1. Presseschau
Deutsche Sprachtage 2024: Blick nach vorne
In der „westfälischen Pampa, irgendwo zwischen Dortmund und Hamm“, so ein Erlebnisbericht auf ZEIT-online, fanden in der vergangenen Woche die Deutschen Sprachtage des VDS statt. Die Veranstaltungen verteilten sich über drei Tage, genauer gesagt in Kamen, Unna und dem Örtchen Cappenberg, dem langjährigen Wohnsitz des Staatsreformers Karl Freiherr vom Stein, an dem die traditionelle Bildungsfahrt am Donnerstag endete. Die Vereinsleitung hatte sich ein Konzept überlegt, um den rund 130 Delegierten und Gästen ein wenig (Sprach-)Kultur der Region zu vermitteln. In diesem Jahr galt es besonders, die erst 2023 bezogene Geschäftsstelle in Kamen-Wasserkurl zu präsentieren.
Dort fanden auch mehrere Veranstaltungen statt: die Arbeitsgruppen „Internationale Deutsch-Initiative“ (geleitet von „Außenminister“ Manfred Schroeder, in der sich der ZEIT-Reporter vorkam wie auf der „Jahreskonferenz des Goethe-Instituts“), die Arbeitsgruppe „Gegenwart und Zukunft des VDS“ (geleitet von Bruno Klauk), in der die Teilnehmer die Leitlinien und Ziele des VDS überarbeiteten und schließlich die Arbeitsgruppe „Kommunikation und Außenwirkung des VDS“ (Leitung: Frank Holzke und Claus Maas), in der es vor allem um politische Einstellungen innerhalb des VDS ging sowie um die Vorgänge um Berichte über das „Geheimtreffen“ in Potsdam im Januar. Der Vorsitzende Walter Krämer musste sich dazu häufig zu Wort melden. Auf ZEIT-online sagt er: „Niemand darf im Namen des Vereins Parteipropaganda machen. Das ist die rote Linie.“ Und auch Oliver Baer („ein Mann mit schlohweißer Mähne“) kommt zu Wort: Die Mehrheit der Bevölkerung sei gegen das Gendern, deshalb liege genau dort die Zielgruppe des Vereins – in der Mitte.
Und auch wenn viele Themen kontrovers diskutiert wurden auf den Deutschen Sprachtagen 2024, so trifft doch diese Aussage zu: Auf der Delegiertenversammlung wurde der geschäftsführende Vorstand mit großer Mehrheit entlastet und die Delegierten sprachen sich ganz klar für einen Blick nach vorne aus, um Deutschlands größtem Sprach- und Kulturverein neuen Schwung als Interessenvertreter für die Sprachgemeinschaft zu verleihen. (zeit.de (Bezahlschranke))
Sprachenvielfalt in Indien
Das Portal indienaktuell.de berichtet über die sprachliche Vielfalt des indischen Subkontinents. 1,4 Milliarden Einwohner sprechen aktiv über 19.500 Sprachen, davon sind 22 offiziell anerkannt. Die sprachliche Vielfalt habe besonders die Literatur geprägt, auch moderne Werke würden in verschiedenen Sprachen, nicht nur in Hindi, verfasst. Dabei erkenne man kulturelle und geographische Unterschiede. So sei die Marathi-Literatur bekannt für ihre Vielfalt und Tiefe; Tamil, eine der ältesten Sprachen der Welt, sei reich an epischen Gedichten und klassischen Werken. Bengali, die Amtssprache von Westbengalen, habe eine der reichsten literarischen Traditionen Indiens und mit Rabindranath Tagore den ersten nicht-europäischen Schriftsteller, der den Nobelpreis für Literatur erhielt, hervorgebracht. (indienaktuell.de)
Plattdeutsches Wort dieses Jahres
Das Fritz-Reuter-Museum im mecklenburg-vorpommerschen Stavenhagen kürt, zusammen mit dem Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern, regelmäßig das Plattdeutsche Wort des Jahres. Während im vergangenen Jahr das Wort „Fräden“, also „Frieden“, von den Juroren auserwählt wurde, gewann in diesem Jahr „Tauversicht“, ein Ausdruck von Zuversicht. Die Initiatoren des Wettbewerbs berichten, dass die zentralen Themen der Zeit selbst bei diesem unpolitischen Wettbewerb eine Rolle spielen. Die Vorschläge würden nämlich von Wählern und Bürgern eingereicht. In der Kategorie Neuschöpfung des Jahres entschied sich das Publikum für „düstersinnig“, also „trübsinnig“ oder „schwermütig“. (lvz.de)
Türkisch an Hessens Schulen
Türkisch als Fremdsprachenunterricht gibt es in Hessen versuchsweise an zwei Schulen. Der Türkische Elternbund Hessen fordert die Landesregierung nun dazu auf, Türkisch als Unterrichtsfach dauerhaft anzubieten. Der Elternbund fordert dies bereits seit Jahren. Anlass für den erneuten Appell sei jedoch die Ankündigung der Landesregierung künftig Ukrainisch als Unterrichtsfach anzubieten. Laut dem Elternbund sei es zwar ein Zeichen für das Engagement der Bildungsbehörden und ein wichtiger Schritt, die Integration zu fördern, jedoch wünsche man sich „mehr Seriosität und Glaubwürdigkeit“ für das Fach Türkisch als Fremdsprache. Es sei unsicher, ob die ersten beiden Türkischkurse an Hessens Schulen in den kommenden Jahren fortgesetzt werden. Der Elternbund fordert zudem die Ausbildung von Lehrern und die Bereitstellung passenden Lehrmaterials, damit das Fach langfristig durchgesetzt werden kann. (fr.de)
Das Kommunikationsproblem der EU
Schon die Aufgabenverteilung der europäischen Institutionen ist den Erstwählern nicht vertraut, umso weniger verstehen sie daher auch die Inhalte der Wahlprogramme. Eine aktuelle Umfrage des F&P Marketinginstituts im Auftrag von Greenpeace zeigt, dass sich nur 18 Prozent der Erstwähler über die Aufgaben des Europaparlaments gut informiert fühlen. Zwar gebe es ein Bewusstsein für Europa und 67 Prozent der Erstwähler gaben an, bei den EU-Wahlen am 9. Juni abstimmen zu wollen, jedoch bliebe die Kommunikation der Politik auf parlamentarisch-demokratischer Ebene für viele Menschen rätselhaft. Durch das Europaparlament werde viel verkündet und transkribiert, aber die Botschaft komme bei den Bürgern oft nicht an, erklärt der parteilose EU-Politiker Nico Semsrott: Eine gewisse Komplexität hinsichtlich der Gesetzgebung sei angebracht, „die europäische Politik verfehlt nur leider das Grundprinzip der Kommunikation“. Der deutsche Soziologe Niklas Luhman bezeichnete die Komplexitätsreduktion als Voraussetzung für gelungene Kommunikation. Laut taz.de muss das Europäische Parlament daran arbeiten und neue Formate entwickeln, damit die Bürger besser erreicht werden. (taz.de)
Französisch weniger gefragt
Französisch als Fremdsprache verliert an Schulen in Mitteldeutschland seine Beliebtheit. Im Schuljahr 2022/2023 belegten 14,6 Prozent der Schüler an allgemeinbildenden Schulen das Fach Französisch, im Vorjahr waren es noch 15,3 Prozent – ein neuer Tiefststand. Dies geht aus einer Anfrage beim Statistischen Bundesamt hervor. Beim MDR wird der Rückgang mit dem Lehrermangel begründet. Allerdings findet man nirgends einen Hinweis, dass zugleich der Anteil der Schüler gestiegen ist, die Deutsch als Fremdsprache erlernen, bevor eine Fremdsprache in Frage kommt. Dies dürfte wohl die Zahlen verzerren. In Hessen wurden bereits Türkisch und Ukrainisch als Fremdsprachen im Schulunterricht erprobt, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. An den Schulen hierzulande bleibt Französisch die (nach Englisch) am häufigsten gelehrte Fremdsprache. Mit deutlichem Abstand folgt Latein auf Platz drei (533.000 Schüler). (mdr.de)
Jugendwort: Vorschläge willkommen
Bis zum 18. Juli können junge Menschen zwischen elf und zwanzig Jahren Vorschläge für das Jugendwort 2024 einreichen. Der Langenscheidt-Verlag sucht daraus in mehreren Schritten die drei Favoriten für den Titel aus. Im vergangenen Jahr hatte „goofy“ gewonnen. Das Wort beschreibt eine tollpatschige, alberne Person oder Verhaltensweise. Bei TikTok hat in den vergangenen Wochen Levi Penell auf seinem Kanal als Kontraabstimmung das Boomer-Wort des Jahres gesucht – also ein Wort, das alt ist, aber viel zu selten genutzt wird und dringend wieder häufiger zum Einsatz kommen müsste. Die erste Wahl fiel auf „Sportsfreund“. (rnd.de)
2. Gendersprache
Gendersprache und das Patriarchat
In einer vierteiligen Podcast-Reihe meldet sich der Sprachwissenschaftler und Schriftsteller Daniel Scholten wieder zu Wort. Man möchte fast sagen: „Endlich wieder!“, denn noch immer ist sein Tutorial „Das Genus ist dem Sexus sein Nexus“ aus dem Jahr 2018 ein scharfes Schwert gegen den Versuch, die Gendersprache sprachwissenschaftlich zu rechtfertigen. Für die neue Reihe muss man etwas Zeit mitbringen, sie dauert insgesamt knapp fünf Stunden. Es geht unter anderem darum, welche Erfolge die Befürworter einer „gendersensiblen Sprache“ bislang vorweisen können und welche Strategie sie verfolgen. Wie lauten die Argumente ihrer Gegner? Daniel Scholten legt wieder ganz neue Argumente vor und wendet unerwartete Methoden an: So konfrontiert er Leute, die heute von Genderregeln überzeugt sind, mit ihren selbst verfassten Texten von vor 20 oder 30 Jahren, in denen (natürlich) geschlechtsübergreifende Standardformen verwendet werden. Scholten behauptet: Alle, die heute gendern, hätten von der sprachlichen Notwendigkeit dazu erst aus der Diskussion über irgendwelche Genderformen erfahren. Von selbst wären die Sprachnutzer darauf nie gekommen. (belleslettres.eu)
Kinder gendern nicht gerne
Kika, der Kinderkanal von ARD und ZDF, hat im März/April 2024 rund 830 Kinder befragt, wie sie zum Gendern stehen. Je älter sie werden, desto eher wünschen sie sich eine inklusive Ansprache, so die Forscher. Jedoch wird in der Betrachtung der einzelnen Antworten deutlich, dass Kinder durchaus abstrahieren können, wie generische Formen gemeint sind. So wurde gefragt, wie die Auswahlmöglichkeiten „Schüler“, „Schülerinnen und Schüler“ sowie „Schüler*innen“ von den Kindern verstanden werden. „Schüler“ identifizierten rund 2/3 der Befragten als „alle Kinder, egal welches Geschlecht“, nur knapp 1/3 verstand darunter „nur Jungen“. Bei „Schüler*innen“ lag die inklusive Zustimmung nur bei 60 Prozent, allerdings sagten knapp 1/3, sie wüssten nicht, wer damit gemeint sei („weiß nicht“). In der Frage nach der Zustimmung zur direkten Ansprache lagen „Liebe Schüler“ und „Liebe Schülerinnen und Schüler“ nahezu gleichauf, 90 bzw. 89 Prozent gefiel diese Version, „Schüler*innen“ gefiel nur 29 Prozent. Bei der Frage, wie sie tatsächlich gern angesprochen werden möchten, wurde die Ablehnung des Gendersternchens besonders deutlich: Nur 14 Prozent wählten es auf Platz 1 der bevorzugten Ansprache, 54 Prozent gefiel „Schüler“ am besten, 32 Prozent „Schülerinnen und Schüler“. (kommunikation.kika.de)
Horrordeutsch
Der Autor Michael Maar ist genervt von Floskeln, die sich in den letzten Jahrzehnten in die deutsche Sprache eingeschlichen haben. „Sich selbst neu erfinden“ sei eine davon, so Maar: „Das Ich kann sich nicht neu erfinden, das ist ja das Problem. Schön wär’s! (…) Man kann öfter seinen Beruf wechseln. Man kann alle paar Jahre seinen Malstil ändern wie Picasso; man kann wie Nicholson Baker mit jedem neuen Buch das Genre wechseln. Aber Bach bleibt Bach, Brahms bleibt Brahms, und Baker bleibt Baker.“ Eine andere überflüssige Floskel sei „Geld in die Hand nehmen“. Man tippe tatsächlich eher eine PIN ein, die Floskel sei nur dafür da, männlich-zupackend zur wirken.
Wenn sie falsch genutzt werden stören ihn Anglizismen bzw. englische Einsprengsel: „To make sense“ habe seit Mitte der 1980er Jahre Einzug in die deutsche Sprache gehalten, obwohl es korrekt anders heißen müsse, z. B. „Das hat keinen Sinn. Ein unverständliches Gekritzel ergibt keinen Sinn.“ Englisch habe durchaus auch seine Vorteile, vor allem, wenn es um kurze, knappe Einschübe gehe wie „wow“ oder „cool“. Auch die Partizipkonstruktionen zum Gendern gefallen Maar nicht: „Das substantivierte Partizip hat, sprachwissenschaftlich gesprochen, ein aspektuelles Bedeutungselement. Das heißt: Es knirscht, wenn man von einem ‚toten Radfahrenden‘ spricht.“ Studierende seien eben keine Studenten, „auch der Grashüpfer wunderte sich, spräche man ihn, wenn er gerade schläft, als Grashüpfenden an.“ (sueddeutsche.de (Bezahlschranke))
3. Sprachspiele: Phrasen der Neuzeit
Wortverbesserungen. Wie kommen die Korrekten zu ihrem Vokabular?
In der politisch korrekten Sprache werden regelmäßig etablierte durch neue Ausdrücke ersetzt. Jüngste Beispiele sind: Tagesmutter => Kindertagespflegeperson; Ausländerbehörde => Willkommensbehörde (Vorschlag von Souad Lamroubal); Gewaltenteilung => Gewaltentrennung; Deutschland => #Zusammenland (Netzjargon); Otfried-Preußler-Gymnasium Pullach => Staatliches Gymnasium Pullach (angedacht, vom Gemeinderat beschlossen); Menopause => Zweite Pubertät. Manchmal ergeben sich ganze Ketten der Verbesserung: dick => übergewichtig => mehrgewichtig => hochgewichtig. Es wirken mehrere Faktoren zusammen, die man an meinen Beispielen sehen kann. Wir finden einerseits die Tendenz zu Abstrakta, wie das erste Beispiel zeigt, dann auch die neutralisierende Sprache der Bürokratie, wie das Beispiel aus Pullach zeigt. Oder es ist umgekehrt ein besonders empathischer Ausdruck, wie Lamroubals Beispiel veranschaulicht. Bei mehrgewichtig ebenso wie bei der Forderung, Eigenbezeichnungen von Gruppen zu verwenden, ist vor allem der Wunsch nach Diskriminierungsfreiheit ausschlaggebend; die Ausdrücke, die Minderheiten, Behinderte, Übergewichtige usw. betreffen, werden weicher, oft auch unsinnlicher. So wird man den Ausdruck Eskimoschnitzerei (bei Philip Pullman) wohl schätzen, aber Inuitschnitzerei befremdlich finden. Im pädagogischen Bereich ist begriffliche Infantilisierung zu sehen: Man will für die Kinder eine Giraffensprache, die im Unterschied zur Wolfssprache friedlich ist. Die Giraffe ist friedlich und hat aufgrund ihrer Größe die Übersicht. Doch warum keine Brontosaurussprache? Der Brontosaurus ist auch friedlich, ist gemütlicher, hat noch mehr Übersicht. Hier stellt sich die Frage, warum diese und nicht jene Wörter gewählt werden. Kriteriell sind die moralischen Vorstellungen der Korrekten, sonst gäbe es keine permanente Begriffsrevolution: Raumpflegerin ersetzte das geschasste Putzfrau, doch Raumpflegerin wurde durch Reinigungskraft ersetzt. Man denkt, je formeller die Begriffe, je unsinnlicher, umso moralisch korrekter. Das bedeutet, dass die korrekte Sprache immer dem moralischen Verbesserungsdruck unterliegt, der alle Sinnlichkeit im Ausdruck und alle negativen Konnotationen tilgt. Und so unterliegt die eigene korrekte Sprache auch der permanenten Observation, weswegen der Klima-Aktivist und Linke Tom Radtke wegen seiner Aussage, der Holocaust sei eines der schlimmsten Verbrechen (statt das schlimmste Verbrechen) gewesen, kritisiert wurde. Er war eben nicht präzise genug, obwohl er nichts Falsches sagte…
Myron Hurna
Der Autor (geboren 1978) promovierte in Philosophie über das Thema moralische Normen. Er schrieb mehrere Bücher über die politische Rhetorik, besonders über die Rhetorik des Holocaustvergleichs und über die politisch korrekte Sprache (Zensur und Gutsprech). Sein neues Buch Amoklauf am offenen Lernort wird bei Königshausen & Neumann erscheinen.
4. Kultur
Kulturpreis Deutsche Sprache 2024
Der Kulturpreis Deutsche Sprache geht in diesem Jahr an den Übersetzer Hans Wolf, an das Liebesbriefarchiv in Koblenz und Darmstadt sowie an den Initiator des Schulprojekts „Leseband“, Steffen Gailberger, das teilte die Eberhard-Schöck-Stiftung in der vergangenen Woche mit.
Hans Wolf werde mit dem Hauptpreis, den mit 30.000 Euro dotierten Jacob-Grimm-Preis, für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Seit den 1980er-Jahren übersetzt Wolf Autoren wie Oscar Wilde, Richard Yates oder Arthur Conan Doyle ins Deutsche. Jury-Sprecher Wolf Peter Klein betont, dass der gebürtige Baden-Badener Hans Wolf „eine fulminante Kenntnis vom großartigen Reichtum der deutschen Sprache“ besitze. Den mit 5.000 Euro dotierten Initiativpreis Deutsche Sprache erhält in diesem Jahr Steffen Gailberger. Durch sein erdachtes Konzept „Leseband“ werden an Grundschulen sprachlich und sozial benachteiligte Schüler beim Lesen gefördert. Der Institutionenpreis Deutsche Sprache geht in diesem Jahr an das Liebesbriefarchiv mit Sitz in Koblenz und Darmstadt. Seit fast 30 Jahren werden dort Liebesbotschaften archiviert und digitalisiert.
Die Eberhard-Schöck-Stiftung verleiht den Kulturpreis Deutsche Sprache seit 2001. Gemeinsam mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung werden Personen, Institutionen und Initiativen ausgezeichnet, die sich im besonderen Maße für die deutsche Sprache eingesetzt haben. Verliehen werden die Preise am 28. September in Baden-Baden. (fr.de)
Kästner-Festival in der Schweiz
Zum 125. Geburtstag von Erich Kästner gibt es im schweizerischen Wetzikon (Kanton Zürich) ein mehrtägiges Festival. Eröffnet wird „Gestatten, Kästner!“ am 12. September 2024 mit einem Dokumentarfilm über den Autor, in den folgenden Tagen gibt es Lesungen, vertonte Gedichte und ein Kabarett. Zum Teil ist der Eintritt zu den Veranstaltungen frei. Das Festival geht bis zum 29. September 2024. (kaestner-festival.ch)
Niedersorbische Sprachwissenschaftlerin wird geehrt
Der Mina-Witkojc-Preis wird seit 2018 alle zwei Jahre für herausragende Leistungen rund um die sorbisch-wendische Sprache verliehen. Benannt ist der Preis nach der sorbischen Dichterin Mina Witkojc. Die mit 2.500 Euro dotierte Auszeichnung des Landes Brandenburg geht in diesem Jahr an die Sprachwissenschaftlerin Madlena Norberg, teilt das Kulturministerium mit. Sie ist bekannt für ihre Arbeit als Autorin und Herausgeberin von Literatur in sorbischer und deutscher Sprache. Sie hat auch die niedersorbische Sprachzertifizierung an der Universität Potsdam aufgebaut und sie ist in zahlreichen Gremien tätig, die sich der Bewahrung der sorbischen Sprache und Kultur widmen. Der Preis wurde in der vergangenen Woche in Cottbus verliehen. (rbb24.de)
5. Berichte
Erfolgreich verhandeln
Die VDS-Akademie bietet am Samstag, 22. Juni (von 9-16 Uhr inkl. Pausen) ein Online-Seminar an: „Erfolgreich verhandeln“. Vermittelt werden psychologische Verhandlungsmodelle, Techniken der Verhandlungsführung, auch Strategien der Manipulation werden durchleuchtet. Referent ist Prof. Dr. Bruno Klauk, Mitglied im Bundesvorstand des VDS. Kostenbeitrag: 30 Euro. Bei Interesse bitte melden per E-Mail an: platzhalter@vds-ev.de oder telefonisch unter: 02307 2016931. (vds-ev.de)
6. Denglisch
Die Sprache der (Nicht-)Liebe
„Willst du mit mir gehen? Ja / Nein / Vielleicht“ hat ausgedient. Längst nutzen junge Menschen zum Dating (also zum Verabreden) Englisch, wenn es um Besonderheiten des Anbahnens oder des Versagens eines Treffens geht. Viele dieser Begriffe haben eine eher negative Bedeutung, zum Beispiel Ghosting. Damit ist gemeint, dass sich der Andere nicht mehr meldet, einfach verschwindet und auch keine Erklärung für das Nicht-Zusammenpassen gibt. Für den Betroffenen bleibt oft Unklarheit und Verwirrung zurück. Die Medienpsychologin Jana Dombrowski erklärt das neue Vokabular mit einem linguistischen Argument: „Sobald wir einen präziseren Begriff für etwas Komplexes haben, etablieren sich Wörter, die das besser beschreiben können. Sie werden kontextgebunden entwickelt und sind damit reichhaltig an Information.“ Hilfreich sei, wenn neue Begriffe aus Kombinationen aus bereits vertrauten Wörtern bestünden.
Auch das Love Bombing, also das meist ungewollte Überschütten mit Liebe und Liebesbezeugungen, sei von seinen beiden Bestandteilen her bekannt, im neuen Begriff ergebe es eine Verbindung zu einem möglichen psychologischen Krankheitsbild. Dabei soll der neue Partner emotional abhängig gemacht werden. Gerade Narzissten würden solche Verhaltensmuster an den Tag legen. Psychologisch gesehen identifizierten sich Betroffene durch solche Begriffe als eine soziale Gruppe, die ähnliche Erfahrung gemacht hat; gerade in den sozialen Medien werde so das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. (welt.de (Bezahlschranke))
Gen-Z-Sprache
Die Sprache der sogenannten Gen-Z (die Generation der zwischen ca. 1995 und 2012 Geborenen) ist für viele ältere Semester kaum zu verstehen. Die jungen Menschen, die jetzt den Arbeitsmarkt erreichen, sind mit dem Internet, mit Mobiltelefonen und der Digitalisierung von Wissen aufgewachsen, entsprechend ist ihre Sprache dieser meist englischen Erlebniswelt angepasst. ProSieben gibt einige Übersetzungs-Tipps. So hätten neue Wörter den Sprachgebrach erreicht wie goofy (liebevoll tollpatschig) oder cringe (peinlich, unangenehm), sie würden oft einfach so in das Sprechen eingestreut. Auch ganze Redewendungen würden genutzt, wie „My brain is not braining“ (das Problem, gerade nicht klar denken zu können, auf dem Schlauch zu stehen) oder „Roman Empire“ (etwas, was einen regelmäßig stark beschäftigt). (prosieben.de)
7. Soziale Medien
Unaussprechliche englische Ortsnamen
Auf TikTok hat Jay Foreman ein Video zu unaussprechlichen und meist falsch ausgesprochenen englischen Ortsnamen veröffentlicht. Dabei beschränkt er sich nicht auf die Präsentation. Er erklärt, wie die Stadt Towcester korrekt ausgesprochen wird und verrät nebenbei, woher die Städte ihren Namen bezogen haben. So würden sich bis heute deutliche Grenzen ziehen lassen, wie die Besiedlung oder Eroberung über Jahrhunderte hinweg stattfand. Ortsnamen, die auf -chester oder -caster enden, hätten ihren Ursprung in römischen Siedlungen, meistens Festungen, Lager oder Kasernen, die auf Latein castra hießen. Diese Städte würden sich bis weit in den Norden der Insel verteilen, bis zum Hadrianswall. Auch die darauf folgende Besiedlung durch die Angelsachsen sei sichtbar, vor allem im Süden des Landes. Sie seien an Endungen auf -port, -ham, -stow oder -wick erkennbar. Im Osten des Landes hätten sich dann schließlich ab dem 9. Jahrhundert die Wikinger verewigt, die durch sie umbenannten Siedlungen hätten bis heute Endungen auf z. B. -thwaite oder -kirk. (tiktok.com/jayforeman)
Demokratiemeile Lüneburg: Forderung nach Erklärung
Bei der Demokratiemeile in Lüneburg am 23.05.24 war die Volksinitiative „Stoppt Gendern in Niedersachsen“ nicht zugelassen worden, das Organisations-Team hatte sich gegen die Teilnahme ausgesprochen. Bemerkenswert ist dieser Vorgang, weil seine Internetseite luenebunt.de explizit sagt, dass Projekte gefördert werden, die „die Demokratie positiv erlebbar machen und demokratisches Handeln fördern“ sowie „die gesellschaftliche und politische Teilhabe, Beteiligung und Mitsprache fördern“. Die Volksinitiative ist von der Landeswahlleitung ordnungsgemäß zugelassen, steht also auf rechtlich sicheren Füßen, dazu ist die Mitbestimmung der Bürger in Artikel 20 Grundgesetz sowie den Artikeln 47-49 der Niedersächsischen Verfassung garantiert.
Der VDS, der die Volksinitiative unterstützt, hat daher die betreffenden Gruppen, welche die Demokratiemeile fördern – den DGB, die Stadt Lüneburg, die Lawaetz-Stiftung sowie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – angeschrieben und um Stellungnahme gebeten. Die Beteiligten mögen erklären, warum eine rechtlich korrekte Initiative nicht zugelassen wurde und mit wieviel Geld sie die Demokratiemeile unterstützt haben. (x.com/vds)
Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.
Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs