Infobrief vom 12. Februar 2023: Mehrsprachig aufwachsen

1. Presseschau

Mehrsprachig aufwachsen

Muttersprachen widersprechen dem angesagten Mindset. Die Deutsche Welle befasst sich mit dem Aufwachsen in zweisprachigen Familien. Immer mehr Kinder lernten zwei oder mehr SprachrĂ€umen gleichzeitig, sei es weil Vater oder Mutter aus verschiedenen Sprachen kommen, oder wenn zuhause und in der Schule nicht dieselbe Sprache gesprochen wird. Als Expertin wird Wiebke Scharff Rethfeldt, Professorin fĂŒr LogopĂ€die an der Hochschule Bremen, befragt. Sie meint, es sei gar nicht so wichtig, dass die Eltern ihr eigenes Sprachverhalten an strengen Regeln festmachen. Eher sollten sie „das Kind möglichst oft und möglichst vielfĂ€ltig sprachlich anregen“. Auch das Trennen der Sprachen passe nicht mehr in das zeitgemĂ€ĂŸe Mindset, so Scharff Rethfeldt. „Sprachmischungen gehören dazu, und das ist auch ĂŒberhaupt nicht schlimm“. Es scheint, als gĂ€lte bei zunehmend heterogener Bevölkerung die sichere Beherrschung einer Mutter- oder Herkunftssprache nicht mehr als vorbildlich. (dw.com)


GesprÀchsrunden zur Sprachförderung

Der 2013 gegrĂŒndete Verein SprachbrĂŒcke-Hamburg unterstĂŒtzt mit dem Projekt „Sprache im Alltag“ Zuwanderer und FlĂŒchtlinge beim Erlernen der deutschen Sprache. Die Initiative setzt dabei vor allem auf offene GesprĂ€chsrunden, die in ganz Hamburg und auch im Internet angeboten werden. Die GrĂŒnderin des Vereins, Annja Haehling von Lanzenauer, sagt: „Auf der Straße spricht man sich im Alltag nicht an, dabei ist genau dieser Kontakt so wichtig“. Die Sprachbarriere und kulturelle Unterschiede machten es schwer, Fremde anzusprechen, darunter leide die Sprachkompetenz. Die angebotenen GesprĂ€chsrunden verhelfen den Lernern dabei, sich untereinander zu vernetzen und die Sprache besser zu lernen. Rund 170 ehrenamtliche Vereinsmitglieder moderieren die GesprĂ€chsrunden. (t-online.de)


Heulsprache bei Hunden und Wölfen

Moderne Hunde bellen statt zu heulen. Wölfe verstĂ€ndigen sich ĂŒber klagende, langgezogene Laute. Man könne im Wolfsheulen komplexe Äußerungen verstehen, darin komme das soziale Geflecht eines Rudels zum Ausdruck, erklĂ€ren Forscher des Wolf Science Center im niederösterreichischen Ernstbrunn. Auch einige Hunde nutzen die Heulsprache. Hunderassen, die dem Wolf genetisch Ă€hnlich sind, neigen offenbar eher dazu, auf das Wolfsgeheul mit eigenem Heulen zu antworten. JĂŒngere Hunderassen reagieren hingegen eher mit Bellen. Das Heulen ist fĂŒr die meisten Hunderassen zwar organisch möglich, jedoch habe es durch das verĂ€nderte soziale Umfeld seine Funktion verloren, erklĂ€ren die Forscher. Oft handele es sich beim Hundeheulen nur noch um eine Angstreaktion. Die Domestizierung der Hunde und die selektive Zucht habe auch die stimmlichen Möglichkeiten der Tiere verĂ€ndert, sodass sich das Heulen bei Haushunden heutzutage deutlich von der Heulsprache bei Wölfen unterscheide. (derstandard.de)


Katalanisch auch fĂŒr AuslĂ€nder

Das Ausland genießt man in der Landessprache am besten: Man gehört dazu. FĂŒr Deutsche ist Katalanisch jedenfalls leichter zu lernen als Spanisch. Es lohnt sich, die Alltagssprache seiner neuen Heimat im Ausland zu erwerben. In Spanien ist es das kastilische Spanisch, auf Mallorca auch Katalanisch. Es wird von etwa 12 Millionen Menschen ĂŒberwiegend im Osten des Festlandes und auf den Balearen gesprochen. Anzutreffen ist es auch in italienischen und französischen Enklaven. In Francos Spanien wurde das Katalanische ausdrĂŒcklich verboten. In manchen Kreisen gewinnt der mallorquinische Dialekt wieder an Boden, und die Mallorca-Partei El Pi fordert jetzt, dass AuslĂ€nder mit festem Wohnsitz auf der Insel neben Spanisch auch Katalanisch lernen. Schließlich sei es eine regulĂ€re Sprache der Inselbewohner, werde allerdings durch das Spanisch der Touristen vielleicht bedrĂ€ngt. Damit es nicht aussterbe, hĂ€tten auch AuslĂ€nder die Verpflichtung, fĂŒr sein Fortbestehen Sorge zu tragen. (mallorcamagazin.com)


Die Welt der SynÀstheten

Farben schmecken oder Zahlen fĂŒhlen – SynĂ€stheten haben einen anderen Blick auf die tĂ€gliche VerstĂ€ndigung. Beim Hören oder Sprechen entstehen vor ihren Augen oft Muster, oder sie haben das GefĂŒhl, dass ein Buchstabe KlĂ€nge erzeugt. Das Wissenschaftsportal scinexx.de bezeichnet es treffend als „Untertitel-Generator“. Forscher der Sorbonne-UniversitĂ€t in Paris haben das PhĂ€nomen jetzt untersucht. Bei fast allen Testpersonen trat es schon im Kindesalter auf, kurz nachdem die Kinder lesen gelernt hatten. Bei zwei Dritteln war davon auch nicht nur die Muttersprache betroffen, auch beim Hören von Fremdsprachen entstanden Bilder oder wurden Geschmacksrichtungen wahrgenommen. „Wir vermuten, dass die Tickertape-SynĂ€sthese auftritt, wenn die Übersetzung von Phonemen in Grapheme – von Lauten in Buchstaben – zu effizient ablĂ€uft“, so Co-Autor Laurent Cohen. Normalerweise wird diese VerknĂŒpfung nur gebraucht, wenn wir ein Wort buchstabieren oder Diktiertes mitschreiben; bei SynĂ€stheten sei diese „Übersetzung“ ĂŒberaktiv und trete auch ohne Schreiben beim bloßen Hören von Sprache auf. Das passe zu ersten Ergebnissen von Hirnscans: Wenn ein Mensch mit Tickertape-SynĂ€sthesie einen Monolog hört, wĂŒrden bestimmte Areale in seiner linken HirnhĂ€lfte stĂ€rker aktiviert als bei Kontrollpersonen. Typischerweise seien diese Hirnregionen beim Lesen oder Schreiben aktiv und spielten auch eine Rolle bei der Legasthenie. Daher wird vermutet, dass SynĂ€sthesie eine Art „Umkehrung des Lesens“ ist: Statt geschriebene Wörter in Laute zu ĂŒbersetzen, konvertierten diese Menschen automatisch die Laute in geschriebene Wörter, so einer der Forscher. (scinexx.de)


2. Gendersprache

Vater klagt gegen Gendern an Schule

Ein Vater aus Berlin hat vor dem Verwaltungsgericht Klage eingereicht, um das Gendern an der Schule seines Kindes zu stoppen. In der Ansprache der Eltern und im Unterricht werde gegendert: sprachlich mit der Sprechpause vor dem „-innen“ sowie in Arbeitsmaterialien mit einem Gendersternchen. Der KlĂ€ger sieht darin eine Verletzung der schulischen NeutralitĂ€tspflicht, außerdem kritisiert er, dass dadurch eine nicht normgerechte Sprache gelehrt und auf die Kinder ein Gender-Druck ausgeĂŒbt werde. GesprĂ€che mit den Lehrern und der Schulleitung hĂ€tten nichts gebracht. In einer Fachkonferenz sei dann zwar die Entscheidung getroffen worden, Gendern in Arbeiten als Fehler anzustreichen. Dennoch wĂŒrden die LehrkrĂ€fte sich nicht an diese Entscheidung halten und weiter gendern. Die Schulaufsicht lehnte den darauf folgenden Antrag auf Untersagung der Gendersprache mit der BegrĂŒndung ab, dass die Regeln des Rechtschreibrates in Berlin mangels Umsetzungsakt nicht gĂ€lten. „Nach dieser Logik mĂŒsste Berlin nach der alten Rechtschreibung schreiben mĂŒssen“, kommentiert der KlĂ€ger die absurde BegrĂŒndung. „Lehrer sind Vorbilder“, sagt Prof. Walter KrĂ€mer, Vorsitzender des VDS, „aber sie dĂŒrfen ihre Machtposition nicht ausnutzen, um Kindern ihre eigene Ideologie durch die HintertĂŒr aufzuzwingen.“ Der VDS unterstĂŒtzt daher die Klage finanziell, um die Berliner Schulen an ihre NeutralitĂ€tsmaßgabe zu erinnern.

Spenden fĂŒr Genderprozesse wie diesen sind willkommen: vds-ev.de. (welt.de (Bezahlschranke), tagesspiegel.de, vds-ev.de)


Wende beim WDR

Umfragen belegen seit lĂ€ngerem, dass mindestens zwei Drittel der Deutschen die sogenannte geschlechtergerechte Sprache ablehnen. Nun reiht sich hier eine weitere Umfrage von infratest dimap im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks ein, die zu Ă€hnlichen, aber trotzdem etwas eigenartigen Ergebnissen kommt. Zwar zeigt auch diese Befragung, dass fĂŒr fast zwei Drittel der Teilnehmer Gendersprache kaum oder gar keine Rolle spielt. Das Gendersternchen fĂ€llt (erwartungsgemĂ€ĂŸ) durch, sogar deutlicher als in vorherigen Umfragen. Aber: Geschlechtsneutrale Formulierungen, besonders auch die Doppelnennung von mĂ€nnlichen und weiblichen Formen, werden von einer Mehrheit akzeptiert. Programmdirektor Jörg Schönenborn schließt daraus, dass diese von ihm so bezeichnete „SprechlĂŒcke“ abgelehnt werde, die Senderleitung werde kĂŒnftig empfehlen darauf zu verzichten. Trotzdem dĂŒrfte es interessant sein zu erfahren, genau wie die Fragen an die Umfrage-Teilnehmer gestellt wurden. Denn jene Mehrheit, die nicht an die erhoffte Wirkung von Genderformen glaubt, dĂŒrfte sich besonders auch von den stĂ€ndigen Doppelnennungen und Partizipien gestört fĂŒhlen. Gleichwohl macht sich Rainer Haubrich von der WELT „Hoffnung, dass bei den öffentlich-rechtlichen Sendern tatsĂ€chlich etwas in Bewegung geraten könnte“. (wdr.de, welt.de (Bezahlschranke))


Gender-Regelung fĂŒr Berliner Landesmitarbeiter

Laut Tagesspiegel und Berliner Zeitung wĂŒnscht die Berliner Senatsfinanzverwaltung, dass Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes in E-Mails angeben sollen, mit welchen Personalpronomen sie angesprochen werden möchten. Durch diese Gender-Regelung könne sichergestellt werden, dass Menschen, die sich nicht auf ein bestimmtes Geschlecht festlegen, oder die binĂ€re Geschlechtseinteilung in Mann und Frau ablehnen, korrekt angesprochen werden. Demzufolge könnten neben den gĂ€ngigen Personalpronomen er/ihm und sie/ihr auch Neopronomen wie „they/them“, „dey/dem“ oder „xier/xem“ angegeben werden. Dies geht aus einem Behördenrundschreiben hervor. Den Vorschlag zur Angabe der Genderformen erhielten die Bediensteten der Senatsverwaltung, BezirksĂ€mter und anderer Stellen bereits Mitte Januar. Eine Pflicht zur Angabe der Personalpronomen und der bevorzugten Anrede bestehe zwar nicht, dennoch befĂŒrchten einige Mitarbeiter Nachteile fĂŒr die Karrierelaufbahn, falls sie die Regelung ablehnen. (berliner-zeitung.de)

3. Kultur

Niedersorbisch retten

Die niedersorbische Sprache gilt laut dem Atlas der gefĂ€hrdeten Sprachen der Unesco aktuell als „ernsthaft gefĂ€hrdet“, die obersorbische gilt als „gefĂ€hrdet“. Offiziell gibt es laut dem sorbischen Dachverband Domowina etwa 60.000 Sorben (frĂŒher auch auf Deutsch: Wenden), allerdings sei nicht bekannt, wie viele davon aktive Sprecher der sorbischen Sprachen seien. Der junge Chemiker Maximilian Hassatzky setzt sich in JĂ€nschwalde (Landkreis Spree-Neiße) dafĂŒr ein, die Sprache vor dem Aussterben zu bewahren. Er bietet Kurse zum Lernen der niedersorbischen Sprache an. Die Kursteilnehmer treffen sich fĂŒr 90 Minuten pro Woche nach Feierabend. Es gehe ihnen vor allem darum, Traditionen des Dorfes weiterzutragen. Hassatzky erklĂ€rt, als Methode werde das Lernen mit Bildern, die aufeinander aufbauen, verwendet. GesprĂ€che mit Muttersprachlern und Exkursionen gehören ebenfalls in das Programm. „Erwachsene brauchen deutlich mehr Kontaktzeit mit der Sprache“, informiert Hassatzky zudem. Ab September sollen bis zu zehn Teilnehmer die Chance haben Niedersorbisch in einem Intensivkurs zu lernen. Das Projekt mit dem Titel „Zorja“ lĂ€uft fĂŒr zehn Monate und beinhaltet 30 Wochenstunden. Die Teilnehmer erhalten ein Stipendium, das aus den Mitteln fĂŒr den Strukturwandel nach dem Braunkohleausstieg finanziert wird. Dem Laien kann es vorkommen, als sei das Obersorbische irgendwo zwischen Polnisch und Tschechisch angesiedelt. (rbb24.de)


Sprache entkolonialisieren

Die kasachische Autorin Elmira Kakabeeva spricht sich im Interview mit Masa Media fĂŒr die Entkolonialisierung ihrer Sprache aus. Denn trotz Zerfall der Sowjetunion ist russisch weiterhin die zweite Amtssprache in Kasachstan und große Teile der Bevölkerung beherrschen Russisch besser als Kasachisch. Zudem seien ein sozialer Aufstieg und bessere Karrieremöglichkeiten durch das Russische möglich. Kakabeeva, die selber bereits in Moskau, Wien und Tel Aviv lebte, Ă€ußert den Wunsch ihre eigenen Wurzeln besser kennenzulernen. Durch die StĂ€rkung der kasachischen Muttersprache könne man die koloniale MentalitĂ€t zurĂŒcklassen und die UnabhĂ€ngigkeit des Landes von der kolonialen Vergangenheit stĂ€rken. Das russischsprachige Interview wurde durch novastan.org ĂŒbersetzt. (novastan.org)


4. Berichte

Volksinitiative in Hamburg gestartet

Die Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung“ ist am Dienstag offiziell beim Hamburger Senat angemeldet worden. Die Mit-Initiatorin Sabine Mertens, Vorstandsmitglied des VDS, will damit erreichen, dass in Schulen und Verwaltungen nicht mehr gegendert, sondern Normsprache genutzt wird. Innerhalb eines halben Jahres mĂŒssen 10.000 Unterschriften zusammenkommen, dann muss sich die Hamburger BĂŒrgerschaft mit der Volksinitiative befassen. Unterschreiben können ausschließlich Hamburger, so wie der Hamburger Staranwalt Gerhard Strate, der die Initiative ebenso unterstĂŒtzt wie die Hamburger CDU. Auf der Internetseite des VDS können sich Interessierte die Unterschriftenlisten runterladen, selbst unterschreiben und die Listen auch weitergeben. Die Unterschriften werden auf Papier benötigt, eine Online-Unterschrift ist nicht möglich. (hamburg.de, vds-ev.de, bild.de)


Walter KrÀmer im Interview

„Es gibt noch viel zu tun“, sagt der VDS-Vorsitzende Walter KrĂ€mer im Interview mit seiner Heimatzeitung Wunstorfer Stadtanzeiger auf die Frage, ob es wichtig ist, dass es den Verein Deutsche Sprache 25 Jahre nach seiner GrĂŒndung noch gibt. Aber verĂ€ndert habe sich einiges in diesen 25 Jahren, so KrĂ€mer. So spreche die als Erste mit dem Titel Sprachpanscher des Jahres ausgezeichnete Modedesignerin Jil Sander „heute perfektes Deutsch“. Auch die Themenschwerpunkte des VDS hĂ€tten sich verschoben: „Wir prozessieren gerade gegen einige Arbeitgeber und UniversitĂ€ten, die ihren Mitarbeitern oder Studenten diesen (Gender-)Unfug vorschreiben“, so KrĂ€mer. (wunstorfer-stadtanzeiger.de)


Weitere Volksinitiativen geplant

Nach dem Hamburger Vorbild sind auch Mitglieder anderer Regionen aktiv geworden. In Hessen ist eine Volksinitiative gegen das Gendern geplant. Bernd Fischer, Regionalleiter in Frankfurt, kritisierte bei rheinmain.tv, dass viele Verwaltungen und Schulen das Gendern vorschreiben. Privat dĂŒrfe jeder gendern, wie er wolle, so Fischer. Auch in Berlin wird ĂŒber eine solche Initiative nachgedacht. Anlass ist neben der Gendersprache in der Verwaltung auch die Sprachempfehlung des Landeskriminalamts zum Gendern. (rheinmaintv.de, berliner-zeitung.de)


5. Denglisch

The LĂ€ndarzt

Mit der neuen Kampagne „The LĂ€ndarzt“ versucht das Bundesland Baden-WĂŒrttemberg junge Menschen zum Medizinstudium zu animieren. Durch die sogenannte Landarztquote verpflichten sich nĂ€mlich 75 Medizinstudenten dazu, nach ihrem Studium als Hausarzt in einem unterversorgten, lĂ€ndlichen Gebiet zu arbeiten. Der Anglizismus „The LĂ€ndarzt“ leitet sich von der „The LĂ€nd“ Kampagne ab, mit der sich Baden-WĂŒrttemberg im Jahr 2021 neu erfinden wollte. Das Sozialministerium des Landes teilte mit, dass man durch die Aktion und den Namen engagierte Menschen finden wolle, die das Berufsbild eines modernen Hausarztes prĂ€gen. Die Redaktion der goodnews4 Baden-Baden kritisiert, dass durch die „eigenwillige Kampagne“ die IdentitĂ€t hinter Anglizismen versteckt werde. (goodnews4.de)


Englisch fĂŒr das Wirtschaftswachstum

Die Forderungen hĂ€ufen sich hierzulande, Englisch als zweite Amtssprache einzufĂŒhren. Nachdem zunĂ€chst die Bundesministerin fĂŒr Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, und der VizeprĂ€sident der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Klaus Olbricht, sich fĂŒr die EinfĂŒhrung des Englischen als zweite Amtssprache ausgesprochen haben, befĂŒrworten nun auch mehrere Vertreter aus der Wirtschaft dieses Vorhaben. Denn „die dominierende Arbeitssprache in deutschen Startups ist mit 30 Prozent Englisch“, erklĂ€rt Niclas Vogt, vom Startup-Verband. Die deutsche Sprache stelle fĂŒr neue GrĂŒnder eine hohe HĂŒrde dar. Vor allem die technischen Bereiche seien auf FachkrĂ€fte aus dem Ausland angewiesen. Auch im deutschen Mittelstand sei Englisch allgegenwĂ€rtig, betont Steffen Kawohl vom Deutschen Mittelstands-Bund (DMB). Die Sprachbarriere wĂŒrde durch das offizielle EinfĂŒhren des Englischen wegfallen, traut sich Kawohl zu behaupten. Anna-Katharina Ahnefeld von merkur.de stellt fest, dass die gelebte RealitĂ€t zwar das eine sei, eine offizielle Aufnahme des Englischen als zweite Amtssprache jedoch auch andere Dinge mit sich bringe. Sie verweist darauf, dass Deutsch bundesgesetzlich vorgegeben sei. (merkur.de)


6. Soziale Medien

Genderpolizei schalalalala

Der Sozialdemokrat als solcher ist vorwĂ€rtsgerichtet, modern und gendert gern – zumindest in den sozialen Medien prĂ€sentieren sich SPD-Politiker gern als weltoffen und genderfreundlich. Der MĂŒnchener SPD-Stadtrat und Musiker Roland Hefter zeigt sich in diesen Tagen als Separatist: In einem YouTube-Video prĂ€sentiert er sein Lied „Genderpolizei“, in dem er humoresk das Gendern anprangert: „Ich lauf‘ auf dem BĂŒrgersteig, und denk mir nix dabei. Doch plötzlich kommt – tatĂŒtataa – die Genderpolizei. Ich werd‘ verhaftet wegen grober SprachfahrlĂ€ssigkeit – denn es heißt, des woaß doch jeder: BĂŒrger*innensteig!“ Und selbst in der Kneipe mĂŒsse man auf seine Worte achten. Einen „Russn“(MischgetrĂ€nk aus Weißbier und Zitronenlimo) dĂŒrfe man nicht mehr bestellen, stattdessen kommt eine „Radler*in“ – wobei, um auf Nummer Sicher zu gehen, solle man doch lieber „WeizenlimonadeneuropĂ€er*innenbier“ sagen. (youtube.com/RolandHefter, sueddeutsche.de)


7. Kommentar

Einmal tief durchatmen

Es gilt ein MissverstĂ€ndnis auszumerzen. Genderbewegte werfen den Genderskeptikern gerne vor, sie seien gegen die Gerechtigkeit unter den Geschlechtern. Das ist nicht nur ein bisserl falsch, es ist auch ein bisserl unverschĂ€mt, aber es liegt wohl daran, dass man einander nicht zuhört. Wir Sprachfreunde stören uns an dem Gedanken, dass Gerechtigkeit herbeizuzaubern wĂ€re: Was ungerecht ist, mĂŒsse man nur anders benennen, dann werde es schon. Das schmerzt, denn wir teilen die Illusion nicht, man könne Sprache gerecht machen. Das geht aus einem einfachen Grund nicht: Sprache ist nicht gerecht, sie ist auch nicht ungerecht. Das kann sie gar nicht, sie ist kein Lebewesen. Nur Menschen können ungerecht sein. Oder gerecht. GegenĂŒber UnterdrĂŒckten, Schwachen, Behinderten, Minderheiten, Einwanderern, FlĂŒchtlingen, auch gegenĂŒber Mehrheiten. Wer korrekt spricht, ist der auch gerecht? Da wĂ€re sogar Vorsicht angezeigt: Wie hört sich der Wolf im Pelz des Schafes an? Immer schön mit SprechlĂŒcken? Es ist schon reichlich blöde, wenn ein Verein – dessen VorstĂ€nde hinsichtlich ihrer DiversitĂ€t ĂŒber allen Zweifel erhaben sind – wiederholt wegen einer angeblich „rĂŒckwĂ€rtigen, frauenfeindlichen, homophoben und antiqueeren“ Haltung verleumdet wird. Auf Rechtfertigung haben die VorstĂ€nde aber so viel Lust wie auf ErklĂ€rung fĂŒr die tĂ€gliche Überraschung, dass die Sonne immer noch im Osten aufgeht. (Oliver Baer)


Der VDS-Infobrief enthĂ€lt Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. MĂ€nner sind mitgemeint, das Gleiche gilt fĂŒr andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete BeitrĂ€ge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.

Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs

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