Infobrief vom 26. März 2022: Interne PEN-Kämpfe gegen Deniz Yücel

1. Presseschau

Interne PEN-Kämpfe gegen Deniz Yücel

Noch keine sechs Monate ist der Journalist Deniz Yücel PEN-Präsident, da wird bereits sein Rücktritt gefordert. Mehrere Mitglieder und ehemalige Präsidenten der Schriftstellervereinigung gehen ihn scharf an und werfen ihm vor, gegen die PEN-Charta verstoßen zu haben. Anlass ist ein E-Mail-Verkehr, der vermeintlich „versehentlich“ öffentlich geworden ist und in dem Yücel gegen den PEN-Generalsekretär Heinrich Peuckmann agiert, um dessen Rücktritt zu erwirken. Hinzu kommt Yücels Forderung nach einer Flugverbotszone über der Ukraine und ein Eingreifen der NATO. Diese Äußerungen stünden ihm zwar privat zu, heißt es, aber in seiner Funktion als PEN-Präsident habe er neutral zu sein. Der PEN selbst ist gespalten. Neben den Rücktrittsforderungen aus Reihen der Mitglieder und ehemaliger Präsidenten gibt es auch Präsidiumsmitglieder, die ihm den Rücken stärken. Der PEN stehe für das Streben nach Freiheit, da könne es nicht sein, dass eine entsprechende Äußerung nicht statthaft sein sollte, heißt es. Deniz Yücel selbst gibt sich kämpferisch. In einem Interview im Deutschlandfunk sagte er auf die Frage, ob er zurücktreten wolle: „Nein, warum sollte ich?“ Sollte bei der nächsten Mitgliederversammlung im Mai ein solcher Antrag gestellt werden, würde er sich dem selbstverständlich stellen und eine Abwahl, wie es sich für einen guten Demokraten gehört, auch akzeptieren: „Aber bis dahin glaube ich auch nicht, dass diejenigen, die am lautesten schreien, tatsächlich die Mehrheit dieser Vereinigung vertreten, so wie sie die für sich beanspruchen“, so Yücel. (taz.de, deutschlandfunk.de)


GfdS sieht Deutsch nicht im Bach

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) fragt: „Geht die deutsche Sprache wirklich den Bach runter?“ Das sei die Befürchtung vieler Menschen, die entsprechende Briefe an die GfdS schreiben. Speziell die Gendersprache sei vielen ein Dorn im Auge. Diese Sorgen seien allerdings unbegründet, so die GfdS; Sprachwandel sei nicht unnatürlich und würde ständig stattfinden: „So passt sich das Deutsche den Gegebenheiten an, greift neue Wörter oder Strukturen auf, lässt Überkommenes und nicht mehr Benötigtes zurück.“ Diese Entwicklung würde von der Sprachgemeinschaft getragen: „Was sich etabliert, bleibt, was nicht geschätzt wird, verschwindet wieder. Durch keine Institution, keine Petition lässt sich der Sprachwandel bewusst lenken oder aufhalten.“ Außen vor lässt die GfdS dabei allerdings, dass es neben der reellen Sprachwelt der Gemeinschaft eine Art „Parallelgesellschaft“ gibt, die aus falsch verstandenem vorauseilenden Gehorsam die vermeintlich geschlechtergerechte Sprache forciert und Studenten und Angestellten aufzwingt – obwohl sie der tatsächlichen Sprachnutzung widerspricht. (gfds.de)


Über Hirnimplantate mit ALS-Patienten kommunizieren

Ein internationales Team von Wissenschaftlern um den Tübinger Hirnforscher Niels Birbaumer berichtet im Fachmagazin Nature Communications von einer neuen Methode, die es möglich macht, mit vollständig gelähmten und bewegungsunfähigen Menschen zu kommunizieren. Durch das neuartige System werden Hirnströme in Sprache umgewandelt, selbst wenn der Patient weder Hände noch Augen bewegen kann. Bei dem betroffenen Patienten handelt es sich um einen 1985 geborenen Mann, der im Alter von 30 Jahren die Diagnose „Amyotrophe Lateralsklerose“ (ALS) erhielt. Im Zuge der unheilbaren Erkrankung des Nervensystems verlor er seine Bewegungsfähigkeit, ab 2017 waren auch die Augen betroffen, sodass die Kommunikation mithilfe von Augensteuerungssystemen unmöglich wurde. Die Familie des Patienten kontaktierte daher Birbaumer vom Institut für Medizinische Psychologie an der Universität Tübingen und seinen Kollegen Uwal Chaudhary von der ALS Voice GmbH im baden-württembergischen Mössingen. Die beiden Forscher hatten bereits Artikel über Kommunikationssysteme für ALS-Patienten veröffentlicht, jedoch wurde ihnen durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wissenschaftliches Fehlverhalten und Fälschen von Daten vorgeworfen. Trotz dieser Vorgeschichte konnten sie ihren Artikel in dem Fachjournal veröffentlichen und dem Patienten helfen. Das neue System zeichnet sich dadurch aus, dass der Patient mithilfe von akustischen Signalen kommunizieren kann. Durch unterschiedliche Aktivitäten in seinen Nervenzellen, welche zuvor antrainiert wurden, kann er zwischen den Antworten „Ja“ und „Nein“ wählen und mittlerweile sogar ganze Sätze formulieren. Das akustische „Neurofeedback-System“ sei bisher ungewöhnlich, jedoch werde es mit der Zeit auch undeutlicher und unzuverlässiger, so die Forscher. (spiegel.de)


Ukrainisch Einführung für Deutsche

So verwandt wie Italienisch und Spanisch sind Ukrainisch und Russisch; das kyrillische Alphabet wird mit einigen Abweichungen verwendet. Demnach ist für uns Einheimische die Verständigung mit Flüchtlingen und Asylsuchenden auf Russisch möglich, wenn auch nicht mühelos, zumal viele Ukrainer beide Sprachen, die Jüngeren oft sogar Englisch beherrschen. Das gilt indes nicht für die Älteren.

Inzwischen wächst die Neugier auf die ukrainische Sprache. „Für den Umgang mit ihnen, aber auch um ein Stück Heimat in die Fremde zu bringen, haben sich seit Beginn des Krieges in der Ukraine viele Interessierte an die Hamburger Volkshochschule gewendet“, berichtet die WELT. Dort beginnen jetzt die ersten Kurse, die ersten elf waren gleich ausgebucht. Sie werden von dem klassischen Philologen Anton Sadovskyy geleitet. Er will den Teilnehmern einige einfache Sätze beibringen, mit denen sie sich schnell verständigen können. Besonderen Wert legt er auf die Aussprache, für die meisten deutschsprachigen Menschen sei sie gut zu meistern. (welt.de)


2. Gendersprache

Fragwürdige Kategorisierung in Stellenanzeigen

„Die 1950er haben angerufen – sie möchten ihr Männer-/Frauenbild zurück.“ So in etwa hätte der Titel eines Artikels in der Zeitschrift ManagerSeminare heißen sollen. Viele Stellenanzeigen, so steht dort, würden Frauen ausschließen. Die Autorin beruft sich dabei auf den „Genderbias Decoder“, ein kleines Programm der Stellenanzeigen-Plattform Stepstone. Das Programm „dekodiert“ Stellenanzeigen und zeigt vermeintlich „weibliche“ und „männliche“ Stichworte an. Fragwürdig ist dabei die Datenbasis, die bestimmte Wörter kategorisiert: „Beispiele für Wörter, die der Genderbias Decoder als eher männlich geprägt einordnet, sind etwa ‚selbstständig‘, ‚individuell‘ und ‚herausfordernd‘. Weiblich geprägte Formulierungen umfassten Begriffe wie ‚engagiert‘, ‚zuverlässig‘ und ‚verantwortungsvoll‘.“ Während also Frauen die Fähigkeit abgesprochen wird, selbstständig oder herausfordernd zu sein, wird gleichzeitig behauptet, Männer könnten nicht engagiert und zuverlässig sein. Sowohl Stepstone als auch der ManagerSeminare scheint entgangen zu sein, dass sich berufliche Schlüsselqualifikationen nicht am Geschlecht der Bewerber festmachen lassen. Stepstone hingegen hat dennoch 683.000 Stellenanzeigen untersucht und festgestellt, dass 50 Prozent davon männlich geprägt seien, 17 Prozent neutral formuliert und nur 32 Prozent eine weibliche Prägung vorwiesen. (managerseminare.de)


Gendern in Wien – schiefer Vergleich mit Schweden

Die Wiener Die Presse geht noch einmal auf die vom VDS unterstützte Feststellungsklage eines Studenten der Translationswissenschaft an der Universität Wien ein. Der Student hatte in Studienleistungen eine schlechtere Note bekommen, weil er in diesen keine Genderformen verwendet hatte. Die Redaktion der Presse gibt an, dass ihr „etliche Berichte von Studierenden“ vorlägen, die den Genderzwang an ihrer Universität belegten. Zu Wort kommt auch die Dolmetscherin und Übersetzerin Sybille Pot d’or, die sich seit Jahren für eine Abschaffung der verpflichtenden Gendersprache an der Universität einsetzt. Aus ihrer eigenen beruflichen Praxis könne sie sagen, dass bei Auftragsarbeiten „beinahe nie gegenderte“ Übersetzungen in Gendersprache verlangt würde. Für sie erfülle der Zwang zum Gendern den Tatbestand der Nötigung. Als Gegenmeinung wird Barbara Korb, „Trainerin für Gender und Diversity“ und Lehrbeauftragte am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien, befragt: Sie verweist auf die Schweden, die in ihrer Sprache ein geschlechtsneutrales Pronomen eingeführt hätten, welches auch allgemein akzeptiert würde. Sie unterschlägt allerdings die Tendenz im schwedischen Alltag, bei Personenbezeichnungen nur noch die Form zu verwenden, die mit der maskulinen Form identisch ist, obwohl es auch ein Femininum gibt. So bezeichnen sich sowohl männliche als auch weibliche Lehrer als „Lärare“, weil die feminine Form „Lärarinna“ die – meist unwesentlichen – Geschlechtsunterschiede eher betonen würde. (diepresse.com)


3. Sprachspiele: Wort-Schätze von Christian Hirdes

Unfreiwillige Wortschöpfungen – Teil 1

So manches Sprachspiel wird nicht erdacht, sondern passiert unwissentlich und taucht dann im „Hohlspiegel“ oder in Büchern von Bastian Sick auf. Oft ruft es bildungsbürgerliche Häme hervor, aber um die soll es hier gerade nicht gehen: Es wäre billig und falsch, sich etwa über jene Floristin lustig zu machen, die nach dem Volkstrauertag 2019 als Verantwortliche ausgemacht wurde für den ihr zuvor telefonisch diktierten Text auf einer Trauerkranzschleife der Mülheimer SPD: „Den Opfern von Krieg und Verschissmus“ hatte da gestanden, und die Sozialdemokraten hatten dahinter zunächst einen fiesen Handstreich von rechts außen vermutet.

Nicht mangelnde Bildung oder fehlendes Sprachverständnis liegen solchen Missverständnissen zugrunde. Im Gegenteil wird dem Gehörten und nicht klar Verstandenen mit Kreativität ein Sinn verliehen, und hinter der unfreiwilligen Wortschöpfung tut sich oft eine kleine Fantasiewelt auf.

Vor einiger Zeit sah ich in unserem Viertel eine ausrangierte Spülmaschine auf dem Gehweg stehen. Ein Din-A-4-Zettel war daran befestigt mit der Aufschrift: „Zu Verschenken. Noch im Takt.“ Ist es nicht faszinierend, sich die Geschichte dahinter auszumalen? Da hörte ein Kind zum ersten Mal im Leben den Ausdruck „intakt“, vielleicht in Bezug auf einen Drum-Computer. Oder einen Wäschetrockner, der bei der Arbeit regelmäßige Rumpelgeräusche von sich gab. Ähnlich wie bei „Istanbul“ (Hand aufs Herz: Wer dachte nicht früher mal, es hieße Istambul…?) verhörte sich das musikalisch früherzogene Kind aber – und zog die entsprechenden Schlüsse. Nachdem es die Formulierung erneut aufgeschnappt hatte, diesmal aber im Zusammenhang mit einer Schiebetür oder einer zwischenmenschlichen Beziehung, folgerte das Kind, dass es sich um eine Art Metapher handelt – und alles, was nicht kaputt ist, als „im Takt“ bezeichnet wird. Und so zog sich das nun in den aktiven Wortschatz übernommene Missverständnis bis ins Erwachsenenalter. Es wurde nie korrigiert, denn gesprochen ist der Unterschied ja kaum wahrnehmbar, geschrieben und rot angestrichen wurde der kreative Ausdruck während der Schullaufbahn offenbar auch nicht, eine Computer-Autokorrektur kann hier keinen Fehler erkennen – und wer wird als erwachsener Schreiber schon von anderen Menschen berichtigt?

Eine mir bekannte Journalistin wurde es, nachdem sie in einem Artikel die Redewendung „Wer zuerst kommt, malt zuerst“ mit eben dieser Schreibweise eingereicht hatte. So hatte sie das Glück, noch mit über 30 hinzuzulernen, dass hier keine Kindergartenregel zugrunde liegt, sondern ein mittelalterlicher Grundsatz für Bauern, die sich mit ihrem Getreide brav in die Warteschlange an der Mühle einzureihen hatten.

Um nochmals zu untermauern, dass mir derlei Wort-Schätze hier nicht dazu dienen sollen, mich über Fehler anderer lustig zu machen, komme ich abschließend zu meiner eigenen verbalen Fantasiewelt:

Ich muss zugeben, dass ich kein stimmiges Konzept im (Hinter-)Kopf hatte, als ich vor einigen Jahren von neumodischen Schlafmöbeln hörte, die ich prompt als „Bock-Spring-Betten“ einspeicherte. Die Erinnerung an schmerzhafte Erlebnisse beim Geräteturnen im Schulunterricht passte nicht wirklich zum horizontalen Ruhezustand. Als Erklärung kann ich lediglich anführen, dass die ebenso sportliche Kombination von „Boxen“ und „Springen“ mir noch abwegiger erscheint.

Stimmig allerdings finde ich (eigentlich bis heute) den früher in meinem Wortschatz wohnenden „Einfalls-Pinsel“: Im Vergleich zu einer Rolle verstreicht ein Pinsel nur sehr wenig Farbe, und dementsprechend bringt eben der einfältige Mensch kaum Geistesblitze, Ideen, also Einfälle, hervor. Zumindest für mich ist das ebenso logisch wie jene Umschreibung für das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte, als Deutschland eindeutig „verschissen“ hat.

Da ich unter anderem noch zu gestehen bereit bin, wie ich mir als 11-Jähriger ohne Englischkenntnisse das erstmals gelesene Wort „Teenager“ mit viel Fantasie sinnvoll zu erklären vermochte, ende ich hier mit einem hoffentlich neugierig machenden „Fortsetzung folgt“.

Christian Hirdes aus Bochum (geb. 1974) ist seit knapp 20 Jahren hauptberuflich als Musikkabarettist, „komischer Poet und Wortakrobat“ tätig und auf Comedy-, Kabarett- und Varietébühnen zu Hause. Neben einigen TV-Auftritten (darunter „Stratmanns“, „TV total“) und dem Gewinn renommierter Kleinkunstpreise wie dem Prix Pantheon, der St. Ingberter Pfanne und dem Ruhrgebietspreis Tegtmeiers Erben, hat er auf seinem durch die Liebe zu Musik und Sprache geprägten Lebensweg auch ein nach vielen Jahren erfolgreich abgebrochenes Germanistik-Studium vorzuweisen.


4. Kultur

Die Maus auf Ukrainisch

Seit über 50 Jahren erklärt die Maus im WDR Kindern die Welt. Ein ockerfarbenes Nagetier mit seinem besten Freund, einem deutlich kleineren blauen Elefanten, vermittelt Wissen über Biber, Luftschlangen und Kugelschreiber – immer unterbrochen von kurzen, launigen Animationen. Eine Besonderheit ist dabei die Mehrsprachigkeit, die Kindern zeigen soll, wie bunt die Welt ist. Der Vorspann, der einen kurzen Abriss über die Sendung bringt, wird zunächst auf Deutsch gesendet, dann in einer fremden Sprache, immer gefolgt von der Erklärung „Das war Griechisch/Thailändisch usw.“ Seit einigen Jahren gibt es auch ganze Sendungen in verschiedenen Fremdsprachen, zum Beispiel auf Englisch, Französisch und Arabisch. Seit dem Ukraine-Krieg ist auch Ukrainisch verfügbar, damit Flüchtlingskinder nicht auf kindgerechte Unterhaltung verzichten müssen. Mehrere Videoclips sind mittlerweile verfügbar, unter anderem zu einer Schmetterlingshochzeit, aber auch zu der Frage, wie aus einer Löwenzahnblüte eine Pusteblume wird. (wdrmaus.de)


Hessisch ist nicht gleich Hessisch

Hessisch haben die meisten Menschen in Deutschland schon mal gehört. Bekannte öffentliche Sprecher des Dialekts sind Bodo Bach, Martin Schneider und das Komikerduo Badesalz. Sprachwissenschaftler Lars Vorberger bezeichnet dies jedoch als „Medienhessisch“. Die hessische Sprachlandschaft sei das komplexeste Dialektgebiet auf deutschem Boden. In seinem neuen, im Dudenverlag erschienenen Buch „Hessisch. Vom Babbeln und Schnuddeln“ erklärt er in der Art eines Wörterbuchs verschiedene hessische Ausdrucksformen. Vorberger gesteht jedoch auch, dass wohl tausende Bücher gedruckt werden müssten, sollte man alle hessischen Formen eines Wortes ausführen wollen. Er erklärt, dass es vier große Sprachräume des Hessischen gebe. Nord-, Ost-, Zentral- und Südhessisch. Die gesprochenen Dialekte seien vielfältig und dynamisch. Der Sprachwissenschaftler geht jedoch davon aus, dass alte Dialekte, die nicht mehr gesprochen werden, nicht zwangsläufig aussterben, sondern sich verändern und weiterentwickeln. (zeit.de)


Volkshochschullehrer gibt Tipps zum Deutschlernen

Christian Oberländer, Lehrer für Deutsch als Fremdsprache an der Volkshochschule Leipzig, sprach mit dem MDR über die Tücken der deutschen Sprache und gab einige wertvolle Tipps, die vor allem den Flüchtlingen beim Spracherwerb helfen können. Oberländer stellt fest, dass es einige Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Deutsch und Ukrainisch und Russisch gibt, jedoch Einsteigern vor allem das Lernen der Artikel „der“, „die“, „das“ schwer falle, denn in diesen Sprachen gibt es keine Artikel. Oberländer erklärt weiterhin, dass die Sprachkurse in der Zielsprache – also auf Deutsch – stattfinden. Mimik und Gestik dienen hierbei als Unterstützung. Menschen, die bisher nicht mit den lateinischen Buchstaben vertraut sind, besuchen zunächst einen Alphabetisierungskurs, für die alltägliche Kommunikation sei man jedoch nicht zwangsläufig auf die Schriftsprache angewiesen. Oberländer rät allen, die sich mit der deutschen Sprache vertraut machen wollen, Radio zu hören. Auch wenn es für Anfänger schwer ist, dem Gesagten zu folgen, sei vor allem die Deutsche Welle zu empfehlen. Im Programm des Senders werden die Nachrichten besonders langsam gesprochen. Weiterhin seien Filme und Serien in deutscher Sprache sowie Youtube-Videos und Podcasts hilfreich. Kinderprogramme können von Eltern und Kindern zusammen geschaut werden. Integrationskurse für Ausländer bestehen grundsätzlich aus zwei Teilen, einem Sprachkurs und einem Orientierungskurs, in welchem die deutsche Geschichte sowie Rechte und Pflichten besprochen werden. Für ukrainische Kriegsflüchtlinge, die staatliche Leistungen beziehen, ist der Kurs kostenfrei. (mdr.de)


5. Berichte

Genderfreie Ökumene

Gegen Gendersternchen und dergleichen mehr formiert sich in der Kirche eine Gegenbewegung. Eine neue ökumenische theologische Zeitschrift verzichtet auf die kirchlich und theologisch bereits allgegenwärtige Gendersprache. Unter dem Titel „Auftrag und Wahrheit. Ökumenische Quartalsschrift für Predigt, Liturgie und Theologie“ hat der lutherische Theologe, Publizist und Pfarrer Dr. Jürgen Henkel aus Selb (Bayern) jüngst ein neues Periodikum ins Leben gerufen, das die Gendersprache ausdrücklich ablehnt. Es gibt ein drei Seiten umfassendes „Programm“ der Zeitschrift. Dort heißt es explizit: „Die Zeitschrift verwendet nicht die sog. „gendergerechte Sprache“, sondern das klassische Deutsch nach bisherigen Regeln und bestehender Grammatik.“ Sein Motiv zur Gründung der Zeitschrift fasst Henkel mit den Worten zusammen: „Ich persönlich empfinde es inzwischen schon als Nötigung, wie man auf allen medialen und kirchlichen Ebenen mittlerweile mit dieser Gender-Kunstsprache behelligt wird und zunehmend isoliert wird, wenn man diese ideologisch motivierte Sprache ablehnt. Das ist Ideologie pur, die eine kleine Minderheit der großen Mehrheit zwangsweise verordnen will. Rund 80 Prozent der Bevölkerung lehnen dies bekanntlich ab.“ (noek.info)


Anerkennung durch Sprache

Anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März war die Waldkircherin Hatice Arslan Gast einer digitalen Gesprächsrunde. Sie berichtete über ihre Migrationserfahrung und welche Rolle die deutsche Sprache dabei spielte. Die Kurdin wanderte mit ihrer Familie im Alter von neun Jahren aus der Türkei in die baden-württembergische Kreisstadt Waldkirch aus. Trotz anfänglichen Kulturschocks erwarb sie die deutsche Sprache als Kind recht unkompliziert. Durch das Erlernen der Sprache habe sie auch neue Persönlichkeitsmerkmale entwickelt. In ihrer Heimat hieß es „Mit jeder Sprache wirst du ein anderer Mensch!“ Trotz ihrer vielen Jahre in Deutschland, möchte sie jedoch eines Tages zurück in ihre Heimat. Ihrer Mutter sei das Einleben in Deutschland und das Lernen der deutschen Sprache deutlich schwerer gefallen. Arslan ist ehrenamtlich im „Roten Haus“ tätig, einem Mehrgenerationenhaus, das zahlreiche Betreuungs- und Beratungsangebote für Menschen aller Kulturen und Altersklassen anbietet. Ihre eigene Erfahrung prägt dabei auch ihre ehrenamtliche Arbeit, denn es wird den Betroffenen auch bei Behördengängen und Übersetzungen geholfen. Arslan kritisiert die langen Wartezeiten für die Integrationskurse, wo die deutsche Sprache erlernt wird. Die Kurse seien essenziell für Einwanderer, da durch die Sprache nicht nur beruflicher Erfolg, sondern auch gesellschaftliche Anerkennung erlangt werden kann. (badische-zeitung.de)


6. Denglisch

Diskussion über Anglizismen und Denglisch

Das Freie Radio Neumünster bringt am 29. März um 19 Uhr eine Themensendung zu der Frage: „Gefährden Anglizismen und Denglisch die deutsche Sprache?“ Es soll erklärt werden, was „unter Denglisch und Anglizismen zu verstehen“ ist und wie häufig englische Wörter verwendet werden. Auch wird die Frage gestellt, ob es stimmt, dass deutsche Begriffe verdrängt werden und es so zu einem „zerstörerischen Sprachmix“ kommt, dem energisch gegengesteuert werden müsse. Der VDS wird sicherlich auch Thema in der Sendung sein. Außerdem versprechen die Radiomacher „eine Prise Witz und Augenzwinkern“. (freiesradio-nms.de)


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten der vergangenen Woche zur deutschen Sprache. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion.

Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke

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