Infobrief vom 16. Dezember 2023: Verdrehte Zahlen

1. Presseschau

Verdrehte Zahlen

Was bei Engländern, Polen und Türken die „90 und 9“ ist, ist in Deutschland die „9 und 90“. Die sprachliche Wiedergabe von Zahlen ist nicht einheitlich, von der Sprechrichtung der einzelnen Ziffern wird daher leicht verwirrt, wer eine neue Sprache lernen will. Das Stellenwertsystem in seiner dezimalen Variante wurde spätestens um das Jahr 700 in Indien erfunden, ab 1300 kam es über die Araber nach Europa und verdrängte die römischen Zahlen. Im 15. Jahrhundert etablierte sich das System, die ersten Rechenbücher erschienen. In den meisten europäischen Ländern hat sich dabei durchgesetzt, dass der Zehner vor dem Einer gesprochen wird (also: zwanzig-eins für 21), das entspricht den Vorläufern der indogermanischen Sprachen. Erst mit den Jahrtausenden und Jahrhunderten wurde diese Stellung in einigen Sprachen verschoben, wie in den meisten westgermanischen Sprachen, zu denen auch Deutsch gehört.

Einen anderen Aspekt bildet die Leserichtung einer Sprache. Geschrieben wird im Arabischen die 1 als erste Ziffer, danach kommt die 2; gelesen wird die Zahl wie im Deutschen „Ein und Zwanzig“, auch wenn sie „traditionell“ geschrieben eine 12 ergäbe. Und auch im Englischen war Twenty-One nicht immer Twenty-One. Forscher haben Erwähnungen von Zahlen in Texten untersucht und festgestellt, dass noch bis ins 19. Jahrhundert hinein die „Einer vor Zehner“-Variante durchaus üblich war, wenn auch weniger häufig. Im 16. Jahrhundert begann der Siegeszug der „Zehner vor Einer“-Variante, die wir heute aus dem Englischen kennen. (faz.net (Bezahlschranke))


Schlechte Vorbereitung auf Schule

Der Schulstart beginnt für viele Kinder in Deutschland nicht optimal, ihnen fehlen Grundlagen zum Schriftspracherwerb. Zwar werde das Lesen und Schreiben erst in der Schule gelernt, aber Wörter lernt man früher, so das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Uni Dortmund. Schon Vorschulkinder könnten Buchstaben erkennen oder einige Wörter lesen. Die Forscher griffen für die Studie auf Teilaspekte der internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) aus diesem Jahr zurück, bei der Schulleitungen und Eltern befragt wurden. Demnach gaben 78 Prozent der Schulleitungen an, dass fast ein Viertel der Kinder bei der Einschulung nicht über grundlegende Sprachkompetenzen verfügte. „Nur 9 Prozent der Eltern schätzten die Lese-Fähigkeiten ihrer Kinder bei Schuleintritt als ‚sehr gut‘ ein“, schreibt Bild. Die Vorbereitung auf die Schule müsse in den Blick genommen werden, so die Iglu-Studienleiterin und geschäftsführende IFS-Direktorin Nele McElvany. Eltern sollten ihren Kindern viel mehr vorlesen, Geschichten erzählen und gemeinsam Lieder singen. All das könne den Kindern die Schulzeit erleichtern und für eine bessere Lesefähigkeit zum Ende der Grundschulzeit sorgen. (bild.de)


2. Gendersprache

Rechtliche Grenzen der Sprachregelung

Die designierte Hessen-Koalition macht’s vor, in Bayern zieht Ministerpräsident Söder nach: Immer mehr Politiker wagen den Aufstand. Aber „rechtlich würden entsprechende Vorgaben zumindest teilweise kompliziert“, schreibt Ricarda Breyton in der Welt. Aus Sicht der Juristen müsse die Amtssprache verständlich bleiben. Andererseits schütze das Grundgesetz die Wissenschafts- und Rundfunkfreiheit; Vorgaben für Forscher und Journalisten seien wohl kaum mit dem Grundgesetz vereinbar. Der Bereich Schule hingegen unterliege der Aufsicht des Staates (Art. 7 Grundgesetz), er könne geregelt werden. Zudem habe das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass die Länder, zuständig für die Bildungspolitik, neben dem Lehrplan auch Vorgaben zu verwendeten Sprachen machen könnten. Lehrer hätten zwar auch bestimmte Freiheiten, der Augsburger Staatsrechtler Josef Franz Lindner meint jedoch: „Diese finden aber ihre Grenzen in den Vorgaben, die der Staat im Rahmen seiner Schulhoheit verfügt.“ Wer trotz Verbots konsequent gendere, begehe ein Dienstvergehen und könne sanktioniert werden. Allerdings sollte der Staat die Vorgaben nicht zu streng und kleinteilig machen, sonst entstehe in der Schule ein hohes Konfliktpotenzial. Ähnlich verhalte es sich mit Behörden, für die im Verwaltungsverfahrensgesetz Deutsch immerhin als Amtssprache festgelegt ist.

Andere Juristen, wie Ulrike Lembke, Richterin am Verfassungsgerichtshof des Landes Berlin, sehen in einem pauschalen Verbot von Gendersprache eine Diskriminierung. Sie verweist auf Artikel 3 des Grundgesetzes, der jegliche Benachteiligung oder Bevorzugung aufgrund des Geschlechts untersagt. Demnach würde der Staat Frauen oder trans- und intergeschlechtliche Personen benachteiligen, wenn nur von Lehrern statt von Lehrer*innen gesprochen wird.

„Eine Diskriminierung durch Sprache wäre verfassungswidrig“, sagt zwar auch der Oldenburger Staatsrechtler Volker Boehme-Neßler. Allerdings verneint er die Frage, ob das generische Maskulinum überhaupt diskriminiere. Es würde vielmehr von allen verstanden und genutzt: „Aus der Sicht des normalen Sprachbürgers ist es nicht diskriminierend – und deshalb verfassungsrechtlich zulässig.“ (welt.de (Bezahlschranke))


Umstrittene Abstimmung

Am Freitag kam erneut in diesem Jahr der Rat für deutsche Rechtschreibung zusammen, jenes Gremium, das die amtliche Rechtschreibung in Deutschland festlegt. Abgestimmt werden sollte auch über eine Aufnahme von sogenannten „gendergerechten“ Sonderschreibweisen und Zeichen in das Regelwerk. Der Rat lehnt diese erneut ab. Laut der Nachrichtenagentur KNA, zitiert von Zeit Online, heißt es in dem mehrheitlich beschlossenen Papier des Expertengremiums: „Sonderzeichen innerhalb von Wörtern beeinträchtigen die Verständlichkeit, die Lesbarkeit, die Vorlesbarkeit und die automatische Übersetzbarkeit“. Auch die „Eindeutigkeit und Rechtssicherheit von Begriffen und Texten“ sieht der Rat gefährdet.

Bereits im Vorfeld gab es viel Widerspruch gegen eine solche Ergänzung. Die Germanisten Ursula Bredel und Peter Eisenberg (beide Mitglieder im Rat für deutsche Rechtschreibung) bezeichneten den Sonderpassus als „Katastrophe“ und als den drohenden „Anfang vom Ende“ einer einheitlichen deutschen Standardsprache. Die Initiative „Linguistik vs. Gendern“, die von zahlreichen namhaften Sprachwissenschaftlern unterstützt wird, und deren Appell mittlerweile mehr als 1.000 Sprachexperten unterschrieben haben, hat sich in diesem Zusammenhang erneut mit einem Brief an die Rundfunkräte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gewandt. Darin fordern sie, von der Gender-Praxis Abstand zu nehmen. (welt.de (Bezahlschranke))


Mehrheit stimmt Söder zu

In seiner Regierungserklärung gab Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in der vergangenen Woche seine Absicht bekannt, das Gendern in Bayerns Amtsstuben und Schulen künftig zu untersagen. Laut Augsburger Allgemeine befürworten diese Forderung rund 74 Prozent der Deutschen. Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey hält lediglich jeder Fünfte ein Gender-Verbot für falsch. Die Ergebnisse unterscheiden sich kaum nach Geschlecht der Befragten, jedoch nehme die Unterstützung eines Gender-Verbots mit dem Alter zu. Ausgewertet wurden die Stimmen von rund 5000 Nutzern in ganz Deutschland. (augsburger-allgemeine.de)


Echos auf Söders Gender-Verbot

Der Merkur hat nach der Ankündigung eines Gender-Verbots durch Bayerns Ministerpräsidenten ein Stimmungsbild bei Schulen und Gemeinden eingeholt. Die meisten sehen das Verbot skeptisch. „Wir müssen mit der Zeit gehen“, sagt Christa Scharl, Referentin des Bürgermeisters von Ismaning, wo seit 3 Jahren gegendert wird. Sprache verändere sich, man wolle den Menschen nahe sein, Beschwerden habe es bisher keine gegeben. Auch in Höhenkirchen-Siegertsbrunn wird gegendert. „Es ist kein großes Thema mehr, sondern normal,“ sagt Geschäftsleiterin Nina Schierlinger, man wolle alle Personengruppen abbilden. Auf der Internetseite der Gemeinde Taufkirchen liest man von Taufkirchner*innen oder TaufkirchnerInnen. Dennoch sieht der Zweite Bürgermeister Michael Lilienthal (FW) das Gendern skeptisch. Er halte sich nicht konsequent daran und verwende meistens ein Wort, das alle anspreche. Zu Söders Idee sagt er: „Ein Verbot ist genauso falsch wie ein Zwang.“

Auch an den Schulen wird ein Gender-Verbot gemischt gesehen. An der Johann-Andreas-Schmeller-Realschule in Ismaning wolle man keine ideologische Diskussion zum Gendersternchen führen, so der Schulleiter Stefan Ambrosi. Im Deutschaufsatz könnten die Schüler ein Sternchen verwenden, das würde als Rechtschreibfehler gewertet, weitere Sternchen seien Folgefehler. Ambrosi mahnt „mehr Gelassenheit beim Thema Gendern“. Das geplante Verbot hält er für „nicht zeitgemäß“. Ähnlich sieht es Schulleiterin Michaela Trinder vom Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching. Das Kollegium solle beide Geschlechter ausschreiben, aber keine Sonderzeichen verwenden. Eine einheitliche Regel gebe es nicht. „Die Schüler dürfen gendern”, so Trinder. „Wir wollen ihnen das nicht verbieten.” Im Deutschaufsatz sei das Sternchen auch kein Fehler. Einige Schüler würden auch das Binnen-I sprechen, darin sehe Trinder kein Problem: „Sprache prägt das Denken.” (merkur.de)

Praxistest nicht bestanden

Der Rechtsanwalt und Publizist Butz Peters spricht in seiner Kolumne für Dresdner Neueste Nachrichten vom „Scheitern“ des Genderns. Markus Söders neueste Ankündigung versetze die Befürworter des Sprachgenderns in Aufruhr, man werfe ihm „Populismus und Spaltung“ vor. Bedienstete in staatlichen Einrichtungen hätten aber nicht das Recht, mit der Sprache so umzugehen, wie es ihnen am besten gefalle. Nicht nur Schulen, Behörden und Universitäten beharren auf der Gendersprache, auch die öffentlich-rechtlichen Sender gendern laut Peters „bis ins Groteske“.

Seit Jahren beweisen Meinungsumfragen, dass die Mehrheit vom Gendern genervt sei, dieses ablehne oder nicht mitmache. Peters bezeichnet die Argumente der Genderbefürworter, also eine verbesserte Gleichberechtigung, Gleichstellung und Diversität, als die drei „Lebenslügen des Genderismus“. Es gebe auf dem „freien Markt“ kaum jemanden, der gendert. Das Gendern sei eine Praxis, betrieben fast nur von Mitarbeiter in Einrichtungen, die aus Steuern oder anderen öffentlichen Abgaben finanziert werden, diese hätten daher die Meinung der Mehrheit zu vertreten. Er erkennt eine dreiste Umerziehungsabsicht der Genderaktivisten. Zwar gebe es in der Politik wichtigere Themen als ein Gender-Verbot für staatliche Einrichtungen, aber der Wille der Mehrheit müsse berücksichtigt werden. Das Sprachgendern habe den Praxistest nicht bestanden. (dnn.de)


3. Kultur

Einzigartig deutsch

Bereits vor einiger Zeit berichteten wir über einzigartige und unübersetzbare Wörter aus anderen Sprachen, für die ein deutsches Äquivalent fehlt. Buzzfeed.de hat dagegen eine neue Liste mit einzigartigen deutschen Wörtern zusammengestellt, die nicht nur die Ausdrucksfähigkeit, sondern auch die Einzigartigkeit unserer Sprache und der im Deutschen möglichen Wortkonstruktionen aufführt. Der „Feierabend“ und das „Feierabend-Bier“ seien nicht übersetzbar und eindeutig deutsch. Durch die Sprache würden kulturelle Eigenarten offenbart.

Das wohl bekannteste Beispiel eines unübersetzbaren deutschen Wortes ist die „Schadenfreude“, also die Freude über das Unglück anderer. Zwar gebe es im Englischen mit „malicious joy“ und im Französischen mit „plaisir sadique“ Wortkonstruktionen, welche den Begriff umschreiben, jedoch treffe keine Sprache den Kern so genau wie die Schadenfreude. Im Englischen handelt es sich um ein deutsches Lehnwort. Auch das „Kopfkino“, das Abspielen von Szenarien im Kopf, der „Kummerspeck“, ein aus einem Trostbedürfnis angegessenes Fettpolster, oder der „Warmduscher“, also ein Schwächling, sind Wörter, die im Deutschen einzigartig seien. Die Liste betont den Reichtum an Ausdrucksmöglichkeiten und die Vielfalt der deutschen Sprache, die es zu bewahren gilt. (buzzfeed.de)


Christdemokraten für „Deutsch zuerst“?

„Die Schulen müssen sich wieder auf die Vermittlung von Kernkompetenzen konzentrieren. Das ist das Wichtigste. So schön es ist, Mandarin und Englisch im Unterricht zu haben: Zuerst braucht es gute Deutschkenntnisse.“ Sagt Markus Söder. Auch dieses: „Deutsch muss als Heimatsprache als Erstes gut beherrscht werden. … In Bayern führen wir übrigens verpflichtende Deutschtests an Schulen ein.“ Und vielleicht wird Deutsch dann auch im Grundgesetz erwähnt … (presse-augsburg.de)


Internationale Bohnenstraße

Mehrsprachige Straßenschilder gibt es in Deutschland mittlerweile in mehreren Großstädten. Eines der ersten findet sich in Bremen. Im Bremer Ostertorviertel steht seit 2006 das Schild der „Bohnenstraße“ in fünf Sprachen übersetzt, neben Deutsch ins Spanische, Türkische, Chinesische und Englische. Dabei handelte es sich ursprünglich um ein Werk der Künstlerin Isolde Loog, womit sie seinerzeit an dem Kunstprojekt „Plattform Bohnenstraße“ teilnahm und das Zusammenleben verschiedener Kulturen thematisierte. Auch nach Beendigung der Ausstellung entschied sich die Stadt dafür, das mehrsprachige Straßenschild zu behalten. (butenunbinnen.de)


4. Berichte

Tag der deutschen Sprache in Baku

An der Sprachenuniversität in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku haben Studenten und Hochschullehrer einen „Tag der deutschen Sprache“ gefeiert. Organisiert wurde die Veranstaltung mit einem deutschsprachigen Kulturprogramm von VDS-Regionalleiterin Gülenbar Pirnezərova und ihren Studenten. In seiner Ansprache wies der stellvertretende Rektor darauf hin, die Schüler in Aserbaidschan lernten als Fremdsprache vor allem Englisch. Die Sprachenuniversität schließe daher mit ihrer Deutschausbildung eine Lücke. Schüler und Studenten trugen auf der Veranstaltung Aphorismen und eine deutsche Fassung des Theaterstücks „Arshin mal alan“ des aserbaidschanischen Komponisten und Dramaturgen Üzeyir Hacibeyov vor. (adu.edu.az)


5. Soziale Medien

Tafelbild an Bonner Grundschule

Ein befremdliches Bild schickte uns ein Vater, dessen Kind eine renommierte Bonner Grundschule besucht. Er fotografierte ein Tafelbild, das verschiedene Formen der Gendersprache zeigt und offenbar suggeriert, dass man nur durch diese Formen alle Menschen „mitdenken“ könne. Dabei wird auch vor so absurden Versionen wie „Schülis“ und „Schülerer“ nicht halt gemacht. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. @la.chlost schrieb: „Und da wundert sich noch einer über die aktuellen Pisa-Ergebnisse…“. @mb_dresden stellt fest: „Es wird gezielt und systematisch darauf verzichtet, die Regeln der eigentlichen Grammatik zu vermitteln.“ (instagram.com/vds)


Kermit, Aschenbrödel und Anglizismen

Kürzlich hat ein Musiker auf TikTok das Ball-Lied aus dem Weihnachtsfilm-Klassiker „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ mit einem Techno-Sound unterlegt. Ein anderer Nutzer nahm diesen Mix und packte ihn unter einen alten Kermit-Ausschnitt, und fertig war eine Vorlage, die allen TikTok-Nutzern zur Verfügung stand. Genau so fühlen wir uns, wenn jemand mal auf Anglizismen verzichtet und lieber ein angemessenes deutsches Wort nutzt. Wer mag, kann hier mitwippen und sich über den „Klapprechner“ freuen (und hat damit vielleicht ja auch noch eine Idee für ein Weihnachtsgeschenk bekommen): tiktok.com/vds oder instagram.com/vds.


Weiteres aus den sozialen Medien:

Die Rapperin und Linguistin Reyhan Şahin (Lady Bitch Ray) und ihre Theorie, gute Menschen „würden gendern“: twitter.com/ladybitchray1


6. Kommentar

Wasser sucht sich seinen Weg

Es sei „noch immer schiefgegangen“, kommentiert Deike Diening im Spiegel den neuerlichen Trend. Sprachverbote seien meist auf ihre Urheber zurückgefallen. Sprache gehöre allen, sie sei nur sehr oberflächlich beherrschbar, sie gehorche eigenen Gesetzmäßigkeiten, ihre Unterströmung sei stärker als jede Tagespolitik. Zwang sei daher langfristig sinnlos, Wasser suche sich seinen Weg. Unterdessen fragen Juristen, ob Politik Sprache überhaupt regulieren dürfe, ob Verbote sogar verfassungswidrig seien. Derweil bezweifeln die meisten Bürger, dass Sprache „einen nennenswerten Beitrag zur Gleichberechtigung von Männern und Frauen leisten kann“. „Die politische Klasse“ unterstreiche ihre „Abgehobenheit“, indem sie diese Zweifel nicht hört. Lächerlich machen sich die Protagonisten selber: Es werde doch keiner zum Gendern gezwungen, wer da wem ein Redeverbot erteilen wolle, bleibe Söders Geheimnis. Dabei weiß bald jeder: Das ist glatt gelogen. Wie man vielerorts zum Sprachgendern genötigt wird, mag vor Gericht schwer beweisbar sein, aber es geschieht, und so wird das Wasser seinen Weg um das Gendern herum finden. Dem Bürger ist das zu blöd: Nichtgendern sei ja nicht verboten, ein Verbot des Genderns sei hingegen unzulässig. (Oliver Baer) (spiegel.de (Bezahlschranke))


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.

Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben