Infobrief vom 18. Juli 2025: Schlechtere Leistungen im Hamburger Deutschabitur

1. Presseschau

Schlechtere Leistungen im Hamburger Deutschabitur

Ein Drittel der Hamburger Abiturienten erzielte in diesem Jahr einen Einser-Notendurchschnitt. Im Kernfach Deutsch zeichnen sich jedoch deutliche Schwächen ab, dort fällt der Notendurchschnitt auf 3,14. Das liegt unter dem Vorjahreswert von 2,99. Die Bildungssenatorin Ksenija Bekeris (SPD) sieht den Handlungsbedarf bereits bei der frühkindlichen Sprachförderung. Die bildungspolitische Sprecherin der CDU, Birgit Stöver, kritisiert indes die allgemeine Vermittlung von Kernkompetenzen und hinterfragt, ob das Abitur noch die Studierfähigkeit garantiere. Lesen, Schreiben und Rechnen sollen wieder die Grundlage aller Leistungen werden. In der Mathematik und den Naturwissenschaften verbesserten sich die Noten der Schüler im Gegensatz zum Vorjahr deutlich, jeweils um rund 0,3 Punkte. Die Prüfungsaufgaben wurden in diesem Jahr vollständig aus dem ländergemeinsamen IQB-Aufgabenpool entnommen. (welt.de)


Pilotprojekt an Duisburger Grundschule

Ein Pilotprojekt der Duisburger Grundschule Sandstraße unterstützt die Sprachförderung von Kindern, die weder Deutsch können noch ihre Muttersprache ausreichend beherrschen. Nicht nur die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder seien stark eingeschränkt, auch die soziale Interaktion und die motorischen Fähigkeiten seien für die Einschulung der Kinder noch nicht ausreichend entwickelt. Im Rahmen des Pilotprojekts der Roland Berger Stiftung, unterstützt von der Hilfsorganisation „Ein Herz für Kinder“, arbeiten Lehrer und pädagogische Fachkräfte wie Marcus Scholz daran, den Kindern elementare sprachliche und soziale Fähigkeiten zu vermitteln. Das Langzeitprojekt an der Grundschule in Duisburg-Marxloh startete bereits im Februar. Die Kinder der sogenannten Löwengruppe hätten nie einen Kindergarten besucht, ihr Leben sei bisher von Isolation geprägt gewesen. Die Kinder wüssten oftmals nicht, wie man eine Jacke anzieht, wie man Papier durchschneidet und hätten auch noch nie einen Stift in der Hand gehalten. Viele der Erstklässler würden zudem weder das Wort „Huhn“ noch „Ei“ kennen, und zwar in keiner Sprache. Trotz schwierigster Ausgangslage zeigten sich erste Erfolge, erklärt der Pädagoge Scholz, erste Sprachstrukturen entwickelten sich in der Gruppe bereits. (bild.de)


Auf den Spuren der uralischen Sprachfamilie

Eine neue Studie im Fachblatt Nature, an der Forscher der Universität Wien und der amerikanischen Harvard Medical School beteiligt waren, liefert durch DNA-Analysen von 180 prähistorischen Menschen neue Erkenntnisse zur Herkunft der uralischen Sprachfamilie, zu der Finnisch, Ungarisch und Estnisch gehören. Demnach formierte sich eine entsprechende Bevölkerungsgruppe vor 4500 bis 3200 Jahren in Nordostsibirien und breitete sich später über Westsibirien bis nach Osteuropa aus. Genetische Spuren dieser „Jakutien-Population“ lassen sich noch heute bei uralischen Sprachgemeinschaften im Ostseeraum nachweisen. Parallel untersuchten die Forscher auch die jenisseische Sprachgruppe, die einst in Sibirien verbreitet war, heute aber fast ausgestorben ist. Der Ursprung dieser Gruppe liege vermutlich bei der sogenannten Cis-Baikal-Population. Die Forscher verknüpfen in ihrer Studie sprachwissenschaftliche Theorien und genetische Daten, um die heutige Verbreitung von Sprachen zu erforschen. (derstandard.de)


2. Gendersprache

Kein Gendern? Kündigung!

Von wegen „Es wird niemand gezwungen“: Wer nicht gendert, muss mit Konsequenzen rechnen. Das hat jetzt auch eine Frau erfahren, die als pädagogische Fachkraft in einer Einrichtung der Lebenshilfe einen gegenderten Arbeitsvertrag vorgelegt bekam. Sie strich die Genderformen heraus, schickte den Vertrag zurück und trat ihre neue Arbeitsstelle an. Nach einer Woche habe sie einen Anruf von der Personalabteilung erhalten. „Man erklärte ihr, Gendersprache sei zwar ‚nicht gesetzlich geregelt‘, es bestehe aber eine ‚moralische Verpflichtung‘ zum Gendern“, heißt es in der Pressemitteilung des Online-Portals stoppt-gendern.de, das von dem Fall erfahren hat.

Die Frau habe schriftlich nachgefragt, ob sie mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen müsse, das wurde verneint. Wenige Tage später habe sie die Kündigung bekommen. Sabine Mertens, Organisatorin der stoppt-gendern.de-Plattform und Vorstandsmitglied im VDS, sammelt Vorfälle dieser Art, auch dieser Fall werde geprüft. Die betroffene Frau will juristisch nicht gegen ihre Kündigung vorgehen, obwohl es sich laut Mertens um eine Diskriminierung handle, sie habe mittlerweile eine neue Stelle. Generell würden sich aber viele nicht gegen eine Genderpflicht wehren, so Mertens: „Viele Leute haben Angst und brauchen ihren Job, es geht ja um die eigene Existenz, die auf dem Spiel steht.“ (berliner-zeitung.de (Bezahlschranke))


3. Kultur

Mehr Lehrer für Sorbisch und Wendisch

An der Brandenburgisch-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg sollen ab dem Wintersemester 2026/2027 Lehrer für Sorbisch/Wendisch ausgebildet werden. Einen entsprechenden Antrag haben die brandenburgische Koalition aus SPD und BSW sowie die CDU eingebracht. Außerdem soll das Konzept für die zweisprachige Erziehung in Kitas und Schulen ausgebaut werden, damit die niedersorbische Sprache eine stärkere Förderung erfährt. Rund 5.000 Menschen sprächen in der Lausitz Niedersorbisch, die Sprache sei aber akut gefährdet, so der CDU-Abgeordnete Julian Brüning. Die Sorben/Wenden leben seit rund 1.500 Jahren in der Lausitz und sind Nachkommen slawischer Stämme, bis heute werden Brauchtum und Traditionen von ihnen gepflegt. (rbb24.de)

Keine Conni-Memes mehr

Seit 1992 veröffentlicht der Hamburger Carlsen-Verlag die „Conni“-Buchreihe. Die Kinderbuchfigur Conni spielt die Hauptrolle in den Geschichten, die Titel tragen wie „Conni kommt in den Kindergarten“ oder „Conni auf dem Reiterhof“.

Seit einiger Zeit und vermehrt in den letzten Monaten tauchen im Internet sogenannte „Conni-Memes“ auf. Dabei handelt es sich um satirische KI-generierte Bilder der Kinderbuchfigur Conni mit verfremdeten Buchtiteln wie „Conni betrinkt sich“ oder „Conni datet einen Narzissten“. Dagegen wehrt sich der Carlsen-Verlag nun. Bereits im Juni drohte der Verlag mit rechtlichen Schritten gegen die satirischen Beiträge, da das Urheberrecht verletzt werde. In den Sozialen Medien formte sich allerdings Widerstand und diverse Nutzer argumentierten, dass der Carlsen-Verlag die Kunst- und Satirefreiheit missachte. Auf der Plattform LinkedIn nahm der Verlag nun erneut Stellung. Satirische oder spielerische Beiträge seien weiterhin willkommen, man wolle jedoch gegen menschenverachtende, rassistische oder pornografische Inhalte vorgehen. Auf der Plattform Instagram teilte der Carlsen-Verlag zu dieser Pressemitteilung ein Bild der Kinderbuchfigur mit dem Titel „Conni will da mal was klarstellen“. Die Figur Conni wurde zum Meme-Phänomen, weil sie vielen bekannt ist und die Bücher oft ein traditionelles Rollenbild vermitteln. Der Ursprung der satirischen Darstellungen Connis soll, so wird vermutet, in der feministischen Szene liegen. (heise.de, srf.ch)


4. Berichte

Feuerwehrfest auf dem Sprachhof

Mit dem Scheunenfest hat die Freiwillige Feuerwehr Kamen-Wasserkurl die NRW-Ferien eingeläutet. Am vergangenen Samstag (12. Juli) kamen mehrere hundert Besucher auf den Sprachhof, wo die Feuerwehr traditionell feiert. Eindrücke vom Scheunenfest gibt es in den Sozialen Medien des VDS. (kamen-web.de, instagram.com/vds, facebook.com/vds, tiktok.com/vds)


5. Denglisch

Dänisch statt Englisch

In der Kopenhagener Metro werden Stationsnamen künftig auch in den englischsprachigen Ansagen in authentischer dänischer Intonation ausgesprochen. Bisher wurden die Namen der Haltestellen in den Zügen einmal auf Dänisch ausgerufen und dann in der Intonation, wie es englische Muttersprachler tun würden. Diese Entscheidung basiert auf einer Umfrage unter Fahrgästen, laut der künstlich englisch betonte Ortsnamen als unnatürlich empfunden werden. Anglisierte Lautungen wie „Fre-duh-rikz-berg“ werden also zugunsten der originalen Aussprache eingestellt. Der dänische Schauspieler Thomas Magnussen hat alle 99 englischen Ansagen neu eingesprochen, inklusive landestypischer Sprachmelodie. (rnd.de)


6. Soziale Medien

Vergessene Beleidigungen

Auf Instagram stellt die Seite „odetogermanwords“ verschiedene alte Beleidigungen vor, die heute längst in Vergessenheit geraten sind. So wurde mit „Gurkenmaler“ einst eine Person bezeichnet, die sich selbst für außerordentlich künstlerisch begabt hielt, es aber nicht war. „Saufgurgel“ war die unrühmliche Bezeichnung für einen Menschen, der häufig und zu exzessiv Alkohol trank. (instagram.com/odetogermanwords)


7. Buchwelt

Georg-Büchner-Preis vergeben

Die Schriftstellerin Ursula Krechel ist mit dem Georg-Büchner-Preis 2025 ausgezeichnet worden. Vergeben wird er von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. In der Begründung der Jury hieß es, Krechel habe in ihren Gedichten, Theaterstücken, Hörspielen, Romanen und Essays „den Verheerungen der deutschen Geschichte und Verhärtungen der Gegenwart die Kraft ihrer Literatur entgegensetzt“. Themen wie Flucht, Exil, Gewalt und Feminismus würden ihr Werk prägen. Der Georg-Büchner-Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird am 1. November im Staatstheater Darmstadt verliehen. (zeit.de)


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.

Redaktion: Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Stephanie Zabel

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