Infobrief vom 27. März 2023: Sprachkampf in Frankreich

1. Presseschau

Sprachkampf in Frankreich

„Französisch plus Zwei“ könnte man eine Regel nennen, die 1994 mit dem Toubon-Gesetz strenge Richtlinien für die verpflichtende Verwendung des Französischen etablierte. So sind etwa öffentliche Ankündigungen und Beschilderungen neben Französisch in zwei weitere Fremdsprachen zu übersetzen. An der Baustelle der Kathedrale Notre-Dame ist jedoch neben dem Französischen nur die englische Fassung zu finden. Der Verein Défense de la langue française reichte dagegen nun Klage ein. Nachdem die „Défense“ im vergangenen Jahr bereits durchsetzen konnte, dass auch beim Eiffelturm eine Übersetzung auf Spanisch hinzugefügt werden muss, geben die Sprachschützer nun an, gegen 20 weitere Objekte in Paris vorzugehen. Auch in anderen Städten, darunter Lyon und Nizza, wurden ähnliche Klagen angestoßen. Die Rechtslage ist nicht in allen Fällen eindeutig, gibt dem Schutz der französischen Sprache aber grundsätzlich Vorrang. (faz.net)


Wie wir heute schreiben

Die Orthographie wird in Deutschland vernachlässigt. Der Deutschlandfunk hat sich zum Thema Rechtschreibkompetenz umgehört. Obwohl über die Bedeutung guter Rechtschreibung durchaus Einigkeit besteht, belegen empirische Studien einen Rückgang der Rechtschreibkenntnisse seit Beginn der umstrittenen Rechtschreibreform. Der Mangel ist spürbar in der Berufswelt wie an den Universitäten. Viele Arbeitgeber hätten ihre Anforderungen an die Bewerber maßgeblich herabgesetzt, sofern sie nicht unmittelbar mit Schreiben und Lesen zu tun haben, berichtet der Deutschlandfunk. Der wissenschaftliche Direktor des Leibniz-Instituts für deutsche Sprache in Mannheim, Henning Lobin, meint, dass die Rechtschreibung weniger gefördert wurde, weil man stattdessen das Augenmerk auf Inhalt und Kommunikation legte. Immerhin habe sich das auch positiv ausgewirkt, etwa auf die Erweiterung des Vokabulars. Jedoch müsse man sich um eine gesunde Ausgewogenheit der Lernziele bemühen. In der Didaktikforschung wird die Orthographie seit einigen Jahren verstärkt thematisiert, sodass zukünftig auf neue und wissenschaftlich gestützte Lernmaterialien zu hoffen ist. In Baden-Württemberg wurde als neuer Ansatz ein „Rechtschreibrahmen“ für die Klassen 1 bis 10 verabschiedet, der die Orthographie ganzheitlich fördern soll. (deutschlandfunk.de)


Neues Namensrecht?

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hatte vorgeschlagen, das Namensrecht zu reformieren. So sollten Paare mehr Möglichkeiten bekommen, wenn sie sich für einen Doppelnamen entscheiden möchten. Ein Vorschlag der Grünen soll noch weiter gehen. Der Grünen-Rechtsexperte Helge Limburg schlägt vor, dass Paare ihre Nachnamen auch verschmelzen können. Einzelne Silben sollten zusammengezogen werden können, das sogenannte „meshing“ sei in Großbritannien bereits Praxis. Ähnlich wie bei Brangelina (Brad Pitt + Angelina Jolie) könnte aus Frau Knuth und Herrn Müller dann das Ehepaar Knüller werden. Die FDP winkt ab: Eine Verschmelzung von zwei Nachnamen sei „nicht nur unserem Namensrecht völlig fremd“, so die rechtspolitische Sprecherin Katrin Helling-Plahr, auch bestehe „in der Bevölkerung kein ernsthafter Wunsch einer solchen Namenskombination“. (bild.de)


Markennamen als Synonyme

Viele Dinge des täglichen Lebens sind so sehr in die Sprache eingeflossen, dass sie mit ihrem Markennamen als Synonym für alle Produkte ihrer Art stehen. Das Portal basicthinking.de stellt ein paar dieser sog. Deonyme vor. So fragen wir bei Schnupfen oft nicht nach einem Taschentuch, sondern nach einem Tempo. Auch durchsichtige Klebebänder gibt es von verschiedenen Firmen – was man aber normalerweise sagt, ist Tesa. Auch Pampers und Labello seien so sehr zum Allgemeinheitsbegriff geworden, dass automatisch verstanden wird, was man braucht, wenn man danach fragt. (basicthinking.de)


Eine Sprache für zwischendurch

Die Plansprache Toki Pona besteht aus nur 120 Vokabeln und 14 Buchstaben und verzichtet vollständig auf umständliche Deklinationen oder Konjugationen. Die korrekte Bedeutung soll allein anhand der Stellung der Worte im Satz deutlich werden. Der Wortschatz wurde aus bekannten Sprachen wie Englisch, Esperanto, Mandarin oder auch Georgisch entnommen. Seit ihrer Erfindung im Jahr 2001 lernten die Sprache bereits mehrere tausend Menschen. Im Internet wird indes darüber diskutiert, ob sie sich wirklich innerhalb nur einer Woche erlernen ließe, oder es nicht doch etwas länger brauche, vielleicht sogar zwei bis drei Wochen. (merkur.de)


Deutsch in der Pause

Die Koalition zwischen FPÖ und ÖVP hat in ihrem neuen Regierungsabkommen für Niederösterreich eine Forderung umgesetzt, die die FPÖ bereits seit 15 Jahren umtreibt: Pausensprache Deutsch als Pflicht auf den Schulhöfen. In Oberösterreich scheiterte der gleiche Plan 2015 an Einwänden des Bundeskanzleramts-Verfassungsdienstes. Als rechtlicher Weg zur Umsetzung wird aktuell die Fixierung der Pflicht in den schulautonomen Hausordnungen der Schulen angedacht. Von Direktorenverbänden kommt jedoch Protest, sie sehen eine solche Vorgabe nicht im Einklang mit der Schulautonomie – und darüber hinaus als für die Praxis unbrauchbar. Wolfgang Bodai, Direktor der HTL Hollabrunn und Sprecher der BHS-Direktoren, sagt: „Das ist Populismus pur. Das kann man nicht umsetzen, geschweige denn kontrollieren“. Die Linguistin Verena Blaschitz nennt ein Verbot nichtdeutscher Muttersprache „diskriminierend, der Deutschaneignung hinderlich, linguistisch nutzlos und pädagogisch bedenklich oder sogar gefährlich“. Dass Lehrer „keine Polizisten“ auf dem Pausenhof seien, fügt der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) der Kritik bei. Er plädiert stattdessen für mehr Angebote zur Sprachförderung. Zuletzt entbrannte die Debatte auch in Deutschland, nachdem eine Berliner Realschule das Deutschgebot freiwillig in ihre Hausordnung aufgenommen hatte. (kurier.at, derstandard.at)


2. Gendersprache

Ist Deutsch antifeministisch?

Die vom Familienministerium geförderte „Amadeu-Antonio-Stiftung“ hat seit Kurzem ein neues Beobachtungsprojekt: den Aufruf der Wissenschaftler gegen die Genderpraxis im ÖRR, der seit Sommer letzten Jahres im Internet Wellen schlägt. Bis dato unterschrieben ihn über 500 Sprach- und Literaturwissenschaftler, darunter einige hochrangige Namen sowie Mitglieder des Rates für Rechtschreibung. Das Meldeportal antifeminismusmelden.de hat diese Initiative nun aufgrund ihres „antifeministischen“ Charakters öffentlich kritisiert. Die Initiatorin des Projekts, Judith Rahner, sagt dazu: „Aber natürlich schauen wir uns auch diese Kampagne an, wer da mitmacht und wer sie bezahlt. Das sind für uns wichtige Hintergrundinformationen. Denn nicht nur im rechtsextremen Spektrum, auch in anderen Spektren (…) gibt es Leute, die über das Ticket ‚Gender‘ versuchen, die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen umzugestalten. Darunter sind Demokratiefeinde, die Frauen zurück an den Herd wünschen.“ Auf Anfrage des Netzwerks Sprachkritik an das unterstützende Ministerium, den Zusammenhang zwischen Gender-Kritik und Antifeminismus näher zu erläutern, verfasste dieses eine Erklärung, die den Antifeminismus zwar mit rassistischen und antisemitischen Gewalttaten zu verknüpfen weiß, dessen Bezug zur historisch gewachsenen deutschen Standardsprache allerdings schlichtweg ignoriert. Die Amadeu-Antonio-Stiftung weist ebenfalls den an sie gerichteten Vorwurf der Denunziation zurück mit der Begründung, man sammele schließlich keine personenbezogenen Daten, sondern anonymisiere sämtliche Vorfälle. Weiterhin ersetzten zivilgesellschaftliche Meldestellen demnach nicht den Rechtsstaat, sondern „erhellen ein Dunkelfeld“ im Sinne der Betroffenen antifeministischer Angriffe. (welt.de (Bezahlschranke))


Herbert Grönemeyer findet Gendern notwendig

Der Sänger Herbert Grönemeyer befürwortet das Gendern. Es sei notwendig, um Frauenrechte voranzubringen: „Die Aufregung ums Gendern verstehe ich nicht“, sagte er der dpa, „ich halte es für absolut richtig und wichtig, weil wir überhaupt erst mal begreifen, wie unsichtbar viele sind.“ Dabei schlägt er mit seiner Argumentation den Bogen zum Nahen Osten: „Das Aufbegehren der Frauen im Iran, Afghanistan und überhaupt weltweit seit einigen Jahren schüttelt uns andere richtig durch und ist wichtig: Wir erkennen enorme Kraft, eine bedingungslose Radikalität für weibliche und humanistische Themen und den Kampf für echte Freiheit, und es wird Zeit, dass die überall gesehen wird und Dinge sich nachhaltig ändern“, so Grönemeyer. „Dafür braucht es auch das Gendern, denn es geht um alle Menschen, nicht nur die klar männlichen.“ (morgenpost.de)


Gendern in Italien

Die Debatte um „geschlechtergerechte Sprache“ besitzt in Italien nicht die gleiche Schärfe wie in Deutschland, aber sie wird hin und wieder geführt. Auch im Italienischen kommt das Sternchen immer öfter vor. Der älteste Sprachverein Italiens, die Accademia della Crusca, die seit 1583 über das Italienische wacht, fand nun deutliche Worte dagegen: Bei weiblichen Berufsbezeichnungen im Singular ist die weibliche Form demnach durchaus angemessen, als Allgemeinbegriff solle jedoch weiterhin das generische Maskulinum gelten. Weiterhin verurteilt die Akademie die althergebrachte Verwendung von Artikeln vor Namen wie bei „la Meloni“ oder „il Manzoni“, dieser Brauch gelte heute zunehmend als abwertend und beleidigend. Giorgia Meloni selbst hatte kurz nach ihrem Amtsantritt mit viel medialer Aufmerksamkeit verlangt, sie sei als „Präsident“, nicht als „Präsidentin“ anzusprechen. In Italien könnte die Debatte um das Gendern nun wieder neuen Schwung gewinnen, nachdem sich zuletzt tausende Demonstranten für die Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Paare und anderer Minderheiten in Mailand zusammenschlossen. (nzz.ch)

Üble Folgen des Genderns

Ob Unterwerfung die künftige Gesellschaftspolitik bestimmt, oder vielleicht doch Zusammenarbeit, ist noch längst nicht geklärt. Zwei Zitate aus der Titelgeschichte im gedruckten Spiegel dieser Woche sind an dieser Stelle von Interesse, weil sich der VDS mit Auswüchsen der Sprachsteuerung zugunsten von Diversität auseinanderzusetzen hat. Sowohl „Diskriminierung“ als auch „Minderheit“ verweisen nämlich keineswegs nur auf jene, die zur Zeit am lautesten schreien.

Die These, dass „besonders jene jüngeren Menschen, die sich für mehr Gerechtigkeit und Diversität einsetzen, dazu neigen, ältere Menschen auszuschließen“, wird belegt durch eine US-amerikanische Studie, die 2021 im Journal of Personality and Social Psychology erschien. „Ihr zufolge sind gerade jene Jüngeren, die sich gegen Rassismus, Homophobie oder Sexismus engagieren, ‚oft der Überzeugung, alte Menschen blockierten Entwicklungsmöglichkeiten der Jungen und sollten weniger Einfluss haben‘.“

Als Zweites sei in diesem Beitrag Jana Nikitin zitiert, Professorin für die Psychologie des Alterns an der Universität Wien. Sie verweist auf eine drastische Variante von Altersdiskriminierung, die Babysprache, die alte Menschen in Krankenhäusern und Heimen ertragen müssen. „Wenn wir über andere soziale Gruppen, etwa über Frauen, über behinderte Menschen oder über Migranten so reden würden, wie wir über ältere Menschen reden, dann würde es einen lauten Aufschrei geben.“ Auch diese ist eine Sprachfrage und Thema für Freunde und Beschützer von Sprache. (spiegel.de (Bezahlschranke))


3. Kultur

Kultusministerin verteidigt Abi-Lektüre

Nachdem eine Lehrerin aus Ulm sich von einem Buch beleidigt gefühlt hat, haben mehrere hundert Menschen eine Petition unterschrieben, um das Buch aus dem Abitur-Stoff zu entfernen. Die Lehrerin hatte sich geweigert, den Roman „Tauben im Gras“ von Wolfgang Koeppen aus dem Jahr 1951 zu behandeln, sie stört sich am „N-Wort“, das rassistische Vokabular gehöre nicht in den Unterricht, so ihre Argumentation. Eine Gruppe von Professoren forderte in einem Schreiben an Kultusministerin Therese Schopper (Grüne), die Lektüre zu entfernen, um Schüler und Lehrer, die Rassismus erfahren mussten, zu schützen und nicht zu retraumatisieren. Schopper räumte ein, dass mit der Sprache Rassismus transportiert werde, deshalb müsse man das Buch vor der Bearbeitung in der Klasse einordnen. Es sei zwingend notwendig, sehr genau über die Sprache des Textes zu reden. „Deswegen unterstützen wir die Lehrkräfte auch mit vielen Fortbildungen und Materialien“, so Schopper. (spiegel.de, frag-den-staat.de (PDF-Datei))

Anmerkung: Ein VDS-Mitglied wies uns wegen des Artikels im vergangenen Infobrief zu diesem Thema darauf hin, dass „Tauben im Gras“ bereits mehrfach (z. B. 2011-2013) im NRW-Abitur Prüfungsthema war.


Japanisch statt Arschgeweih

Jede Zeit hat ihre Zeichen – das gilt auch für Tattoos. Wo früher Arschgeweihe (eine symmetrische Tätowierung oberhalb des Steißbeins) und Tribals (traditionelle Ornamente, ursprünglich aus Polynesien) die Körper schmückten, ist heute Japanisch ganz besonders angesagt. Sie ist die meisttätowierte Sprache der Welt. Die japanischen Schriftzeichen wirkten geheimnisvoll und würden als „ästhetisch“ empfunden, so das Portal stylebook.de, das habe eine Umfrage der Lernplattform Preply ergeben. Direkt dahinter liegen Chinesisch und Arabisch. Am beliebtesten sind Namens-Tattoos in diesen Sprachen. Wichtig sei jedoch die Einschaltung eines Profis in Sachen Sprach-Tattoo, damit einem nicht das passiert, womit die Sängerin Ariana Grande plötzlich konfrontiert war: 2019 ließ sie sich ein Tattoo in japanischer Sprache stechen. „Shichirin“ stand dort, es sollte der Name ihres Albums „7 Rings“ auf Japanisch sein. Allerdings bedeutet das Wort in Wirklichkeit übersetzt „kleiner Grill“. Nachdem das Missgeschick in den sozialen Medien viral gegangen war, ließ sie es korrigieren. (stylebook.de)


Was ChatGPT macht

Was geschieht, wenn ich ChatGPT eine Frage stelle? Unter dieser Überschrift erklärt in der ZEIT Ulf Schönert in sechs Schritten, wie dieser Chatbot funktioniert, denn bei diesem (und verwandten Entwicklungen) spielt sich das Ganze auf der Grundlage künstlicher Intelligenz ab. Mit dem letzten Schritt findet eine Qualitätskontrolle statt und der Mensch – der Nutzer dieser Anwendung – gibt seine Rückmeldung ab, gegebenenfalls einschließlich einer idealen, nämlich besten Antwort auf die gestellte Frage. So lernt das Programm dazu. Spannend bleibt die Klärung der Frage, wie die lawinenartige Anhäufung von Falschinformationen – die wir aus dem Internet längst kennen – zuverlässig vermieden werden kann. Schönert versichert übrigens, sein Beitrag stamme von ihm selbst. (zeit.de (Bezahlschranke))


4. Berichte

Neue Regionalleitung in Mittelhessen

In Gießen trafen sich die VDS-Mitglieder der Region Mittelhessen (35) zur ersten Präsenzveranstaltung seit Beginn der Corona-Pause. Als Gast referierte VDS-Vorstandsmitglied Regine Stephan über Neuigkeiten aus der Vereinsarbeit auf Bundesebene. Sie leitete auch die anstehende Wahl der Regionalleitung: Als Leiter der Region 35 einstimmig wiedergewählt wurde Nicolas C. Krause aus Gießen. Sein neuer Stellvertreter wurde Michael Mogel (Linden), zu Beisitzern wählten die VDS-Mitglieder Eckard Nickig (Wetzlar) und Inka Vogel (Biebertal). (vds-ev.de)


5. Denglisch

Englisch lernen mit Fernsehserien

„Listen and repeat“. Vor allem die älteren Telekolleg-Folgen sorgen heute für ein Schmunzeln. Dennoch kann man durchs Fernsehen durchaus Englisch lernen. Das Portal Esquire hat verschiedene Serien untersucht und Qualitätsmerkmale ausgemacht. So eigne sich „The Crown“, die Serie über das britische Königshaus, vor allem für das Erlernen geschichtlicher Vokabeln. Die 90er-Kultserie „Friends“ über sechs Freunde in New York biete ein hervorragendes amerikanisches Englisch und glänze vor allem mit Redewendungen. „Chef’s Table“ bediene vor allem den Wortschatz rund ums Essen und dessen Zubereitung. (esquire.de)


6. Soziale Medien

Stress mit Schwaben

Deutsch an sich hat als Sprache so seine Fallstricke, wenn es aber dann an die Dialekte geht, verzweifeln nicht nur Zugezogene aus anderen Bundesländern, sondern auch Migranten. Der Bosnier Salko Juklo macht sich bei TikTok darüber Luft, dass die Schwaben, mit denen er täglich zu tun hat, überhaupt kein richtiges Deutsch sprechen können. Er selbst habe im Deutschkurs gelernt, dass es „Wo gehst du hin?“ heißt, der Schwabe würde es verändern: „Wo gasch no?“ Das sei absolut unverständlich. Das Besondere: Juklo lebt bereits seit über 15 Jahren in Deutschland und nimmt bei TikTok und YouTube sein Leben in Deutschland und sein Miteinander mit seinen Kollegen und dem Chef regelmäßig auf die Schippe. Den Zuschauern gefällt’s: Auf beiden Plattformen folgen ihm knapp 800.000 Leute. (merkur.de, ntz.de (Bezahlschranke))


7. Kommentar

Mit Gendern die Welt retten!

Vergewaltigt, geschlagen, verschwunden – die meisten Frauen im Nahen Osten sind alles andere als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft. Vor allem im Iran gibt es seit Monaten Proteste, gerade von jungen Menschen, die sich dem Regime nicht mehr unterordnen wollen und gleiche Rechte für alle fordern. Wie viel besser ginge es ihnen doch nur mit einem Sternchen. Dass der Sänger Herbert Grönemeyer die Situation in Ländern wie Afghanistan und dem Iran mit dem Gendern in Zusammenhang bringt, zeigt, wie weltfremd Gender-Befürworter mittlerweile sind. Gendersternchen, Doppelpunkt und Co. werden als Allheilmittel propagiert, das sämtliche Ungerechtigkeiten dieser Welt wie von Zauberhand verschwinden lässt. Ein Sternchen, und keine Frau wird mehr vergewaltigt. Ein Doppelpunkt, und vorbei ist es mit der weiblichen Genitalverstümmelung. Der Unterstrich, und kein Mensch verschwindet mehr in einer dunklen Gefängniszelle. Gendern erscheint als die magische, eierlegende Wollmilchsau. Tatsächlich ist es eine Verhöhnung aller, die seit Jahrzehnten, Jahrhunderten für gleiche Rechte kämpfen. Es ist ein Stellvertreterkrieg, den diejenigen ausgerufen haben, die sich selbst auf der einzig wahren Seite des Geschlechterkampfs sehen. Hier eine Nebelkerze, und schon ist man von allen anderen tatsächlichen Problemen abgelenkt. Kein Sternchen hat für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf gesorgt. Kein Doppelpunkt hat Arbeitgeber davon überzeugt, eine Mutter mehrerer Kinder einzustellen, obwohl sie qualifiziert ist – denn sie scheint auch heute noch eine potenzielle Ausfallquelle im Fall einer Kindererkankung zu sein. Kein Unterstrich hat Schläger davon abgehalten, Transmenschen oder Homosexuelle auf offener Straße zu verprügeln. Wo ist das Gendern, wenn es um echte Probleme geht? Es lehnt sich zurück und überlässt sie sich selbst. (Doro Wilke)


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.

Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Clara Lietzmann, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs

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