Kandidaten verunstalten deutsche Sprache
Kunst, Tierschutz und Buchhandel – der Negativpreis „Sprachpanscher des Jahres“ könnte aus sehr unterschiedlichen Richtungen kommen. Der Verein Deutsche Sprache (VDS) zeichnet Personen oder Institutionen aus, die im vergangenen Jahr besonders schlampig mit der deutschen Sprache umgegangen sind. „Egal ob Denglisch oder Gendersprache – die Kandidaten-Auswahl zeigt auch in diesem Jahr, dass viele Verantwortliche unsere Sprachgemeinschaft aus den Augen verlieren“, sagt der VDS-Vorsitzende Prof. Walter Krämer.
Nominiert ist Prof. Ursula M. Staudinger, die Rektorin der TU Dresden. Diese lud im April im Anschluss an den „E-Teaching-Day“ zu einer „Fuck-Up-Night“ ein, in der „Geschichten des Scheiterns“ erzählt werden sollten. „Diese Veranstaltung ist ein besonders eindrückliches Beispiel dafür, dass die Universitäten die sprachliche Bindung zum Rest der Republik verlieren“, so Krämer. Mit Denglisch hat es auch die Leipziger Buchmesse auf die Kandidatenliste geschafft. Eines der wichtigsten Kulturereignisse in Deutschland, das Sprachfreunden einen Austausch bieten soll, will sein Publikum ausgerechnet auf Englisch locken: „Who’s still reading?“ war das Motto der Messe 2024, die dazu sogar Fremdwörter wie „Cosplayer:innen“ gendert.
Auch die Kunsthalle Hamburg mit ihrem Leiter Dr. Alexander Klar besticht durch Gendersprache auf ihrer Internetseite und sorgt für unzufriedene Besucher: „Darf ich Ihnen mitteilen, dass ich den mehrheitlich abgelehnten Gendersprech auf ihrer Homepage als erzieherisch, belehrend, hochnäsig, elitär, abgehoben und an Arroganz schwer zu toppen finde,“ schrieb ein Besucher nach dem Besuch der Caspar-David-Friedrich-Ausstellung.
Die staatlich geförderte Organisation „HateAid“ verfolgt das hehre Ziel, gegen Diskriminierung und Hass zu kämpfen. „HateAid“ schließt mit einer überladenen Gendersprache aber die Mehrheit aus („Werde HateAidSupporter*in“) und erhebt ihre eigenen Sprachregeln zu einem neuen Standard. „Unterschwellig wendet sich hier der Einsatz für Demokratie und gegen Hass gegen jene, die eine normgerechte Sprache sprechen“, stellt Krämer klar.
Fast schon niedlich kommt der Verein PETA daher, der es mit seinem Kampf gegen vermeintliche verbale Tierquälerei auf die Kandidatenliste geschafft hat. So sei „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“ diskriminierend gegen Tiere, lieber solle man „zwei Erbsen auf eine Gabel laden“.
Mit dem „Sprachpanscher“ soll ein Denkanstoß an Politik, Wirtschaft und Presse gegeben werden. „Die Leute sollen für die Ausdruckskraft der deutschen Sprache sensibilisiert werden“, so Krämer, „wer seine Kunden oder Mitglieder erreichen will, muss ihre Sprache sprechen und soll sich nicht hinter Ideologien oder Fachbegriffen verstecken.“
Abstimmen können alle 37.000 Mitglieder des VDS – entweder über die VDS-Internetseite oder per Wahlzettel mit der Post – bis zum 9. August 2024.