Unter den zehn besten Alben waren seinerzeit sieben in deutscher Sprache, das ist der bislang höchste Anteil deutschsprachiger Musik in den Album Top 10. Nationale Produktionen kletterten im Jahr 2013 auf einen Anteil von 60,5 Prozent an den Top-100-Alben-Charts. Und da behauptet der NDR, dass man in Deutschland keine deutschen Künstler hören wolle. Schon seltsam
Entgegen diesem durch harte Verkaufszahlen dokumentierten Publikumsgeschmack trugen im Jahr 2013 in Deutschland lediglich 15 Prozent der am häufigsten im Radio gespielten Musikstücke deutsche Titel. Eine Stichprobe des VDS ergab in einzelnen Sendern einen Anteil deutschsprachiger Musik von unter zehn Prozent. WDR 2 etwa brachte nur 8,2 Prozent deutschsprachige Titel und lag damit noch unter dem Anteil bei privaten Sendern wie Radio FFN (Niedersachsen) oder Radio 91,2 (Dortmund). Der geringste Wert deutschsprachiger Musik wurde beim Sender SWR 1 gemessen: innerhalb von 24 Stunden waren unter den „größten Hits aller Zeiten“, so die Selbstdarstellung des Senders, genau drei deutschsprachige Titel gespielt (rund 3 Prozent).
Diese Werte sind für Künstler, die in deutscher Sprache singen, ein Schlag ins Gesicht. Die Hörer wollen mehr Musik in ihrer Sprache und das Angebot ist da – aber der Rundfunk verweigert sich diesem Wunsch und besteht auf einer Quote von teilweise über 90 Prozent englischer Musik. Wir sehen hier nicht nur einen Verstoß gegen die Programmgrundsätze der Rundfunkanstalten, deren Ziel es ist, die vorhandenen Kulturformen angemessen zu vermitteln. Selbst der durch das Bundesverfassungsgericht festgestellte „klassische Auftrag“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, kulturelle Vielfalt zu gewährleisten , ist hier verletzt.
Wir fordern deswegen,
- dass der wachsende Anteil an verkaufter deutschsprachiger Musik sich endlich auch in den Programmen der Hörfunksender widerspiegelt,
- dass die Rundfunkanstalten darüber mit den Künstlern und mit Interessenvertretern reden, und
- dass Erhebungen zur Musikauswahl im öffentlich-rechtlichen Rundfunk transparent erfolgen und ihre Ergebnisse veröffentlicht werden.
Es geht dabei nicht um Nationalismus und auch nicht darum, aus welchem Land eine Band oder ein Künstler kommt. Es geht um die Sprache. Wir sind der festen Überzeugung, dass der Wert einer Sprache auch von der öffentlichen Präsenz als Kunstform in der Musik und Literatur abhängt. Es geht deshalb auch nicht um das ständige Wiederholen von Schlagern und deutschsprachigen „Evergreens“ der „Neuen Deutschen Welle“. Das Angebot an deutschsprachiger Musik ist heute so groß wie nie zuvor.
Wir fordern die Verantwortlichen auf, unsere Sprache und Kultur nicht mehr zu diskriminieren und die kulturelle Unterversorgung endlich zu beenden.
Der gemeinnützige Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS) ist Deutschlands größter Verein zur Sprach- und Kulturförderung. Seine weltweit 36.000 Mitglieder sehen das Singen und Musizieren wirken der seit Jahrzehnten schwindenden Bedeutung deutschsprachiger Musik im Alltag, in den Medien und in der Schule entgegen. Hier setzt der VDS an verschiedenen Stellen an: Förderung deutschsprachiger Musikformen an Schulen (u.a. durch Chorveranstaltungen, Wettbewerbe), Wahrnehmung des VDS als Interessenvertretung gegenüber Medienanstalten und gegenüber Vertretern der Kulturpolitik, Förderung von Musikschaffenden aller Art.
Projekte und Initiativen:
- VDS-Initiative „Mehr deutsche Musik im Radio“: Umfragen und Erhebungen zum Anteil deutschsprachiger Musik im Rundfunk; offener Brief an die Mitglieder aller ARD-Rundfunkräte und argumentative Unterstützung der ARD-Gremienvorsitzendenkonferenz „Qualität im Hörfunk“
- Klasse! Wir singen: Schon über 430.000 Kinder und mehr als 500.000 Zuschauer haben seit 2007 bundesweit an dem Projekt „Klasse! Wir singen“ teilgenommen. An den Schulen in NRW ist der VDS Projektpartner.
- VDS-Pottkast (das ist Ruhrgebiets Deutsch für Podcast): Seit 2015 gibt es den VDS-Pottkast zu Themen rund um die deutsche Sprache und Musik.
- 2012: Chorfestival in Augsburg, gemeinsam mit dem Bayerischen Chorverband im Rahmen des Tags der deutschen Sprache mit dem Schwerpunkt „Volkslieder“.
- 2011: Protestaktion gegen die GEZ für mehr deutsche Lieder im Rundfunk
- 2010: Jacob-Grimm-Preis für Udo Lindenberg. Er erhielt diesen höchstdotierten Preise für sprachliche Leistungen in Deutschland für seine Verdienste um und seinen Beitrag zur deutschsprachigen populären Musik
- 2005: Institutionenpreis Deutsche Sprache für den SWR-Radiosender „DasDing“ für seine Sendung „Heimatmelodie“.
- 2004: Initiativpreis Deutsche Sprache für das Netzwerk für deutschsprachige Musik „Irgendwo in Deutschland“.
Vernetzung
Der VDS hat vielfältige Verbindungen innerhalb des deutschen und internationalen Medien- und Kulturbetriebs:
- Beteiligung an Rundfunksendungen im Bürgerfunk oder in offenen Kanälen (z.B. regelmäßig bei Radio RSG)
- korporative Mitgliedschaft mit dem Deutschen Rock & Popmusikerverband e.V. und weiteren Akteuren aus dem Kulturbereich Musik, z.B. das Indie-Label „Dreiklang Music“ (Berlin)
- Kontakte bestehen zum Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V., zum Deutschen Musikrat e.V., zum Verein Singen e.V. (Peine), zu Chorverbänden u.v.m.
- prominente Mitglieder im VDS sind Hans R. Beierlein, Marén Berg, Matthias Grünert (Kantor der Dresdner Frauenkirche), HAINDLING (Hans-Jürgen Buchner), Dieter Thomas Heck, Peter Kraus, Edda Moser, Achim Reichel
„Sag‘ mir, wo die Lieder sind…“
Liebe Freunde der deutschen Sprache und der deutschen Musik,
nach meinem Aufruf in den Sprachnachrichten Nr. 79 haben sich insgesamt 13 Vereinsmitglieder bei mir gemeldet, die durchweg von gleichen oder sehr ähnlichen deprimierenden Erfahrungen mit ihren Sendern berichtet haben. Rühmliche Ausnahmen sind dabei wohl HR 4 und ein bayrischer Sender. Allerdings hätte ich mir doch deutlich mehr Beteiligung gewünscht, denn ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß die Mehrzahl unserer Mitglieder mit diesen durchweg stark englischlastigen Sendern wirklich zufrieden ist. So kann es zum Beispiel beim NDR 1 durchaus mal passieren, daß 8 (in Worten: acht) englische Titel hintereinander gespielt werden, so z.B. am Sonntag d. 04.11.18 bis zu den Nachrichten um 08.00 Uhr. Und das Ganze dann unter dem Motto „Unsere Heimat…“! Daher noch einmal meine Bitte: Schreiben Sie an die Intendanten der diversen englischlastigen Sender (Adressen im Internetz) und weisen Sie darauf hin, daß wir in Deutschland leben, Deutsch sprechen und es begrüßen würden, wenn etwas mehr deutschsprachige Musik gesendet wird. Natürlich sollen die Briefe (keine E-Post, die wird gelöscht) höflich und sachlich formuliert sein. Sie werden mit ziemlicher Sicherheit sogar eine standardisierte Antwort erhalten, in der man Sie belehrt, daß „Schlager“ nicht mehr zeitgemäß sind und blah, blah, blah… Aber steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein, die 70 Cent sollte Ihnen der Brief wert sein.
Bei den Arbeiten zu dem o.a. Thema sind mir dann noch eine Reihe von Dingen aufgefallen, die den mittlerweile aufgrund der zum Teil haarsträubenden Mängel in unserem Schulsystem schlechter werdenden Bildungsstand bzw. den mangelhaften Umgang mit unserer deutschen Sprache bei den diversen Radio- und Fernsehsendern ziemlich deutlich wiedergeben. Recht interessant ist übrigens die Art und Weise, in welcher der Musikchef des NDR zaghaft vorgebrachte Zuschauervorschläge bezüglich der Gestaltung des Musikprogramms regelrecht abbügelt. Insbesondere das Wort „Schlager“ wird mit deutlich gezeigter Abscheu ausgesprochen. Auch auf Hinweise auf klar erkennbare sprachliche Mängel kommt in aller Regel von den Sendern keine Antwort – man weiß es dort einfach besser!
Rolffs Blütenkorb
Unter diesem Titel werde ich in unregelmäßigen Abständen den ganzen „Beifang“ zum Besten geben, der mir bei der Beobachtung der diversen Radio- und Fernsehsender so ins Netz gegangen ist. Die deutsche Sprache ist schon eine wirklich schwere Sprache…
Besonders negativ fällt mir auf, daß die Bildung des Genitivs mittlerweile so gut wie unbekannt ist, das gilt auch für Ihre Verkehrsnachrichten. Ein besonders krasser Fall ist mir am Sonnabend d. 31.03.18 aufgefallen. Da wurde über einen Verkehrsunfall berichtet, und dann kam der Satz: „…der Fahrer des ersten Wagen…“ (Nachrichten um 08.00 Uhr am 31.03.18); und weiter: „…wegen eines liegengebliebenen LKW…/…im Verlauf des Abend…). Mit den anderen Fällen der deutschen Grammatik sieht es teilweise leider auch nicht besser aus (..Stau von mehreren Kilometer Länge…). Am 15.02. im NDR-Fernsehen um 21.45 Uhr in Aktuell: „…des Juso-Rebells…“. Nein, es heißt „des Rebellen“, das lernt man normalerweise schon in der Schule! Oder so: „…den syrischen Präsident Assad…“ (NDR 1, Nachrichten 17.02.18 um 17.00 Uhr). Einfach grauenhaft! Und auch der doch erhebliche Unterschied zwischen den beiden Begriffen „dasselbe“ und „das gleiche“ wird regelmäßig fröhlich durcheinandergebracht, so zu Beispiel am Mittwoch d. 24.01.18, als über Demonstrationen von Türken und Kurden in Hannover berichtet wurde, da hieß es dann, daß beide Demonstrationen auf dem gleichen Platz stattfanden. Das ist sachlich vollkommen falsch, denn sie fanden nachweislich auf demselben Platz statt! Wäre es der gleiche Platz gewesen, dann hätten beide Parteien räumlich deutlich getrennt auf verschiedenen, ähnlich aussehenden Plätzen demonstriert. Merke: das gleiche ist noch lange nicht dasselbe! Und auch am Montag d. 29.01. um 16.00 Uhr wieder derselbe Fehler. Im Zusammenhang mit dem VW-Dieselskandal wurde berichtet, daß „…es das gleiche Institut war, das mit den Abgastests beauftragt wurde“. Nein, es war dasselbe Institut! Und so geht es weiter, z.B.am Montag d. 29.10. in der Sendung von Tim Mälzer, da wurde ständig Joghurt aus „dem gleichen Becher“ entnommen, Oh nein, es war immer derselbe Becher!
Und weiter geht es so: „…40 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieg“; „.. auf der
Zielgerade haben Sie …(Entenjagd am 26.07.)“
08.42 Uhr Niedersachsenduell: …da stelle ich Ihnen gleich mal Ihren Gegenkandidat vor…
13.08.18 um 12.00 Uhr: …im südlichen Teil Niedersachsen…
Dito: …bei eines Begehung des Dachboden…
15.08.18 um 08.00 Uhr: ..wegen eines liegengebliebenen LKW…
Dito: …mehrere Beamten…
07.12.18 um 08.25 Uhr: …des echten Weihnachtsmann…
Tschjournalisten aus Tschjamaika…
Nicht auszurotten beim NDR und in diversen Nachrichtensendungen der verschiedenen Fernsehsender ist die blödsinnige Aussprache des französischstämmigen Wortes „Journalisten“ mit dem typisch englischen harten „Tschj…“ (z.B. am 24.08. in den 08.00-Uhr-Nachrichten). Ebenso hartnäckig hält sich die falsche Aussprache des Namens der großen Insel in der Karibik, die da heißt: Jamaika. In der deutschen Sprache wird dieser Name mit einem weichen „J“ am Wortanfang ausgesprochen. Und was muß man statt dessen durchgängig hören? „Tschjamaika“. So ein Unfug. Wenn schon die englische Aussprache, dann wenigstens richtig, nämlich: „Tschjämäika“!
Eisernes
Auch mit dem englischen Wort „iron“ für das Metall Eisen haben unsere offensichtlich nur oberflächlich in modernen Schulformen bei progressiven Lehrkräften gebildeten „Tschjournalisten“ so ihre liebe Not. Sie geben sich grundsätzlich große Mühe, das „R“ in diesem Wort deutlich zu betonen, obwohl es sich hier um einen sogenannten stummen Buchstaben handelt. Der wird also, ebenso wie beim Ländernamen „Ireland“, überhaupt nicht betont. Achten Sie mal drauf, wenn beim nächsten Mal vom „Iron Man“ die Rede ist!
Das alles sind deutliche Hinweise darauf, daß sich unsere Bildungspolitik schon seit längerer Zeit in einem kräftigen Sinkflug befindet, denn eigentlich hätten die für den ganzen oben aufgeführten Blödsinn verantwortlichen Journalisten (oder doch eher „Tschjournalisten“?) in der Schule lernen müssen, wie man es richtig macht bzw. sagt oder schreibt. Interessant ist übrigens die Reaktion der diversen Rundfunk- und Fernsehredaktionen, wenn man sie auf die offenkundigen Fehler hinweist.
Schwachsinn auch im Fernsehen
Es sieht obendrein so aus, als wenn wir uns im Kampf gegen die zunehmende Anglisierung der Medien noch etwas breiter aufstellen müssen. Da gibt es nämlich einen Bereich, in dem es noch bunter und somit blödsinniger getrieben wird als im Hörfunk, und das ist das Fernsehen mit seinen mittlerweile fast unübersehbar vielen Programmen. Es gibt so gut wie keinen Fernsehfilm, egal ob Serie oder Einzelfilm, bei dem die musikalische Untermalung nicht ausschließlich durch englische Lieder erfolgt. Beispiele dafür gibt es überreichlich: „Tatort“, „Kommissar Rex“, „In aller Freundschaft“ in der ARD, „SoKo Leipzig“, „Traumschiff“, „Ein starkes Team“ oder „Wilsberg“ im ZDF. Achten Sie einmal darauf!
Hier können uns übrigens die Programmzeitschriften ein wenig zur Seite stehen, denn eigentlich werden dort kritische Leserbriefe auch veröffentlicht.