Infobrief vom 11. April 2025: Wörter-Verbote

1. Presseschau

Wörter-Verbote

Nicht alle Wörter sind gut. So sieht es laut N-TV US-Präsident Donald Trump. Die New York Times habe eine Liste der Wörter vorgestellt, die Trump aus dem Vokabular der Bundesbehörden streichen will. Dazu gehören u. a. Privilegien, Opfer und Rassismus. Sie sollen nicht mehr in Regierungsvermerken, Memos und Richtlinien von Behörden auftauchen dürfen, auch von öffentlichen Internetseiten und Schullehrplänen würden sie getilgt. Die Trump-Regierung will so die linken Gegner, die sie als woke (also „wachsam“, aus konservativer Sicht jedoch negativ behaftet) ansieht, schwächen. Sie sollen keine Kontrolle mehr über die Sprache und deren Ausrichtung bekommen.

Zu dieser Auseinandersetzung gehöre auch die Umbenennung des Golfs von Mexiko in Golf von Amerika. Dieses Ausmerzen der Wörter führe dazu, dass beispielsweise bei Suchanfragen nach Abtreibungen eine Seite mit dem Hinweis „Adoption in Betracht zu ziehen“ auftaucht. Diese Praxis treibe auch merkwürdige Blüten. So löschte das Verteidigungsministerium ein Archivfoto von dem Flugzeug, aus dem 1945 die erste Atombombe auf Hiroshima geworfen wurde. Das Flugzeug trug den Namen Enola Gay, benannt nach der Mutter des Piloten. Es hatte nichts mit schwul zu tun, was gay ebenfalls bedeutet.

Sprachlenkung sei nicht erst seit Trump neu, politische Sprachlenkung hätte es schon früher in fast allen politischen Kontexten gegeben, vor allem bei autoritären Regimen. So sollte die Realität umgeschrieben und ein kritisches Denken verhindert werden. Unter Hitler wurde aus Parlament der Führerstaat, Juden und Slawen wurden zu Untermenschen. Stalin verdrängte Begriffe wie Gott und Himmel, und Mao Zedong verewigte sich in seinem „Mao-Zitatbuch“. (n-tv.de)


Mehr Türkisch an Schulen

Der Türkische Lehrerverein und der Türkische Elternbund fordern mehr Türkischunterricht an Hamburger Schulen, schreibt die taz. Türkisch solle als zweite Fremdsprache etabliert werden. Die Nachfrage sei da, sagt Bilge Yörenç, Vorsitzende des Türkischen Lehrerverbandes in Hamburg, hier lebten schließlich über 45.000 Menschen, die Türkisch sprächen. Die bisherigen Angebote, Türkisch zu lernen, seien vorhanden, aber oft noch unbekannt, so Yörenç: „Wir sehen eine große Lücke, dass Eltern Informationen nicht weitergereicht werden.“ Viele türkische Eltern wollten zudem, dass ihre Kinder Deutsch lernen und nicht Türkisch. Die Erziehungswissenschaftlerin Ingrid Gogolin, die zur Mehrsprachigkeit forscht, befürwortet die Idee. Türkisch sei eine Sprache, die sich zu lernen lohne, da sie einen großen Anwendungsbereich habe. Zudem würde man durch das Lernen auch die Systematik der Sprache lernen, denn Türkisch, das zur Familie der Turksprachen gehört, sei anders aufgebaut als Deutsch. (taz.de)


KI nach Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall ist das Sprachzentrum häufig nicht mehr so einsatzfähig wie zuvor. Forscher haben jetzt Ergebnisse einer klinischen Studie veröffentlicht, die sich mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) bei solchen Krankheitsbildern beschäftigt. Drei Patienten bekamen ein Gehirnimplantat, das ihre Gehirnaktivität auslesen und in Worte umwandeln konnte, darunter eine Patientin, die nach einem Schlaganfall ihre Sprache verloren hatte. Das Implantat maß die elektrische Aktivität der Hirnregion, während die Frau sich vorstellte, Wörter auszusprechen. Alte Tonaufnahmen aus der Zeit vor ihrem Schlaganfall dienten als Mittler. So konnten die Gedanken der Patientin anschließend Wort für Wort ausgegeben werden, mit bloß minimaler Verzögerung. Sie konnte wieder „sprechen“.

Da die eigentliche Planung der Laute allerdings in der motorischen Hirnrinde stattfindet, die bei dieser Patientin nicht beschädigt worden war, ist das Ergebnis nur mit Vorsicht zu genießen, denn die Frau hatte zwar eine Sprechstörung, aber keine Sprachstörung. Für die meisten Patienten sei so ein Implantat nicht möglich, weil ihre Kommunikation durch eine echte Sprachstörung verhindert werde. (welt.de)


Sprache bei Depression

Menschen mit Depressionen verändern ihre Sprache. Das haben Forscher vom Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie am Universitätsklinikum Jena herausgefunden. Sie werteten für ihre Untersuchung Audioinhalte von Anamneseinterviews von depressiven Menschen aus. Stimme, Sprechgeschwindigkeit und Pausenlängen von depressiven Menschen wurden mit denen von gesunden vergleichen. Dabei zeigte sich, dass depressive Patienten eher monoton und langsam sprechen sowie längere Pausen machen. Sie benutzen auch häufiger Adjektive wie „einsam“, „traurig“ und „miserabel“ und verwenden häufiger Pronomen in der ersten Person Singular, also „ich“, „mein“ oder „mir“, da sie sich eher auf sich selbst fokussieren und den Kontakt zur Außenwelt meiden. (t-online.de)


Mauer der Einzigartigkeit bröckelt

Ein wichtiger Unterschied zwischen menschlicher Sprache und Kommunikation in der Tierwelt ist die Kombinierbarkeit sprachlicher Bestandteile bzw. das Verfahren „von endlichen Mitteln unendlichen Gebrauch“ zu machen, wie es Wilhelm von Humboldt erklärte. Ein Forschungsprojekt mit Bonobo-Affen in der Republik Kongo kommt nun zu dem Ergebnis, dass diese durchaus in der Lage sind, bedeutungstragende Laute aneinanderzureihen, um größere Strukturen mit komplexeren Bedeutungen zu bilden. Es werden sozusagen Wörter zu einer neuen Idee zusammengesetzt. Zwar sei die Kompositionalität in der Sprache der Bonobos weniger ausgeprägt als beim Menschen. Dennoch werde damit „eine weitere Schicht von der scheinbaren Mauer der menschlichen Einzigartigkeit abgetragen“, erklärt Studienleiter Simon Townsend von der Universität Zürich. Für die Studie verbrachten die Forscher mehrere Monate im Urwald und hörten den Menschenaffen beim Pfeifen, Kläffen oder Grunzen zu. Die Laute wurden mit sichtbaren Inhalten verbunden: Waren andere Affen in der Nähe? Gab es etwas zu fressen? Was genau die Affen gesagt haben, kann so zwar noch nicht herausgefunden werden. Aber die Ergebnisse ließen Schlüsse zu, wie sich die Sprache bei den letzten gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Affe, die vor sieben Millionen Jahren in den Wäldern Afrikas lebten, entwickelt hat, so Townsend. (spektrum.de (Bezahlschranke), uepo.de)


2. Gendersprache

Lehrer-Chefin in Bayern findet Gendern gut

Simone Fleischmann, Vorsitzende des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (BLLV), sieht im Gendern eine gesellschaftliche Entwicklung, die auch in den Schulen thematisiert wird. Gerade Schüler seien dem Thema gegenüber aufgeschlossen, daher griffen Lehrer es auf, so Fleischmann, weil sie ihrem Bildungsauftrag nachkommen wollten. Das Genderverbot in Bayern sieht sie daher skeptisch, vor allem, weil jetzt viele Arbeitsblätter umgeschrieben werden müssten, auch bei Elternbriefen müsse man aufpassen, dass sich keine Sternchen mehr einschlichen. Das Verbot sieht sie daher kritisch, wichtiger sei es laut Fleischmann, miteinander in den Dialog zu treten. (br.de)


3. Sprachspiele: Phrasen der Neuzeit

Politisch korrektes Signalisieren mit Endonymen und Sonderzeichen

Ich weiß nicht, ob es nur Genauigkeitsfimmel ist, wenn man ’Ndrangheta statt Ndrangheta schreibt, aber das Umschreiben von Eigennamen, Städtenamen und Ländernamen ist sicher eine Welle der politischen Korrektheit, zum Beispiel im Zuge der Entkolonisierung: Kolkata statt Kalkutta. Ausdrücke nun mit Sonderzeichen zu schreiben, ist ein Teil der großen Manier, die Eigenbezeichnungen und Schreibweisen für Städte, Ethnien, Namen und Landesnamen der jeweiligen Sprache zu nehmen (so kennen wir Kiew => Kyjiw, Burma => Myanmar, Pressburg => Bratislava u. v. m.). Dazu eine Mustermeldung: „Das Auswärtige Amt kam im Februar einer ukrainischen Forderung nach und ersetzte im Dienstgebrauch den russischen Namen der Hauptstadt Kiew durch das ukrainische Kyjiw. Obwohl viele russische und jüdische Einwohner die Stadt historisch Kiew nennen. Auch in Litauen hatte es Kritik an der Verwendung des historischen deutschen Namens Wilna gegeben. Deshalb führte das Amt nun den litauischen Namen Vilnius ein und änderte das interne Kürzel der deutschen Botschaft von Wiln zu Viln. Die kleine Veränderung im offiziellen Schriftverkehr ist ein großes Zeichen (!) an die litauische Gesellschaft.“ (FAZ vom 27.6.2024)

Der Deutsche kann mit der Zusatzinformation vieler Zeichen nichts anfangen: Statt Jesiden sieht er nun: Êzîden (eine unsichere Schreibweise, Yeziden, Jesiden, Jeziden, Eziden, wird eingeräumt). Die Schreibung mit dem Zirkumflex ist von Êzîdî im Kurmandschi abgehoben, und wir sehen schon: Die Zeichen sollen bleiben, die originale Pluralform jedoch nicht. Der interkulturelle Verein Fairburg schreibt Êzîden bzw. gegendert: Êzîd*innen bzw. Jesid*innen. Dabei gab es mal eine implizite Regel: Bei der Aufnahme eines Ausdrucks ins Deutsche fällt alles an Zeichen ab, was möglich ist. Wir lasen nie: „Proteste gab es auch in São Paulo, Brasília und Florianópolis.“ (FAZ vom 14.6.2024). Aber so sind die Worte hipper, internationaler, respektvoller. Inkonsequent ist es aber, dass es doch eine absolute Sperre gibt für Wörter mit nicht-lateinischen Buchstaben …

Ja, die Konvention, Sonderzeichen wegzulassen, war gültig und stark. Das Beispiel Ayse statt Ayşe in G. Pausewangs Buch Die Wolke beweist es auch. Auch Škoda wurde, außer beim Markenschild, einfach Skoda geschrieben. Die Bürokraten in Freiburg (und vielleicht wird es überall in Deutschland praktiziert) lassen es sich nicht nehmen, Nguyễn statt schlicht Nguyen zu schreiben (natürlich copy und paste), obwohl die Vietnamesen in Deutschland meistens alle Zeichen des vietnamesischen Alphabets und alle Tonmarkierungen weglassen. Ihre Namen bleiben grafisch schlicht in Facebook-Profilen, Kurznachrichten und an Klingelschildern. Wir finden Vu und Pham statt Vũ und Phạm, wobei uns vor allem dt.-vn. Influencer die letzteren Formen einbläuen.

Es ist ein falsches Entgegenkommen der Behörden, des enthusiastischen, alles Internationale aufnehmenden Journalismus und auch des außenministeriellen, normierenden, administrativen Gebrauchs, alle Zeichen und alle endonymischen Wörter aufzunehmen und zu bedienen. Man fühlt sich zwar bei Şanlı, José und Nguyễn internationaler, gebildeter, aber wer kann schon all die Sprachen, deren einzelne Ausdrücke jemand korrekt (tolerant, offen usw.) verwenden will?

Myron Hurna

Der Autor (geboren 1978) promovierte in Philosophie über das Thema moralische Normen. Er schrieb mehrere Bücher über die politische Rhetorik, besonders über die Rhetorik des Holocaustvergleichs und über die politisch korrekte Sprache (Zensur und Gutsprech). Sein neues BuchAmoklauf am offenen Lernortist bei Königshausen & Neumann erschienen.


4. Kultur

Imagekampagne für Dialekte

Mit einer Imagekampagne will sich Baden-Württemberg für die historischen Dialekte wie das Schwäbische, Alemannische und für bestimmte Formen des Fränkischen einsetzen. So sollen diese gestärkt und bestenfalls ausgebaut werden. Vier Ministerien und das Staatsministerium wollen unter dem Motto „Mundarten bewahren und stärken“ die Dialekte auch stärker in Kitas und Schulen nutzen. Dialekte müssten als wertvolle sprachliche Ressource erkannt werden, schreibt die Rhein-Neckar-Zeitung. (stern.de, rnz.de)


Aussterbendes Niedersorbisch

Nur noch knapp 100 Menschen sprechen gutes Niedersorbisch, so der RBB. Auch wenn es in Cottbus niedersorbische Straßenschilder gibt und sogar Parkautomaten niedersorbisch können, hört man es nur wenige Menschen sprechen, aus dem Alltag ist es fast verschwunden. Bis in die 1950er Jahre war Niedersorbisch in der Region noch weit verbreitet. Unter den Nazis wurden die Sorben/Wenden als slawische Minderheit unterdrückt, die DDR förderte die Sprache kaum. Industrialisierung und Migration verdrängen die Sprache weiter. Eine Studie hat jetzt hochgerechnet, dass nur noch 50-100 Menschen Niedersorbisch wirklich so gut beherrschen, dass sie es nicht nur verstehen, sondern auch sprechen können. Um die Sprache zu retten, seien zum einen mehr Lehrer nötig, aber auch die Erkenntnis in den Familien, dass Niedersorbisch weitergegeben werden muss. (rbb24.de)


5. Berichte

Mehr konzeptionelle Schriftlichkeit

In der Sendung „Campus und Karriere“ im Deutschlandfunk beantwortet VDS-Vorstandsmitglied Claus Günther Maas die Frage „Ist Deutschunterricht noch Sprachunterricht?“. Sprachliche Grundfertigkeiten wie deutliches Sprechen, genaues Zuhören, das (lesbare) Mitschreiben von Informationen oder die Ausbildung eines differenzierten Wortschatzes würden im Deutschunterricht heutzutage kaum noch vermittelt, so Maas. Er führt das u. a. zurück auf inhaltliche Veränderungen in der Deutsch-Didaktik und seiner Meinung nach ist dies auch ein Grund für das schlechte Abschneiden deutscher Schüler in den internationalen Bildungsvergleichen der vergangenen Jahre. Maas fordert „mehr konzeptionelle Schriftlichkeit“ für den Deutschunterricht. (deutschlandfunk.de)


Stipendium ausgeschrieben

Der Verein WortWerkWittenberg (WWW) e. V. schreibt in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Sprache (Berlin) ein sechswöchiges Aufenthaltsstipendium an der ‚Forschungsbibliothek Deutsche Sprachgeschichte’ in Lutherstadt Wittenberg aus.

Das Stipendium soll der Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit zum Thema „Sprachplanung/-kritik des Deutschen“ dienen. Die konkrete Ausrichtung des Themas ist frei wählbar, wünschenswert wäre die Nutzung des vor Ort vorhandenen Archivmaterials.

Das Stipendium beinhaltet einen sechswöchigen Aufenthalt (im Zeitraum Juli-Oktober 2025) an der Stiftung Leucorea in Lutherstadt Wittenberg (kleineres Appartement), eine Aufenthaltspauschale von 1.200 € sowie eine Fahrtkostenerstattung bis 200 € (Inland, bei Bewerbungen aus dem europäischen Ausland werden die preiswertesten Flugkosten nach und von Berlin erstattet).

Die noch im Aufbau befindliche Forschungsbibliothek Deutsche Sprachgeschichte versteht sich als eine am bedeutendsten Wirkungsort Martin Luthers angesiedelte zentrale Forschungsinstitution, die Forscherinnen und Forschern alle für die Erforschung der deutschen Sprachgeschichte des Frühneuhochdeutschen und Neuhochdeutschen notwendige Infrastruktur in ungestörter Arbeitssituation zur Verfügung stellt. Neben der Forschungsliteratur und zahlreichem Quellenmaterial gehört derzeit u.a. ein aus einem einschlägigen Forschungsprojekt übernommenes Archivmaterial zur Geschichte des Allgemeinen deutschen Sprachvereins zum Bestand der Forschungsbibliothek Deutsche Sprachgeschichte.

Die Ausschreibung richtet sich vorrangig an Studentinnen und Studenten in einem Bachelor- oder Masterstudiengang, die eine entsprechende Qualifikationsarbeit anfertigen. Mit der Annahme des Stipendiums ist die Verpflichtung verbunden, die Forschungsergebnisse zeitnah mit dem Ende des Arbeitsaufenthaltes öffentlich an der Leucorea zu präsentieren.

Bewerbungsfrist: 15.06.2025

Eine postalische oder elektronische Bewerbung mit der Angabe eines Themas und einem kurzen Exposé ist zu richten an:

Dr. Ulrich Wenner
Forschungsbibliothek Deutsche Sprachgeschichte
Stiftung Leucorea
Collegienstr. 62, 06886 Lutherstadt Wittenberg
Tel.: 03491/466226; E-Mail: ulrich.wenner@leucorea.uni-halle.de


6. Soziale Medien

Deutsch-Kongress in der Türkei

Viele Gespräche, viele Neumitglieder – vom 7.-10. April 2025 fand an der Firat-Universität in Elâzığ (Türkei) der 3. Kongress der Internationalen Sprachunion Deutsch statt. Unter dem Motto „Deutsche Sprache – Brücke zwischen den Kulturen“ brachte die Konferenz Germanisten, Slawisten, Historiker und Soziologen zusammen. Auch Mitglieder des VDS und der Internationalen Sprachunion Deutsch (ISPRUD) reisten an. Die Veranstaltung wird in Kooperation mit der Universität Warschau organisiert. Fotos gibt es hier: facebook.com/vds, instagram.com/vds.


Hey, Pozilei!

Diktate sind was für Langweiler! So oder ähnlich hat es sich die Polizei bei ihrer Ausbildung des Nachwuchses gedacht. Denn dieser konnte kaum noch Diktate ordentlich verfassen. Daher wurden sie aus dem Lehrplan gestrichen. (facebook.com/vds, instagram.com/vds)


7. Buchwelt

Die schöne Sprache

Wenn von schönen Sprachen die Rede ist, wird leider selten die deutsche Sprache aufs Podium gehoben. Die vokalreichen Idiome bekommen meist den Vorzug. Letztlich sind aber die persönlichen Eindrücke und Maßstäbe entscheidend. Wird Italienisch z. B. im Alltag ungepflegt gesprochen, klingt es nicht selten plappernd und gewöhnlich. Das war es dann mit der vielgerühmten Schönheit! An das herrlich deklamierte Rezitativ aus Giuseppe Verdis Oper Luisa Miller – „O fede negar potessi agl’occhi miei!“ – denkt niemand mehr. Die Sympathie für das Deutsche hat stark darunter gelitten, dass US-amerikanische Filme aus der Nachkriegszeit den Zuschauern suggerierten, unsere Sprache klinge typischerweise hart und schroff, wie die gebellten Befehle der SS-Leute in den Filmen. So ist Deutsch vor den Ohren der Welt Opfer einer bösen Propaganda geworden.

Schönheit einer Sprache meint freilich nicht nur die lautliche Seite einer Sprache. Von seinem neuen Werk im IFB Verlag Deutsche Sprache „Deutsche Sprache? Schöne Sprache! Ein etymologischer Spaziergang durch das Deutsche“ hat unser Autor Peter Kaspar im vergangenen Jahr den zweiten Band vorgelegt. Wortschatz und Klang, Formenreichtum und Bildlichkeit unserer Sprache sind ihm ein schier unerschöpfliches Kabinett an Kuriositäten. In 20 weiteren anregenden Kapiteln spricht Kaspar über Herkunft und Entstehung mancher Seltsamkeiten, so etwa über Bedeutungs- und Lautveränderungen. Dieser zweite Band seiner großen Arbeit informiert und amüsiert den Leser anhand von klingenden, von tierischen, von mathematischen, von verruchten, von finanziellen, von großen und kleinen Wörtern.

Peter Kaspar meint dazu selbst: „Schön ist ein subjektiver Begriff. Was die einen als schön erachten, muss für die anderen noch lange nicht so sein. Wer jedoch über den Tellerrand der eigenen ästhetischen Empfindung hinausblickt, kann Neues schauen.“ (Dr. Kurt Gawlitta)


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.

Redaktion: Holger Klatte, Dorota Wilke, Stephanie Zabel

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