Infobrief vom 25. Februar 2024: Im Familienalltag überwiegt Deutsch

1. Presseschau

Im Familienalltag überwiegt Deutsch

Mehr als drei Viertel der Menschen mit Migrationshintergrund verwenden zuhause Deutsch als ihre hauptsächliche Sprache der Verständigung. Dieses gab das Statistische Bundesamt anlässlich des Internationalen Tags der Muttersprache am vergangenen Mittwoch bekannt. Demnach greifen knapp 54 Prozent im Haushalt auf eine weitere Sprache zurück. Die häufigsten Zweitsprachen seien Türkisch, Arabisch Polnisch, Englisch und Rumänisch. Die Befragten wurden jeweils in zwei Gruppen unterteilt. Bei den direkt Eingewanderten sprechen knapp 73 Prozent zuhause Deutsch, hiervon ist für 21 Prozent Deutsch sogar die einzige Sprache. 90 Prozent der direkten Nachkommen der Einwanderer sprechen zuhause Deutsch, ein Drittel sogar ausschließlich.

Vier Fünftel der Gesamtbevölkerung sprechen zuhause nur Deutsch. Mehrsprachigkeit (Deutsch plus mindestens eine weitere Sprache) findet sich in knapp 16 Prozent der Haushalte. Bei diesen 16 Prozent dominiert Deutsch zu einem Drittel, die Übrigen verwenden hauptsächlich eine andere Sprache zur Kommunikation. Die restlichen 5 bis 6 Prozent verwenden überhaupt kein Deutsch. (hasepost.de, wdr.de)


Kriegerische Sprache

Der deutsche Wortschatz lese sich bisweilen wie ein Militärbericht, das stellt Anna-Lena Schlitt im Standard fest. Kriege würden die Sprache auf lange Zeit prägen, so Schlitt, das zeige auch der aktuelle Krieg in der Ukraine. Die Art, wie wir über Menschen sprechen und schreiben, mache sie zu Opfern oder Tätern. Außerdem bedinge der Krieg für das vermehrte Vorkommen von Begriffen wie Annexion oder Siedlungspolitik. Dass sich Wörter und Begrifflichkeiten, die im Krieg entstanden sind, länger als nur für die Dauer der Auseinandersetzung halten, zeigten 08/15, auf Vordermann bringen oder für jemanden in die Bresche springen: 08/15 war im 1. Weltkrieg das Standardmaschinengewehr der deutschen Armee; auf Vordermann wurde vom Vorgesetzten jemand gebracht, der beim Antreten in Reih und Glied sich nicht nach dem Soldaten vor ihm ausrichtete und aus der Reihe tanzte; und wer im Mittelalter eine Burg erobern wollte, schlug Löcher – französisch „la breche“ – in die Mauer, die besonders Mutigen sprangen oder gingen hindurch. (derstandard.de)


Der veränderte Jim Knopf

Noch 2015 hatte der Stuttgarter Verlag Thienemann-Esslinger bei der „Jim-Knopf“-Jubiläumsausgabe den Begriff „Neger“ im Buch belassen, da er laut Verlag nur in einer Szene vorkomme und diese vor allem dazu diene, den Fotografen Herrn Ärmel als Besserwisser darzustellen. Jetzt hat man sich von dieser Argumentation verabschiedet. Die Neuauflage des Klassikers von Michael Ende, die an diesem Wochenende (24. Februar 2024) erscheint, wurde bereinigt, und das nicht nur um das „N-Wort“, wie es verschiedene Medien ausdrücken. Vielmehr wurden mehrere Stellen verändert, und das wirke sich auf Handlung aus, schreibt Matthias Heine in der Welt. Der Text sei an die „Sensibilität heutiger erwachsener Leser angepasst“ worden. Künftig sagt Herr Ärmel bei der Ankunft von Jim Knopf nicht mehr: „Das dürfte vermutlich ein kleiner Neger sein“, sondern „Das ist aber eine ganz ungewöhnliche Postsendung.“ Diese Änderung weicht die Charakterisierung des Fotografen Ärmel auf, die ihn als „etwas beschränkt-provinziell“ kennzeichnete und so vorführte. Damit werde laut Heine auch eine grundlegende Motivkette beschädigt: Weil die Hautfarbe von Jim Knopf nicht mehr relevant sei, würde auch nicht mehr deutlich, dass Lukas und er gleichermaßen Außenseiter seien.

Eine weitere Ent-Historisierung ist laut Heine die Entscheidung, den Begriff „reinrassig“ in Bezug auf den Halbdrachen Nepomuk nur noch vereinzelt aufkommen zu lassen. Ende hatte das Wort 1960 – also nur 15 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus – als Anspielung auf die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte genutzt. „Nun wird sie verunklart ausgerechnet in einer Zeit, in der man auf die Streichung des Wortes ‚Rasse‘ im Grundgesetz verzichtet hat,“ so Heine. (zeit.de)


Muttersprache und Musikalität

Eine US-amerikanische Studie aus 2023 hatte den Deutschen mehr Rhythmusgefühl als den Chinesen bescheinigt. Im Interview mit dem NDR erklärt der Musikpsychologe Daniel Müllensiefen nun die Wirkung von Muttersprache auf die Musikwahrnehmung. Er arbeitet am Goldsmiths College an der Universität London. Unter anderem hat er einen Test zur Messung von Musikalität entwickelt, der in der Musikforschung zum Standardwerkzeug geworden ist. Deutsche Muttersprachler lägen zwar im „Beat Alignment Test“, also der Erkennung des Rhythmus, im oberen Mittelfeld, es gebe jedoch Defizite bei der Melodienunterscheidung. Mandarin-Sprecher besäßen dort einen Vorteil, da Mandarin eine tonale Sprache sei. Bei tonalen Sprachen verändere sich durch die Anpassung der Tonhöhe und des Tonhöheverlaufs die jeweilige Bedeutung der Wörter. Dahingehend seien Chinesen also feinfühliger als Deutsche und können Melodien auch besser unterscheiden. Müllensiefen lehnt es jedoch ab von „harten“ oder „weichen“ Sprachen zu sprechen. Wissenschaftlich gebe es eine solche Unterscheidung nicht, und das Vorurteil, Deutsch sei eine „harte“ Sprache, entstamme Klischees und Stereotypen. Müllensiefen bestätigt, dass, wie die Studie schon im letzten Jahr zeigte, Muttersprachen sich auf die Musikwahrnehmung auswirken. Es gebe jedoch noch weitere, wichtigere Faktoren, wie etwa das Erlernen eines Instruments und die frühe Beschäftigung mit Musik. (ndr.de)


Umstrittene Sprachsteuerung

In der ZEIT – die bekanntlich als „von der Regierung gesteuert“ gilt – zerrupft der Literaturkritiker und Autor Ijoma Mangold in einem ganzseitigen Beitrag das geplante Demokratiefördergesetz. Die Bundesinnenministerin hatte sich zu einer Warnung wie aus Budapest oder Ankara hinreißen lassen: „Diejenigen, die den Staat verhöhnen, müssen es mit einem starken Staat zu tun bekommen.“ Dass Hass und Häme ungut sind, bezweifelt Mangold nicht, was aber habe die Regierung damit zu tun? Sie werde also entscheiden, welchen Vereinen und Organisationen in diesem Zusammenhang Steuergelder zustünden? „Das treibt den Schulterschluss zwischen Regierung und Nichtregierungsorganisationen stärker voran, als es für die urliberale Trennung von Staat und Gesellschaft bekömmlich ist“, meint Mangold. Es sei nämlich nicht Aufgabe der Regierung zu organisieren, welche ideologische Meinungsbildung aktuell willkommen sei. Schon jetzt beziehen Nichtregierungsorganisationen (NGO) Steuermittel aus Töpfen wie „Demokratie leben“, darunter Correctiv, das Kompetenznetzwerk Rechtsextremismuspräven­tion und die Amadeu Antonio Stiftung. Für Mangold sieht das „nach einem weltanschaulich geschlossenen System aus, in dem NGO und Regierung wie ein eingespieltes Team zusammenarbeiten.“

Nach welchen Kriterien werde bekämpft, was Hass, was Sexismus und was Rassismus sei? „Ein skeptischer Blick auf die Migrationsströme wird vielerorts bereits als Rassismus, ein freundliches Wort über das Glück der Mutterschaft als Sexismus gewertet.“ Einseitig orientiert dürfe eine Nichtregierungsorganisation sein, staatliche Organe dürften es nicht. „Der Staat soll das Recht durchsetzen, nicht über Einstellungen wachen“, betont der Autor. Der Rechtsstaat sei für Straftaten zuständig, nicht für Gesinnungsäußerungen. Auch Thomas Haldenwang, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, warnt vor Denk- und Sprachmustern. Man müsse dafür sorgen, dass sich diese „nicht in unserer Sprache einnisten.“ Es gehöre aber nicht zur Aufgabe des Verfassungsschutzes, semantische Prüfsiegel zu verleihen, korrigiert ihn Mangold und erinnert daran, dass die freiheitliche Demokratie von einer grundsätzlichen Unterscheidung lebt: Staat und Gesellschaft sind zweierlei. Der Regierung fehle dafür zurzeit das Feingespür. Mangold empfiehlt im Rahmen des Demokratiefördergesetzes „ein paar Lektionen Staatsbürgerkunde für Kabinettsmitglieder.“ Kurzum, der demokratische Staat habe den Pluralismus der Gesellschaft zu ermöglichen, nicht vorzuschreiben. „Nur totalitäre politische Systeme streben die Identität von Staat und Gesellschaft an. Dann regiert die Überzeugung, der Staat verfüge über eine die Wohlfahrt aller befördernde Wahrheit.“ (zeit.de)


2. Gendersprache

Finanzministerium ohne Gendersternchen

So hatten es sich die Freunde von Gendersternchen und Co. im Bundesfinanzministerium vermutlich nicht vorgestellt. Weil in letzter Zeit verschiedene Zeichen in den Schriftstücken des Ministeriums kursierten, fragte die Belegschaft nach Klarheit. In einer Hausmitteilung des zuständigen Referatsleiters heißt es jetzt: Sonderzeichen dürfen nicht mehr verwendet werden, man habe sich an die Regelungen des Rats für deutsche Rechtschreibung zu halten. Erlaubt sei die Doppelnennung („Bürgerinnen und Bürger“) oder neutrale Formulierungen wie „ärztlicher Rat“ (statt „Rat eines Arztes“). (spiegel.de)


Kein Gendern im Wiener Kanzleramt

Intern gab es die Vorgabe schon länger, jetzt wird sie auch per Kommunikationsleitfaden verschriftlicht: Im Bundeskanzleramt in Wien wird das Gendern mit Sonderzeichen untersagt. Um Geschlechtergerechtigkeit darzustellen, werden die Doppelnennung sowie neutrale Formen vorgeschrieben. Damit orientiere man sich an der Empfehlung des Rats für deutsche Rechtschreibung, heißt es von der bürgerlich-konservativen ÖVP. Vertreter der SPÖ sehen darin ein Ablenkungsmanöver: Das Bundeskanzleramt zeige damit, wie wenig Respekt es vor der Vielfalt im Land habe, so deren Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner. (merkur.de, derstandard.at)


Wie die Polizei gendert

Mitte Februar suchte die Berliner Polizei Mitte mit einem öffentlichen Zeugenaufruf nach drei Straftätern. Die Personenbeschreibung enthielt eine gegenderte Formulierung. Anstatt nach „Männern“ wurde nach „männlich gelesenen Personen“ gesucht. Die Berliner Polizei rechtfertigte im Zuge einer öffentlichen Debatte die Entscheidung damit, dass man einen „sensiblen Sprachgebrauch“ verwenden wolle, der den „gesellschaftlichen Erwartungen“ entspreche. Polizeipräsidien in Baden-Württemberg haben sich nun dazu geäußert. Lutz Jaschke, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, erläutert dem Schwarzwälder Boten, dass in der Region auch künftig lediglich „männlich/Mann“ oder „weiblich/Frau“ gesagt werde. Die Beschreibungen beruhen auf den Anhaltspunkten, die zum Zeitpunkt vorliegen. Falls augenscheinlich ein Mann beobachtet wurde, dann werde auch nach einem Mann gefahndet. Auch das Polizeipräsidium Pforzheim sagte, man orientiere sich an „gängigen Begrifflichkeiten“. Die baden-württembergische Polizei setzt indes auf Verwaltungsebene auf eine bestimmte Gender-Strategie. In Dienstanweisungen und dem internen sowie externen Schriftverkehr solle auf eine „sprachliche Gleichbehandlung der Geschlechter“ geachtet werden. Konkret bedeute dies, es werde auf geschlechtsneutrale Formulierungen (der Revierleitung anstelle des Revierleiters) oder Doppelnennungen (Bürgerinnen und Bürger) zurückgegriffen. Eine eindeutige Bezeichnung und Anrede für nicht-binäre Personen habe sich jedoch nicht herausgebildet, erklären die Polizeipräsidien in Baden-Württemberg. (schwarzwaelder-bote.de)

Studenten in Halle beim Gendern gespalten

Rund 550 Lehramtsstudenten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg haben sich mit einem Offenen Brief an Bildungsministerin Eva Feußner und Ministerpräsident Reiner Haseloff (beide CDU) gewandt. Sie kritisieren das Genderverbot, das vom Bildungsministerium Sachen-Anhalts für die Schulen herausgegeben wurde. Angehende Lehrkräfte würden so „förmlich aus Sachsen-Anhalt herausgeekelt“, heißt es. Doppelnennungen wie „Schülerinnen und Schüler“ ließen jene außen vor, die sich nicht binär verorten, sagte Mit-Organisatorin Henriette Kempfert. Es sei studierten Lehrkräften durchaus zuzutrauen, selbst einzuschätzen, in welchem Kontext sie gendersensible Sprache einsetzen.

Gegenwind erhalten die Lehramtsstudenten aus den eigenen Reihen. Mehrere Kommilitonen haben eine Stellungnahme an das Bildungsministerium und die Medien geschickt, worin sie sich von den Initiatoren und ihrem Offenen Brief distanzieren. Dieser bilde nicht das studentische Meinungsspektrum ab, außerdem lägen genügend Studien vor, welche die mehrheitliche Ablehnung von Genderzeichen durch die Bevölkerung bewiesen. Sprache würde verkompliziert, vor allem leistungsschwache Kinder mit Förderbedarf würden damit vor eine weitere Hürde gestellt. (volksstimme.de, vds-ev.de (PDF-Datei))


3. Sprachspiele: Unser Deutsch

Handy-Fasten

Darf ich Ihnen das empfehlen? Sozusagen eine Kommunikations- und eine Spielpause. Es hat ja einen Sinn, Gewohntes eine Weile ganz zu lassen. So wie Fleisch und Fisch oder Wein, Bier und Schnäpschen. Man könnte es ein veganes Handy nennen, auf Sparflamme, nur für den Grundbedarf und das aus Überzeugung. Vielleicht lässt die befristete Abstinenz erkennen, wozu man den handlichen Computer wirklich braucht.

Wo beginnen mit dem Fasten? Alles auf einmal und sofort? Nein. Wir starten mit dem, was ohnehin verboten ist, aber dennoch gang und gäbe: dem Lesen und Tippen am Steuer, auf dem Fahrrad, auf dem Roller. Lebensgefährlich. Auch für Fußgänger gibt es Verkehrsregeln: nicht beim Laufen auf dem Bürgersteig, auf der Straße oder gar dem Zebrastreifen. Lebensgefährlich. Extrem störend ist das Handy während des Essens, dieser verstohlene Blick auf den kleinen Bildschirm unter dem Tischtuch. Mich stört es schon, wenn die Wartezeit im Lokal durch Fernkommunikation überbrückt wird, als Mitgast oder am Nebentisch. Darauf wäre leicht zu verzichten.

Was, so fragt der betagte Zeitgenosse, der noch mit Telefon an der Schnur aufgewachsen ist und aus dem Urlaub Ansichtskarten verschickt hat, was ist eigentlich die Attraktion des kleinen Handcomputers? Es kann nicht der Wunsch sein, Briefe zu ersetzen. Denn Briefe waren früher viel häufiger und auch viel inhaltsreicher. Wer glaubt, nun erführe er mehr von Freunden und Verwandten, der ist auf dem Holzweg. Wichtiges bleibt eher unerwähnt, es dominiert das Geplauder, das Wie geht’s, wie steht’s? Ganz abgesehen von den Spielen, jetzt Games genannt. Sie fressen die Aufmerksamkeit des Spielers und lassen bloß einen stummen Körper übrig.

So könnte man gestuft fasten, zum Beispiel das Ding einfach zuhause lassen, unerreichbar sein, frei sein. Manchmal genügt es, ein Wochenende zu fasten. Es müssen nicht jene sechs Wochen sein wie in der christlichen Tradition. Muslime begnügen sich mit einem Monat und beginnen vier Wochen später. Allerdings ist ihre Enthaltsamkeit über den ganzen Tag eine wirkliche Herausforderung. Dafür entschädigt ein Mahl zu Beginn und am Ende der Dunkelheit. Und natürlich das große Ramadanfest, wenn alles vorbei ist. Unser Fasten endet mit dem Osterfest, mit großen und kleinen Ostereiern, darunter vielleicht auch ein neues Handy. Es kann noch viel mehr als das alte, eine neue Herausforderung für sinnvolle Nutzung..

Horst Haider Munske

Der Autor ist Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache e. V. Ergänzungen, Kritik oder Lob können Sie schicken an:horst.munske@fau.de


4. Kultur

Nicht genügend Deutschkurse

Die kenianische Kolumnistin Dinah Koschowski berichtet im Westfälischen Anzeiger über ihren beschwerlichen Weg in die deutsche Sprache. Vor drei Jahren heiratete die 41-Jährige einen Mann aus Hamm und gelang über ein Heiratsvisum nach Deutschland. Die A1-Prüfung bestand sie im Voraus, angekommen in Deutschland wollte sie durch Sprachkurse ihr Deutsch verbessern. An der Volkshochschule (VHS) erhielt sie jedoch keinen Platz, und somit gelangte sie an die private Bildungsschule SBH. Dort schloss sie mit einem B1-Zertifikat ab, konnte jedoch nicht fortfahren, da weitere Kurse nur für Flüchtlinge angeboten wurden. Koschowski erläutert, es gebe zwar Sprachapps und Online-Kurse, klassische Sprachkurse seien jedoch vorzuziehen. Kurse der Volkshochschule für die Sprachniveaus C1 und C2 (Muttersprachlerniveau) würden nur für Juristen, Ärzte oder Ingenieure angeboten. Koschowski kritisiert diese ständige Zurückweisung. Vor allem Alltagsgespräche mit Fremden machten sie nervös, die straff strukturierten Kurse würden nicht ausreichend darauf vorbereiten. Sie habe auch ein Sprachcafé besucht, das spezifisch an Frauen gerichtet sei. Es entpuppte sich für sie jedoch als Enttäuschung, da dort die meisten nur Arabisch miteinander sprachen und keiner das Gespräch auf Deutsch leitete. Koschowski ist weiterhin bestrebt, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Sie ist sicher, sogar ihre Persönlichkeit habe sich verändert. Im Deutschen sei sie weniger temperamentvoll und lustig, aus Angst, falsche Wörter zu benutzen. (wa.de)


Vereine machen sich stark für Südhochdeutsch

Der Bund Bairische Sprache und der Bayerische Landesverein für Landespflege starten die Aktion „Pro Süddeutsch“. Seit Jahren ermuntern diese Vereine dazu, im Alltag selbstbewusst Dialekt zu sprechen. Wie der Bayrische Rundfunk berichtet, werbe man mit der neuen Aktion nun dafür, dass man auch beim Wechsel vom Dialekt in die Hochsprache ganz bewusst regionaltypische Formen (auch Regiolekte genannt) des Südhochdeutschen verwendet. Die Ausprägungen regionaltypischer Hochsprache seien leichter zu lernen und anzuwenden als die Dialekte. Die Unterschiede zwischen nördlichem Hochdeutsch und dem Südhochdeutschen liegen oftmals in der Wortwahl. Junge wird zu Bub, die Möhren sind die gelben Rüben, die Ziege wird zur Geiß und die Brezel ist eine Breze. Dialektfachmann Sepp Obermeier gibt bekannt, dass die Vereine an einer Informationsbroschüre arbeiten, die auch als didaktisches Unterrichtsmaterial für Deutschlehrer in Schulen und in Kursen mit Ausländern geeignet sei. Vielen sei nicht bekannt, dass verschiedene Varianten der Hoch- und Schriftsprache existieren. Daraus folge eine Diskriminierung der Südhochdeutschsprecher, denn ausschließlich nördliches Deutsch werde als „reines Hochdeutsch“ verstanden. Die Aktion solle der bayerischen Kulturpolitik einen Anstoß geben, die verschiedenen Varianten der süddeutschen Hochsprache weiterhin zu fördern. (br.de)


5. Soziale Medien

TikTok sperrt Gender-Video

Der Komiker Mario Barth hatte auf seinem TikTok-Kanal über das Gendern gesprochen und was er dagegen hat. Er stellte in einem kurzen Video klar: „Ich gender nicht!“ Texte und Sprache würden komplexer gemacht und die Lesbarkeit würde erschwert, sagte Barth in seinem Video. Die Plattform entfernte das Video kurze Zeit später, wegen vermeintlicher Verstöße gegen die Hassrede sowie vermeintlich „hasserfülltem Verhalten“. Barth kritisierte diese Entscheidung scharf. Er wandte sich auf Instagram an seine Zuschauer. „Ich bleibe dabei und sage was ich (…) denke,“ gab der Komiker bekannt. Außerdem erinnerte er daran, dass die Mehrheit der Menschen in Deutschland das Gendern ohnehin ablehne. (derwesten.de)


Weiteres aus den sozialen Medien

„Salz & Eisen“ – jetzt bestellbar

Das Buch „Salz & Eisen“ ist endlich da. Der Roman von Horst Hensel beschreibt eine fast vergessene Episode der deutschen Geschichte: den Ruhrkampf von 1920. Ein Arbeiteraufstand sollte die noch junge Republik vor dem Umsturz retten, doch am Ende wandte sich die Regierung gegen die, von denen sie kurz zuvor noch gerettet worden war und richtete im Ruhrgebiet ein Massaker an, dessen Spuren bis heute zu sehen sind. Auf Instagram und TikTok zeigen wir, wie die Lieferung der Bücher aussieht. (instagram.com/vds, tiktok.com/@vds)

Tag der Muttersprache

Der Tag der Muttersprache am 21. Februar soll die sprachliche und kulturelle Vielfalt sowie die Mehrsprachigkeit fördern. Auch die Bewahrung von Dialekten gehört dazu. Eine kleine Hommage an verschiedene Dialekte haben wir bei Instagram hochgeladen. Die Postkarte können Interessierte bei uns in der Geschäftsstelle bestellen (info@vds-ev.de). (instagram.com/vds)


6. Kommentar

Gegen Schludrigkeit

Der Trubel um das Demokratiefördergesetz lässt auch im Kleinklein nichts Gutes erwarten. Man muss kein Konservativer sein, um von der Parole GEGEN RECHTS verärgert zu sein, besonders wenn sich mit solchen Sprüchen jene hervortun, die mit Sprachvorschriften etwas bewusst erzwingen möchten. Bestimmte Wörter darf man da auf keinen Fall mehr verwenden, nicht einmal zitieren darf man Sätze, in denen Unaussprechliches vorkommt. Die Frage können wir auf später verschieben, ob so noch bösartigere Wortschöpfungen provoziert werden. Heute befassen wir uns mit dem Unfug, von „rechts“ zu sprechen, wenn man „rechtsaußen“ meint. Da besteht ein Unterschied, den auch Doofe bemerken müssten. Bei Verwendung von Sprache auf Marktplätzen, insbesondere vor Mikrofonen, sollte der Unterschied beherrscht werden. Andernfalls wäre zu erinnern an den römischen Gelehrten Boethius (um 480–525), dem der Satz nachgesagt wird: „Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben“, meist etwas verkürzt zu: „si tacuisses, philosophus mansisses“. Auch die Bibel wird als früheste Quelle vermutet, so heißt es in Hiob 13,5: „Wollte Gott, ihr schwieget: so würdet ihr weise.“ Schludrige Sprache lässt jedenfalls auf Mängel beim Denken schließen. (Oliver Baer)



Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.

Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs

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