1. Presseschau vom 9. bis 15. Juni 2017
- Deutsche Sprachtage in Kusel
- Lügner beschönigen
- Nachfrage enorm gestiegen
2. Berichte
- Luthers Deutsch
3. VDS-Termine
4. Literatur
- Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
- „Liebe auf den ersten Klang“
5. Denglisch
- Emanzipation in der falschen Sprache
1. Presseschau vom 9. bis 15. Juni 2017
Deutsche Sprachtage in Kusel
Vom 15. bis zum 17. Juni 2017 finden die Deutschen Sprachtage des VDS im pfälzischen Kusel statt. Rund 200 Mitglieder und Delegierte des VDS kommen zu Vorträgen, Bildungsveranstaltungen sowie zu ihrer jährlichen Delegiertenversammlung auf Burg Lichtenberg und in der Kuseler Fritz-Wunderlich-Halle zusammen. Themen sind unter anderem: Die Pfalz in der Römerzeit, der berühmteste Kuseler (Fritz Wunderlich) und die Geschichte des Kuseler Musikantenlandes. Die „Wandermusikanten“ Roland und Bernhard Vanecek begleiten die Eröffnungsveranstaltung am Freitag, den 16.6. auf Burg Lichtenberg.
Wie jedes Jahr kommen viele Vertreter des VDS aus dem Ausland. Ein besonderer Gast auf den Deutschen Sprachtagen ist Fernando Hermoza Gutierrez aus Cusco in Peru. Er ist Präsident der Akademie für die Sprache Ketchua, die mit über zwölf Millionen Sprechern die meistgesprochene indigene Sprache Südamerikas ist und in Peru, Bolivien und Ecuador den Status einer Amtssprache hat. Die Zahl der Ketchua-Sprecher ist allerdings stark rückläufig, weil an den Schulen und im Beruf meist Spanisch verwendet wird. (vds-ev.de/pressemitteilungen, watson.ch)
Lügner beschönigen
Neben den bekannteren stressbedingten Körperreaktionen (Blick abwenden, ins Gesicht fassen, Beine verschränken), die Menschen beim Lügen zeigen, lässt sich auch an der Sprache eine Lüge entlarven. Ein britisch-niederländisches Forscherteam fand dies bei einer linguistischen Textanalyse heraus. Probanden hatten jeweils ein wahres und ein erfundenes Ereignis sowie ihre wahre und eine vorgetäuschte Meinung zu einem kontroversen Thema aufgeschrieben. Ergebnis: die Studienteilnehmer verwendeten positivere Worte für die vorgetäuschte Meinung. Relevant wird das durch solche Studien gewonnene Wissen beispielsweise in Polizeiverhören, Verhandlungen mit Geiselnehmern oder auch in der Rechtsprechung. (welt.de, welt.de)
Nachfrage enorm gestiegen
In Teil II der Reihe „Leben nach der Flucht“ auf der Deutschen Welle geht es um die Erfahrungen von Flüchtlingen beim Erlernen der deutschen Sprache. Flüchtlinge besuchen in der Regel nach ihrer Ankunft einen Integrationskurs mit rund 600 Stunden Deutschunterricht. Danach sollen ihre Deutschkenntnisse dem Niveau B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens entsprechen. Angeboten werden die Kurse von Volkshochschulen, Wohlfahrtsverbänden, Vereinen oder auch privaten Trägern. Dass dabei vieles nicht rund läuft, macht auch der DW-Bericht deutlich. Über 40 Prozent der Teilnehmer schließen den Kurs gar nicht erst mit dem „Deutsch-Test für Zuwanderer“ ab. Das liegt auch an den stark gestiegenen Teilnehmerzahlen, auf die die Kursanbieter nicht vorbereitet waren. (dw.com)
2. Berichte
Luthers Deutsch
VDS-Vorstandsmitglied Reiner Pogarell referierte am 8. Juni im Gasthaus Brandeck in Offenburg und am 9. Juni im Café Pagodenburg in Rastatt über Luthers Wirkung auf die deutsche Sprache. (badische-zeitung.de)
3. VDS-Termine
17. bis 18. Juni, Region 01 (Dresden, Riesa)
Infostand der VDS-Regionalgruppe auf dem Stadtfest in Pirna (Klosterhof)
22. Juni, Region Schweiz
Gemeinsame Veranstaltung mit der Bärenrunde (baerenrunde.ch) zu: „Denglisch in der Wirtschaft – Werbung – Politik“ Hinweis: Der Veranstaltungsort Hotel Buchserhof ist zwei Minuten vom Hauptbahnhof Buchs entfernt.
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Buchserhof, Buchs SG, Grünaustrasse 2, 9470 Buchs SG, Schweiz
23. Juni, Region 08 (Zwickau, Plauen)
Der Regionalverband Vogtland trifft sich in der Vogtlandbibliothek Plauen zur „Langen Nacht der Muse(e)n“ und der Ausstellung „Lieblingsbuch der Vogtländer 2016“
Zeit: 21:00 Uhr
Ort: Vogtlandbibliothek Plauen, Neundorfer Str. 8, 08523 Plauen
24. bis 25. Juni, Region 01 (Dresden, Riesa)
Infostand der VDS-Regionalgruppe auf dem Elbhangfest in Dresden
4. Literatur
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood wird mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Dies teilte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Heinrich Riethmüller während der Eröffnung der Buchtage Berlin mit.
Die ZEIT notiert: „Die 77-jährige Atwood zeige in ihren Romanen und Sachbüchern ‚immer wieder politisches Gespür und ihre Hellhörigkeit für gefährliche unterschwellige Entwicklungen und Strömungen‘ hieß es zur Begründung für die renommierte Auszeichnung“ und die Welt merkt an: „[…] selbst dort, wo ihre Literatur zeitkritisch wird, bleibt sie Literatur, heißt: sie wird nicht mahnend, sondern absurd; wie jeder gute Dystopiker ist die Autorin auch eine Satirikerin. Spricht für die Atwood, spricht für den Zeitgeist.“ Die taz lobt die Jury: „Wenn der Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit dieser Wahl ein aktuelles politisches Zeichen mit internationaler Strahlkraft setzen wollte, konnte es keine passendere Preisträgerin geben.“
Der mit 25.000 € dotierte Preis wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 15. Oktober in der Paulskirche überreicht. (zeit.de, welt.de, taz.de)
„Liebe auf den ersten Klang“
Der britische Autor John Le Carré bekannte bei einem Auftritt vor britischen Deutschlehrern in der deutschen Botschaft in London seine Begeisterung für die deutsche Sprache. Le Carré, Verfasser vieler Spionage-Romane, war selbst Deutschlehrer auf dem Elite-Internat Eton und „habe [damals] knisternde alte Schallplatten gehört, auf denen berühmte deutsche Schauspieler Gedichte der deutschen Romantik vortrugen“ so die faz in ihrem Feuilleton und fährt auf den Brexit-Prozess bezogen fort: „Weiter machte Le Carré den aus dem ganzen Land angereisten Deutschlehrern die Bedeutung ihrer Arbeit bewusst: In der zu erwartenden Flut antieuropäischer Rhetorik […] könnten Lehrer durch die Vermittlung der deutschen Kultur dazu beitragen, dass die Debatte zivilisiert bleibe“. (faz.net)
5. Denglisch
Emanzipation in der falschen Sprache
Die Tatsache, dass feministische Ideen und Vorschläge zur Gleichberechtigung in der Öffentlichkeit häufig nicht akzeptiert werden, liegt sicher auch daran, dass die Begriffe dafür fast durchweg englisch sind. Man kennt bereits Wörter wie „Gender Mainstreaming“, „Equal Pay Day“ oder das „Gender Gap“, weiß aber meist nur ungefähr, was man sich darunter vorzustellen hat. Dies setzt sich nun fort, wie ein Artikel auf SPIEGEL-ONLINE über „Manspreading“ zeigt. Dabei geht es um den Vorwurf (an Männer), sich an öffentlichen Orten (z. B. auf Bussitzen) breitbeinig hinzusetzen. In Madrid sollen bald Aufkleber in Bussen darauf hinweisen, dass man „nicht manspreaden“ soll. Die Antwort aus den Reihen der Männer folgt postwendend – natürlich auf Englisch. Auch Frauen würden im ÖPNV oft mit ihrem Gepäck mehrere Sitze einnehmen: „She-Bagging“. (spiegel.de)
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