Schlagzeile des Jahres: „Danke, ihr Pfeifen!“

Bild am Sonntag (BamS) zaubert aus Vorurteilen eine Liebeserklärung

Eine Doppelseite im Sportteil hat der Bild am Sonntag den Titel „Schlagzeile des Jahres 2024“ beschert. Am 26.01.24 überschrieb sie damit eine Liebeserklärung an die Fußballschiedsrichter Deutschlands, die von der Kreisklasse bis zur Bundesliga ihre Arbeit verrichten und ihre Freizeit opfern. Die Jury der Schlagzeile des Jahres wählte die Überschrift daher auf Platz 1.

„Die Würdigung der Männer und Frauen, die das Kulturgut ‚Fußball‘ mittragen und jedes Wochenende Millionen Menschen bewegen, war ein sprachliches Glanzstück“, sagt Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache (VDS). Die Anerkennung ihrer Arbeit sei vor allem deshalb wichtig, weil Schiedsrichter regelmäßig Anfeindungen auf und neben dem Platz ausgesetzt sind. „Dass diese Menschen trotzdem jedes Wochenende aufs Neue Fans die Möglichkeit geben, ihre Mannschaften im Wettkampf zu erleben, verdient Respekt“, so Krämer, „und dass hier aus der Beleidigung ‚Pfeifen‘ eine liebevolle Umschreibung der eigentlichen Tätigkeit wird, trifft ins sprachliche Herz.“

Auf dem 2. Platz landete „Bauer sucht Stau“ (Süddeutsche Zeitung, 08.01.2024), eine Anspielung samt Reim auf die RTL-Sendung „Bauer sucht Frau“. In dem Artikel geht es um Bauernproteste, bei denen Landwirte mit ihren Traktoren die Straßen lahmlegen, um gegen die Agrarpolitik Deutschlands und der EU zu protestieren.

Der 3. Platz schließlich geht an das Redaktionsnetzwerk Deutschland für „Mohair kommt das denn?“ (13.10.2024). Hier wird die intransparente Herkunft der Mohairwolle unter die Lupe genommen.

„Nachrichten sind viel mehr als reine Informationsvermittlung“, sagt Krämer, „sie eröffnen uns neue Perspektiven und neue Welten. Wenn dann auch noch ein vielleicht uninteressant anmutendes oder seltenes Thema pfiffig präsentiert wird, sodass ein paar kurze Worte zum Weiterlesen animieren, dann wurde mit einer Schlagzeile alles richtig gemacht.“

Die vom VDS gewählte Schlagzeile des Jahres gibt es seit 2010; der erste Sieger war die Hamburger Zeit mit „Krieger, denk mal!“ Die aktuelle Jury besteht aus Sprachwissenschaftler Horst Haider Munske, der Germanistin Stephanie Zabel und dem VDS-Vorsitzenden Walter Krämer. Die Liste der TOP 20 gibt es hier.

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