Infobrief vom 19. Februar 2022: Wiener Student geht gegen Gendersprache vor

1. Presseschau

Wiener Student geht gegen Gendersprache vor

Ein Student aus Wien wehrt sich gegen den Gender-Zwang an seiner Uni. Richtlinien und ein Leitfaden geben Genderregeln vor, obwohl diese nicht der amtlichen Rechtschreibung entsprechen – bei Nichtbeachtung droht Punktabzug. Diesen will der Student der Transkulturellen Kommunikation am Zentrum fĂŒr Translationswissenschaft (ZTW) der UniversitĂ€t Wien nicht hinnehmen. „Es ist nicht Aufgabe der UniversitĂ€t, durch eine bestimmte Sprachgestaltung in Studienleistungen zu einer ‚VerĂ€nderung der Welt‘ beizutragen, wie es in der Leitlinie formuliert ist“, sagt sein Anwalt, Dr. Gerald Ganzger von der Kanzlei Lansky, Ganzger, Goeth, Frankl und Partner in Wien. Der VDS unterstĂŒtzt den jetzt der UniversitĂ€t zugestellten Feststellungsantrag. „Der Studiengang soll junge Menschen befĂ€higen, Texte zu ĂŒbersetzen – frei von Ideologie und politischen Absichten“, stellt Ganzger klar, „einen Studenten dazu zu zwingen, eine Meta-Ebene zu öffnen und den Inhalt eines Textes weltanschaulich zu verĂ€ndern, ĂŒberschreitet die Kompetenzen der Dozenten.“ Das Gendern sei wirklichkeitsfremd, zumal die Uni in anderen Veröffentlichungen selbst Begriffe wie „KlĂ€ger“, „Berufungsgegner“, „Richter“ benutzt und damit akzeptiert, dass das generische Maskulinum alle Menschen, unabhĂ€ngig vom Geschlecht, anspricht. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Studenten ohne gesetzliche Grundlage eine politisierte Sprache nutzen mĂŒssen, um keine negativen Studienauswirkungen befĂŒrchten zu mĂŒssen. Woanders wĂŒrde man sowas ‚Erpressung‘ nennen“, so Ganzger, „das eigenmĂ€chtige Diktat durch die PrĂŒfer ist schlichtweg nicht akzeptabel.“
Der VDS unterstĂŒtzt das Vorgehen des Studenten – finanziell und auch moralisch. „UniversitĂ€ten sind seit jeher ein Ort des freien Denkens und des offenen Diskurses. Wenn sie jedoch missbraucht werden, um eine politische Agenda durchzudrĂŒcken, muss man laut werden und sich wehren“, sagt Prof. Walter KrĂ€mer, Vorsitzender des VDS. Laut Klaus Kaindl, Studienprogrammleiter am Zentrum fĂŒr Translationswissenschaften, gibt es eine derartige Verpflichtung aber gar nicht. Im Standard sagte er, Studenten mĂŒssten keine Angst haben, schlechter benotet zu werden, wenn sie sich nicht an die Leitlinien hielten. Nur in einzelnen Lehrveranstaltungen sei das Gendern notenrelevant – nĂ€mlich dort, wo Texte zu Übungszwecken gendergerecht ĂŒbersetzt werden sollen. Im spĂ€teren Berufsleben könne es schließlich vorkommen, dass Auftraggeber eine „gendergerechte Übersetzung“ wĂŒnschen. „Das Ganze ist ein emotionales Thema“, sagt Kaindl, „es gibt Studierende, die das als grundsĂ€tzlichen Angriff auf ihre Freiheit sehen.“ Der StudienprĂ€ses der Uni Wien, der fĂŒr studienrechtliche Belange zustĂ€ndig ist, muss jetzt ĂŒber den Antrag entscheiden. Das Ziel des Studenten: Einen Bescheid zu erwirken, „der garantiert, dass der Verzicht auf gendergerechte Sprache nicht zu einer schlechteren Beurteilung fĂŒhrt. Bei kĂŒnftigen PrĂŒfungen könnte der Student den Bescheid dann vorlegen“, heißt es im Standard. Anwalt Ganzger erwartet eine Entscheidung in den nĂ€chsten sechs Monaten. (derstandard.de, vds-ev.de)


Literatur gar nicht erst lesen

Studenten, die mit Samthandschuhen angefasst werden – diesen Eindruck könnte man an deutschen UniversitĂ€ten bekommen, wenn man die Beobachtung von Ingo Berensmeyer nĂ€her anschaut. Berensmeyer ist Anglistik-Professor an der Ludwig-Maximilians-UniversitĂ€t (LMU) MĂŒnchen. In einem Gastbeitrag in der FAZ berichtet er von den immer hĂ€ufiger vorkommenden sogenannten „Trigger“-Warnungen, also Hinweisen, dass das folgende Gesagte, Gelesene oder Gesehene möglicherweise als verstörend wahrgenommen werden könnte. In der Literatur könnte das Inhalte mit Brudermord, Blutrache oder Frauenfeindlichkeit betreffen – bei solchen Seminaren stehe vorher immer hĂ€ufiger der Hinweis, dass sie zarte GemĂŒter zu sehr berĂŒhren könnten. In der Praxis sorgten solche Hinweise jedoch eher dafĂŒr, dass Diskussionen im Keim erstickt werden, weil Studenten (zumindest indirekt) aufgefordert werden, dem Seminar fernzubleiben oder die entsprechenden Texte gar nicht erst zu lesen, so Berensmeyer: „Studenten, die doch mĂŒndige BĂŒrger sein oder zumindest werden sollten, werden dadurch im Namen einer wohlmeinenden ‚FĂŒrsorge‘ bevormundet, die den Idealen der universitĂ€ren Lehre widerspricht.“ Eine ergebnisoffene Diskussion sei so nicht möglich, das Unerwartete, Überraschende könne gar nicht erst eintreten: „Literatur greift gestaltend auf das ImaginĂ€re, auf menschliche TrĂ€ume und AlbtrĂ€ume zu; dem gilt es, sich zu stellen, ohne Scheu und ohne Bevormundung. Es kann nicht Sinn und Zweck des Literaturstudiums sein, die Herausforderung durch die Fremdheit der Fiktion zu unterbinden.“ Die Alternative mĂŒsste sonst eine generelle Information vor dem Studium sein: „Vor Literatur wird gewarnt!“ (faz.net)

Anmerkung zu dem Wort trigger, es hat mehrere Bedeutungen: Anstoß, aber auch Abzug an einer Schusswaffe, in der Technik ist es ein Auslöser, oder der (Steuer-)Impuls zum Auslösen, trigger bezeichnet auch den Zeigefinger. Trigger-happy bedeutet unter anderem schussfreudig oder knipsfreudig. Ein weites Feld, mehr dazu hierdict.leo.org.


Sprachförderung fĂŒr Schweizer Kinder

Die Zahl der eingeschulten Kinder mit unzureichenden Deutschkenntnissen nimmt zu. Auch im Schweizer Kanton Baselland ist dies der Fall. Daher plant der Kanton eine frĂŒhe Sprachförderung von Kindern. Dies gilt nicht nur fĂŒr Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen, sondern auch Muttersprachler. Die sprachlichen Defizite seien bisher unterschĂ€tzt worden. Sprachliche FrĂŒhförderung ist kein reines Migrationsthema, erklĂ€rt Thomas Nigl, der zustĂ€ndige Projektleiter fĂŒr die frĂŒhe Sprachförderung bei der Baselbieter Sicherheitsdirektion. Seit 2013 gibt es zwar eine obligatorische sprachliche FrĂŒhförderung fĂŒr Fremdsprachige, eine Förderung von Kindern aus deutschsprachigen Haushalten sei jedoch ein Novum. Das Gesetz sieht vor, dass die Eltern ihre Kinder unmittelbar vor dem Kindergarten zu einer von den Gemeinden getragenen Sprachförderung schicken, die den Kindern eine Erweiterung des Grundwortschatzes ermöglicht. Die Gemeinden entscheiden hierbei autonom, ob und wie sie die frĂŒhe Sprachförderung umsetzen wollen. Auch der Schweizer Lehrerverband begrĂŒĂŸt diese Entscheidung. Die zunehmenden sprachlichen Defizite werden hierbei vor allem auf die digitalen Medien zurĂŒckgefĂŒhrt. Sprache zu hören reiche nicht, vielmehr sei der Kontakt zu anderen Kindern entscheidend fĂŒr die Sprachentwicklung. Bisher soll die FrĂŒhförderung im Baselland freiwillig sein. Dies fĂŒhre laut Experten jedoch zu einer Bildungsungleichheit, da bildungsferne Familien schon jetzt rĂ€umlich abgetrennt seien. UngenĂŒgende Deutschkenntnisse seien zum Teil auch auf den Wohnort zurĂŒckzufĂŒhren. (20min.ch)


Positive Sprachentwicklung im Lockdown

Eine Untersuchung eines Forschungsteams aus Oslo mit Beteiligung der UniversitĂ€t Göttingen hat ergeben, dass sich die Sprachentwicklung von Kindern im Lockdown verbessert habe. HierfĂŒr protokollierten Eltern von ĂŒber 2.000 Kindern aus 13 verschiedenen LĂ€ndern den Wortschatz der Kinder zu Beginn des Lockdowns im MĂ€rz 2020. Nach einem Monat wurden sie erneut kontaktiert. ZunĂ€chst kam heraus, dass sich die Zeit, die vor Bildschirmen verbracht wird, verlĂ€ngerte. Vor allem in Anbetracht der Heimbetreuung der Kinder, zusĂ€tzlich zu den weiteren Verpflichtungen der Eltern, war diese Folge zu erwarten. Insgesamt haben Kinder im Lockdown jedoch mehr Wörter gelernt. Das sei die Folge der gesteigerten AktivitĂ€ten zusammen mit den Eltern. Zwar habe eine kurze Isolation von Kleinkindern keine negativen Auswirkungen auf die Sprachentwicklung, jedoch sollte man nicht annehmen, dass dieses Ergebnis auch bei lĂ€ngerfristigen Schulschließungen gelte, so die Forscherin der UniversitĂ€t Oslo, Professor Natalia Kartushina. (br.de)


„Blubb Blubb?“ – „Blubb!“

Sie haben keine StimmbĂ€nder und geben doch Laute von sich. Wissenschaftler der Cornell University in New York haben jetzt herausgefunden, dass Fische sich auch mit Lauten unterhalten – bisher waren nur Kommunikationswege ĂŒber Farbsignale, Körpersprache oder ElektrizitĂ€t bekannt. Die Forscher haben verschiedene Töne aufgezeichnet, einige klingen wie ein Nebelhorn, andere erinnern an zirpende Grillen. Wie die Fische ohne StimmbĂ€nder Töne erzeugen können, dazu haben die Forscher eine Theorie: „Die wahrscheinlich hĂ€ufigste Anpassung sind Muskeln, die mit der Schwimmblase verbunden sind. TatsĂ€chlich sind die Schwimmblasenmuskeln der Krötenfische die am schnellsten kontrahierenden Skelettmuskeln der Wirbeltiere“, so der Ökologe Aaron Rice. Durch diese Kontraktionen wĂŒrden dann Töne erzeugt. (focus.de)


98 % bei Germanistik-Grundkurs durchgefallen

Diese Durchfallquote war ĂŒberdurchschnittlich: Bei einem Germanistik-Grundkurs an der Uni Vechta sind 98 % der Studenten durchgefallen. Normalerweise fallen 40 % durch, so die Uni. Einige Studenten bemĂ€ngelten die schweren Aufgaben; die UniversitĂ€t selbst vermutet, dass die Teilnehmer des Kurses nicht ausreichend vorbereitet waren. Fast niemand sei zu den Sprechstunden des Dozenten erschienen, heißt es beim NDR. Dabei sei dieser als kooperativ bekannt, sagte der Asta. Die Uni hat mittlerweile eingelenkt: Die Klausur wurde annulliert und wird noch einmal geschrieben. (ndr.de)


2. Gendersprache

StÀdte positionieren sich gegen Gendersprache

Der Dichter Joachim Ringelnatz hĂ€tte beim Thema „Gendern“ vermutlich viel Freude gehabt, bietet es doch neben einer ernsthaften Diskussion auch allerlei Möglichkeiten zur humoresken Betrachtung. Seine Heimatstadt Wurzen (Sachsen) hat jetzt entschieden: Das Gendern wird wieder abgeschafft. Nach einigen politischen RĂ€nkespielen wurde der Beschlussvortrag, kĂŒnftig gemĂ€ĂŸ den Regeln des deutschen Rechtschreibrates zu folgen, angenommen. Damit verschwinden Sternchen, Doppelpunkte etc. aus der Verwaltungssprache. Kurz vorher hat auch schon OsnabrĂŒck in einer Mitteilung im Rat mitgeteilt, dass auf Gendersprache verzichtet wird: „Die gewĂŒnschte und von der Stadt in zahlreichen gesellschaftlichen Lebensbereichen auch geförderte DiversitĂ€t darf nicht zu Abkopplungen fĂŒhren. Ganz im Gegenteil muss die Stadt ein Interesse daran haben, dass die Vielfalt diverser Gruppen nicht zur Sprachlosigkeit zwischen diesen Gruppen fĂŒhrt.“ Auch hier wird der Verweis auf den Rechtschreibrat gefĂŒhrt, der Satzzeichen zum Gendern nicht empfiehlt. (wurzener-land-nachrichten.de, hasepost.de, ris.osnabrueck.de)


Dozenten ĂŒberziehen Kompetenzen

An vielen deutschen, österreichischen und schweizerischen UniversitĂ€ten wird gegendert; es gibt LeitfĂ€den oder Anleitungen der Dozenten – und die Studenten wagen es nicht, dagegen vorzugehen, weil sie von genau diesen Dozenten weiter benotet werden mĂŒssen. Zu diesen Erkenntnissen kommt nun auch eine Recherche der FAZ. Dabei, so Thomas Thiel, ĂŒberschreiten die Dozenten ihre Kompetenzen. Studenten wĂŒrden jedoch im Fall eines Nicht-Genderns moralisch in Frage gestellt. Dabei hat selbst eine Umfrage unter Hochschuldozenten erst kĂŒrzlich ergeben, dass 47 Prozent von ihnen einen Druck zum Gendern verspĂŒren. Ihre gendernden Kollegen sehen sich dabei auf der „richtigen“ Seite der Diskussion: „Oft ist es der Glaube, im Besitz eines besonders fortschrittlichen Bewusstseins zu sein, der Dozenten in die Sprache von Studenten hineinredigieren lĂ€sst.“ Problematisch sei das Gendern vor allem, weil es tief in die Ausdrucksformen der studentischen Arbeiten eingreift, zugleich aber als solches nicht verbindlich an allen UniversitĂ€ten ist – obwohl die, die es nutzen, eine ganzheitliche Daseinsberechtigung fĂŒr sich in Anspruch nehmen. Das Verfassungsgericht halte sich bisher bedeckt und verweise auf den Rat fĂŒr deutsche Rechtschreibung, der sich gegen die Verpflichtung zum Gendern ausspricht. (zeitung.faz.net)


Gendern nervt auch junge Menschen

JĂŒngere finden Gendern gut? Von wegen! Laut einer Studie des Kölner Rheingold-Instituts sind 54 Prozent der 14- bis 35-JĂ€hrigen in Deutschland von der Debatte genervt oder empfindet Gendern als sprachliche Stolperfalle, die vom Inhalt ablenkt. Nur 44 Prozent halten das Gendern fĂŒr gerechtfertigt. Gendern schaffe auch in der jungen Generation GrĂ€ben, so die Studienleiterin Judith Barbolini, und das sei nicht zielfĂŒhrend. Vor allem die Unterscheidung in einen mĂ€nnlichen und einen weiblichen Teil am Ende eines Wortes wĂŒrde eher als Trennung denn Verbindendens wahrgenommen: „Wo ein *innen, da ein Außen“, werden Studienteilnehmer zitiert. Wo Gendern zu strikt durchgesetzt wĂŒrde, fĂŒhlten sich Menschen provoziert. Vor allem im privaten Umfeld wĂŒrde es als irritierend wahrgenommen, wenn man gendere oder es offensiv einfordere. FĂŒr die Studie wurden 2.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16-35 Jahren befragt. (rheingold-marktforschung.de, nwzonline.de, rp-online.de)

FĂŒhrungskrĂ€fte bleiben skeptisch

Vier von zehn FĂŒhrungskrĂ€ften sehen laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung und des Reinhard-Mohn-Instituts der UniversitĂ€t Witten/Herdecke keine Vorteile darin, verbindliche Regeln zum Gendern einzufĂŒhren. Frauen und MĂ€nner gleichermaßen sagten: Im eigenen Unternehmen seien vorgegebene Gesetze oder Regeln nicht nötig. „Damit muss nicht unbedingt eine gleichstellungsfeindliche Haltung zum Ausdruck kommen, sondern eher eine Skepsis gegenĂŒber Regulation von außen und damit verbunden womöglich Widerstand seitens der FĂŒhrungskrĂ€fte bei der Umsetzung verpflichtender Regeln“, so die Studien-Autoren. FĂŒr fast dreiviertel der Befragten spielt laut Studie das Geschlecht einer FĂŒhrungskraft auch keine Rolle. Aber: Je höher die FĂŒhrungsebene war, desto positiver wurde das Bild bei der Gleichstellung im eigenen Unternehmen bewertet. (zeit.de)


3. Sprachspiele:

Dem Wort auf die Lippen schauen

Die FĂ€lschung von Bildern, Filmen und Sprache ist als Deep Faking bekannt, ein Kofferwort aus deep learning und fake. Die Anwendung dieser neuen Technik begann mit dem Austausch von Gesichtern auf Fotos, sehr beliebt zur Darstellung von bekannten Personen in peinlichen Situationen, sie setzte sich fort mit dem Austausch von Stimmen und mittlerweile können ganze Filmsequenzen tĂ€uschend Ă€hnlich Fakes wie Tatsachen darstellen. Da werden ganze Körperbewegungen auf andere Personen ĂŒbertragen und der dazu gesprochene Text wirkt echt, vom Lippenspiel bis zur Tonlage. So ist es mittlerweile möglich, das Klangerlebnis eines gesprochenen Textes derart zu verĂ€ndern, dass man als Betrachter glaubt, da wĂŒrde tatsĂ€chlich Donald Trump von Barack Obama heruntergemacht. In dem viel beachteten Obama Deep Fake des US-Schauspielers und Regisseurs Jordan Peele ist zu beobachten, wie Obama anscheinend (oder scheinbar? – der Unterschied gewinnt an Bedeutung) ĂŒber die Gefahren von Falschinformationen und gefĂ€lschten Nachrichten spricht und (als Beispiel) ĂŒber seinen Nachfolger im Amt untypisch ordinĂ€r herzieht. DafĂŒr hat Jordan Peele seine eigene Mimik mit Hilfe der Deep Fake-Technik auf die GesichtszĂŒge von Obama ĂŒbertragen.

FĂŒr solche FĂ€lschungen benötigt man einen Rechner mit leistungsstarker Grafikkarte und ein Programm, das es gratis im Internet gibt, zum Beispiel Myfakeapp. Bald wird man gut getarnte TĂ€uschungen sogar mit dem eigenen Smartphone herstellen können. Wie ist das möglich? Weissenberg Business Consulting sagt ĂŒber das Deep Learning: Es „befĂ€higt Maschinen, sich ohne menschliches Handeln zu verbessern und neue FĂ€higkeiten zu erlernen. Dabei extrahiert das System Muster und Rechenmodelle aus vorhandenen Daten. Im Anschluss lassen sich diese Erkenntnisse mit Daten korrelieren und mit einem entsprechenden Kontext verknĂŒpfen. Durch den gewonnenen Kontext kann die Maschine schlussendlich Entscheidungen treffen.“

Wie man eine Stimme fĂ€lscht, ist auf einem Video bei Youtube (11 Minuten) zu sehen und hören. Bereits die ersten Anwendungsschritte ermöglichen erstaunliche Sprachimitation, selbst ĂŒber Sprachgrenzen hinweg. Das könnte Angst machen, aber die hilft nicht weiter. In der Gegenbewegung werden bereits Techniken erforscht, ebenfalls mithilfe kĂŒnstlicher Intelligenz, mit denen man FĂ€lschungsmachwerke automatisiert erkennen kann, wenn unser menschliches Gehirn dazu nicht mehr in der Lage ist. Dazu muss jeweils die Datengrundlage ausgewertet werden, ein Unterfangen fĂŒr sehr leistungsstarke Rechner. Das zeigt, welches Bedrohungspotenzial in Deep Fakes steckt. Man kann mit Falschmeldungen Börsenkurse manipulieren, diplomatische oder militĂ€rische ZwischenfĂ€lle provozieren, oder auch nur den guten Ruf des Nachbarn vernichten.

Was kann der Sprachsensible tun, um den Machenschaften nicht auf den Leim zu gehen? Ein paar Tipps mögen helfen. Als erstes wie auch als letztes ist die PlausibilitĂ€t des Inhalts einzuschĂ€tzen. Kann es sein, dass (erfundenes Beispiel!) eine Bundestagsabgeordnete den PrĂ€sidenten eines befreundeten Landes einen „Ziegenf
“ nennt? Dass Kabarettisten dieses dĂŒrfen, bleibt dahingestellt, aber diese freundliche, sympathische Person? Offenbar wird man noch genauer hinhören mĂŒssen, wer was wo gesagt hat, so wie man auch geschriebene Zitate mit nur mit Ă€ußerster Vorsicht ĂŒbernimmt (schön wĂ€r’s). Auch der Klang, eine falsche Aussprache oder unnatĂŒrliche Sprechweise bieten AnlĂ€sse zum kritischen Hinterfragen. Aber Vorsicht, beim ersten Betrachten des Obama Deep Fake dĂŒrfte auch der beste Kenner des Englischen der FĂ€lschung auf den Leim gehen.

Vielleicht ist die positive Kehrseite dieser FĂ€lschungen, dass wir beim Wörter empfindsamer gebrauchen, weil wir es mĂŒssen, um TĂ€uschungen zu erschweren, wir können kritischer hinhören und auf diese Weise eine Sprechkultur wieder entdecken, oder neu entfalten, die uns zur Zeit verloren geht. Eine Kultur, in der die gelegentliche echte Beleidigung immer noch erkennbar echt – und verzeihbar – bleibt. (ars.electronica.art, weissenberg-group.de, daserste.de, wikipedia.org, deutschlandfunk.de, youtube.com)


4. Kultur

Letzte Sprecherin des „Yaghan“ verstorben

Mit dem Tod von Cristina CalderĂłn starb kĂŒrzlich auch die Sprache „Yaghan“. CalderĂłn war die letzte Muttersprachlerin der Yaghan-Ureinwohner; die Chilenin lebte auf der Inselgruppe Feuerland in SĂŒdamerika. Nach dem Tod ihrer Schwester hatte die chilenische Regierung CalderĂłn 2009 zum „lebenden menschlichen Schatz“ erklĂ€rt; sie war der Inbegriff fĂŒr den Erhalt der Yaghan-Kultur. Ihre melodische Sprache ist keine Schriftsprache. „Ich bin die Letzte, die Yaghan spricht. Andere können es verstehen, aber niemand spricht oder beherrscht es so wie ich“, hatte CalderĂłn einst gesagt. Je nach SchĂ€tzung sind aktuell 1.500 bis 3.000 Sprachen vom Aussterben bedroht. (n-tv.de)


Die integrative Kraft des chinesischen Schriftsystems

Die chinesische Schrift sei das komplizierteste System von Formen, welches die Menschheit geschaffen habe, und das markanteste Alleinstellungsmerkmal der chinesischen Kultur, so der Heidelberger Professor fĂŒr Kunstgeschichte Ostasiens Lothar Ledderose. In einem umfassenden Wörterbuch des Chinesischen sind etwa 70.000 Schriftzeichen festgehalten. Jedoch gab es in der Landesgeschichte immer wieder Versuche, das Schriftzeichensystem zu reformieren. Ein prominentes Beispiel hierfĂŒr ist der Schriftsteller Lu Xun, der vor allem in den 1930er Jahren Zustimmung fand, denn er schlug vor, eine chinesische Lateinschrift einzufĂŒhren. Mit der Entstehung der Volksrepublik 1949 wendete sich jedoch das Blatt, der Zusammenhalt Chinas sollte nicht gefĂ€hrdet werden. Legitimiert wurde die Beibehaltung der chinesischen Schriftzeichen vor allem durch eine VerknĂŒpfung mit kommunistischen Ideologie der Partei. Trotzdem folgten weitreichende VerĂ€nderungen im Schriftzeichensystem. 1958 wurde die Vereinfachung einer großen Zahl von Schriftzeichen gebilligt und das „Pinyin“, ein Umschriftsystem in Lateinschrift, wurde neben den Schriftzeichen eingefĂŒhrt. Es folgten weitere Vereinheitlichungen, der Peking-Dialekt galt fortan als Grundlage zur sprachlichen Vereinheitlichung des Chinesischen. Der Gedanke, die Schriftzeichen komplett abzuschaffen, löste trotzdem EntrĂŒstung bei den meisten aus. Dialektunterschiede, unterschiedliche Aussprachen und Lesungen machen die Schriftzeichen zu einem komplexen und komplizierten Schriftsystem. Das chinesische Schriftsystem hat indes auch einen integrierenden Charakter. Das Schreiben fordert stĂ€ndiges Üben und man befindet sich in einer SphĂ€re, in der Regeln gelten und befolgt werden mĂŒssen. Eine fortlaufende Selbstdisziplinierung, die auch einen großen Teil der Kultur ausmacht. (nzz.ch)


Im Beruf ein Lob aussprechen

Im Beruf sollten wir auf Wortwahl und Tonlage achten, denn neben der Arbeitsweise beeinflusst vor allem der Sprachstil Erfolge und Misserfolge im Berufsleben. Beziehungen zu Kollegen können langfristig geschĂ€digt werden durch ĂŒbellaunige Aussagen. Bestimmte AusdrĂŒcke sollte man daher mit Bedacht verwenden. Dazu zĂ€hlt das „aber“. Es stellt den vorangegangenen Teil des Satzes in Frage und macht ein Lob zunichte. Wenn man ein Lob mit einer anschließenden Anmerkung kommunizieren möchte, sollte man auf Alternativen zum „aber“ greifen. Positive Formulierungen von Kritik wĂ€ren hierfĂŒr ein Lösungsansatz. Denn nicht nur die eigene Denkweise Ă€ndert sich durch positive Formulierungen, vielmehr können auch die Reaktion des Umfelds und der Teamgeist gesteigert werden. Auch bei Negativworten wie „mĂŒssen/sollen“ oder „Problem/Fehler“ können negative Assoziationen geweckt werden. Zwar kann man auf diese Worte nicht immer verzichten, aber durch gewĂ€hltes Vokabular verbessere sich nicht nur das Sprachbild, sondern auch das VerhĂ€ltnis zum Chef und den Kollegen. (bewerbung.com)


5. Berichte

Regionalleiter Kassel im Interview mit der HNA

Normann GĂŒnther ist seit einem knappen Jahr der neue Regionalleiter des VDS in Kassel. In einem Interview mit der HNA (Hessisch NiedersĂ€chsische Allgemeine) stellte er jetzt deutlich die Probleme heraus, die beim Gendern entstehen. Vor allem der direkte oder indirekte Zwang, mit denen Studenten, Angestellte usw. zum Gendern verpflichtet werden, ist ihm ein Dorn im Auge. Es sei eine „
oktroyierte Sprache, mit der eine politische Agenda verfolgt werden soll“, sagt GĂŒnther, sie reduziere Menschen auf ihre SexualitĂ€t. Generell, so GĂŒnther, gehe es eher um Befindlichkeiten, aus denen man aber keine allgemeingĂŒltigen Regeln fĂŒr Sprache ableiten könnte: „Mit dem Zwangs-Gendern versuchen linke Hochschulen, ihre Gedanken zu verbreiten. Zwang ist einfach der falsche Weg.“ Wer Gendern per Leitlinien etc. durchzusetzen versuche, verhalte sich undemokratisch – und das, obwohl die Mehrheit der Menschen laut verschiedener Umfragen gegen das Gendern sei. Dennoch wĂŒrde es regelmĂ€ĂŸig als Angriff aufgefasst, wenn man das Gendern ablehnt, und man werde im Rechtspopulismus verortet. Mit den Argumenten, die gegen das Gendern sprechen, wollen sich GenderbefĂŒrworter nicht auseinandersetzen. (hna.de)


6. Denglisch

Happie in Bayern

In die Rubrik „Kratzers Wortschatz“ der SĂŒddeutschen Zeitung schaffte es in der vergangenen Woche der Anglizismus „happy“. Niemand ist mehr glĂŒcklich, alle sind nur noch happy, meint Hans Kratzer, und zwar so sehr, dass man das Wort auf Deutsch „happie‟ schreiben sollte. Damit wĂ€re also die Integration des englischen Wortes in die deutsche Sprache einen großen Schritt weiter, Ă€hnlich wie bei Schal, (Rechner-)Maus oder Keks. Das wĂ€re ganz im Sinne von Wolf Schneider, der die kurzen, knackigen und dem Deutschen leicht anzupassenden Anglizismen bereits vor Jahren willkommen geheißen hatte. (sueddeutsche.de)


Der VDS-Infobrief enthĂ€lt Neuigkeiten der vergangenen Woche zur deutschen Sprache. MĂ€nner sind mitgemeint, das Gleiche gilt fĂŒr andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete BeitrĂ€ge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion.

Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke

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