1. Presseschau
Hannover, Stadt des reinsten Hochdeutsch
Seit 200 Jahren hält sich der Mythos, in Hannover werde das reinste Hochdeutsch des Landes gesprochen. Wie dieses Narrativ entstand, ist unklar, auch zu seinem Wahrheitsgehalt gibt es verschiedene Theorien. Eine Erklärung beruht darauf, dass Niederdeutsch im norddeutschen Raum früher als Standardsprache galt. Indem Hochdeutsch zur Schriftsprache wurde, musste es wie eine Fremdsprache erworben werden und das geschah in besonders schriftnaher Form. Dabei muss sich das Königshaus Hannover besonders hervorgetan haben. Seine Bemühungen durchdrangen zuerst und besonders gründlich das Bürgertum am Sitz des Königs. Vielleicht liegt darin der Grund für die – vermeintlich – dialektfreie Aussprache der Hannoveraner.
Der Sprachwissenschaftler François Conrad leitet zu diesem Thema das Forschungsprojekt „Stadtsprache Hannovers“. Der erste Teil des Projekts wurde in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für deutsche Sprache durchgeführt. Mithilfe einer Umfrage, an der 2000 Menschen aus ganz Deutschland teilnahmen, wurde die Verbreitung des Mythos erhoben. Das Ergebnis spricht für sich: Auf die offene Frage, wo in Deutschland das reinste Hochdeutsch gesprochen werde, antworteten 24 Prozent mit „Hannover“. 51 Prozent bestätigten vom besten Hochdeutsch in Hannover schon einmal gehört zu haben. Das Thema ist damit allerdings noch nicht beendet. „Wir wollen ein möglichst vollständiges Bild der stadtsprachlichen Sprachlagen erlangen, um herauszufinden, wie ‚hochdeutsch‘ die Sprache in Hannover tatsächlich ist“, erklärt Conrad. Sobald die Pandemielage es zulässt, soll Schritt zwei des Forschungsprojekts eingeläutet werden. Dies umfasst Sprachaufnahmen von Hannoveranern sowie sprachbiografische Interviews, welche anschließend mit linguistischen Methoden analysiert und ausgewertet werden. Auch eine Vergleichsstudie mit Braunschweig ist geplant, um zu prüfen, ob Hannover tatsächlich einen einmaligen Fall darstellt.
Conrad gibt jedoch bereits Entwarnung: Ein vollkommen reines Hochdeutsch existiere nicht, jede Region habe ihre dialektischen Eigenheiten. Auch in Hannover fahre man zum Beispiel eher mit dem „Zuch“ als mit dem hochdeutschen „Zug“ oder man esse „Keese“ statt „Käse“. Dennoch sei es gut möglich, dass Hannover im Vergleich zu anderen Gegenden am nächsten an die hochdeutsche Aussprache herankomme. (deutschlandradio.de, idw-online.de, gfds.de)
Medizinersprache verstanden
Arztbefunde wirken für Laien auf den ersten Blick oft wie Kauderwelsch: eine Mischung aus Fremdwörtern, Abkürzungen und vielleicht dem ein oder anderen bekannt klingenden Begriff. Der Ausdruck „Physiologische Lordose der HWS“ beispielsweise kann erst einmal bedrohlich klingen, meint aber tatsächlich nichts weiter als die normale Krümmung der Halswirbelsäule eines gesunden Menschen. Auch ein „vesikuläres AG“ ist kein Hinweis auf eine Krankheit, sondern das Atemgeräusch beim Abhören der Lunge. Diese medizinische Fachsprache macht es möglich, komplexe Sachverhalte kurz und knapp darzustellen. Die Information über den Befund sei nicht für den Patienten, sondern für den weiterbehandelnden Arzt gedacht, erklärt die Medizinerin Beatrice Brülke. Dennoch sei es sinnvoll, wenn der Patient seinen Befund versteht, da dies die Beziehung zwischen Arzt und Patient beeinflusse, so Ralf Suhr von der Stiftung Gesundheitswissen. Ein Patient, der seinem Arzt vertraut und die Behandlung versteht, habe bessere Aussichten auf Genesung.
Zur Verwirklichung dieser schon vor über hundert Jahren bekannten Erkenntnisse wurde in Dresden das Projekt Was hab ich? gegründet. Seit nunmehr zehn Jahren können Patienten ihren Befund auf washabich.de hochladen und bekommen ihn von Medizinern übersetzt. Alles wird detailliert beschrieben und erklärt, sodass eine Übersetzung unter Umständen auch mal vier Seiten umfassen kann. Der Patient soll im Umgang mit der eigenen Krankheit gestärkt werden. „Patienten, die ihre Befunde verstehen, können ihrer Erkrankung bewusster entgegentreten“, heißt es auf der Netzseite. Diese Leistung wird – mit Stand heute – von 217 ehrenamtlich tätigen Medizinern erbracht. Das Gründerteam ist mittlerweile hauptamtlich tätig, das Projekt wurde vielfach ausgezeichnet; 2012 erhielt es den mit 5.000 Euro dotierten Initiativpreis des Kulturpreises Deutsche Sprache. (kulturpreis-deutsche-sprache.de, mz-web.de, washabich.de)
Unbewusste Kränkungen und bewusste Reflektion
Gut gemeint, schlecht gemacht. In manchen Situationen erreichen wir das Gegenteil dessen, was beabsichtigt war. Auch unser sprachliches Handeln ist von – uns unbewussten – Strukturen beeinflusst. Verhaltensnormen müssten allerdings kritisch reflektiert werden, so die Soziologie Professorin Teresa Koloma Beck in einem Interview mit dem WDR. Denn Sprachhandlungen könnten unbewusst auch rassistische Prägungen aufweisen. In einem Gespräch müsse es möglich sein, „auf etwas aufmerksam zu machen, ohne dass der Andere sich davon beleidigt oder angegriffen fühlt.“ Dass die Betroffenen ihre Ansichten kommunizieren können, sollte Basis von „zwischenmenschlichem Kontakt“ sein. Es müsse geäußert werden können: „Das ist für mich aus diesem oder jenem Grund sensibel.“
Einige Begriffe seien allerdings so vorbelastet, dass eine Verwendung nicht mehr angezeigt ist. Begriffe, die klar dem Kolonialismus zuzuordnen seien, solle man möglichst nicht gebrauchen. Ein anderes – nach Ansicht von Prof. Koloma Beck gewichtigeres – Problem ergebe sich aus Schein-Komplimenten. Indem „ich ein Kompliment mache nur wegen bestimmter äußerer Merkmale oder der Herkunft der Eltern, marschiere ich diese rassistisch gelesenen Grenzen entlang.“ Dabei seien Kommunikationssituationen, die solche Themen beinhalteten, mitunter nicht angenehm. Hier müssten aber die Sprecher bestenfalls abstrahieren und sich bewusst machen: „Wir verhandeln hier etwas, das hat nicht nur mit Dir und mir zu tun. Wir verhandeln hier eine Struktur, die uns die Geschichte auferlegt hat.“ Man könnte auch sagen: Unser Taktgefühl ist heute ein anderes als früher. (wdr.de)
Glottisschlag – kein großer Wurf
Den Glottisschlag verwendet jeder, meist ohne es zu merken. Wer verreist, obwohl die Straße vereist ist, hat den verstanden, worum es geht. Der Gottisschlag kann einem natürlich und unnatürlich zugleich vorkommen – diese kurze Pause, die Genderbefürworter vor dem „innen“ sprechen. Der Linguist Tim Hirschberg stellt in seinem Gastbeitrag für die Welt klar, warum das gesprochene Gendersternchen in der Sprachpraxis weder eine Berechtigung noch eine Überlebenschance hat. Der Glottisschlag sei nicht neu, wir nutzen ihn intuitiv, wenn wir Wörter mit einem Vokal am Wortanfang sagen, zum Beispiel „Ofen“: Die Stimmlippen schließen sich kurz und öffnen sich dann schnell, die Luft entweicht und bildet – bedingt durch weitere Einstellungen des Stimmbildungsapparates – ein „O“. Auch beim gebratenen „Spiegel-Ei“ ist der Glottisschlag zu erkennen, der bei der „Spiegelei“ fehlt: Die kurze Pause dient der Trennung zweier Wortteile.
Der Wunsch, die Genderpause als Endung zu etablieren, laufe aber ins Leere, so Hirschberg. Vereinfacht ausgedrückt, sagt er, fehle es Endungen an der nötigen Selbständigkeit, sie müssten sich daher gewissermaßen anschmiegen. „Wird nun aber ein Glottisschlag mit Minipause vor sie gequetscht, müssen sie eine Rolle spielen, für die es ihnen an Format fehlt: die eines betonbaren, quasi wortähnlichen Elements.“ Bei Endungen wie in „dental“ oder „strukturell“ verschwinde der Glottisschlag, da der Wortstamm auf einen Konsonanten endet und diese Wörter erkennbar aus einer Fremdsprache kommen. Die gegenderte deutsche Endung „-in“ („-innen“ im Plural“) funktioniere anders, sie habe immer einen hörbaren Glottisschlag und wirke deplaziert, sie sei weder Fisch noch Fleisch, so Hirschberg. (welt.de, Bezahlschranke)
Öffentlich-Rechtlich: Ja, aber ohne Gendersprache
Jana Schimke, Bundestagsabgeordnete der CDU und stellvertretende Bundesvorsitzende der Mittelstandsvereinigung (MIT) kritisiert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Anlass sind zunehmende Beschwerden aus der Bevölkerung an der Gendersprache, die immer häufiger in Moderationen und Beiträgen verwendet wird: „Wir wollen einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk! Aber ohne Doppelstrukturen, Gendersprache und tendenziöse Berichterstattung. Dafür mit mehr Bildung, Kultur und Information. Dann klappt’s auch mit dem Vertrauen und entlastet den Beitragszahler“, sagt Schmike. (the-germanz.de)
Da brat mir doch einer ’nen Storch!
Die umstrittene Tierrechtsorganisation PETA kritisiert Redewendungen, in denen Tiere vorkommen. Viele von ihnen würden Gewalt an Tieren verherrlichen. „Mit dir hab ich noch ein Hühnchen zu rupfen“ oder „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“ seien Ausdrücke, die zu einem System der Tierausbeutung gehören, das es zu beenden gelte. Stattdessen schägt Peta vegane Alternativen vor, beispielsweise „zwei Erbsen auf eine Gabel laden“. Auch „die Katze aus dem Sack lassen“ gehöre abgeschafft: „Sofort spinnt sich in unserem Kopf das Bild einer wehrlosen Katze in einem Sack. Wo solche Phrasen in unserem Alltag gedankenlos verwendet werden, normalisieren sich Formen der Tierquälerei.” Im Netz erntet dieser Vorstoß vornehmlich Spott. (nordkurier.de)
Köln und das Gendersternchen
Mit Köln setzt ab sofort eine weitere Stadt auf das Gendersternchen, um in einer vermeintlich geschlechtergerechten Sprache mit ihren Bürgern zu kommunizieren. In einem 65-seitigen Leitfaden wird erklärt, dass Begriffe wie „Zufußgehende“ zu verwenden sind, alternativ sei der Asterisk zu nutzen. So wolle man längst überholten Vorstellungen und Machtverhältnissen entgegentreten. (express.de)
2. Unser Deutsch
Click, collect, meet
Die neuen Wege des Einkaufens versetzen uns terminologisch in den englischsprachigen Raum. Schon lange vor Corona war dies in den USA und im United Kingdom üblich. Es geht um den Online-Handel ohne Versand. Click heißt: an PC, Tablet oder Smartphone die online-Adresse eines Einzelhändlers oder Kaufhauses antippen und eine Bestellung abgeben. Das Aussuchen auf dem Bildschirm ersetzt das Rumlaufen im Laden, den Kontakt mit den Verkäuferinnen und manchmal darf man auch gleich bezahlen. Eine Praxis, die lange Wege erspart. Es liegt auf der Hand, dass dies Verfahren geeignet ist, gefährliche Kontakte in der Corona-Pandemie zu vermeiden. Allerdings fehlt es vielen Deutschen noch an digitaler Erfahrung. Sie bestellen lieber telefonisch. Dazu passt aber das englische click nicht recht. Bestellen und Abholen wäre hier das richtig Wortpaar gewesen.
Warum bemüht sich unter Kultus- und Gesundheitsministern niemand, englische Termini ins Deutsche zu übertragen? Ist es ihr Hang zum Internationalen? Sie reden viel vom Kommunizieren, können sich aber nur schwer verständlich machen. Das haben wir ja schon beim Homeschooling erlebt. Neuerdings kann collect durch meet ersetzt werden, wenn die Ansteckungskurve (Inzidenz genannt) etwas abgeflacht ist: click and meet. Nun darf man Termin machen, das heißt seine Daten angeben (für die Nachverfolgung im Ansteckungsfall) und sich in den Laden begeben wie einstmals. Das heißt auch Termin-Shopping. Meine Frau hat es in ihrer Lieblingsboutique ausprobiert. Es klappt. Allerdings durfte niemand sonst in den Laden, während sie ihre Auswahl traf. Der Einzelhandel klagt: Das bringt uns nichts. Aufwand groß, Umsatz gering. Auch hier gilt: man hätte es besser erklären sollen, auf deutsch, zum Beispiel: Einkauf per Termin.
Hätte, hätte Fahrradkette. So schlingern wir uns unbeholfen durch diese weltweite Seuche, reich an Corona-Hilfen, aber sprachliche Armleuchter.
Horst Haider Munske
Der Autor ist Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache e.V. Ergänzungen, Kritik oder Lob können Sie schicken an: horst.munske@fau.de
3. Kultur
Alpha und Omega
Das Buch mit der weltweit wohl höchsten Auflage ist eine religiöse Schrift: die Bibel. Die Deutsche Bibelgesellschaft lässt nun verlauten, dass im letzten Jahr 46 neue Erstübersetzungen entstanden seien. Die Bibel sei nunmehr in 704 verschiedenen Sprachen verfügbar und erreiche etwa 80 Prozent der Weltbevölkerung. Neben der Komplettübersetzung von Altem- und Neuem Testament, zum Beispiel in die westafrikanische Sprache Dagaare, verbreitet in Ghana und Burkina Faso, wurden auch diverse Teilübersetzungen fertiggestellt. Teilkorpora der Bibel seien bereits in 3435 verschiedene Sprachen übersetzt worden, so die Deutsche Bibelgesellschaft. Als Ziel für die kommenden 20 Jahre sollten für weitere 1200 Sprachen Komplettübersetzungen folgen. (spiegel.de)
Politische Corona-Sprache und ihre Wirkung
Dass die Pandemie kontinuierlich unsere Sprache verändert, ist unumstritten. Wellen, Mutationen und Öffnungen lösen mittlerweile andere Assoziationen in uns aus als noch vor zwei Jahren. Der Siegener Germanistik-Professor Friedemann Vogel beschäftigt sich mit politischer Sprache in Corona-Zeiten und weist darauf hin, dass beispielsweise das Bild der Welle schon seit Jahrzehnten von Politikern verwendet werde. Es sei eine „typische Katastrophen-Metapher“ mit der Botschaft einer sich aufbauenden Gefahrensituation, welche dann mit negativen und absehbaren Folgen über uns hereinbreche. Es bestehe zwar immer auch das Risiko, dass Metaphern sich abnutzten, allerdings sei die Welle gerade wegen ihrer jahrzehntelangen Verwendung ein starkes Bild, weil jeder direkt die Warnbotschaft vernehme. Ein weiteres Phänomen, das Vogel beobachtet, ist die Personalisierung des Virus. Sätze wie „Das Virus folgt seiner Biologie“ oder „Das Virus macht keine Deals mit der Politik“ hört man des Öfteren von Politikern. Dadurch werde das Virus zu einem fast schon logisch agierenden Akteur mit eigenem Willen gemacht. Ein solches Deutungsschema könne „sinnvoll sein, wenn man bestimmte Mechanismen veranschaulichen will“, erklärt Vogel. Gleichzeitig beseitige es aber jede Möglichkeit zur Kritik an der eigenen Corona-Politik, weil es das Virus so darstelle, als sei es ohnehin unberechenbar. Generell beobachtet Vogel, dass viele Begriffe aus dem Alltag eine politische Aufladung erfahren haben, so etwa die „Party“ oder der „Haushalt“. (br.de)
Die Grenzen des Ichs
Das Feuilleton und der Kulturjournalismus werden gerne totgesagt. Umso schöner, wenn ein Autor auf erquickende Weise etwas thematisiert, das uns fast alle betrifft: den Supermarkt. Dabei reiche die Deskription dieser Institution bei Weitem nicht aus, schließlich gilt es auch die Wortbildungen zu betrachten. So ist der Feuilletonist und Kulturjournalist Paul Jandi der Ansicht, dass man der deutschen Sprache eine gewisse Komplexität unterstellen könne, aber an anderer Stelle gewichtigere Urteile fällig seien: „Manchmal ist sie einfach monströs.“ Dächten wir an die Handlung, die Ware auf das Kassenband zu legen, müssten bereits gewichtige Kognitionen vollzogen werden. Denn der Warentrenner führte dazu, „dass das kundenförmige Ich hier in seiner beispielhaften Begrenzung offenbar wird.“ Diesen Akt der Abgrenzung solle man nicht kleinreden, denn die „Frage, wer den Plönkel wo hinlegen soll, beschäftigt die Menschen. Studien aus dem Jahr 2016 haben gezeigt, dass ihn mehr als die Hälfte der Deutschen hinter die eigenen Einkäufe legt. 16 Prozent legen ihn davor aufs Band.“ Diese Betrachtung kann und sollte man nicht leichtfertig abtun, spiegelt dieses doch eine soziologische Stellung. Der Warentrenner: „Er zeigt uns, wo wir stehen. Ganz am Ende. An jenem Punkt, wo unsere menschlich hehren Bedürfnisse im blossen Verbrauch verelenden.“ Jandi, der von weiteren Begriffen nicht lassen mag, zeigt also eines: Der Supermarkt ist ein sozial-psychologischer Mikrokosmos. (nzz.ch)
4. Denglisch
Jubiläumsausgabe des Anglizismen-Index
Mit der neuesten Ausgabe des Anglizismen-Index feiert dieses Nachschlagewerk sein zwanzigjähriges Jubiläum. Ein kleiner Grund zu feiern. Hier ein Auszug aus dem Vorwort der Jubiläumsausgabe, verfasst von Dr. Holger Klatte:
„Der Anglizismen-INDEX ist keine sprachwissenschaftliche Arbeit. Die Liste der Anglizismen ist mittlerweile auf rund 8.000 angewachsen und dokumentiert den aktuellen Einfluss der englischen Sprache auf die deutsche und kann als Nachschlagewerk verwendet werden, wenn jemand sich die Mühe macht, anstelle eines englischen Wortes eine deutsche Entsprechung zu suchen.
Die Bearbeiter des Anglizismen-INDEX machen sich Gedanken über die deutsche Sprache, über ihre Verwendung und Entwicklung. Es gibt in Deutschland kein Verbot, Anglizismen zu verwenden, aber es ist auch das Recht aller, Anglizismen unschön zu finden und Gegenvorschläge zu machen. Der Anglizismen-INDEX setzt einem englischen Fremdwort eine deutschsprachige Entsprechung entgegen und zwar so früh wie möglich und unabhängig von der Häufigkeit des Auftretens. Der INDEX unterscheidet sich in diesem Ansatz von beschreibenden und beobachtenden Vorgehensweisen. Das Herausgeben eines Denglisch-Wörterbuchs gehört deswegen zu den Tätigkeiten, die sich günstig auf die Entwicklung der deutschen Sprache auswirken können. Viele Exemplare der 19 zuvor erschienenen Ausgaben liegen in Medienredaktionen aus, mitunter wird das Buch sogar vom Chefredakteur „verordnet“, um darin nach einem verständlichen deutschen Wort zu suchen, wenn ein englisches überflüssig zu sein scheint.“
Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten der vergangenen Woche zur deutschen Sprache. Männer sind grundsätzlich mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter, sogar für Frauen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln mitunter die Meinung der Redaktion.
Redaktion: Dorota Wilke, Alina Letzel, Frank Reimer, Oliver Baer