1. Presseschau
Sprachdilemma in Luxemburg
In Luxemburg sind Luxemburgisch, Französisch und Deutsch Amtssprache. Vielen Schülern wird das aber zu viel, zumal in den letzten Jahren Englisch sowie das politische Fach „Vie et société“ wichtiger wurden. Daher ist jetzt eine Bildungsreform im Gespräch. Erstklässler hatten bisher Deutsch als Pflichtfach, Bildungsminister Claude Meisch von der liberalen Partei schlägt vor, dass jetzt auch Französisch gewählt werden kann. Dies würde zu einer Trennung der Klassen führen und könnte dafür sorgen, dass die Noten abrutschen, so Experten. In gemeinsamen Klassen hätten die Schwächeren von den Stärkeren profitiert. An Testschulen hätte sich außerdem gezeigt, dass Migranten eher Französisch wählen, Eingesessene eher Deutsch.
Die grüne Parlamentsabgeordnete Djuna Bernard hat jetzt vorgeschlagen, dass es in weiterführenden Schulen einige Klassen mit der Hauptsprache Deutsch geben soll – bislang wurden die meisten Fächer in den klassischen Lyzeen in französischer Sprache unterrichtet. Deutschlernende Kinder würden so benachteiligt, sagt Bernard. Für sie selbst habe das Französische eine große Herausforderung dargestellt. Auch andere Kinder würden schlechtere Noten bekommen, wenn Fächer wie Geschichte oder Chemie nicht mehr auf Deutsch, sondern auf Französisch unterrichtet würden: „Nicht wegen Unwissenheit, sondern wegen der Sprache.“ Manche Schüler könnten ihr Wissen eher in der deutschen Sprache unter Beweis stellen.
Luxemburg habe ein klassisches Verständnis von Mehrsprachigkeit, so Bildungsminister Meisch, dennoch gebe es noch keine abschließende Antwort darauf, wie in Zukunft das Erlernen der verschiedenen Sprachen vonstattengehen soll. In den nächsten Monaten sollen neue Lehrpläne vorgestellt werden. Landesweit habe sich Luxemburgisch von einer mündlichen zu einer Schriftsprache auch in der behördlichen Kommunikation entwickelt. Französisch werde eher ungern gesprochen, zuletzt berichteten Buchhändler, dass junge Menschen ihre private Literatur eher auf Englisch bestellen würden. (faz.net)
Sprache ist komplexer als nötig
Sprache kann man aus vielen Blickwinkeln betrachten: dem emotionalen, dem verspielten, oder eben aus informationstheoretischer Sicht. Der Saarbrücker Sprachwissenschaftler Michael Hahn hat gemeinsam mit US-Kollegen untersucht, warum wir Informationen nicht so bündig und schlüssig verpacken wie ein Computer. Sprache sei komplex, so Hahn. Aus Buchstaben würden Wörter, daraus Phrasen, daraus Sätze. Dass sie nicht einer einfachen Codierung folgt, habe einen Grund: „Menschliche Sprache orientiert sich auch an der Lebenswirklichkeit um uns herum“, so Hahn, oft sei es sinnvoller Informationen aufwändiger zu verpacken, weil das Gehirn diese Informationen leichter weiterverarbeiten kann, da es auf Erfahrungen der Betroffenen zurückgreift. Eine rein binäre, digitale Codierung schiene auf den ersten Blick besser, wäre aber losgelöst von der natürlichen Umgebung: „Das ist sehr ähnlich mit dem Phänomen, dass unser gewohnter Fahrtweg zur Arbeit quasi im Automatikmodus abläuft, während eine vielleicht kürzere, aber ungewohnte Strecke zu fahren trotz alledem anstrengender ist. Unser Gehirn weiß auf der eingeübten Strecke genau, wo es etwas zu beachten gibt. Daher strengt es uns sehr viel weniger an, hier entlangzufahren statt auf einer neuen, ungewohnten Strecke, die viel Aufmerksamkeit verlangt, obwohl sie die kürzere ist“, sagt Hahn. (nachrichten.idw-online.de)
Schwingungen für die KI
Im Podcast „Doppelkopf“ auf hr2 wird der Neurowissenschaftler Felix Effenberger vorgestellt, der eigentlich Mathematiker ist und am Ernst Strüngmann Institut in Frankfurt am Main arbeitet. Er erforscht dort, wie sich Eigenschaften des menschlichen Gehirns auf die Entwicklung intelligenter Programme übertragen lassen.
„Sprache ist ein Konstrukt, in das die Natur extrem viel Aufwand gesteckt hat“, sagt Effenberger. Deswegen versucht Effenberger in einer Studie zunächst, das kommunikative Verhalten von Tieren zu entschlüsseln (insbesondere Zebrafinken). Ziel ist es, in großen Datenmengen akustische, visuelle, Bewegungs- und andere Signale zu finden, um daraus eine mögliche Bedeutung oder Kommunikation abzuleiten. Er hofft, dass die KI daraus Muster (Schwingungen) erkennt, die sich auch auf die menschliche Sprache übertragen lassen. (hr2.de)
Die Ablehnung des Russischen
Immer mehr Ukrainer gehen dazu über, nicht mehr Russisch zu sprechen, sondern Ukrainisch – und das, obwohl das Russische über Jahrzehnte die Landessprache war. Bei Olena und Oleh Yaruchyk, die während der Corona-Krise nach Deutschland gekommen sind, war es eine bewusste Entscheidung: „Alles beginnt doch mit der Sprache“, sagt Olena. Sie und ihr Mann seien mit Russisch als Muttersprache aufgewachsen, es war die Sprache, in der man denkt, liebt, träumt und schimpft. Bereits 2014 hätten sich einige Ukrainer von Russisch abgewendet, vor drei Jahren kam dann die nächste Sprachwechsel-Welle. Einfach sei es allerdings nicht gewesen, vielmehr sei es so, „als hätte Putin sie dazu gebracht, einen Teil ihrer selbst abzugeben.“ Dabei war Ukrainisch für die meisten eine Fremdsprache. Vieles ähnelt dem Russischen, dennoch gibt es Unterschiede in der Grammatik, dem Wortschatz und den Ausspracheregeln. Russisch ist für viele Ukrainer die Sprache der Angreifer, die Sprache derer, die die eigene Kultur auslöschen wollen. Wenn Oleh Yaruchyk mit Freunden in seiner russisch besetzten Heimatstadt Mariupol telefoniert, macht er eine Ausnahme und spricht russisch. Er wolle sie nicht gefährden, kein Misstrauen wecken, falls jemand zuhört. Während in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion Russisch die Lingua franca sei, sei es für viele Ukrainer jetzt das Englische, sagt Olena Yaruchyk. Ihre Kinder wachsen mit Deutsch auf, ihr Sohn geht in die 2. Klasse, seine Muttersprache ist aber Ukrainisch. Und diese Sprache wollen sie erhalten, und das unabhängig davon, ob sie irgendwann wieder in ihre Heimat zurückkehren oder im Falle eines Zusammenbruchs des Landes im Exil weitersprechen müssen.
Der Kampf um die Sprache sei symbolisch und hochpolitisch, schreibt Frank Nienhuysen in der Süddeutschen Zeitung. Sowohl zur Zarenzeit als auch während der Sowjetunion sei das Ukrainische aus der Öffentlichkeit verdrängt worden. Wer Karriere machen wollte, musste russisch sprechen. Heute ist Ukrainisch die Staatssprache, Russisch wurde Mitte Oktober von der Liste der geschützten Minderheitensprachen gestrichen. Viele Ukrainer sprächen aber noch aus Gewöhnung russisch, und auch an der Front sei es manchmal immer noch die Sprache der Soldaten. An der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität habe sich mit Beginn des Ukraine-Krieges auch die Zahl der Russisch- bzw. Ukrainisch-Lerner verändert, sagt die Dozentin Olena Novikova. Die Teilnehmerzahl in den Russisch-Anfängerkursen habe sich halbiert, dafür gebe es jetzt 50 Prozent mehr Ukrainisch-Anfänger. Den Russisch-Sprechern würde schnell klar werden, dass ihre Muttersprache zwar Ähnlichkeiten mit dem Ukrainischen hat, aber nicht problemlos verstanden oder gesprochen werden kann. Laut Novikova gebe es im Krieg bei Gefangennahmen eine einfache Möglichkeit, um herauszufinden, ob jemand Russe oder russischsprachiger Ukrainer ist: Man lässt ihn das Wort „Paljanizja“ sagen, das ist ein ukrainisches Brot. Das phonetisch korrekt auszusprechen, sei für einen Russen praktisch nicht möglich, so Novikova. (sueddeutsche.de (Bezahlschranke))
Latein ist gefallen
Latein ist nicht mehr die bevorzugte Amtssprache im Vatikan. Laut KNA hat Papst Leo XIV. das neue Regelwerk für die Römische Kurie genehmigt. In dem Kapitel über die im Vatikan zu gebrauchenden Sprachen steht jetzt: „Die Behörden der Kurie schreiben ihre Akten in der Regel in Latein oder in einer anderen Sprache.“ Bisher war Latein die Sprache, in der das passierte, andere Sprachen kamen nur zum Einsatz, wenn es nötig war. Außerdem wurde im neuen Regelwerk der Passus gestrichen, dass Vatikanangestellte „gute Lateinkenntnisse“ vorweisen mussten. Jetzt würden nur noch gute Kenntnisse im Italienischen sowie einer weiteren Landessprache verlangt. Das „Büro für die Lateinische Sprache“ bleibe aber erhalten uns stehe weiter der gesamten Römischen Kurie zur Verfügung. (katholisch.de)
2. Gendersprache
Weltfremde Vorschriften
Von Gendervorschriften hört man in letzter Zeit weniger. Insbesondere amtliche Stellen scheinen erkannt zu haben, dass sich die Sprachgemeinschaft in dieser Hinsicht nicht bevormunden lassen wird. Auch Fortbildungen im Bereich „Diversity“ finden seltener statt. Der Wiesbadener Kurier berichtet nun von einer solchen, die von einem Mitarbeiter der „Linguistischen Unternehmensberatung Mannheim“ durchgeführt wurde. Neun Frauen und zwei Männer hätten daran teilgenommen. „Rechte Ideologien“ würden die „gendergerechte Sprache“ ins Lächerliche ziehen, wird da behauptet. Und überhaupt „es gibt eigentlich wenige Gründe, nicht zu gendern“, ein wenig Sprachwandel könne man sich und anderen durchaus zumuten. Statt „Fahrradfahrer finden den Parkplatz“ könne es heißen „Wer mit dem Fahrrad kommt, kann dort parken“.
Es gibt sie also immer noch: diejenigen, die sprachliche Konventionen der gesamten Sprachgemeinschaft als rückständig und ungerecht einstufen. Allerdings klingen ihre Argumente zunehmend weltfremd. (wiesbadener-kurier.de (Bezahlschranke))
3. Sprachspiele: Unser Deutsch
schwerbehindert
Die Älteren unter den Lesern werden sich an die Debatte um die Rechtschreibreform erinnern. Damals wurde verordnet, dass viele Wörter, die bis dahin zusammengeschrieben wurden, künftig zu trennen seien, zum Beispiel auch schwerbehindert zu schwer behindert. Eine Kleinigkeit? Mitnichten. Denn es ging um eine Änderung, die dem Sprachgefühl widerspricht. Warum Zusammenschreibung? Weil sich in Betonung und Bedeutung ein Wandel vollzogen hatte. Schwer war nicht mehr Adverb zu behindert, sondern erstes Glied eines Kompositums. Das drückte sich in der Erstbetonung von schwerbehindert aus. Zugleich war aus Adverb + Verb ein Wort mit eigener Bedeutung geworden. Schwerbehindert war nun ein fester, gesetzlich definierter Begriff für eine körperliche Behinderung. Die Betroffenen hießen Schwerbehinderte und das Gesetz Schwerbehindertengesetz. Die Änderung der Rechtschreibung drohte Folgen zu haben. Sollten die Schwerbehinderten jetzt schwer Behinderte heißen? Konnte man künftig nicht mehr unterscheiden zwischen schief ´gehen und ´schiefgehen (‚misslingen‘) und zwischen ´frei sprechen und (jmd.)´freisprechen? Die Sache wurde zum Glück vom Rechtschreibrat korrigiert. Peter Eisenberg hatte das 10 Jahre nach dem Start der Reform durchgesetzt. In Wahrig, Deutsche Rechtschreibung (2006), S. 107-117 sind alle über 400 Fälle dokumentiert. Man sieht daran, wie häufig solche Zusammensetzungen aus benachbarten Wörtern entstehen. Die Rechtschreibung orientiert sich an der gesprochenen Sprache. Bei Erstbetonung liegt ein Kompositum vor, das wird zusammengeschrieben.
Aber es gibt auch Fälle, in denen beide Schreibweisen erlaubt und auch sinnvoll sind. Das hatte unlängst eine gute Freundin erfahren, die bei einem Unfall beinahe ihr Augenlicht verlor. Das bedeutete nicht nur eine totale Umstellung ihres Lebens. Zusätzlich geriet sie nun in die Kategorie der Schwerbehinderten, hatte Anträge an verschiedene Behörden zu stellen, musste sich der Angebote für teure Lesegeräte erwehren, auch lieber Besucher, deren Hilfsangebote ihr einige Mühe bereiteten. Zusätzlich zu Arzt- und Physiotherapie kamen die Termine vieler Helfer von Blindenverein, VdK und vielen anderen. Kurz: Die Unfallgeschädigte war nicht nur schwerbehindert, sondern zusätzlich schwer behindert durch das Übermaß von bürokratisch geregelter Fürsorge. Sie möchte nun endlich einmal Ruhe haben und begibt sich in eine selbstgewählte dreiwöchige Reha zwischen Meer und Bergen, zum Freischwimmen im Meer, zu Meze, Fisch und Kebab und zu der freundlichen Ansprache eines vertrauten Gastwirtes.
Horst Haider Munske
Der Autor ist Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache e. V. Ergänzungen, Kritik oder Lob können Sie schicken an: horst.munske@fau.de.
4. Kultur.
Dialekt-Kalender
Das Nördlinger Ries zwischen Schwäbischer und Fränkischer Alb in Bayern ist durch den Einschlag eines Asteroiden vor 14,6 Millionen Jahren entstanden. Hier hat sich ein eigener Kulturraum entwickelt, und das zeigt sich auch in der Sprache. 2026 erscheint nun bereits zum zweiten Mal ein Kalender in der Rieser Mundart. Jede Seite widmet sich einem typischen Wort oder Ausdruck aus dem Ries, liebevoll und mit einem Augenzwinkern erklärt. „So wollen wir die regionale Sprache lebendig halten“, sagt die Kommunikationsdesignerin Anna Schabert, „und zugleich ein Stück kulturelles Erbe bewahren.“ Ziel sei es, die Rieser Mundart als wichtigen Teil der Identität zu fördern und neu erlebbar zu machen. Davon sollen sowohl die alteingesessenen Bürger als auch die junge Generation profitieren. (augsburger-allgemeine.de)
Der Kalender ist erhältlich im Nördlinger Kulturbüro (Marktplatz 20) und kostet 19,90 Euro.
5. Berichte
Vorlesetag auf dem Sprachhof
Vorlesen ist einer der ersten Schritte zum Spracherwerb. Anlässlich des bundesweiten Vorlesetages am 21. November gab es am vergangenen Wochenende ein volles Programm, gestaltet vom VDS und dem Lernserver Bildungsprojekt. Neben einer Leseaktion mit dem von YouTube bekannten „Leseopa“ erklärten Experten, weshalb das Vorlesen im Prozess des Spracherwerbs eine zentrale Rolle einnimmt, und welche Elemente dabei entscheidend sind. Kinder würden Sprache anders wahrnehmen als Erwachsene, sagte die Pädagogin Maria-Valentina Westermann vom Lernserver Bildungsprojekt, und machte das mit verschiedenen Beispielen deutlich. So reiche es nicht, den Kindern zu sagen: „Hör genau hin. Was hörst du denn bei ‚Schote‘? Ein oooooo.“ Dabei sei das O dort nicht lang, so wie man es als Hörbeispiel vorsagt, sondern kurz. Auch bei der Verschriftlichung von „Hemd“ würden häufig ein b, p oder n auf dem Papier landen, weil der Übergang zwischen den Konsonanten in der Mundhöhle genau so gebildet und deswegen von den Kindern missverstanden werde. Die Lehrerin und Autorin Maria-Anna Schulze Brüning erzählte von ihrer Erfahrung mit dem Schrifterwerb ihrer Schüler und zeigte Beispiele, wie Kinder heute schreiben. Viele hätten motorische Probleme, könnten zum Beispiel einen Stift gar nicht oder nur falsch halten, so Schulze Brüning. Johanne Pastoor, Schreibbewegungstherapeutin, lud anschließend zu praktischen Übungen: Die Teilnehmer sollten mit einer oder zwei Händen durchgängige verschnörkelte Linien nachzeichnen – etwas, was sich als schwieriger erwies als auf den ersten Blick gedacht. (facebook.com/vds, instagram.com/vds, linkedin.com/vds)
6. Denglisch
Polnisch und Deutsch im Kindergarten
In Pasewalk (Mecklenburg-Vorpommern, 27 Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt) kommt zweimal in der Woche eine polnische Erzieherin zum Vorsprechen in den Kindergarten. Damit soll durch Muttersprachler auf die Sprache des Nachbarlandes aufmerksam gemacht werden. „Wichtig ist es, dass die Kinder den Klang der polnischen Sprache hören“, sagt Iwona Frankowska, die dazu für das Projekt „Kids of our neighbours“ unterwegs ist. Auf deutscher Seite sind fünf Kindertagesstätten dabei, in Polen drei. In drei Jahren sollen die Kinder rund 200 Wörter aus den Nachbarsprachen lernen und in der Lage sein, sich in Alltagssituationen zu verständigen. Geplant sind auch gemeinsame Ausflüge und regelmäßige Online-Treffen.
Das Projekt wird aus EU-Mitteln finanziert. Das erklärt möglicherweise auch den denglischen Projekttitel. Denn Englischunterricht wird in keinem der teilnehmenden Kindergärten angeboten. (ndr.de)
7. Buchwelt
Gutes Schreiben ist Handwerk
Unser IFB Verlag Deutsche Sprache hat gerade ein Werk herausgebracht, das jeder Autor anspruchsvollerer Texte kennen und möglichst seiner Arbeit zugrunde legen sollte. Niemand sollte sich allein auf sein Talent, seinen Ausdruckswillen und seine Routine verlassen. Reinhard Tschapke, vormals Lehrer, Journalist, Kulturkritiker und Hochschullehrer, entzaubert die Geheimnisse guter Schreibe und führt sie auf wenige Handwerksregeln zurück. Er nennt sein Handbuch mit kompakten 142 Seiten „Kleine Rhetorik des Schreibens“ und ergänzt im Untertitel: „Über Sprache und den Mut zum eigenen Satz“. Tschapke wendet sich an fortgeschrittene Verfasser, welche die Phase des ersten Ringens um eine angemessene Formulierung längst hinter sich gelassen haben und inzwischen beim Schreiben wissen, was sie tun. Die bei Neuschreibern übliche Qualitäts-Spanne zwischen der Idee eines Satzes und dem zu Papier gebrachtem Ergebnis ist also nicht mehr ihr Problem. Sie können einen Text handwerklich gestalten, wenn sie eine etwaige Selbstverliebtheit in ihre Produkte tapfer überwinden und sich auf Kritik einlassen. Unser Autor konfrontiert seine Leser mit lediglich acht Forderungen für einen gelungenen Text. Die Pro- und Kontrabeispiele aus der Erfahrung des Praktikers sind schlagend gewählt. Er bedient sich dabei der gesamten europäischen Literatur seit der Antike. Insgesamt wirklich kein trockener Stoff! Bei wenigen Büchern musste ich so schmunzeln. Dass man sich als Autor bei den von Reinhard Tschapke aufgespießten Fehlern da und dort wiedererkennt, bleibt natürlich nicht aus. (Dr. Kurt Gawlitta, Berlin). (ifb-verlag.de)
