Der Kunde ist beim Reifenhersteller Continental zumindest sprachlich kein König. Mit einer wirren Denglisch-Mischung und dem einhergehenden Ignorieren der Kundschaft hat Continental den 1. Platz bei der Wahl zum Sprachpanscher errungen. „Continental schafft es, sich fortschrittlich zu geben und dabei diejenigen zu vergessen, die sie eigentlich ansprechen wollen: die Kunden“, sagt Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache.
„Englisch mag modern klingen“, so Krämer, „aber das unreflektierte Nutzen dieser Fremdsprache zeigt nur, wie wenig Wert man als Unternehmen auf diejenigen legt, denen man sein Produkt verkaufen möchte. Der Kunde möchte verstehen, was er kauft, es gibt keinen Grund für ein Unternehmen, sich hinter Fachbegriffen zu verstecken.“ Die Continental AG eskalierte ihr Denglisch mit Werbebotschaften wie: „Die Terra Gravel Range ist ausgestattet mit unseren neuesten Innovationen, darunter BlackChili und Pure Grip Compound, unsere fortschrittliche Tubeless- und Hookless-Technologie und führt Grip Compound für Trail Casings ein.“
Ähnlich übel ist den VDS-Mitgliedern, die den Sprachpanscher gewählt haben, auch der Bund Deutscher Radfahrer aufgefallen, der jetzt pseudo-modern „German Cycling“ heißt und auf Platz 2 gelandet ist. „Jeder versteht, was die ursprüngliche Bezeichnung bedeutet“, sagt Krämer, „der neue englische Name heißt übersetzt ‚Deutsches Radfahren‘. Was soll das sein? Gibt es eine besonders vermeintlich deutsche Art, zu radeln? Da wurde einfach unreflektiert etwas ausgedacht, in dem sich wohl die wenigsten Mitglieder gedanklich wirklich wiederfinden.“
Landrat Marco Prietz (Rotenburg/Wümme) kam auf den 3. Platz. Er machte Schlagzeilen mit einer Dienstanweisung, in der amtlichen Kommunikation „nur noch weibliche statt männliche“ Amtsbezeichnungen zu verwenden, und zwar „aus Gründen der besseren Lesbarkeit“. Die Mehrzahl der Beschäftigten sei schließlich weiblich. Er selbst macht sich damit zur Landrätin. Platz 4 ging an die Stadt Chemnitz, die unter dem Motto „C the Unseen“ in die Kulturhauptstadt 2025 einlud. Warum Besucher ausgerechnet auf Englisch für die Stadt begeistert werden sollen, bleibt geheim. Den 5. Platz belegt die Bayerischen Zugspitzbahn. Ihr unfreiwillig komischer Werbespruch „We love Wank“ meint eigentlich den Hausberg von Partenkirchen, den Wank. Auf Englisch heißt „to wank“ allerdings „masturbieren“. Das war dem Ski-Weltverband zu schlüpfrig, er hat entsprechende Werbebotschaften bei seinen Rennen untersagt.
„Erneut haben die Sprachpanscher-Kandidaten dieses Jahr gezeigt, dass sie als Absender ihrer Botschaft ihre Adressaten aus dem Blick verloren haben“, so Krämer, „Sprache soll verbinden, nicht trennen. Wer sich mit Sprache so absetzt, dass er einen Teil der Sprachgemeinschaft außen vor lässt, zeigt, wie wenig ihm an ihr gelegen ist.“