1. Presseschau
Kapitalistische Sprache
Simon Sahner und Daniel Stähr informieren in der Netzausgabe der ZEIT über die Sprache des Kapitalismus. Denn das ökonomische System, in dem die meisten Menschen weltweit leben, habe seine eigene Sprache und bestimme, wie die Auswirkungen des Systems wiedergegeben werden. So finden sich im alltäglichen Sprachgebrauch bestimmte Begriffe, Metaphern und Narrative über die wirtschaftlichen Zusammenhänge. Sahner und Stähr führen aus, dass man im Kontext der Arbeit sein Geld „verdiene“. Hinter diesem Verb stecke also die Grundannahme, dass der Lohn der Leistung entspreche. Allerdings gebe es auch viele Beispiele dafür, dass der Arbeitsaufwand, etwa in Pflegeberufen, nicht gleich zum Gehalt passt.
Es gibt jedoch noch weitere irreführende Ausdrücke des Kapitalismus. So werde bei Finanzkrisen auch von „Tsunamis“ gesprochen, und Strompreise „steigen“. Sahner und Stähr weisen aber darauf hin, dass Preise nicht wie Pegelstände steigen und Finanzkrisen nicht unaufhaltsam wie Naturkatastrophen seien. Hinter beiden Situationen stecke entweder eine bewusste Entscheidung oder eine menschengemachte Konsequenz. Die Sprache des Kapitalismus vermittle also eine Machtlosigkeit und die Zustände des Systems werden als unvermeidbare Folgen dargestellt. Durch das Gegensatzpaar „Arbeitnehmer“ und „Arbeitgeber“ manifestiere sich ein Machtverhältnis, das auf das feudale Abhängigkeits- und Machtverhältnis zurückzuführen sei. Bei Streiks finde man in den Medien den Ausdruck, dass „ein Land in Geiselhaft“ gehalten werde oder man „fürchtet um den Wirtschaftsstandort“. Eine solche Ausdrucksweise zum Nachteil der Arbeiter sei ebenfalls eine sprachliche Besonderheit des Kapitalismus. Sahner und Stähr gehen in ihrer Kritik davon aus, dass die kapitalistische Sprache ökonomische Prozesse verschleiert, Handlungsalternativen unsichtbar macht und bestehende Machtstrukturen festigt. Beide betonen jedoch, dass sich alle in dieser Sprache verständigen – Arbeiter und Unternehmer zugleich –, daher sei es wichtig, diese Sprache zu verstehen und zu beherrschen. (zeit.de (Bezahlschranke))
Russisch verschwindet
In Lettland lernen Kinder ab Schulbeginn ihre erste Fremdsprache, obligatorisch ist diese Englisch. Ab der fünften Klasse kommt eine zweite Fremdsprache hinzu, meist Deutsch oder Russisch. Die lettische Regierung teilte nun jedoch mit, dass mit Beginn des Schuljahres 2026/2027 die Option Russisch als zweite Fremdsprache schrittweise abgeschafft werde. Ab dem Schuljahr 2030/2031 werde es dann keinen Russischunterricht mehr geben. Schüler, die vor dem 1. September 2025 bereits in Russischkursen sind, können diese bis zum Abschluss an der Mittelschule fortführen. Anda Čakša, Ministerin für Bildung und Wissenschaft, begründet die Entscheidung damit, dass Lettland seine Zugehörigkeit zum europäischen Kulturraum ausdrücken wolle; als zweite Fremdsprache müsse daher fortan eine der Sprachen der Europäischen Union fungieren. Das lettische Parlament, die „Saeima“, werde eine entsprechende Änderung des Bildungsgesetzes in Kürze verabschieden. Auch der russische Krieg gegen die Ukraine spiele bei der Entscheidung eine Rolle, erklärt die Bildungsministerin. Der Mangel an ausgebildetem Personal könne jedoch trotz der langen Vorlaufzeit zum Problem werden. Die Regierung berate deshalb über die Einführung von Stipendien zwecks Fremdsprachenerwerb für Junglehrer. Laut der zentralen lettischen Statistikbehörde lag Russisch als zweite Fremdsprache im Schuljahr 2020/2021 auf dem zweiten Platz, gefolgt von Deutsch, Französisch und Spanisch. Fast die Hälfte der Schulen im Land konnten aufgrund des Lehrermangels sogar nur Russisch als zweite Fremdsprache anbieten. (taz.de)
Sprache auf Demenzstation
Sprache stiftet Identität und schafft Heimat – deshalb bietet eine Pflegeeinrichtung im schweizerischen Spreitenbach eine Abteilung für Menschen mit italienischen Wurzeln an. In dieser speziellen „Mediterranen Demenzabteilung“ arbeiten ausschließlich Pflegekräfte mit Italienischkenntnis. Zumeist verlieren Demenzerkrankte erst ihr Kurzzeitgedächtnis, erinnern sich also eher an Dinge, die in der Vergangenheit liegen. Bei Menschen, die z. B. in den 1950er und 1960er Jahren als Saisonarbeiter in die Schweiz kamen und dann geblieben sind, verschwindet in der Demenz irgendwann das Wissen um die Fremdsprache, die sie aufgrund ihrer Arbeit gelernt haben – die Kenntnisse der Muttersprache jedoch bleiben. Deswegen sei es wichtig, den Menschen würdig in ihrer Sprache zu begegnen und ihnen eine sprachliche Heimat zu bieten, so das Credo des Pflegeheims. (nzz.ch)
Wie regnet’s?
Vor knapp einem Jahr ging die App „Palava“ der Landschaftsverbände NRW (LWL) und Rheinland (LVR) an den Start, seitdem haben hier rund 9.000 Nutzer Fragen zur Alltagssprache beantwortet. Jetzt ist die erste Sprachkarte veröffentlicht worden. Sie zeigt, wie die Menschen an verschiedenen Orten in Nordrhein-Westfalen über den Regen sprechen. Besonders häufig wird plästern genannt, aber auch kleinräumige Varianten wie meimeln und drätschen kommen vor. „Es ist toll, dass wir so viele Antworten bekommen haben. Sie geben Einblicke in die Alltagssprache, die wir mit anderen Methoden bisher nicht erhalten konnten“, so LVR-Sprachforscherin Dr. Charlotte Rein. Jeden Monat soll jetzt eine weitere Sprachkarte veröffentlicht werden, heißt es. (lwl.org, zeit.de)
Briefe zur Freundschaft
„Was verstehst du unter Freundschaft?“ Diese Frage hat die Stiftung Handschrift beim jüngsten Schülerschreibwettbewerb gestellt. Rund 9.500 Einsendungen gab es, die Inhalte umfassten besondere Brieffreundschaften, die Verbundenheit zwischen Mensch und Tier bis hin zum Verarbeiten negativer Erfahrungen. 100 Beiträge würden für ein Buch zusammengefasst und veröffentlicht, gab die Stiftung zum hessischen „Tag der Handschrift“ bekannt. Der 6. Schülerschreibwettbewerb richtete sich an Kinder und Jugendliche der 6. und 7. Klassen. (sueddeutsche.de)
2. Gendersprache
Die Tischin und die Stühlin
Dass Gendern Blüten treibt, die lustig wirken, tatsächlich aber ein Problem verdeutlichen, zeigt ein Artikel in der Recklinghäuser Zeitung. Iris Lüken, die Leiterin einer Grundschule in Lünen, berichtet von einem Phänomen, das auftrat, als eine neue Referendarin an die Schule kam. Diese sprach mit dem Glottisschlag, machte also immer eine kurze Pause bei der Mehrzahl („Schüler_pause_innen“). Der Schulleiterin und vielen anderen im Kollegium kam es merkwürdig vor, sie erkannten aber, dass es der neuen Referendarin wichtig war. „‚Anfangs hat uns das wahnsinnig genervt.‘ Aber die Referendarin blieb am Ball. ‚Als wir erkannten, wie viel ihr es bedeutete, haben wir uns angepasst.‘ Vor allem aus Toleranz und Höflichkeit. Und auch, weil nichts dagegensprach, aber vieles dafür“, so Lüken.
Problematisch wurde es, als Lüken mitbekam, dass einige ihrer Schüler von der „Tischin“ oder von „Stühlinnen“ sprachen. Sie ahmten ihre Lehrerin nach, reflektierten dabei nicht die Bedeutung von Artikeln und einer korrekten Mehrzahl. Vor allem Kinder mit Migrationshintergrund erkannten nicht die Problematik bei diesen Wortbildungen. Mittlerweile wüssten die Kinder, wie Wörter richtig lauten und wie eine Mehrzahl gebildet wird. Lüken selbst geht als Schulleiterin mit ihren Kollegen jetzt den Weg des Kompromisses: Sie setzt im Unterricht möglichst auf Doppelnennung. So wolle sie schon gleich zu Beginn der Schullaufbahn eines Kindes die Rollenbilder aufbrechen. (recklinghaeuser-zeitung.de (Bezahlschranke))
Genderstern fällt durch
Das Internetportal stgallen24 fragte in der vergangenen Woche, wie seine Nutzer zum Gendern stehen. 373 Personen beteiligten sich an der Umfrage. Sie konnten sich bei der Anrede „liebe Mitbürger“ entweder zwischen dem generischen Maskulinum, der Genderform mit Sternchen oder der Doppelform „liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger“ entscheiden. Über die Hälfte der Teilnehmer, knapp 61 Prozent, entschied sich für die Doppelform, ein Drittel der Teilnehmer entschied sich für das generische Maskulinum und nur 5 Prozent stimmten für den Genderstern, der stellvertretend für alle Gendersonderformen stand. Stgallen24 schlussfolgert anhand der Umfrage, dass sich die Mehrheit der Nutzer eine möglichst einfache Formulierung wünscht und der Genderstern somit durchfällt. (stgallen24.ch)
Schüler wehren sich
Das Binnen-I, der Unterstrich und der Genderstern sind seit der Einführung des Genderverbots in Hessen an Gymnasien, Haupt- und Realschulen nicht mehr zulässig und werden in schriftlichen Prüfungen als Fehler angestrichen. Nun kündigen einige Schüler jedoch ihren Protest gegen die Reform an. Die Landesschulsprecherin Louise Terhorst verkündete gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass mehrere Schüler bereit sind, in den kommenden Abiturprüfungen weiterhin die Gendersonderzeichen zu verwenden. Auch Terhorst selbst wolle an den Sonderformen festhalten. Terhorst ist Schülerin der Internatsschule Schloss Hansenberg in Geisenheim und erklärt, dass ihr der Genderstern beim Schreiben leichter falle als die weiterhin erlaubten Doppelformen. Es gebe laut Terhorst eine große Unsicherheit unter den Schülern, da die Neuregelung erst kurz vor den Abiturprüfungen verkündet wurde.
Das Kultusministerium in Wiesbaden teilte der dpa mit, dass keine entsprechenden Protestankündigungen von Abiturienten bekannt seien und verweist darauf, dass die Ungültigkeit der Gendersonderformen bereits im vergangenen Jahr angekündigt war. Das Kultusministerium betont, dass bei der Korrektur und Bewertung der schriftlichen Prüfungen das Regelwerk des Rates für deutsche Rechtschreibung anzuwenden sei. In den vergangenen zwei Jahren galt aufgrund der Corona-Schulausfälle noch Milde bei den Korrekturen, doch die Beschlüsse würden nun auch bei den Abschlüssen an Haupt- und Realschulen durchgesetzt. (zeit.de)
3. Sprachspiele: Unser Deutsch
kiffen
Seit Hasch rauchen in Deutschland erlaubt ist, wurde auch der gängige Ausdruck kiffen geadelt. Aus dem Untergrund unerlaubten, strafbewehrten Vergnügens ist es an die Oberfläche der Standardsprache getreten. Wir haben kiffen aus englisch to kif entlehnt, das wiederum auf arabisch kaif zurückgeht. Dort, in der Heimat des Kiffens, hat es die Bedeutung ‚Vergnügen, Wohlbefinden‘, wie das DWDS aufklärt. Damit haben wir ein authentisches Wort für eine dritte Form erlaubten Rausches, neben dem Trinken und Rauchen.
Es ist auffällig, dass es für diese seit Jahrhunderten vertrauten Freuden keine spezifischen Wörter im Hochdeutschen gibt. Trinken hat ja zunächst die allgemeine Bedeutung ‚sich Flüssigkeit zuführen‘. Wenn wir jemandem nachsagen, er trinkt oder – um Männer nicht zu bevorzugen – sie trinkt, dann meinen wir ‚er/sie trinkt alkoholische Getränke‘. Ähnlich beim Rauchen, das ursprünglich (als Ableitung von Rauch) soviel hieß wie ‚Rauch ausstoßen‘. Daneben hat es die zusätzliche Bedeutung ‚Tabak konsumieren‘ angenommen, wobei ja mit Pfeife, Zigarre oder Zigarette Rauch eingesogen und danach wieder ausgestoßen wird. Tabak und Alkohol sind gleichsam in den Verben rauchen und trinken verkapselt. In Ableitungen wie Trinker und Raucher liegt nur noch diese Bedeutung vor.
Das Fehlen eines spezifischen Wortes fürs Trinkvergnügen hat auch zu seltsamen Umschreibungen geführt. Bei einer Polizeikontrolle wird etwas plump gefragt Haben Sie Alkohol getrunken? Gemeint ist natürlich nicht der reine Alkohol, sondern Bier, Wein oder Schnaps. Auch im Fragebogen der Krankenhäuser, die man bei Einlieferung ausfüllen soll, wird nach dem ‚Alkoholgenuss‘ gefragt. Alkohol steht hier wie bei der Polizei metonymisch für alkoholisches Getränk, in rhetorischer Terminologie pars pro toto ‚ein Teil statt des Ganzen‘. Sprache, kann man sagen, weiß sich zu helfen. Gibt es kein spezielles Wort, hilft eben die Metonymie. Man nimmt eine verwandte Bezeichnung, die mit dem Gemeintem sachlich zusammenhängt.
Den Fall eines fehlenden eigenen Wortes kann man aber auch anders deuten: Diese beliebten und seit je erlaubten Formen des sich Berauschens und Genießens brauchen gar kein eigenes Wort. Sie sind so üblich, dass ihnen das übergeordnete Trinken und Rauchen genügt. Zumindest im Hochdeutschen. Die Umgangssprache hat für diese Vergnügungen sowieso ein eigenes Vokabular. Das entschädigt für die Armut der Standardsprache.
Horst Haider Munske
Der Autor ist Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache e. V. Ergänzungen, Kritik oder Lob können Sie schicken an:horst.munske@fau.de.
4. Kultur
Das Attentat war feige, der Unfall tragisch
„Jede Gegenwart produziert ihr eigenes Sprachdickicht.“ So beginnt Jens Jessen seinen Beitrag „Eingemauert in Plattitüden“ im Feuilleton der ZEIT. „Die Worte und Wendungen“, so fährt er fort, „mit denen die Menschen ihre Lage, ihre Befürchtungen und Wünsche ausdrücken wollen, verwandeln sich in ein Gestrüpp von Floskeln.“ Als erste Geschmackspröbchen bietet er den Globalen Süden an, das westliche Denken, die Ausbeutung der Natur. Schon Goethes Zeitgenosse Jean Paul beschrieb das Phänomen der Sprachentfremdung, oder genauer der Entfremdung durch Sprache: Man könne nicht mehr sagen, was man wirklich sieht, schon gar nicht, was man wirklich empfindet, sondern nur noch, was die Sprachkonvention als Wirklichkeit definiere oder als Empfindung zulasse.
Eine Beobachtung, die wir rings um die geschlechtersensible Sprache wiederfinden. Dass Sprache nicht gerecht (auch nicht ungerecht) sein kann, bedeutet da nichts, denn „es weiß ja jeder, was gemeint ist.“ Eigene Wahrnehmung ist unangebracht, da wird sicherheitshalber präzisiert: Wie kann das Attentat nur gewesen sein? Na klar, feige. Und ein tödlicher Unfall ist natürlich was? – Tragisch. Als ob es untragische Unfälle gäbe. Jens Jessen bietet eine hübsch ärgerliche Liste von Plattitüden an, er nennt sie „Miniformeln“; schon allein ihretwegen ist die Lektüre der Zeit dieser Woche angezeigt. (zeit.de (Bezahlschranke))
Sprachliche Finessen
30 Jahre lang war Reinhard Clement in den Karnevalshochburgen als Büttenredner unterwegs. Nach seinem Abschied dort hielt er es aber nicht lange ohne Bühne aus, und so ist er jetzt mit humorigen Lesungen unterwegs, bei denen er die Vorzüge und Feinheiten der deutschen Sprache betont. So erlebten seine Zuhörer kürzlich in Radevormwald, warum es tagsüber „das Korn“ und abends „der Korn“ heißt und warum das ß nicht aussterben dürfe. (rp-online.de)
„Babylonische Sprachverwirrung“
Die Redaktion des Passauer Bistumsblatts geht der Frage nach, inwiefern die sprachlichen Barrieren durch die moderne Technik aufgelöst werden können und ob dies überhaupt erstrebenswert sei. Denn dank der Künstlichen Intelligenz und modernen Sprach- und Übersetzungsprogramme könne man in Zukunft auch ohne eigene Sprachkenntnisse sein Gegenüber verstehen. Bereits der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, schlussfolgerte „die zukünftige Lingua franca ist das wunderbare babylonische Sprachgewirr, das (…) für alle verständlich wird“.
Das Passauer Bistumsblatt sieht jedoch auch Gefahren in der grenzenlosen Kommunikation. Zwar könne die Welt durch eine bessere Verständigung friedlicher werden, und das eigene Wissbegehren nach den rund 7000 Sprachen werde gestillt, jedoch gebe es im christlichen Glauben auch den wichtigen Ausdruck „mit dem Herzen hören“. Damit sei gemeint, dass Worte allein nicht zur Verständigung ausreichen. Kulturelle Unterschiede und Gefühle könne man nur mit dem eigenen Einfühlungsvermögen überbrücken bzw. erkennen, sonst habe die grenzenlose Kommunikation auch negative Auswirkungen zur Folge. Sprache drücke eben Gefühle aus, und diese sind es, die zum eigentlichen Verständnis zwischen den Menschen beitragen. (passauerbistumsblatt.de)
5. Berichte
Volksinitiative in Niedersachsen
Die Peiner Allgemeine Zeitung berichtet ausführlich über den Start der Volksinitiative „Stoppt Gendern in Niedersachsen“, deren Vertrauenspersonen vergangene Woche zur Info-Veranstaltung nach Stederdorf, einem Ortsteil von Peine, eingeladen hatte. Anwesend war auch der VDS-Vorsitzende Walter Krämer. „Eine hochkomplexe Sprache wie die deutsche funktioniert wie eine Rolexuhr, in der man keine Schraube verdrehen kann, ohne dass die ganze Mechanik alias die Grammatik dabei beschädigt wird“, wird Krämer zitiert. Ein Referat für die rund 25 Zuhörer hielt auch einer der niedersächsischen Initiatoren, nämlich Dr. Achim Sohns: „Beim Gendern handelt es sich um Kunstformen, die keine Bodenhaftung haben“, sagte er. Die Volksinitiative in Niedersachsen muss 70.000 Unterschriften sammeln, damit Gender-Sonderzeichen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, in Behörden und Schulen verboten werden können. (paz-online.de (Bezahlschranke))
Welttag des Buches
Zum Welttag des Buches am 23. April erinnerte der Vorsitzende des VDS, Prof. Walter Krämer, an die Bedeutung des Lesens. „Unser Denken und Fühlen erweitert sich mit jedem Buch, das wir lesen“, so Krämer, „wer liest, hält sich geistig fit.“ Allein schon das Vorlesen fördere die Sprachentwicklung – und das schon bevor das Kind sein erstes Wort gesprochen hat. (vds-ev.de)
6. Soziale Medien
Barbaras Rhabarberkuchen geht viral
Seit über 25 Jahren steht Bodo Wartke als Musikkabarettist auf der Bühne. Seit kurzem vertont er bekannte Zungenbrecher und hat sich damit vor allem auf TikTok und Instagram eine neue Fangemeinde erschlossen. Der dicke Dachdecker, der das Dach deckt, war sein erster Streich. Mit der Quatsch-Geschichte um Barbara, die in ihrer Rhabarberbarbarabar so guten Rhabarberkuchen backt, dass selbst Barbaren bei ihr einkehren, hat er sich jetzt vermutlich ein Denkmal gesetzt. Gemeinsam mit dem Musiker und Produzenten Marti Fischer unterlegte er die Geschichte um Barbara mit einer eingängigen Melodie. Diese Melodie sah eine junge Frau aus Australien auf TikTok (tiktok.com/steph_who___), dazu erarbeitete sie einen Tanz, ohne überhaupt den Text zu verstehen: „You have no idea what they’re saying but the song absolutely SLAPS“. Dieses Tanzvideo erreichte schließlich Wartke und Fischer, die den Tanz ihrerseits aufgriffen. Dieses Video ging dann viral – und das nicht nur in Deutschland. Mittlerweile sind große TikTok‘er mit mehreren Millionen Abonnenten auf das Duo aufmerksam geworden, teilten das Video nicht nur, sondern tanzten es nach – Musik verbindet eben. (rnd.de, tiktok.com/bodowartke, tiktok.com/hankgreen1, tiktok.com/twinsauce)
Weiteres aus den sozialen Medien
Girls‘ Day – der Mädchenzukunftstag
Sarina hat uns im Rahmen des Girls‘ Day diese Woche einen Tag in der Kamener Geschäftsstelle begleitet. Schmankerl am Rande: Der VDS hatte damals bemängelt, dass der Girls‘ Day nur auf Englisch beworben wurde. Nach der bescheidenen Intervention trägt er nun seit mehreren Jahren den Untertitel „Mädchen-Zukunftstag“. (instagram.com/vds)
Allianz für Freiheit
Die Allianz für Freiheit, eine parteiübergreifende Gruppe, die ihre Wurzeln in der FDP hat, hat sich in den sozialen Medien deutlich gegen das Gendern positioniert: twitter.com/allianzffd.
7. Kommentar
Falsch verstandene Toleranz
Schleichend und gut gemeint – so bahnte sich das Gendern in einer Grundschule in Lünen den Weg ins Lehrerzimmer und die Klassenräume. Eine junge Referendarin sprach mit einer Genderpause. Soweit, so privat. Zumindest, wenn sie es unter ihresgleichen tut, also erwachsenen Menschen wie ihren Kollegen, die die Sprachbildung längst abgeschlossen haben und mit den Gesetzmäßigkeiten von Sprache vertraut sind. Doch dabei blieb es nicht. Sie, die von den Kindern als Vorbild erkannt wird, brachte ihre Ideologie ins Klassenzimmer und ruinierte fast die Bildungsbiografie der ganz Kleinen, die auf eine gute Lehre gehofft hatten. Viele Kinder verstanden nicht, dass ein „-in“ nicht bei jedem Wort angehängt werden kann. Was auf den ersten Blick lustig klingt, zeigt jedoch den unterschwelligen Machtmissbrauch an, der an Schulen vorkommt. Es muss noch nicht mal ein ganzes Kollegium geschlossen vom Gendern überzeugt sein, es reicht eine Person, um die Sprachentwicklung zurückzuwerfen. Umso unverständlicher ist deswegen, dass man der jungen Referendarin diesen Spielraum nicht nur gegeben, sondern ausgeweitet hat. Die Schulleiterin spricht von Toleranz, mit der man ihr begegnen wollte, vom Verständnis für ihren Wunsch nach Verbesserung der gesellschaftlichen Probleme, die es zugegebenermaßen immer noch gibt. Statt Toleranz vorzuschieben hätte es dem Kollegium gut gestanden, den gesunden Menschenverstand einzuschalten und der neuen Referendarin aufzuzeigen, dass das Zurschaustellen einer persönlichen Befindlichkeit hinter ihrem Bildungsauftrag zu stehen hat. (Doro Wilke)
Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.
Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs