1. Presseschau
Keine neuen Amtssprachen in der EU
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez stellte beim Treffen der EU-Minister für europäische Angelegenheiten in der vergangenen Woche den Antrag auf die Anerkennung der drei weiteren Landessprachen in Spanien: Galizisch, Baskisch und Katalanisch. Spanien hat derzeit den EU-Vorsitz, und durch die Abstimmung könnten die drei Sprachen in die Liste der EU-Amts- und Arbeitssprachen aufgenommen werden. Ein Konsens zeichnete sich bei der Abstimmung jedoch nicht ab. Die Diplomaten verwiesen bei ihrer Absage auf die Kosten und den Verwaltungsaufwand. Eine Aufnahme von Baskisch, Katalanisch und Galicisch würde die Übersetzung aller EU-Verordnungen und offiziellen Schriftstücke bedeuten. Die EU besitze bereits 24 Amts- und Arbeitssprachen und käme damit an ihre Grenzen, gaben die Diplomaten bekannt. Die meisten offiziellen Dokumente werden bereits nur noch in Englisch produziert, berichtet die taz, und ins Deutsche werden sie nur auf Anfrage übersetzt. Hierfür nutze die EU mittlerweile keine Dolmetscher mehr, sondern eine künstliche Intelligenz. Spanien erhielt die Absage jedoch nicht nur wegen der Kosten, sondern auch, weil eine „Wiederbelebung alter Sprachkonflikte“ befürchtet werde. Das mag sein, jedenfalls gibt es dringendere Themen, aber die Sprachenfrage verschwindet nicht, indem man nicht hinschaut, zumal die Frage mehr enthält als: „Nur noch Englisch?“ (taz.de)
Wolf Schneider unsterblich
Journalisten, die bei Wolf Schneider (1925-2022) schreiben lernten, berichten noch heute über dessen wenig diplomatische Art, Texte zu redigieren. „Töricht“ war vielleicht die am häufigsten vergebene Bewertung. Ein neues, mit künstlicher Intelligenz entwickeltes Programm soll nun in der Lage sein, Texte nach den Schreibregeln von Wolf Schneider umzuschreiben. Entwickelt hat das Programm ein Team der gemeinnützigen „Reporterfabrik“ rund um Ex-Spiegel-Redakteur Cordt Schnibben. Bei der „Wolf-Schneider-KI“ (WSKI) wählen die Nutzer die Text-Gattung und erhalten den Text mit Korrekturen und inhaltlichen Anregungen. WSKI kann kostenlos per E-Mail ausprobiert werden: wski@correctiv.org. (kress.de)
2. Gendersprache
Welt rezensiert Gender-Buch
Die Welt widmet sich dem neuen Buch des Sprachwissenschaftlers Eckard Meineke. Dagmar Lorenz kommt dabei zu dem Schluss, dass die gendergerechte Sprache noch nie so gut widerlegt worden sei. Sie wundert sich über den gewaltigen Aufwand, eine Form zu vermeiden, die seit 1200 Jahren von Sprechern, Hörern und Lesern problemlos verwendet und verstanden werde: das „generische Maskulinum“ als geschlechtsneutrale Form. Meinekes Buch, das dessen Herkunft und Verwendung genau beleuchtet, solle zur Pflichtlektüre an Journalistenschulen und Universitäten werden. Das generische Maskulinum bringe große Vorteile mit sich: Es erlaube, verallgemeinernd von Personen zu sprechen, ohne deren Geschlecht durch die Wortwahl „markieren“ zu müssen, zum Beispiel dann, wenn die Geschlechtszugehörigkeit für die beabsichtigte Aussage keine Rolle spiele („die Teilnehmer“). Auch ein Femininum könne genderneutral funktionieren („die Person“), ebenso das neutrale Genus („das Kind“).
Meineke zeigt, dass lauter Irrtümer für die Verwechslung des grammatischen mit dem biologischen Geschlecht sorgen. Vor allem sei die Annahme falsch, Frauen würden durch das generische Maskulinum nur „mitgemeint“, denn im generischen Maskulinum werden auch Männer unsichtbar: So sei Lehrer „ein ‚Lexem‘ mit geschlechtsübergreifender Bedeutung, das genderneutral ist.“ Dazu komme, dass Aussagen und Bedeutungen häufig erst aus einem inhaltlichen Kontext heraus verstanden werden können, der intuitiv meist richtig gedeutet werde, da die Sprecher über ein selbstverständliches „Weltwissen“ verfügten. Im Lehrer-Beispiel wäre dies das Wissen, dass an Schulen tatsächlich Frauen und Männer lehren. (welt.de (Bezahlschranke))
„Mami“ soll ersetzt werden
Die Stadt Zürich veröffentlicht ein Informationsblatt, welches Eltern eine „gendersensible“ Erziehung nahelegt. Dieses geschieht in Zusammenarbeit mit der Mütter- und Väterberatung, einem Dienst, der sich an in Zürich lebende Eltern von Kindern im Alter bis 5 Jahre richtet. Wie die NZZ berichtet, werde den Eltern empfohlen, im Gespräch mit den eigenen Kindern neutrale Bezeichnungen wie „Elternteil“ oder „Betreuungsperson“ anstelle von „Mutter“ und „Vater“ zu verwenden, sofern über andere Familien gesprochen wird. Die Eltern werden ausdrücklich dazu angehalten, den Kontakt zu Familien aus unterschiedlichen sozialen Umgebungen zu suchen, etwa mit alleinerziehenden Eltern oder mit schwulen oder lesbischen Elternpaaren. Die SVP-Kantonsrätin Susanne Brunner – sie plädiert auch für die Abschaffung des Gendersterns in städtischen Verwaltungen –, hält die Empfehlungen des Informationsblatts für „alarmierend und völlig lebensfremd“. Brunner betont, Erziehung sei eine private Angelegenheit, wobei die Stadtverwaltung kein Mitspracherecht habe. Julia Knöpfli, Mitarbeiterin der Sozialen Dienste, welche die Mütter- und Väterberatung in Zürich anbietet, erklärt, das Thema sei ausgesucht worden, weil das Interesse an „gendersensibler Erziehung“ bei den Eltern gestiegen sei. Den Interessierten sollen lediglich Impulse gegeben werden. Allerdings seien vorerst keine weiteren Aktionen in diesem Themenbereich seitens der Stadt geplant. (nzz.ch)
Genderkritische Sendung mit Heino gelöscht
Zu Gast beim Sat.1 „Frühstücksfernsehen“ vertrat der Volkssänger Heino eine klare Haltung gegen das Sprachgendern. Der 84-jährige Düsseldorfer betont: „Ich stehe da gar nicht dahinter“ und zu Liedern wie „Lustig ist das Zigeunerleben“ stehe er weiterhin. Helmut Werner, Manager des Volksmusikers, erinnerte daran, dass Heino ein Sänger und kein Politiker sei. Er dürfe sicherlich seine Meinung zu sprachlichen sowie gesellschaftlichen Themen äußern: „Er ist wie er ist. Und da ist nichts Verwerfliches dabei“, stellte Werner klar. Die Moderatorin Ruth Moschner ist enttäuscht, „dass er darauf besteht, weiterhin rassistische Formulierungen zu verwenden.“ Die Sendung mit Heino zu Gast wurde nach „Kritik“ aus den sozialen Medien von der Sat.1-Mediathek entfernt. (bild.de, focus.de)
Gendern als „Wiedergutmachung“
Die Schauspielerin Senta Berger hat der Augsburger Allgemeinen gesagt, sie lehne das Sprachgendern ab. Berger betont, dass sie sich auch mit dem generischen Maskulinum repräsentiert fühle, und Schreibformen wie den Genderstern halte sie für verzichtbar, aber sie akzeptiere, wenn andere diese verwenden möchten. Berger mutmaßt, dass das Gendern dem „schlechten Gewissen der Gesellschaft“ entstamme und durch diese sprachliche Wandlung die Jahrhunderte der weiblichen Diskriminierung „wiedergutgemacht“ werden sollen. Von dieser Form der Gleichstellung halte sie jedoch nicht viel. (n-tv.de)
3. Kultur
Ohne Sprachkenntnisse zum Schlagerstar
Der britische Sänger Roger Whittaker ist in der vergangenen Woche gestorben. Vor allem in Deutschland erfreute er sich großer Bekanntheit durch deutsche Schlager wie „Ein bisschen Aroma“ oder „Abschied ist ein scharfes Schwert“. Seit den 1980er Jahren veröffentlichte er zahlreiche Schlager und über 25 Alben auf Deutsch, obwohl er, wie er selbst betonte, kaum deutsche Sprachkenntnisse besaß. Vor allem die Umlaute fielen dem Briten schwer, erzählte er einst in einem Interview mit der Zeit. „Wenn man nicht in Deutschland geboren ist, hat man gar nicht die Muskeln, die man zum Ä-, Ö- und Ü-Machen braucht“, so Roger Whittaker. (t-online.de)
Engler kontert Kritik am „Indianer“-Lied
Erinnerungen an eine Zeit, in der alles leicht war und man sich um nichts sorgen musste, weil man ein Kind war – vor 30 Jahren sang die Pop-Gruppe Pur erstmals ihr Lied „Wo sind all die Indianer hin“. Darin wird erzählt, wie einfach das Leben war, als man noch ohne die Verpflichtungen der Erwachsenenwelt als Kind durch die Welt ging. Heute gilt „Indianer“ als politisch unkorrekt, denn das Wort sei eine Fremdbezeichnung der Weißen, welche die Ureinwohner Amerikas unterdrückt und getötet haben. Pur-Sänger Hartmut Engler hält nichts davon, auf das Wort zu verzichten: „Das ist Spaß und das erinnert mich an meine Kindheit. Der Song hat nichts mit der Kultur und dem Schicksal der amerikanischen Ureinwohner zu tun“, so Engler in der Berliner Zeitung, „deshalb kann ich die Kritik an unserem Lied auch nicht ganz ernst nehmen.“ Seine Verkleidung mit dem Kopfschmuck, die er beim Singen des Liedes trägt, habe nichts zu tun mit Rassismus: „Ich hätte das Lied auch über Robin Hood oder Captain Kirk machen können. Dann würde ich mich dabei eben anders verkleiden“, sagte Engler, „es geht mir um eine Märchenwelt, in der es die Guten gibt. Als Kind fand ich das toll.“ Über die Geschichte Amerikas habe er viel gelesen. Er teile die Meinung, dass die Amerikaner diesen Teil ihrer Geschichte noch aufarbeiten müssen. (merkur.de)
4. Berichte
„Elbschwanenorden“ für „Büchertürme“
Der VDS in Hamburg hat die Kinderbuchautorin Ursel Scheffler und ihre Aktion „Büchertürme“ mit dem Elbschwanenorden des Jahres 2023 ausgezeichnet. Scheffler entwickelte das Projekt „Büchertürme“ als Reaktion auf die Resultate der PISA-Studie zur Lesekompetenz von Grundschülern. Mit dem Aufruf „Kinder lest euch auf den Michel!“ gingen die „Büchertürme“ 2011 in Hamburg offiziell an den Start. Die Idee verbreitete sich schnell bundesweit und sogar über die Landesgrenzen hinaus. Überall lasen und lesen Grundschulklassen – begleitet von ihren Lehrern und Lesepaten – in lesesportlichem Wettstreit mit viel Spaß „turmhoch“ Bücher. Bisher wurden 238 Bücherturmaktionen angemeldet und fast 1,5 Millionen gelesene Bücher erfasst. Die Laudatio auf Ursel Scheffler hielt Vorjahres-Preisträger Bastian Sick.
Anwesende der Verleihung berichten, dass Scheffler aus der einschlägigen Ecke ein sogenannter Shitstorm (ein bedenkenswerter Anglizismus) zuteil wurde. Sie hatte das Wort Querdenker verwendet, und zwar in eben dem Sinne, den die Älteren (über Dreißig) noch kennen: Menschen, die auch außerhalb der gewohnten Bahnen denken können und dabei Außergewöhnliches leisten. Der Autorin wurde auch unter Androhung körperlicher Gewalt deutlich gemacht, als Querdenker dürfe man nur noch jene bezeichnen, die sich seit 2020 als die einzig wahren Vertreter der Freiheit verstehen. Diesen Aspekt mag man sehen, wie man möchte, ein Irrtum wäre aber die Annahme, dass irgendwer zum Eigentümer dieses Wortes oder auch eines anderen Wortes werden könne. Vorsicht, Klarstellung: Wörter gehören niemandem! Trotzdem, das Buch wurde eingestampft, Sick konnte dem Publikum eines der geretteten Exemplare vorzeigen. Zur Pointe des Abends gehörte ferner, dass die Autorin aus dem Lektorat ihres Verlages gebeten wurde, sie möge im Zusammenhang mit den Hexen einer ihrer Kindergeschichten das Wort Kopftuch doch lieber nicht verwenden. Ob nicht Haube ein besseres wäre? Stimmt, deutsche Hexen wurden noch nie mit Kopftüchern beobachtet. (lifepr.de)
Keine Sprachpolizei
Der Hellweger Anzeiger berichtet über den Tag der deutschen Sprache am 15. und 16. September auf dem Sprachhof in Kamen – der Geschäftsstelle des VDS und der Stiftung Deutsche Sprache. Groß auf einem Foto unter der Überschrift „Wir sind keine Sprachpolizei!“ vorgestellt werden VDS-Vorstandsmitglied Oliver Baer und Geschäftsführer Holger Klatte. Es geht um Gendersprache, Anglizismen und Populismus-Vorwürfe gegenüber dem VDS. Außer den Äußerungen seiner Interviewpartner zitiert Redakteur Johannes Brune von der VDS-Netzseite. „Wir sind ein gemeinnütziger Verein für Menschen, denen die deutsche Sprache wichtig ist und die sich für sie interessieren“, sagt Klatte. (hellwegeranzeiger.de (Bezahlschranke))
Geschichte der Schrift
„Vom Schriftgelehrten zum Allgemeingut – eine kleine Geschichte der Schrift“ lautete der Titel des Vortrags, den Franz Neugebauer, Schriftleiter der Zeitschrift „Die deutsche Schrift“ und Betreiber der Sütterlinstube Dresden, bei einer Video-Übertragung für den Aktionsmonat Süttember hielt. Neugebauer erläuterte die Geschichte der Schrift von ihren Anfängen über die Entwicklung der gebrochenen Druck- und Handschriften bis zur Vermittlung der Grundschrift in den Schulen. Seine kundigen Ausführungen unterlegte er anschaulich mit Schriftzeugnissen aus verschiedenen Epochen. (vds-ev.de)
5. Denglisch
Wieder ein denglisches Jugendwort
In rund einem Monat wird das diesjährige Jugendwort des Jahres vom Langenscheidt-Verlag bekanntgegeben. In der vergangenen Woche gab der Verlag die drei Favoriten der ursprünglich zehn nominierten Wörter bekannt. Bei allen drei Gewinnern der Vorauswahl handelt es sich erneut um Anglizismen. Zur Auswahl stehen „goofy“ (komisch, tollpatschig), „NPC“ (Abkürzung für „Non-Playable-Character“, aus der Videospielsprache entlehnt und abwertend verwendet, um jemanden als einfallslos oder langweilig zu beschreiben) und „Side Eye“ (wörtlich „Seitenblick“, drückt Verachtung aus). Laut dem Verlag seien bei der Auswertung nur die Stimmen der Teilnehmer zwischen 10 und 20 Jahren relevant. Der Gewinner wird am 22. Oktober bekanntgegeben. Seit 2020 entstammen die Gewinner des Jugendworts alle dem Englischen. (sueddeutsche.de)
Peinlicher Englisch-Drang
Bei der Reise von Kanzler Olaf Scholz zur UN-Generalversammlung kam es zu einem absurden Nebenschauplatz. Zwei Staatssekretärinnen referierten eine halbe Stunde lang auf einem Pressetreffen über den deutschen Beitrag zum Klimaschutz. Das taten sie auf Englisch und beantworteten auch die Fragen auf Englisch. Warum sie nicht auf Übersetzer zurückgriffen, die das professionell machen, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Umso absurder wirkte das Ganze, denn alle sieben anwesenden Journalisten kamen aus Berlin und waren mit dem Kanzler und der Außenministerin angereist. (welt.de (Bezahlschranke))
6. Soziale Medien
Einmal mit Profis, ey!
Aufgrund Beschluss des Rates der Stadt Bochum vom 30.03.2023 Tagesordnungspunkt 2.10 (Vorlage: 20230700) soll die*der Vorsitzende*n der Bezirksschüler*innenvertretung, bzw. deren/dessen Stellvertretung als Sachkundige*n Einwohner*in im Ausschuss für Kinder Jugend und Familie (Jugendhilfeausschuss) einen Platz als beratendes Mitglied erhalten.
So steht es in einer Beschlussvorlage der Stadt Bochum im Ratsinformationssystem. Über die Gendersternchen an sich könnte man sich ja schon genug kaputtlachen – interessant wird es aber erst, wenn man sich den Satz genauer ansieht. Denn schnell wird klar: Vor lauter Gendersternchen hat der Verfasser den Sprachhimmel nicht gesehen: Falsche Endungen vor bzw. nach dem Sternchen sorgen dafür, dass der Satz grammatikalisch falsch ist. So ist z. B. das n hinter Vorsitzende* unnötig, da die grammatikalische Beugung des Wortes keine andere Endung vorsieht, egal ob der oder die davor steht. Es scheint, als hätte man hier einfach wild Buchstaben eingefügt nach dem Motto: Hauptsache, es sieht ordentlich gegendert aus. Und genau dieses Beispiel zeigt deutlich, wie weltfremd Gendern ist: Abgesehen davon, dass die meisten Bürger so nicht sprechen, ist das Setzen der Sternchen (oder Doppelpunkte etc.) eine Aufgabe, die mehr Zeit und Personal(kosten) auf etwas verschwendet, das ohne den Aufwand sofort verständlich wäre. Die Reaktionen bei X (vormals Twitter) fielen entsprechend hämisch aus: „Sprache ist doch kein Auswahltext, wo sich jeder diejenige Form, die er für sich in Anspruch nimmt, herauspickt“, schrieb @GrafLoetzen, und @MinaTeufel ergänzt: „Es ist die Sprache des Elfenbeinturms. Kein normaler Mensch spricht so.“ (bochum.ratsinfomanagement.net, twitter.com/vds)
7. Kommentar
Unterschiedliche Eindrücke
Der Bericht über den VDS im Hellweger Anzeiger stimmt mich nachdenklich: ein angenehmes und fachlich gutes Gespräch in der Sonne mit dem Redakteur, der schon aufgrund seines Studiums Sprachbewusstsein mitbrachte. Seinen Bericht machte er mit der Bemerkung auf, er habe am Amtssitz des VDS Anglizismen entdeckt – geschenkt. Vermutlich meinte er die Wurstbude auf Rädern, deren grauenhafte englische Aufschriften wir abzukleben vergessen hatten! Weiterhin wird berichtet, VDS-Geschäftsführer Klatte und Vorstandsmitglied Baer „wollen beim Tag der offenen Tür auf jeden Fall den Eindruck vermeiden, dass auf dem Hof Kalthoff verbissene Sprachpuristen Einzug gehalten haben.“ Wollten sie das? Ich kann mich nicht an die Absicht erinnern, einen bestimmten Eindruck zu vermeiden. Vor allem bestand dazu überhaupt kein Anlass. Denn auf dem Sprachhof in Kamen sind keine verbissenen Sprachpuristen eingezogen. Ich habe als Germanist daran erinnert, dass die Weiterentwicklung des Wortschatzes eine wichtige Aufgabe einer Sprachgemeinschaft ist. Und dass man Genderregeln nicht gut finden müsse, ist angesichts ihrer breiten Ablehnung in der Gesellschaft wohl klar. Nichts berichtet wurde übrigens von dem hervorragenden Kabarett-Begleitprogramm mit Christian Hirdes, von der Vorführung des Films „Hurenkind & Schusterjunge“, von der Ausstellung „Schrift und Kunst“ oder vom Treffen des Jungen VDS an diesem Wochenende sowie den zahlreichen Exponaten und den Ständen zum Mitmachen. Möglicherweise wusste der Berichterstatter vorher, was er schreiben würde, da könnte gestört haben, was auf dem Sprachhof im Kamen wirklich zu erleben war. (Holger Klatte)
Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.
Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs