25. August 2017
Mit deutlichem Abstand wurde die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) zum Sprachpanscher des Jahres 2017 gewählt. Stimmberechtigt waren die Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache e. V.; es wurden 2.112 Stimmen abgegeben. Auch in den Vorjahren waren EKD-Verantwortliche des Öfteren auf dem Stimmzettel vertreten, aber im Lutherjahr ist vielen Sprachfreunden wohl der Kragen geplatzt. Großes Unverständnis rufen etwa die sogenannten „godspots“ hervor (gemeint ist kostenloses WLAN), die es neuerdings in vielen evangelischen Kirchen gibt; Sprachfreunde sehen das als Verhöhnung von Martin Luther, der für seine Bibelübersetzung oft wochenlang nach deutschen Wörtern suchte. Auch das Programm mit dem Motto „Segen erleben – Moments of Blessing“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau auf der Weltausstellung der Reformation in Wittenberg, mit der interaktiven Installation „BlessU-2“, hätte der große Reformator sicher vor die Tür gesetzt. Und dass gewisse EKD-Verantwortliche – zum Glück denken nicht alle so – im letzten Kirchentagsgesangbuch die bekannte Liedzeile „und unsern kranken Nachbarn auch“ zu einem geschlechtsneutralen „und alle kranken Menschen auch“ umdichteten, hat sogar die ansonsten eher bedächtige Frankfurter Allgemeine Zeitung einen „Kulturfrevel“ genannt.
Ebenfalls viele Stimmen sammelten auch der/die Berliner Profx Lann Hornscheidt, welche die EKD mit ihrer Kampagne zur Geschlechtsneutralisierung der deutschen Sprache sogar noch übertrifft, und CDU-Generalsekretär Dr. Peter Tauber. Dieser war den Sprachfreunden mit seiner „#cnight“ im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin aufgefallen, inklusive „Innovation-Pitch“ und „Working-Spaces“ zu Themen wie „Bildung reloaded“ oder „eSports“. Weitere Kandidaten waren die inzwischen insolvente Fluggesellschaft Air Berlin („The new European Business Class for all you busy travellers“) und der Landeswahlleiter von Schleswig Holstein, der viele Bürger seines Bundeslandes mit einer dummdeutschen Wahlbenachrichtigung in leichter Sprache verärgert hatte.
Der Verein Deutsche Sprache kürt den Sprachpanscher des Jahres seit 1998. Zu den bisher Gewählten zählen die Bahnchefs Hartmut Mehdorn und Johannes Ludewig, die Politiker Günther Oettinger und Klaus Wowereit (Be Berlin), Ex-Postchef Klaus Zumwinkel, Telekom-Chef René Obermann und Obermanns Vorvorgänger Ron Sommer. Aber auch der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Bestatter e. V. wurde einmal gewählt; er war Sprachpanscher des Jahres 2001 für seine Mitverantwortung dafür, dass es in Deutschland seit Dezember 2000 den Ausbildungsberuf des „Funeral masters“ gibt.
Weitere Informationen beim Vorsitzenden des Vereins Deutsche Sprache, Prof. Dr. Walter Krämer, unter 0231-7948522 oder walterk@statistik.tu-dortmund.de.