1. Presseschau
Mehrsprachig aufwachsen
Muttersprachen widersprechen dem angesagten Mindset. Die Deutsche Welle befasst sich mit dem Aufwachsen in zweisprachigen Familien. Immer mehr Kinder lernten zwei oder mehr Sprachräumen gleichzeitig, sei es weil Vater oder Mutter aus verschiedenen Sprachen kommen, oder wenn zuhause und in der Schule nicht dieselbe Sprache gesprochen wird. Als Expertin wird Wiebke Scharff Rethfeldt, Professorin für Logopädie an der Hochschule Bremen, befragt. Sie meint, es sei gar nicht so wichtig, dass die Eltern ihr eigenes Sprachverhalten an strengen Regeln festmachen. Eher sollten sie „das Kind möglichst oft und möglichst vielfältig sprachlich anregen“. Auch das Trennen der Sprachen passe nicht mehr in das zeitgemäße Mindset, so Scharff Rethfeldt. „Sprachmischungen gehören dazu, und das ist auch überhaupt nicht schlimm“. Es scheint, als gälte bei zunehmend heterogener Bevölkerung die sichere Beherrschung einer Mutter- oder Herkunftssprache nicht mehr als vorbildlich. (dw.com)
Gesprächsrunden zur Sprachförderung
Der 2013 gegründete Verein Sprachbrücke-Hamburg unterstützt mit dem Projekt „Sprache im Alltag“ Zuwanderer und Flüchtlinge beim Erlernen der deutschen Sprache. Die Initiative setzt dabei vor allem auf offene Gesprächsrunden, die in ganz Hamburg und auch im Internet angeboten werden. Die Gründerin des Vereins, Annja Haehling von Lanzenauer, sagt: „Auf der Straße spricht man sich im Alltag nicht an, dabei ist genau dieser Kontakt so wichtig“. Die Sprachbarriere und kulturelle Unterschiede machten es schwer, Fremde anzusprechen, darunter leide die Sprachkompetenz. Die angebotenen Gesprächsrunden verhelfen den Lernern dabei, sich untereinander zu vernetzen und die Sprache besser zu lernen. Rund 170 ehrenamtliche Vereinsmitglieder moderieren die Gesprächsrunden. (t-online.de)
Heulsprache bei Hunden und Wölfen
Moderne Hunde bellen statt zu heulen. Wölfe verständigen sich über klagende, langgezogene Laute. Man könne im Wolfsheulen komplexe Äußerungen verstehen, darin komme das soziale Geflecht eines Rudels zum Ausdruck, erklären Forscher des Wolf Science Center im niederösterreichischen Ernstbrunn. Auch einige Hunde nutzen die Heulsprache. Hunderassen, die dem Wolf genetisch ähnlich sind, neigen offenbar eher dazu, auf das Wolfsgeheul mit eigenem Heulen zu antworten. Jüngere Hunderassen reagieren hingegen eher mit Bellen. Das Heulen ist für die meisten Hunderassen zwar organisch möglich, jedoch habe es durch das veränderte soziale Umfeld seine Funktion verloren, erklären die Forscher. Oft handele es sich beim Hundeheulen nur noch um eine Angstreaktion. Die Domestizierung der Hunde und die selektive Zucht habe auch die stimmlichen Möglichkeiten der Tiere verändert, sodass sich das Heulen bei Haushunden heutzutage deutlich von der Heulsprache bei Wölfen unterscheide. (derstandard.de)
Katalanisch auch für Ausländer
Das Ausland genießt man in der Landessprache am besten: Man gehört dazu. Für Deutsche ist Katalanisch jedenfalls leichter zu lernen als Spanisch. Es lohnt sich, die Alltagssprache seiner neuen Heimat im Ausland zu erwerben. In Spanien ist es das kastilische Spanisch, auf Mallorca auch Katalanisch. Es wird von etwa 12 Millionen Menschen überwiegend im Osten des Festlandes und auf den Balearen gesprochen. Anzutreffen ist es auch in italienischen und französischen Enklaven. In Francos Spanien wurde das Katalanische ausdrücklich verboten. In manchen Kreisen gewinnt der mallorquinische Dialekt wieder an Boden, und die Mallorca-Partei El Pi fordert jetzt, dass Ausländer mit festem Wohnsitz auf der Insel neben Spanisch auch Katalanisch lernen. Schließlich sei es eine reguläre Sprache der Inselbewohner, werde allerdings durch das Spanisch der Touristen vielleicht bedrängt. Damit es nicht aussterbe, hätten auch Ausländer die Verpflichtung, für sein Fortbestehen Sorge zu tragen. (mallorcamagazin.com)
Die Welt der Synästheten
Farben schmecken oder Zahlen fühlen – Synästheten haben einen anderen Blick auf die tägliche Verständigung. Beim Hören oder Sprechen entstehen vor ihren Augen oft Muster, oder sie haben das Gefühl, dass ein Buchstabe Klänge erzeugt. Das Wissenschaftsportal scinexx.de bezeichnet es treffend als „Untertitel-Generator“. Forscher der Sorbonne-Universität in Paris haben das Phänomen jetzt untersucht. Bei fast allen Testpersonen trat es schon im Kindesalter auf, kurz nachdem die Kinder lesen gelernt hatten. Bei zwei Dritteln war davon auch nicht nur die Muttersprache betroffen, auch beim Hören von Fremdsprachen entstanden Bilder oder wurden Geschmacksrichtungen wahrgenommen. „Wir vermuten, dass die Tickertape-Synästhese auftritt, wenn die Übersetzung von Phonemen in Grapheme – von Lauten in Buchstaben – zu effizient abläuft“, so Co-Autor Laurent Cohen. Normalerweise wird diese Verknüpfung nur gebraucht, wenn wir ein Wort buchstabieren oder Diktiertes mitschreiben; bei Synästheten sei diese „Übersetzung“ überaktiv und trete auch ohne Schreiben beim bloßen Hören von Sprache auf. Das passe zu ersten Ergebnissen von Hirnscans: Wenn ein Mensch mit Tickertape-Synästhesie einen Monolog hört, würden bestimmte Areale in seiner linken Hirnhälfte stärker aktiviert als bei Kontrollpersonen. Typischerweise seien diese Hirnregionen beim Lesen oder Schreiben aktiv und spielten auch eine Rolle bei der Legasthenie. Daher wird vermutet, dass Synästhesie eine Art „Umkehrung des Lesens“ ist: Statt geschriebene Wörter in Laute zu übersetzen, konvertierten diese Menschen automatisch die Laute in geschriebene Wörter, so einer der Forscher. (scinexx.de)
2. Gendersprache
Vater klagt gegen Gendern an Schule
Ein Vater aus Berlin hat vor dem Verwaltungsgericht Klage eingereicht, um das Gendern an der Schule seines Kindes zu stoppen. In der Ansprache der Eltern und im Unterricht werde gegendert: sprachlich mit der Sprechpause vor dem „-innen“ sowie in Arbeitsmaterialien mit einem Gendersternchen. Der Kläger sieht darin eine Verletzung der schulischen Neutralitätspflicht, außerdem kritisiert er, dass dadurch eine nicht normgerechte Sprache gelehrt und auf die Kinder ein Gender-Druck ausgeübt werde. Gespräche mit den Lehrern und der Schulleitung hätten nichts gebracht. In einer Fachkonferenz sei dann zwar die Entscheidung getroffen worden, Gendern in Arbeiten als Fehler anzustreichen. Dennoch würden die Lehrkräfte sich nicht an diese Entscheidung halten und weiter gendern. Die Schulaufsicht lehnte den darauf folgenden Antrag auf Untersagung der Gendersprache mit der Begründung ab, dass die Regeln des Rechtschreibrates in Berlin mangels Umsetzungsakt nicht gälten. „Nach dieser Logik müsste Berlin nach der alten Rechtschreibung schreiben müssen“, kommentiert der Kläger die absurde Begründung. „Lehrer sind Vorbilder“, sagt Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des VDS, „aber sie dürfen ihre Machtposition nicht ausnutzen, um Kindern ihre eigene Ideologie durch die Hintertür aufzuzwingen.“ Der VDS unterstützt daher die Klage finanziell, um die Berliner Schulen an ihre Neutralitätsmaßgabe zu erinnern.
Spenden für Genderprozesse wie diesen sind willkommen: vds-ev.de. (welt.de (Bezahlschranke), tagesspiegel.de, vds-ev.de)
Wende beim WDR
Umfragen belegen seit längerem, dass mindestens zwei Drittel der Deutschen die sogenannte geschlechtergerechte Sprache ablehnen. Nun reiht sich hier eine weitere Umfrage von infratest dimap im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks ein, die zu ähnlichen, aber trotzdem etwas eigenartigen Ergebnissen kommt. Zwar zeigt auch diese Befragung, dass für fast zwei Drittel der Teilnehmer Gendersprache kaum oder gar keine Rolle spielt. Das Gendersternchen fällt (erwartungsgemäß) durch, sogar deutlicher als in vorherigen Umfragen. Aber: Geschlechtsneutrale Formulierungen, besonders auch die Doppelnennung von männlichen und weiblichen Formen, werden von einer Mehrheit akzeptiert. Programmdirektor Jörg Schönenborn schließt daraus, dass diese von ihm so bezeichnete „Sprechlücke“ abgelehnt werde, die Senderleitung werde künftig empfehlen darauf zu verzichten. Trotzdem dürfte es interessant sein zu erfahren, genau wie die Fragen an die Umfrage-Teilnehmer gestellt wurden. Denn jene Mehrheit, die nicht an die erhoffte Wirkung von Genderformen glaubt, dürfte sich besonders auch von den ständigen Doppelnennungen und Partizipien gestört fühlen. Gleichwohl macht sich Rainer Haubrich von der WELT „Hoffnung, dass bei den öffentlich-rechtlichen Sendern tatsächlich etwas in Bewegung geraten könnte“. (wdr.de, welt.de (Bezahlschranke))
Gender-Regelung für Berliner Landesmitarbeiter
Laut Tagesspiegel und Berliner Zeitung wünscht die Berliner Senatsfinanzverwaltung, dass Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes in E-Mails angeben sollen, mit welchen Personalpronomen sie angesprochen werden möchten. Durch diese Gender-Regelung könne sichergestellt werden, dass Menschen, die sich nicht auf ein bestimmtes Geschlecht festlegen, oder die binäre Geschlechtseinteilung in Mann und Frau ablehnen, korrekt angesprochen werden. Demzufolge könnten neben den gängigen Personalpronomen er/ihm und sie/ihr auch Neopronomen wie „they/them“, „dey/dem“ oder „xier/xem“ angegeben werden. Dies geht aus einem Behördenrundschreiben hervor. Den Vorschlag zur Angabe der Genderformen erhielten die Bediensteten der Senatsverwaltung, Bezirksämter und anderer Stellen bereits Mitte Januar. Eine Pflicht zur Angabe der Personalpronomen und der bevorzugten Anrede bestehe zwar nicht, dennoch befürchten einige Mitarbeiter Nachteile für die Karrierelaufbahn, falls sie die Regelung ablehnen. (berliner-zeitung.de)
3. Kultur
Niedersorbisch retten
Die niedersorbische Sprache gilt laut dem Atlas der gefährdeten Sprachen der Unesco aktuell als „ernsthaft gefährdet“, die obersorbische gilt als „gefährdet“. Offiziell gibt es laut dem sorbischen Dachverband Domowina etwa 60.000 Sorben (früher auch auf Deutsch: Wenden), allerdings sei nicht bekannt, wie viele davon aktive Sprecher der sorbischen Sprachen seien. Der junge Chemiker Maximilian Hassatzky setzt sich in Jänschwalde (Landkreis Spree-Neiße) dafür ein, die Sprache vor dem Aussterben zu bewahren. Er bietet Kurse zum Lernen der niedersorbischen Sprache an. Die Kursteilnehmer treffen sich für 90 Minuten pro Woche nach Feierabend. Es gehe ihnen vor allem darum, Traditionen des Dorfes weiterzutragen. Hassatzky erklärt, als Methode werde das Lernen mit Bildern, die aufeinander aufbauen, verwendet. Gespräche mit Muttersprachlern und Exkursionen gehören ebenfalls in das Programm. „Erwachsene brauchen deutlich mehr Kontaktzeit mit der Sprache“, informiert Hassatzky zudem. Ab September sollen bis zu zehn Teilnehmer die Chance haben Niedersorbisch in einem Intensivkurs zu lernen. Das Projekt mit dem Titel „Zorja“ läuft für zehn Monate und beinhaltet 30 Wochenstunden. Die Teilnehmer erhalten ein Stipendium, das aus den Mitteln für den Strukturwandel nach dem Braunkohleausstieg finanziert wird. Dem Laien kann es vorkommen, als sei das Obersorbische irgendwo zwischen Polnisch und Tschechisch angesiedelt. (rbb24.de)
Sprache entkolonialisieren
Die kasachische Autorin Elmira Kakabeeva spricht sich im Interview mit Masa Media für die Entkolonialisierung ihrer Sprache aus. Denn trotz Zerfall der Sowjetunion ist russisch weiterhin die zweite Amtssprache in Kasachstan und große Teile der Bevölkerung beherrschen Russisch besser als Kasachisch. Zudem seien ein sozialer Aufstieg und bessere Karrieremöglichkeiten durch das Russische möglich. Kakabeeva, die selber bereits in Moskau, Wien und Tel Aviv lebte, äußert den Wunsch ihre eigenen Wurzeln besser kennenzulernen. Durch die Stärkung der kasachischen Muttersprache könne man die koloniale Mentalität zurücklassen und die Unabhängigkeit des Landes von der kolonialen Vergangenheit stärken. Das russischsprachige Interview wurde durch novastan.org übersetzt. (novastan.org)
4. Berichte
Volksinitiative in Hamburg gestartet
Die Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung“ ist am Dienstag offiziell beim Hamburger Senat angemeldet worden. Die Mit-Initiatorin Sabine Mertens, Vorstandsmitglied des VDS, will damit erreichen, dass in Schulen und Verwaltungen nicht mehr gegendert, sondern Normsprache genutzt wird. Innerhalb eines halben Jahres müssen 10.000 Unterschriften zusammenkommen, dann muss sich die Hamburger Bürgerschaft mit der Volksinitiative befassen. Unterschreiben können ausschließlich Hamburger, so wie der Hamburger Staranwalt Gerhard Strate, der die Initiative ebenso unterstützt wie die Hamburger CDU. Auf der Internetseite des VDS können sich Interessierte die Unterschriftenlisten runterladen, selbst unterschreiben und die Listen auch weitergeben. Die Unterschriften werden auf Papier benötigt, eine Online-Unterschrift ist nicht möglich. (hamburg.de, vds-ev.de, bild.de)
Walter Krämer im Interview
„Es gibt noch viel zu tun“, sagt der VDS-Vorsitzende Walter Krämer im Interview mit seiner Heimatzeitung Wunstorfer Stadtanzeiger auf die Frage, ob es wichtig ist, dass es den Verein Deutsche Sprache 25 Jahre nach seiner Gründung noch gibt. Aber verändert habe sich einiges in diesen 25 Jahren, so Krämer. So spreche die als Erste mit dem Titel Sprachpanscher des Jahres ausgezeichnete Modedesignerin Jil Sander „heute perfektes Deutsch“. Auch die Themenschwerpunkte des VDS hätten sich verschoben: „Wir prozessieren gerade gegen einige Arbeitgeber und Universitäten, die ihren Mitarbeitern oder Studenten diesen (Gender-)Unfug vorschreiben“, so Krämer. (wunstorfer-stadtanzeiger.de)
Weitere Volksinitiativen geplant
Nach dem Hamburger Vorbild sind auch Mitglieder anderer Regionen aktiv geworden. In Hessen ist eine Volksinitiative gegen das Gendern geplant. Bernd Fischer, Regionalleiter in Frankfurt, kritisierte bei rheinmain.tv, dass viele Verwaltungen und Schulen das Gendern vorschreiben. Privat dürfe jeder gendern, wie er wolle, so Fischer. Auch in Berlin wird über eine solche Initiative nachgedacht. Anlass ist neben der Gendersprache in der Verwaltung auch die Sprachempfehlung des Landeskriminalamts zum Gendern. (rheinmaintv.de, berliner-zeitung.de)
5. Denglisch
The Ländarzt
Mit der neuen Kampagne „The Ländarzt“ versucht das Bundesland Baden-Württemberg junge Menschen zum Medizinstudium zu animieren. Durch die sogenannte Landarztquote verpflichten sich nämlich 75 Medizinstudenten dazu, nach ihrem Studium als Hausarzt in einem unterversorgten, ländlichen Gebiet zu arbeiten. Der Anglizismus „The Ländarzt“ leitet sich von der „The Länd“ Kampagne ab, mit der sich Baden-Württemberg im Jahr 2021 neu erfinden wollte. Das Sozialministerium des Landes teilte mit, dass man durch die Aktion und den Namen engagierte Menschen finden wolle, die das Berufsbild eines modernen Hausarztes prägen. Die Redaktion der goodnews4 Baden-Baden kritisiert, dass durch die „eigenwillige Kampagne“ die Identität hinter Anglizismen versteckt werde. (goodnews4.de)
Englisch für das Wirtschaftswachstum
Die Forderungen häufen sich hierzulande, Englisch als zweite Amtssprache einzuführen. Nachdem zunächst die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, und der Vizepräsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Klaus Olbricht, sich für die Einführung des Englischen als zweite Amtssprache ausgesprochen haben, befürworten nun auch mehrere Vertreter aus der Wirtschaft dieses Vorhaben. Denn „die dominierende Arbeitssprache in deutschen Startups ist mit 30 Prozent Englisch“, erklärt Niclas Vogt, vom Startup-Verband. Die deutsche Sprache stelle für neue Gründer eine hohe Hürde dar. Vor allem die technischen Bereiche seien auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Auch im deutschen Mittelstand sei Englisch allgegenwärtig, betont Steffen Kawohl vom Deutschen Mittelstands-Bund (DMB). Die Sprachbarriere würde durch das offizielle Einführen des Englischen wegfallen, traut sich Kawohl zu behaupten. Anna-Katharina Ahnefeld von merkur.de stellt fest, dass die gelebte Realität zwar das eine sei, eine offizielle Aufnahme des Englischen als zweite Amtssprache jedoch auch andere Dinge mit sich bringe. Sie verweist darauf, dass Deutsch bundesgesetzlich vorgegeben sei. (merkur.de)
6. Soziale Medien
Genderpolizei schalalalala
Der Sozialdemokrat als solcher ist vorwärtsgerichtet, modern und gendert gern – zumindest in den sozialen Medien präsentieren sich SPD-Politiker gern als weltoffen und genderfreundlich. Der Münchener SPD-Stadtrat und Musiker Roland Hefter zeigt sich in diesen Tagen als Separatist: In einem YouTube-Video präsentiert er sein Lied „Genderpolizei“, in dem er humoresk das Gendern anprangert: „Ich lauf‘ auf dem Bürgersteig, und denk mir nix dabei. Doch plötzlich kommt – tatütataa – die Genderpolizei. Ich werd‘ verhaftet wegen grober Sprachfahrlässigkeit – denn es heißt, des woaß doch jeder: Bürger*innensteig!“ Und selbst in der Kneipe müsse man auf seine Worte achten. Einen „Russn“(Mischgetränk aus Weißbier und Zitronenlimo) dürfe man nicht mehr bestellen, stattdessen kommt eine „Radler*in“ – wobei, um auf Nummer Sicher zu gehen, solle man doch lieber „Weizenlimonadeneuropäer*innenbier“ sagen. (youtube.com/RolandHefter, sueddeutsche.de)
7. Kommentar
Einmal tief durchatmen
Es gilt ein Missverständnis auszumerzen. Genderbewegte werfen den Genderskeptikern gerne vor, sie seien gegen die Gerechtigkeit unter den Geschlechtern. Das ist nicht nur ein bisserl falsch, es ist auch ein bisserl unverschämt, aber es liegt wohl daran, dass man einander nicht zuhört. Wir Sprachfreunde stören uns an dem Gedanken, dass Gerechtigkeit herbeizuzaubern wäre: Was ungerecht ist, müsse man nur anders benennen, dann werde es schon. Das schmerzt, denn wir teilen die Illusion nicht, man könne Sprache gerecht machen. Das geht aus einem einfachen Grund nicht: Sprache ist nicht gerecht, sie ist auch nicht ungerecht. Das kann sie gar nicht, sie ist kein Lebewesen. Nur Menschen können ungerecht sein. Oder gerecht. Gegenüber Unterdrückten, Schwachen, Behinderten, Minderheiten, Einwanderern, Flüchtlingen, auch gegenüber Mehrheiten. Wer korrekt spricht, ist der auch gerecht? Da wäre sogar Vorsicht angezeigt: Wie hört sich der Wolf im Pelz des Schafes an? Immer schön mit Sprechlücken? Es ist schon reichlich blöde, wenn ein Verein – dessen Vorstände hinsichtlich ihrer Diversität über allen Zweifel erhaben sind – wiederholt wegen einer angeblich „rückwärtigen, frauenfeindlichen, homophoben und antiqueeren“ Haltung verleumdet wird. Auf Rechtfertigung haben die Vorstände aber so viel Lust wie auf Erklärung für die tägliche Überraschung, dass die Sonne immer noch im Osten aufgeht. (Oliver Baer)
Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.
Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs