1. Presseschau
KI macht, was sie will
Es klingt wie aus einem Science-Fiction-Film: Eine Künstliche Intelligenz (KI) bringt sich selbst etwas bei. Das ist jetzt laut t3n.de bei Google geschehen. Die Programmierer verwendeten beim Training ihrer eigenen KI auch Wörter aus verschiedenen Sprachen, darunter Bengali. Die KI konnte kurz darauf ganze Texte in diese Sprache übersetzen, obwohl sie nicht dafür programmiert war, diesen Fortschritt überhaupt zu leisten. Die Forscher stehen vor einem Rätsel. In einem Interview sagte der Google-Geschäftsführer Sundar Pichai: „Ich glaube, wir verstehen auch nicht ganz, wie ein menschlicher Verstand funktioniert.“ Margaret Mitchell hält entgegen: „Wenn man ein Modell, das auf Bengali trainiert wurde, mit Bengali zu etwas auffordert, gleitet es ganz einfach in das, was es über Bengali weiß.“ So funktioniere nun mal das Vorsagen (Soufflieren) in der KI. Davor, dass von KI auch Gefahr ausgehen könnte, wenn diese so funktioniert, dass sie den menschlichen Verstand „überholt“, hat kürzlich auch der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger gewarnt. ChatGPT und ähnliche Programme seien eine direkte Gefahr für die Demokratie, das menschliche Bewusstsein und die Wahrnehmung der Realität, so Kissinger gemeinsam mit anderen Forschern, die Menschen würden durch KI das Denken verlernen. (t3n.de, t3n.de)
(Anmerkung der Redaktion: Ausgerechnet Bengali, das ein grammatisches Geschlecht gar nicht kennt, also auch kein generisches Maskulinum – für die KI ein leckeres Häppchen?)
Verfall der Sprache
Das schnelle Tippen zerlegt die Sprache. Solche Sorge macht sich der Schauspieler und Musiker Christian Redl. „Wenn ich jungen Leuten zuhöre, kann ich oft nur daraus schließen, dass in der Schule kein Wert darauf gelegt wird, was für eine unglaublich reiche Sprache das Deutsche ist“, so Redl bei n-tv.de. Das sei für ihn ein Zeichen kultureller Verwahrlosung, „Je mehr die Sprache verkümmert, desto mehr verkümmern ja auch die Gedanken.“ Als einen der Gründe sieht Redl die Dominanz des Internets und der sozialen Netzwerke, wo es um schnelles Tippen gehe. Politik und Bildungseinrichtungen sollten die Sprache wieder in den Mittelpunkt rücken: „Da ist mächtig viel versäumt worden.“ Auch an sich selbst bemerke er einen gewissen Kulturpessimismus: „Weil viele überhaupt kein Gefühl dafür zu haben scheinen, was die deutsche Sprache vermag. Ihre Schönheit und ihren Reichtum nicht kennen. Aber sobald man das beklagt, wird man von gewissen Leuten gleich als Nationalist angesehen und in die rechte Ecke gestellt“, so Redl. (n-tv.de)
2. Gendersprache
Niemand kann richtig gendern
Der Linguist Josef Bayer erklärt in einem Gastbeitrag in der Welt, warum niemand richtig gendern kann, selbst wenn er sich noch so bemüht. Legt man für ein Gespräch die Forderung des Sprachphilosophen Paul Grice zugrunde, muss die angemessene Menge an Informationen geliefert werden, die für den Zweck der Kommunikation nötig ist. Die Doppelnennung („Bürgerinnen und Bürger“) sei daher in einer Anrede für die Anwesenden nachvollziehbar, bei einer Benennung von Gruppen jedoch überflüssig, da jedem klar sei, dass eine Gruppe von Menschen alle Geschlechter beinhalte. Die Idee, dass Gendern durch eine Doppelnennung sprachliche Gerechtigkeit herstelle, scheitere an der Zeit, die Sender und Empfänger haben, daher passen sie ihr Sprachtempo an. Das wiederum sorge dafür, dass Endungen verschwinden, wie man es täglich in Radio- und TV-Sendungen erlebt: „Durch sogenannte Schwa-Tilgung – Schwa ist phonetisch das dem unbetonten e entsprechende schwachtonige ə – wird aus Bürgerinnen dadurch Bürgerinn‘n“, so Bayer. Das komme wegen des erhöhten Sprechtempos beim Hörer statt einer echten Doppelnennung wie „Bürgern und Bürger“ an. Auch die Partizipkonstruktion, zu der dann gerne gegriffen würde, sei keine Lösung: „Ein Trinker ist bekanntlich jemand anders als ein Trinkender, also jemand, der gerade ein Getränk zu sich nimmt.“ Spätestens im Plural könnte das Gendern dann nicht mehr durchgehalten werden. (welt.de (Bezahlschranke))
Verminte Sprache
Was Gendern überhaupt bringt , fragt in der Süddeutschen Zeitung Hilmar Klute. Der Streit ums Gendern sei vermutlich deswegen so hart, weil zwar die Sprache verändert werde, sich aber nichts an den Verhältnissen ändere, zu deren Veränderung es genutzt werde. Das Gendern sei problematisch, weil es eben eine „nur zum Teil auf Vorstufen beruhende und auf sprachlichen Gewohnheitspfaden entstandene Verständigungsform“ sei. Sie werde meist angeordnet: in Schulen, Verwaltungen und Ministerien. Das Gendern sei aus Resultaten akademischer Experimente entstanden, die in den meisten Fällen nicht in die Sprache übergegangen seien. Der Glottisschlag, also die kurze Pause vor einem -innen, löse immer noch Befremden aus, selbst bei jenen, die dem Gendern eher wohlwollend gegenüberstehen. Dazu klinge es meist bürokratisch. Mitbewohnende, Zufußgehende und Radfahrende seien, so scheint es, „keine realen Personen, sondern lediglich Eigenschaftsträger“. Dort, wo die Sprache durch Gendern erweitern und einschließen solle, würde sie den Gebrauch eher verengen: „Man kann an ihr schrauben, wie man Lust und Zeit hat, irgendeine Gruppe wird wohl immer unberücksichtigt bleiben.“ Genderbefürworter sähen die Sprache vermint, nur Sternchen und andere Zeichen könnten sie gefahrlos benutzbar machen, so Klute. (sueddeutsche.de (Bezahlschranke))
Mit zweierlei Maß gemessen
Die Schweiz hat einen offiziellen Genderleitfaden erstellt. So soll geklärt werden, wie Unternehmen und Institutionen ihre Publikationen „geschlechtergerecht“ gestalten. Zwar verbiete die Bundeskanzlei den Beamten die Verwendung des Gendersterns und anderer typografischer Mittel, jedoch gebe es unterschiedliche Haltungen gegenüber dem Gendern, je nach Landessprache. So genüge im Französischen und Italienischen das generische Maskulinum; die männliche Form stehe repräsentativ für alle und diskriminiere niemanden. In deutschen Texten solle jedoch darauf geachtet werden, dass man möglichst Männer und Frauen anspreche. Doppelnennungen wie „Stimmbürgerinnen und Stimmbürger“ seien hierfür notwendig. Der Schweizer Rundfunk (RTS) berichtete, dass sich seit der Veröffentlichung mehrere französischsprachige Stimmen gemeldet haben, die den Leitfaden kritisieren. Der Bundesrat betont jedoch, dass die Mehrheit der französisch- und italienischsprachigen Sprecher das generische Maskulinum verwende und dessen inklusiven Wert verstehe. (blick.ch)
Ungefragt gegendert
An der Züricher Hochschule sind Texte von Wissenschaftlern ohne ihr Einverständnis gegendert worden. Professoren des ZHAW-Instituts für Mechanische Systeme hatten festgestellt, dass auf deren Internetseite Genderkorrekturen vorgenommen worden waren. Diese waren laut Weltwoche offensichtlich von höherer Stelle und entsprechend dem „Leitfaden für inklusive Sprache“ der ZHAW angeordnet worden. Die Institutsleitung war darüber nicht informiert, einige Professoren zeigten sich entsetzt, zumal die Originaltexte den geltenden Regeln der deutschen Sprache entsprachen. Therese Schläpfer, SVP-Nationalrätin, will dagegen vorgehen und hat eine parlamentarische Initiative eingereicht: Den vom Bund finanzierten Technischen Hochschulen von Zürich (ETHZ) und Lausanne (EPFL) soll es gesetzlich verboten werden, eine neue Gendersprache einzuführen. Stattdessen sollten sie sich auf die Studienfächer konzentrieren und ihren Basisauftrag der Bildung wahrnehmen. (weltwoche.ch)
Wermelskirchen ohne Sternchen und Co.
Die Stadt Wermelskirchen hält sich beim Gendern zurück. „Wir verzichten bewusst auf Sternchen oder Doppelpunkt oder Unterstrich, weil es der Beirat für Menschen mit Behinderung vor dem Hintergrund der möglichst leichten Verständlichkeit so empfohlen hat“, so Kathrin Kellermann, Sprecherin der Verwaltung. Wo immer gemischtgeschlechtliche Gruppen angesprochen werden sollen, wählt die Stadt die Doppelnennung (z. B. „Bürgerinnen und Bürger“), alternativ greife man zu Begriffen wie „Team“ oder „Mitarbeitende“. Bürgermeisterin Marion Lück gendert privat eher selten, wie sie selbst sagt und ist überzeugt: „Sprache allein führt nicht zu mehr Geschlechtergerechtigkeit. Sie kann lediglich das Bewusstsein etwas mehr schärfen.“ (rga.de)
Trans Frau: Gendern ist Quatsch!
Die Bild berichtet über eine trans Frau, die das Gendern unmissverständlich ablehnt. „Gendern geht viel zu weit und ist Quatsch! Die Aktivisten erweisen uns noch dazu einen Bärendienst. Wir wollen akzeptiert und respektiert werden. Stattdessen wird die Stimmung dadurch nur aggressiver“, so die trans Frau im Interview. Sie möchte „als Frau gesehen werden und nicht mit Sternchen und Zwangspausen angesprochen werden“. Gendern sei exklusiv und spalte die Gesellschaft. Viele andere trans Menschen, die sie kennt, würden es genauso sehen, aber nicht laut aussprechen wollen – aus Angst vor den „Woke-Wahnsinnigen.“ (bild.de)
(Anmerkung: Wir schreiben „trans“ klein. Sowohl das DWDS als auch der Duden führen es als indeklinables Adjektiv. Die Schreibweise entspricht dem von trans Menschen regelmäßig formulierten Wunsch, den der VDS fortan respektiert.)
3. Kultur
Raus aus der Selbstzensur
Die gängige, vorzugsweise anstoßlose Kunst bietet auch eine Chance. Nämlich, den Weg aus der Enge heraus neu zu entdecken. Dafür plädiert Ijoma Mangold in „Alles so schön keimfrei hier“, dem Beitrag zum Titelthema in der Zeit vom 20. April. Unter dem Zauberwort Diversity werde die Kunst zusehends in den Dienst der Repräsentation genommen. Alle seien zufrieden, wenn nur „genügend PoCs (People of Color)“ vorkommen und alle zuvor noch gefundenen Neger gestrichen wurden. Dann dürfe mit dem „Segen des Antirassismusbeauftragten und den Sponsorengeldern des *Diversity-*Verantwortlichen der Konzerne gemeinschaftlich gefeiert werden.“ Mangold nennt es eine „Hasenfüßigkeit, die für den Konformismus sorgt.“ Woher das Bedürfnis nach formierter Moral stamme, fragt Mangold. Aus „der tiefen Befriedigung, die es auslöst, wenn alle dasselbe Vokabular verwenden und durch den Gebrauch bestimmter Schlüsselwörter ihre Gesinnung ins Schaufenster stellen?“ Es sei fast so, als hätten wir uns die Aufgabe gestellt, die globale Verschiedenheit durch ein „sprachsymbolisches Pädagogikprogramm“ zu zähmen. „Als hätten die Funktionseliten Angst, dass ihnen sonst alles um die Ohren fliegt.“ Nun erst recht, ermutigt Mangold die Künstler, gehe es darum zu schockieren. Das, und nicht Gekusche vor der gängiger Meinung, sei Aufgabe der Kunst. (zeit.de (Bezahlschranke))
Kränkende Worte, gekündigte Freundschaften, Grabenkämpfe
Der heutige Feminismus sei ein einziges Gemetzel, sagt Stevie Schmiedel. Tobias Becker schreibt über sie im Spiegel anlässlich der Veröffentlichung ihres Buches „Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne“. Frauen werden gegen Männer als deren schlimmste Feinde aufgewiegelt, dann zerfleischen einander die Feministen. Im Ausgleich der Interessen könne aber mehr Sinnstiftendes geschehen als in Kontroversen, meint Schmiedel. Hier nur ein Zitat aus dem Spiegel-Beitrag. Schmiedel stört sich daran, dass im Internet ein falsch genutztes Wort ausreicht, „um ‚arrogant abgekanzelt‘ zu werden. ‚Warum so böse?‘ fragt sie. Es gebe doch immer auch eine wohlwollende Art, jemanden darauf hinzuweisen, dass empathischere Formulierungen möglich sind: ‚Bevormundung bringt uns nicht so schnell vorwärts wie gute Kommunikation.‘ Wer sich Höflichkeit wünscht, so ihre Logik, der wird sie am ehesten bekommen, wenn er selbst höflich agiert.“ Schmiedel suche „nach Wegen, Feminismus an die Frau und an den Mann zu bringen“, also sein Marktpotenzial auszuschöpfen, sagt Becker, Schmiedel sei gewissermaßen die Vertrieblerin des deutschen Feminismus. (spiegel.de (Bezahlschranke))
Hollywoods Kunstsprachen
Im ZEIT WISSEN Podcast „Woher weißt du das?“ ging es in der neuesten Folge um fiktionale Sprachen. Zu Gast waren unter anderem David Peterson und Jessie Sams. Die beiden arbeiten für die Filmbranche als Sprachenerfinder. Ihre Kunstsprachen werden in der Fantasyserie „Game of Thrones“ gesprochen. Die Wörtererfinder erklären, dass „Hochvalyrisch“ und „Dothraki“ viel Wissenschaft zugrunde liege, damit das Sprachgerüst nicht nur plausibel sei, sondern auch zu den Charakteren passe. Im weiteren Verlauf des Podcast sprechen die Moderatoren Miriam Amro, Marie Castner und Hella Kemper über Sprachen, die vom Aussterben bedroht sind sowie über die Unterschiede beim Sprachenlernen zwischen Kindern und Erwachsenen. (zeit.de)
Beirat fördert Heimatpflege
In Mecklenburg-Vorpommern soll künftig ein Beirat für Heimatpflege und niederdeutsche Sprache die Landesregierung zur Wahrung der Kulturgüter beraten. Das siebenköpfige Gremium gab es bereits zuvor, jedoch ruhte seine Arbeit für einige Zeit. Laut Kultusministerin Bettina Martin ist eines der Ziele, die Lehrerausbildung im Niederdeutschen zu stärken und die Forschung zur Landesgeschichte und Kultur an den Universitätsstandorten auszubauen. Bildungsministerin Simone Oldenburg betont zudem, dass mit dem Beirat daran gearbeitet werden soll, Plattdeutsch in mehreren Kitas im Land anzubieten. Die ehrenamtliche Arbeit in einzelnen Heimatverbänden solle ebenfalls gefördert werden, erklärt Martin Buchsteiner, Mitglied des Beirats. (ndr.de)
Bedrohte Vielfalt
In einer neuen Datenbank sind jetzt die gemeinsamen Muster von Sprachen gesammelt. Zusammenhänge werden deutlich, wie benachbarte Sprachen einander beeinflussen. Bei Grambank gibt es über 400.000 Datenpunkte und 2.400 Sprachen, damit ist sie die größte vergleichende grammatikalische Datenbank. Sie erfasst grammatikalische Merkmale, z. B. die Wortstellung, die Art, wie Wörter gebeugt werden, und geschlechtsspezifische Pronomen – soweit es solche gibt. Neben den Unterschieden und Gemeinsamkeiten kann dort auch gesehen werden, wie hoch die Gefahr für zahlreiche Sprachen ist, von anderen verdrängt zu werden. (wissenschaft.de)
4. Berichte
Programm der Sprachtage in Mainz
Vom 25.-28. Mai 2023 ist der Verein Deutsche Sprache mit seinen jährlichen „Deutschen Sprachtagen“ zu Gast in Mainz. Das vollständige Programm steht jetzt auf der VDS-Netzseite. Die Anmeldeunterlagen für Regionalleiter und Delegierte befinden sich auf dem Postweg. (vds-ev.de)
Neu in der VDS-Mediathek: „Thüringen, Deine Sprache“
„Binde dir ein Kopftuch um, damit du dich bei dem schlechten Wetter nicht erkältest!“ Diesen Satz ließ der Filmemacher Gerald Backhaus etliche der Protagonisten in seinem Film „Thüringen, Deine Sprache“ (von 2019) sprechen, um die Dialektunterschiede in seiner thüringischen Heimat deutlich zu machen. Im Juni 2019 feierte der 82-minütige Dokumentarfilm, der zum Teil vom Freistaat gefördert wurde, Premiere, ging anschließend auf Reisen durch Thüringen und wurde auch im Kino gezeigt. Backhaus geht der Frage nach, wie in Thüringen noch Dialekt und Mundart gesprochen werden und wie das klingt. Das Westthüringische im Wartburgkreis, also um Eisenach und Bad Salzungen, kann ganz besonders klingen, wie das Beispiel Ruhla zeigt. In der Nähe von Mühlhausen gibt es das Vogteier Platt, in der Gegend von Rudolstadt und Saalfeld geht das Ilmthüringische ins Südostthüringische über. Um Meiningen und in der Sonneberger Gegend klingt es Fränkisch. Und der Altenburger Dialekt zählt zum Ostthüringischen.
Für VDS-Mitglieder gibt es diesen Film ab sofort exklusiv und kostenfrei zum Anschauen im Mitgliederbereich. (mb.vds-ev.de, gerald-backhaus.de)
5. Denglisch
Gen Z und die Anglizismen
Zur Generation Z zählt, wer zwischen Mitte der 1990er und 2010er Jahre geboren ist. In Deutschland gilt das für rund 14 Prozent der Gesamtbevölkerung, also etwa 12 Millionen Menschen, aus. Bezeichnende Merkmale der „Gen Z“ seien die Allgegenwärtigkeit des Internets und der digitalen Technologie sowie die vermehrte Verwendung von Anglizismen. Supertipp-online.de fasst einige der wichtigsten Anglizismen der Generation Z zusammen. Der Begriff „Cancel Culture“ („Löschkultur“) beziehe sich auf die Praxis, Personen und Organisationen wegen anstößigem oder beleidigendem Verhalten öffentlich anzuprangern. Betroffenen werde zumeist die Anerkennung verweigert. „FOMO“ stehe für „fear of missing out“, also die Angst etwas zu verpassen oder nicht mithalten zu können. „Gen Z“ verwende diesen Begriff zumeist in Bezug auf Beiträge in den sozialen Medien; dort ist zu sehen, wie Freunde oder Bekannte an Veranstaltungen und Reisen teilnehmen oder Entdeckungen von Ereignissen und Meilensteinen teilen. „Gaslighting“ stamme aus dem englischen Theaterstück „Gas Light“ von 1938. Mit „gaslighting“ beschreibe die Generation Z eine Art emotionale Manipulation, durch die das Vertrauen, die Wahrnehmung oder Erinnerung durch Lügen, Verleumdung und Verzerrung beeinflusst werden. Laut Experten der Arag-Versicherung habe die mentale und körperliche Gesundheit für „Gen Z“ einen hohen Stellenwert. „Ghosting“ und „red flag“ werden vor allem bei der Partnersuche verwendet. „Ghosting“ bezeichnet den plötzlichen Kontaktabbruch. Anrufe und Nachrichten bleiben beim „ghosting“ unbeantwortet und man wird im übertragenen Sinne zum „ghost“ (Geist). Die „red flag“ stamme ursprünglich aus der Sportwelt. Durch das Hissen der roten Flagge werden Wettbewerbe unterbrochen oder beendet. In Beziehungen drückt die „red flag“ Verhaltensweisen oder Situationen aus, die ein potenzielles Risiko oder Problem darstellen. (supertipp-online.de)
6. Soziale Medien
Fürs Gendern streiken
Bei Twitter zeigt sich die SWR/WDR-Journalistin Monika Kopahl besonders arbeitnehmernah. Sie sagt, sie habe schon häufiger gehört, dass „Journalist*innen-Kolleg*innen“ verboten würde, zu gendern: „Was sagen denn da Gewerkschaften wie @djuverdi? Sind das nicht #Rechte von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, für die es sich zu #streiken lohnt?“ Ein Streik also für nicht-normgerechte Sprache, darauf muss man auch erst mal kommen. Das ist in etwa so, als wolle man für das Recht streiken, bei Rot über eine Ampel zu fahren. Warum auch nicht, schließlich ist das Recht auf Fortkommen ja gegeben. Die Reaktion der Twitter-Welt ließ nicht lang auf sich warten. @LandmannHein gab den Ratschlag: „Als Journalist hast Du das Recht, dich an die geltenden Rechtschreibregeln zu halten. Das Recht, deiner Leser von oben herab zu belehren, hast Du indes nicht.“ @GodenrathK zeigte sich irritiert: „Wofür wollen Sie streiken? Für das Recht, geltende Rechtschreibregeln zu negieren?“ Der VDS empfahl Kophal ein Streik-Schild mit der Aufschrift „Ich will falsch schreiben dürfen.“ Service. Können wir. (twitter.com/mkophal)
7. Kommentar
Merkwürdig, alles auf Englisch
Der Verein Deutsche Sprache entstand dereinst aus Verwunderung darüber, dass die Plakatwerbung eines deutschen Weltkonzerns zwar in jedem Land des Globus in der Landessprache stattfand, nur nicht in Deutschland: Hier wurden die Sprüche auf Englisch geklopft. Irgendwie peinlich. Bald erhärtete sich der Verdacht: Wer nichts zu sagen hat, sagt es auf Englisch. Zumindest dient Englisch fast immer als Hinweis, dass wenig durchdacht ist, was da gesagt wird. Seit sich maßloses Gendern verbreitet, wird der Verdacht bestätigt: Der Gebrauch gewisser Schlüsselwörter geschieht vorzugsweise – auf Englisch. Seltsam. Vielleicht ist das wie bei Texten der Popmusik. Was man nicht versteht, hört sich gut an. Oder belegt es weiterhin das vergebliche Bemühen, der deutschen Geschichte zu entkommen, indem man die deutsche Sprache für sie verantwortlich macht? (Oliver Baer)
Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs