Infobrief vom 9. September 2024: Der Traum vom Babelfisch

1. Presseschau

Der Traum vom Babelfisch

Der Journalist Yves Bellinghausen fragt in der ZEIT, ob es im Zeitalter von Google Translate und DeepL noch angezeigt sein kann, eine oder gar mehrere Fremdsprachen zu lernen. „Rasend schnell drängen KI-Übersetzer in den Alltag hinein. Seit ein paar Jahren schon sieht man Touristen in Restaurants ganz selbstverständlich die Speisekarte mit der Handykamera übersetzen“, beobachtet Bellinghausen. Er selbst berichtet von einem Friseurbesuch im polnischen Jelenia Góra, ohne ein Wort Polnisch zu beherrschen. Für ihn sieht es so aus, als würde sich der Traum vom Babelfisch erfüllen. In Douglas’ Adams Geschichte Per Anhalter durch die Galaxis ist dies ein Parasit, den man sich in den Gehörgang setzt, wo er sich von Gehirnwellen ernährt, wofür wie zum Dank sein Wirt alle Sprachen des Universums versteht.

Ist also durch intelligente Übersetzungsprogramme der Fluch der Götter, welche die Menschheit durch Sprachvielfalt verwirrt haben, gebannt? Bellinghausen recherchiert: Er besucht eine Dolmetscherin und einen Übersetzer in der EU-Verwaltung. Man erfährt, dass KI-Dolmetscher bald sogar schon den Gemütszustand eines Sprechers in einer anderen Sprache wiedergeben könnten, indem Gesichtsausdruck und Gesten gefilmt und ausgewertet werden – in Echtzeit.

Am Ende seiner langen Reportage interviewt Bellinghausen noch den Entwickler der zur Zeit vielleicht besten Übersetzungstechnik DeepL, Jarosław Kutyłowski, dessen Büro nicht im Silicon Valley steht, sondern in einem Kölner Gewerbegebiet. Er ist sich sicher: Die künstliche Intelligenz werde dem Menschen bei sprachlichen Leistungen den Rang ablaufen. Kreatives Schaffen, von dem wir heute noch glauben, dass es uns zum Menschen macht, können auch die Maschinen. Trotzdem empfehle er seinen Kindern „auf jeden Fall“, eine Fremdsprache zu erlernen. „Die Frage, warum wir überhaupt noch etwas selbst lernen sollen, wird sich uns in Zukunft immer öfter stellen“, sagt Kutyłowski. (zeit.de)


Sprachenlernen beim Daddeln und Fernsehen

In der Computerzeitschrift Gamestar berichtet Mathias Dietrich von einem Programm, das beim Spielen oder Videoschauen unbekannte Wörter interaktiv übersetzt. Das Programm Yomininja müsse auf dem Rechner installiert werden, beim Spielen startet man, sobald ein fremdsprachiger Text eingeblendet wird, das Programm über eine Tastenkombination. Das Spiel (oder Video) zeigt an, welchen Text es erkennt und gibt dem Nutzer die Möglichkeit, per Maustaste entweder eine direkte Übersetzung des Wortes zu bekommen, oder es gibt zum Anklicken einen Link zum Übersetzungsprogramm von Google. Zum kompletten Sprachenlernen eigne sich das Programm eher nicht, wer jedoch eine Sprache einigermaßen beherrscht und einzelne Wörter zum Verständnis nachschlagen möchte, finde hier eine gute Option zum gewohnten Nachschlagen. (gamestar.de)


Azubis und Ausbilder reden aneinander vorbei

Viele Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe (OWL) finden nicht genügend Auszubildende. Andererseits finden viele Jugendliche keinen Ausbildungsplatz. Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh liegt das Problem in der Kommunikation zwischen potenziellen Azubis und Arbeitgebern. Man spreche nicht die gleiche Sprache, berichtet Radio Gütersloh. Denn während drei Viertel der Unternehmen Stellenanzeigen auf Facebook schalten, sucht dort nur ein Viertel der Jugendlichen nach einem Ausbildungsplatz. Auch über die Wünsche und Anforderungen beider Seiten sei man sich nicht im Klaren. Die Bertelsmann-Stiftung rät den Unternehmen, ihre Kommunikation besser dem Medienverhalten der jungen Menschen anzupassen. (radioguetersloh.de, bertelsmann-stiftung.de)


Wie Schweine sprechen

Eine Forschergruppe aus Kopenhagen hat mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) die Sprache von Schweinen entschlüsselt. Die Biologin Dr. Elordie Mandel-Briefer erläutert, der Algorithmus der KI sei dergestalt trainiert worden, dass zwischen positivem und negativem Gefühlszustand der Schweine unterschieden werden kann. Man habe mindestens 19 verschiedene Laute aufgezeichnet, mit denen die Tiere ihre Gefühle ausdrücken. Auch der körperliche Zustand und die Gesichtserkennung konnten Auskunft über den Gemütszustand der Tiere geben. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass vor allem die Strapazen der Massenhaltung die Tiere krank und unglücklich machten. Das äußere sich auch in der Sprache der Schweine. Die Bioakustikerin Dr. Avelyne Villain stellt sogar fest, dass sich Schweine laut begrüßen können. (ndr.de)


Aussterbende Sprachen

Die Freiburger Linguistin Prof. Dr. Uta Reinöhl untersucht die Sprache Kera’a, die im Nordosten Indiens gesprochen wird. Das gleichnamige Volk der Kera’a lebt in den Himalaja-Tälern, etwa 15.000 Menschen gehören ihm an. Nicht alle bedienen sich noch der Sprache, viele wachsen mit Hindi oder Englisch auf, so die FAZ. In ein paar Jahrzehnten, vermutet Reinöhl, sei diese tibetobirmanische Sprache verschwunden. Die Globalisierung dringe immer tiefer in die hintersten Ecken der Welt vor. Für das Miteinander der Dörfer, Gegenden und Länder würden übergeordnete Sprachen nötig.

Kera’a zähle in Indien nicht zu den offiziellen Sprachen. In den Schulen werde Hindi und Englisch gelehrt, Unterrichtsmaterialien für Kera’a gebe es kaum, denn das Idiom sei kaum verschriftlicht. Es existiere kein offizielles Wörterbuch, die Sprache werde hauptsächlich mündlich weitergegeben. Das Sterben ihrer Sprache werde von den Betroffenen als Verlust erlebt, sagt Uta Reinöhl. An ihr hingen die kulturelle Identität, das Alltagswissen über die Welt und ganz besonders die spezifischen Kenntnisse über Jagdmethoden und Heilpflanzen.

Dass Minderheitensprachen es immer schwer haben, bestätigt Dr. Frank Seifart von der Universität Hamburg. Er erforschte zehn Jahre lang die Sprache Bora Miraña im westlichen Amazonasbecken. Nach anfänglicher Skepsis der Dorfbewohner konnte er im kolumbianischen und peruanischen Urwald die vom Aussterben bedrohte Sprache dokumentieren und einen Grundwortschatz sowie eine Grammatik herausarbeiten. So werde das Verschwinden der Sprache nur verzögert, so Seifart. Bora Miraña ist eine von weltweit 6.000 bis 7.000 Sprachen, die vom Aussterben bedroht sind. Alle zwei Wochen verschwindet eine weitere, bis zum Ende des Jahrhunderts könnten achtzig bis neunzig Prozent ausgestorben sein, so die FAZ. (faz.net (Bezahlschranke))


Unklare Zusätze

In der jüngst erschienenen 29. Auflage des Dudens stehen nicht nur rund 3.000 neue Wörter. Die Redaktion hat viele Wörter auch neu bewertet. Bisher waren die kursiv gesetzten Angaben „gehoben“, „umgangssprachlich“, „veraltet“, „derb“ und „abwertend“ üblich. Nun heißt es: „teilweise diskriminierend“ („Eskimo“), „häufig diskriminierend“ („Flittchen“), „stark diskriminierend“ („zwergwüchsig“), „derb diskriminierend“ („Fettsack“) oder „vulgär diskriminierend“. Wer beim Duden darüber bestimmt, wo diese Diskriminierungsskala anfängt und wo sie aufhört, bleibt allerdings unklar. (nzz.ch)


Warum ist Sprache entstanden?

Der MDR-Podcast Zehn Minuten widmet sich der Frage, warum Sprache entstanden ist. Intelligenz und Sprechapparat seien nicht die einzigen Ursachen, warum nur der Mensch gesprochene Sprachen entwickelt hat. Dr. Christian Bentz von der Universität Passau sieht in Gesängen einen der Ursprünge der Sprache, denn diese seien auch bei Tieren zu beobachten. Beim gesprochenen Wort sei aber die Informationsdichte sehr hoch, außerdem gebe es eine komplexe Grammatik.

Vermutet wird, dass geänderte Lebensumstände unsere Vorfahren dazu gebracht haben, ein Kommunikationsmittel zu entwickeln, mit dem sie sich präziser austauschen konnten. Neue Erkenntnisse wie das Feuermachen wurden nicht immer wieder neu entdeckt, sondern weitergegeben. Im Gegensatz zu Tieren könnten wir Menschen uns nicht auf Instinkte verlassen, wir seien abhängig vom Vorwissen früherer Generationen. Prof. Dr. Martin Haspelmath vom Bereich Linguistik und kulturelle Evolution am MPI für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig nennt das „kulturelles Wissen“. Dieses mache unser ganzes Sein aus. Dazu seien wir an unseren Artgenossen und deren Erfahrungen interessiert. (mdr.de)


2. Gendersprache

Ricarda Lang ist das Gendern „egal“

Bei einer Wahlkampfveranstaltung der Grünen in Sachsen überraschte Grünen-Chefin Ricarda Lang mit einem Satz zum Gendern. Ein Mann um die 20 Jahre kam mit ihr in Dresden ins Gespräch und sagte laut focus.de, er lehne das Gendern ab, „weil es sprachlich für mich einfach keinen Sinn ergibt. Wie wollen Sie diejenigen wieder zurückholen, die die Grünen eigentlich wählen würden, die sich aber zum Beispiel durch die Gender-Debatte völlig ausgeschlossen fühlen?“ Lang antwortete: „Mir persönlich ist das Gendern ziemlich egal. Das ist keine zentrale Frage. Es kommt doch viel mehr darauf an, was man sagt, statt wie man es sagt. Wir müssen davon wegkommen, Politik moralisierend zu machen.“ (focus.de)


Ärztinnen- und Ärztekammer

Niederösterreich hat keine Ärztekammer mehr, sondern eine Ärztinnen- und Ärztekammer. Damit folgt der Berufsverband den Kollegen aus Vorarlberg, wo die Namensänderung bereits erledigt wurde. Der Grund: 50,4 Prozent der Mitglieder seien weiblich, das müsse sich auch im Namen niederschlagen. „Mit der Namensänderung wollen wir insbesondere die Geschlechterrealität in unserem Bundesland abbilden“, so Dagmar Fedra-Machacek, Kurienobmann-Stellvertreterin der niedergelassenen Ärztinnen. (exxpress.at)


VDS in Nürnberg stellt richtig

Die Romanistin Miriam Zapf von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen hat über Gendersprache im Spanischen promoviert und erklärt im Frankenfernsehen drei Gründe für den Streit um das Gendern. Erstens werde über Sprache vor allem Macht ausgeübt. „Es geht darum: Wer hat die Deutungshoheit“. Zweitens fehle den meisten Sprechern der Überblick, wie und warum Gendersprache verwendet werde. Drittens fühlten sich die Sprecher bevormundet. Als Beispiel wählt sie das Wort „Bundeskanzlerin“, das oft als Beleg verwendet werde, wie sich Sprachformen veränderten. Es habe allerdings mit Gendersprache überhaupt nichts zu tun, denn die Movierung, also mithilfe der Wortbildung Frauen zu benennen, ist in der deutschen Grammatik seit dem Althochdeutschen fest etabliert und zum Beispiel in dem Wort kuningin = Königin deutlich belegt.

In dem Fernsehbeitrag kam auch die Regionalvertretung des VDS in Nürnberg zu Wort: „Wir vom Verein Deutsche Sprache bezweifeln, dass die Welt gerechter wird, wenn wir unsere Sprache künstlich umgestalten. Denn in der deutschen Sprache haben wir vielfältige Möglichkeiten, Personen geschlechtsübergreifend anzusprechen und, wenn nötig, bestimmte Geschlechter zu benennen. Alle Genderformen entsprechen nicht dem Deutsch, das wir im Alltag verwenden oder in der Zeitung lesen.“ (frankenfernsehen.tv)


CDU Bochum scheitert mit Antrag gegen Gendern

Die CDU Bochum hatte neben zwei weiteren Parteien diese Woche einen Antrag im Rat der Stadt eingereicht, die Verwaltung solle sich an die geltenden Regeln der deutschen Rechtschreibung halten. Bochum gendert teils mit Stern, teils mit Doppelnennung oder geschlechtsneutralen Begriffen. Der Antrag wurde mit der rot-grünen Mehrheit der Stadt abgelehnt. (cdu-bochum.de)


3. Kultur

Sorbisch wird beliebter

Das Kultusministerium in Dresden gab in der vergangenen Woche bekannt, dass die sorbische Sprache in Ostsachsen an Zuspruch gewinnt. Laut einer aktuellen Erhebung in der Oberlausitz halten 87 Prozent der Befragten die Erhaltung der Sprache für wichtig. Das seien sieben Prozent mehr als 2023. Auch die Verwendung der sorbischen Sprache steige: 41 Prozent der Befragten im Siedlungsgebiet und 28 Prozent in den umliegenden Gemeinden bezeichnen das als positiv. Insgesamt wurden zwischen Oktober 2023 und Juli 2024 1796 Menschen in der Oberlausitz befragt. Seit 2020 fördert die Kampagne „Sorbisch? Na klar“ das Miteinander von Deutsch und Sorbisch in der Region. (nachrichten.yahoo.com)


Freitag ist Platttag

Im Rahmen des Projekts „Fredag is Plattdag“ werden in Niedersachsens Schulen jeden Freitag im September Unterricht und Übungen auf Plattdeutsch und Saterfriesisch gehalten. Schirmherr der Aktion ist der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil. Weil betont, Plattdeutsch sei ein Teil der kulturellen Identität der Menschen in Niedersachsen. Das Projekt findet zum neunten Mal und in landesweit 160 Schulen statt. (sat1regional.de)


4. Berichte

Besuch aus China

In China belegen immer mehr Studenten Deutschkurse, weil sie in den wirtschaftlichen Beziehungen mit Deutschland gute Berufsaussichten erkennen. Deutsch als Fremdsprache wird besonders in wirtschaftsnahen Studiengängen angeboten. Bei einem Besuch in der Kamener Geschäftsstelle des VDS berichtete die Germanistin Prof. Dr. Zhao Jin über ihr Studienfach in China und über die Tongji-Universität in Schanghai, an der sie lehrt. „Sprache verbindet auf so vielfältige Weise“, sagte Zhao im Anschluss, „es ist wichtig, sie zu pflegen und sich ständig über sie auszutauschen.“ Zhao ist von nun an auch Regionalleiterin des VDS in China. „Damit haben wir eine hochqualifizierte Germanistin, die von Wasserkurl eine Verbindung nach China schlagen und jungen Menschen die deutsche Sprache näherbringen kann“, freut sich der VDS-Vorsitzende Walter Krämer. (kamen-web.de)


Sprache in der DDR

Die Arbeitsgruppe Sprachkultur in Berlin hatte den bekannten Historiker Dr. Hubertus Knabe zu einem Vortrag eingeladen. Sein Thema: „Sprache als Herrschaftsinstrument – Das Beispiel DDR“. Knabe erläuterte, wie sich die SED durch Kontrolle des öffentlichen Raumes in der politischen Kommunikation eine absolute Monopolstellung verschaffte. Der „Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus“ am 8. Mai jeden Jahres (bis 1967) oder die „antifaschistisch-demokratische Umwälzung“ für die mit brutaler Gewalt errichtete sozialistische Diktatur nach sowjetischem Vorbild waren Sprachkonstrukte zur Verhüllung der bitteren DDR-Realität. Die antifaschistische Propaganda schlug sich in zahllosen Reden, Veranstaltungen, Büchern, Filmen, Straßennamen und über 4.000 Mahn- und Gedenkstätten nieder. (vds-ev.de)


Rechtschreibung – Schlechtschreibung – Gerechtschreibung

Die Schweizer Orthographische Konferenz (SOK), eine 2006 gegründete Sprachgesellschaft, hat überzeugende Vorschläge vorgelegt, um die Rechtschreibregeln in den deutschsprachigen Ländern nach der Rechtschreibreform 1996 wieder zu vereinheitlichen. Nachdem der Rat für deutsche Rechtschreibung kürzlich das aktualisierte amtliche Wörterverzeichnis veröffentlicht hatte, beschloss die SOK, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Die 10. SOK-Tagung ist für Oktober in Zürich geplant und zwar mit dem Thema: „Rechtschreibung – Schlechtschreibung – Gerechtschreibung. Wer darf der Sprache Vorschriften machen?“ (sok.ch)


5. Denglisch

Sabine Winkler beschreibt in der Welt, wie sehr die Plattform TikTok Einfluss auf die Sprache hat. Zuletzt sei das bei der Auswahlliste zum Jugendwort des Jahres aufgefallen, als Talahon (eine Bezeichnung für angeberische junge Männer, meist mit Migrationshintergrund) nach nur sehr kurzer Zeit in den Sprachgebrauch Einzug hielt. Auch andere Phänomene würden durch TikTok rasend verbreitet, so wie zuletzt „very demure, very mindful“. Eine Influencerin hat diese Beschreibung für die Kleidung gewählt, mit der sie zur Arbeit geht. „Very demure, very mindful“ ging darauf viral, wurde ironisch von anderen Nutzern aufgegriffen.

Laut Jannis Androutsopoulos, Professor für Linguistik des Deutschen und Medienlinguistik an der Universität Hamburg, führt die zentrale Rolle von Videos auf TikTok zu einer Aufwertung der gesprochenen Sprache und der Körperlichkeit. Trends könnten immer wieder neu mit eigener Mimik und Gestik interpretiert werden, durch „Duette der Videos“ würden sich diese vielfältig verbreiten. „Diese TikTok-Trends wird man in erster Linie nicht lesen, sondern hören und schauen, und das könnte ihren Übergang von der Social Media-Performance in die gesprochene Alltagssprache schon begünstigen“, so Androutsopoulos. Die Nutzer seien sich der Absurdität ihrer Darbietungen bewusst. Allerdings: „Bei alldem darf man nicht vergessen, dass wir es hier mit Sprachmoden zu tun haben, nicht mit langfristigem Sprachwandel”, sagt er. Sprachmoden seien dadurch definiert, dass ein Sprachausdruck binnen kurzer Zeit sehr populär wird. „Viele davon verschwinden so schnell wie sie gekommen sind, nur ein Bruchteil geht langfristig in den festen Wortschatz des Deutschen über”, meint Androutsopoulos. (welt.de)


6. Soziale Medien

Süttember

Beim VDS hat wieder der Aktionsmonat Süttember gestartet. Einen Monat lang präsentieren wir auf Instagram und Facebook in Kurrent geschriebene Wörter oder Redewendungen. Wer mitraten will, kann auf unserer Internetseite die Lösungsvorschläge einreichen, am Ende des Monats verlosen wir unter allen Einsendern mit den meisten richtigen Lösungen 9 „Callissima“ Kalligrafie-Füllhalter-Sets mit der farblich passenden Tinte, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Schneider Schreibgeräte. Die ersten beiden Rätsel sind bereits online, jede Woche gibt es zwei neue Rätsel mit je drei Wörtern. (vds-ev.de)


Letztes Zeugnis

Mit Claus Maas präsentieren wir diese Woche das letzte Zeugnis unserer VDS-Vorständler. Mit dem häuslichen Fleiß und der Beteiligung am Unterricht hatte es Maas früher nicht so, dennoch ist aus ihm ein Lehrer geworden. Die Zeugnisse zeigen also: Manchmal braucht es auch solche Leute in den Schulen, die selbst keine Einser-Schüler waren, denn die wissen oft am besten, wie man mit Kindern umgeht, die sich schwer in der Schule tun. Interessant sind die Zeugnisse auch, weil explizit der Vater als Unterschriftsberechtigter angegeben ist, bzw. sein Stellvertreter. Gleichberechtigung der Geschlechter stand zu Maas‘ Schulzeiten noch nicht auf dem Plan. (instagram.com/vds, facebook.com/vds)


Bauch, Beine, Po

Wie oben bei Denglisch beschrieben setzt TikTok Trends. Einer der Trends ist aktuell ein Ausschnitt aus dem Lied „Bauch, Beine, Po“ von Shirin David. Viele TikTok-Nutzer haben die ersten Sekunden neu interpretiert, und auch die VDS-Geschäftsstelle hat ihre Version dazu aufgenommen. (tiktok.com/vds, instagram.com/vds)


7. Kommentar

Verwirrung an der Wümme

Landrätin (!) Marco Prietz hat es getan: Eine Dienstanweisung schreibt für den internen Schriftverkehr im Landkreis Rothenburg (Wümme) ab Oktober 2024 ausschließlich weibliche Bezeichnungen vor (generisches Femininum). Eine Provinzposse und eine schlimme, sprachverhunzende Anbiederung an den Zeitgeist, die maßlose Verwirrung stiften dürfte, von Rechtssicherheit in amtlichen Texten ganz zu schweigen.

Landrätin Prietz ist Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und doch den Unsinn schafft. Die meint, das grammatikalische Geschlecht (Genus) habe irgendetwas mit dem biologischen Geschlecht (Sexus) zu tun. Das ist natürlich Unfug, es heißt DER Mund, DIE Nase, DAS Gesicht und auch DER Busen (!) und keiner weiß warum. Hat Landrätin Marco Prietz schon mal darüber nachgedacht, dass der Mann im Plural weiblich wird: „DIE Männer“? Bevor wir hier derlei Quatsch weiterführen, warten wir lieber genüsslich auf die erste Klage eines Mitarbeitenden. Die arbeiten bekanntlich nur, wenn sie gerade im Büro sind. (Bruno Klauk, Mitglied des Vorstands im Verein Deutsche Sprache e. V).


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.

Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs

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