Infobrief vom 22. Juli 2024: KI nutzt bestimmte Sprache

1. Presseschau

KI nutzt bestimmte Sprache

Texte, die durch eine Künstliche Intelligenz (KI) generiert wurden, könne man in Zukunft leichter erkennen, behaupten Wissenschaftler der Universität Tübingen und der Northwestern University im US-Bundestaat Illinois. Zwar sei das Erkennen der KI-Texte nicht einfach, jedoch nutzen die Systeme manche Wörter häufiger als andere. Das Ergebnis der Studie beider Universitäten zeigt, dass seit Verfügbarkeit von KI bestimmte Wörter in Kurzreferaten und Texten der englischsprachigen Medizindatenbank Pubmed öfter auftreten und man daraus auf eine gemeinsame KI-Quelle schließen könne.

Seit Beginn der „KI-Ära“ tauche das englische Wort „to delve“, also erforschen oder vertiefen, etwa 25-mal häufiger in Texten auf. Auch Wörter wie „to showcase“ („präsentieren“), „underscore“ („unterstreichen“), „crucial“ („ausschlaggebend“), „potential“ („Potential“) und „findings“ („Ergebnisse“) tauchen anteilig öfter auf. Die Forscher betonen jedoch, das könne auch an der natürlichen Evolution der Sprache liegen. Ähnliche Anstiege in der Wortnutzung gab es zuletzt während der Corona-Pandemie zwischen 2020 und 2022 und den Ebola-Ausbrüchen im Jahr 2015. Da sich die hier als Beispiele genannten Wörter jedoch nicht auf ein bestimmtes globales Ereignis zurückführen lassen, schließen die Forscher, dass rund zehn Prozent aller Kurzreferate nach 2022 mit Hilfe von KI erstellt wurden. Die Gesamtzahl der KI-generierten Texte sei sogar noch höher, denn es sei auch anzunehmen, dass bestimmte Füllwörter aus der KI-Anwendung von den jeweiligen Autoren erkannt und vor der Veröffentlichung der Texte noch entfernt werden. (t3n.de)


Benjamin Blümchen gecancelt

Elfie Donnelly, die Erfinderin der Kinderbuchhörspielfigur Benjamin Blümchen, kritisiert in der Kronenzeitung den Umgang mit ihrer Figur. Eine Kita in Bautzen hatte ihren Namen von „Benjamin Blümchen“ in „Spreewichtel“ geändert, weil der „bequeme, Zuckerstücke vernichtende Elefant“ nicht mehr in ihr Konzept passe, so die Stadt in einer Mitteilung. Die Kita habe sich „Bewegung“ und „Natur“ als Schwerpunkte der täglichen pädagogischen Arbeit gesetzt, zudem sei sie seit zwei Jahren auch „Sportliche Kita“, das lasse sich mit einem dicken, Süßigkeiten liebenden Elefanten nicht vereinbaren.

Donnelly findet diese Entscheidung fragwürdig: „Ich find’s einfach ein bisserl lächerlich, den Dickhäuter auf seine Vorliebe für Zuckerstückchen zu reduzieren. Er ist halt ein Zuckergoscherl, aber Zucker zu jagen ist nicht seine Hauptbeschäftigung. Seine wichtigsten Eigenschaften sind schließlich ein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit, er ist empathisch bis zur Selbstaufgabe und sehr, sehr tolerant. Dass ausgerechnet in meiner Meinung nach politisch fragwürdigen Ecken von Deutschland Zuckerstückchen wichtiger sind als moralische Werte, das spricht schon Bände.“

Mittlerweile hätten viele Menschen Sorge, was sie überhaupt noch sagen dürften und würden sich selbst zensieren: „Das Ärgste ist aber, dass ich manchmal schon die Schere im Kopf habe beim Schreiben. Darf ich noch ,dick‘ schreiben? Nein. Dürfen im Hörspiel ,Ausländer‘ einen hörbaren Akzent haben oder findet man das respektlos, obwohl doch die Realität so ist? Die Wokeness macht mich eh fertig. Gendern halte ich für völlig überflüssig. Ich habe eh immer schon ,Landeshauptfrau‘ gesagt, oder ,Feuerwehrfrau‘, mich würde aber auch ‘Mann‘ nicht stören, wir haben ja auch ,Humanity‘ und nicht ,Huwomanity‘.“ (krone.at)


Georg-Büchner-Preis vergeben

Der 61-jährige Autor Oswald Egger ist mit dem renommierten Georg-Büchner-Literaturpreis ausgezeichnet worden. Egger überschreite und erweitere die Grenzen der Literaturproduktion, so die Begründung der Jury. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, die den Preis vergibt, sagt auf ihrer Internetseite: „Seine Prosagedichte und Textgewebe widersetzen sich der raschen Lektüre, laden zum assoziierenden Entschlüsseln von Bedeutungen ein und unterminieren spielerisch Erklärungssysteme, die wir zu kennen glauben.“ (zeit.de, deutscheakademie.de)


2. Gendersprache

Konsequenzen bei Nutzung von Gendersprache

Die ersten Bundesländer machen laut Bild ernst im Kampf gegen Gendersprache an Schulen; Lehrer, die das Genderverbot missachten, müssten mit Konsequenzen rechnen. Vorausgegangen war die Entscheidung der Kultusministerkonferenz (KMK), die vergangene Woche klargestellt hatte, dass Gendersternchen nicht zur amtlichen Rechtschreibung gehören. Einige Bundesländer haben bereits entsprechende Erlasse beschieden. Auf Bild-Anfrage teilten Bayern und Schleswig-Holstein mit, dass bei Missachtung „dienstrechtliche Konsequenzen“ bzw. „Maßnahmen“ möglich seien. Das könnten Personalgespräche sein, aber auch Rügen, Geldbußen (z. B. Einbehaltung eines Monatssoldes, für verbeamtete Junglehrer in Hessen rund 4.500 Euro) oder Entlassung.

Laut Bildungsministerium Sachsen bezieht sich das Genderverbot auch auf die gesprochene Sprache nicht nur im Unterricht, sondern auch in Schreiben der Schule sowie auf deren Internetseiten. In Bayern würde zudem die Schulaufsicht eingeschaltet, heißt es aus dem dortigen Kultusministerium, und „die Änderung der entsprechenden Passagen“ veranlasst. In Hessen müssen auch Lehrbücher und Arbeitsblätter gendersprachfrei sein. Der hessische Kultusminister Armin Schwarz sagte: „Es ist gut, dass wir uns alle an die breit akzeptierten Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung halten. Texte müssen verständlich und lesbar sein. Das gilt gerade für Menschen, die nicht gut Deutsch können. Das Gendern mit Sonderzeichen geht an der Lebens- und Sprachwirklichkeit der überwiegenden Mehrheit der Menschen vorbei.“

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, äußerte sich ähnlich: „Für Lehrer gilt der amtliche Sprachgebrauch. Wer sich als Lehrkraft als Genderaktivist hervortut und die Gendersprache entgegen den amtlichen Anweisungen offensiv-ideologisch bewirbt, der wird seiner Loyalitätspflicht gegenüber dem Dienstherrn nicht mehr gerecht. Zudem müssen die Eltern sicher sein können, dass ihre Kinder in der Schule nicht politisch einseitig beeinflusst werden.“ (bild.de (Bezahlschranke), news4teachers.de)


Volksbegehren gestartet

Mit einer technischen Panne ist am Donnerstag in Hamburg das Volksbegehren gegen Gendersprache in Behörden und Schulen gestartet. Eigentlich sollten die Unterlagen ab 18. Juli zur Verfügung stehen, tatsächlich waren die Formulare auf der Internetseite der Stadt erst ab halb zehn am Vormittag abrufbar. Schon jetzt kann jeder mit der sogenannten Briefeintragung seine Stimme abgeben, vom 8.-28. August 2024 laufen dann die Sammlungen auf der Straße.

Benötigt werden die tatsächlich abgegebenen Stimmen von 66.000 wahlberechtigten Hamburgern. „Wenn alle mitmachen, die das Gendern nervt, dann werden wir die Hürde sicher nehmen“, sagte Jens Jeep, Notar und Vertrauensperson der Initiative, dem Hamburger Abendblatt. Die Volksinitiative hatte sich zuletzt dagegen aufgelehnt, dass die Termine für die Unterschriftensammlung in die Ferien verlegt wurden und die Stadt keine bürgerfreundlichere Terminierung ermöglicht hat. Außerdem bemängelt sie, dass Hamburg sich weigert, seine Bürger online abstimmen zu lassen. (abendblatt.de (Bezahlschranke), hamburg.de)


Gender-Prediger

In seiner Kolumne „Mein Ärger“ beleuchtet Gunner Schupelius in der Berliner Zeitung das Gendern und fragt sich: Warum gibt es noch den Genderstern, wenn ihn der Rechtschreibrat doch abgelehnt hat? Vor allem Universitäten, Behörden und Medien würden das Gendern immer noch anwenden und den Rat der Experten ignorieren, dem sie in anderen Fällen folgen. Auch die Gegenbewegung, also der Protest gegen das Gendern, bliebe in diesen elitären Ebenen eher aus: „Alle fürchten, dass sie in die rechte Ecke gestellt werden, wenn sie das Gendern kritisieren, dass sie dann als jemand gelten, der Minderheiten diskriminiert.“ Dabei sei die Unterstellung, man würde vermeintlich marginalisierte Gruppen ohne Gendern diskriminieren, falsch, so Schupelius: „Das Gendern entspringt einem ideologischen Extremismus, den kleine Gruppen der Bevölkerung aufzwingen wollen. Die aber lehnt das Sternchen in jeder Umfrage erneut mit ganz großer Mehrheit ab. Auch das aber ist den Predigern des Genderns egal, die ihre Heilslehre ungerührt und sektengleich verbreiten.“ (bz-berlin.de)


900.000 Euro fürs Petzen

Gut gemeint, schlecht umgesetzt. So lässt sich laut Berliner Zeitung (B.Z.) das „Berliner Register“ beschreiben. Dieses sammelt über eine Internetseite Vorfälle, die Bürger als diskriminierend oder extrem rechts melden können (die Frage nach linksextremistischer Gewalt wird nicht gestellt) – rechtliche Folgen hat eine Meldung aber nicht. Allerdings scheint man es mit der Genauigkeit nicht so ernst zu nehmen, wie ein Test der B.Z. ergeben haben will.

So habe man einen Aufkleber mit „Gendergaga“ ins Meldeformular eingegeben. Die anschließende Rückfrage mit der Bitte um ein Foto verneinte der Redakteur, dennoch lautete die Antwort des Portals „Vielen Dank für die Rückmeldung. Wir erfassen zum Teil, in welchen Gegenden Aufkleber von welchem Versandhandel geklebt werden, deshalb habe ich nach einem Foto gefragt. Wir haben den Vorfall jetzt aufgenommen. Hier ist ein Link zum Eintrag in unserer Chronik: (Anm. der Infobrief-Redaktion: Der Link ist mittlerweile nicht mehr abrufbar)

Problematisch sei das Register, das vom Berliner Senat mit 900.000 Euro jährlich unterstützt wird, vor allem deswegen, weil es über eine Meldung nicht hinausgeht. Antisemitische Proteste werden erfasst, verfolgt werden sie nicht. Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe steht dennoch hinter dem Berliner Register: „Eine Gesellschaft kann nur gegen Rassismus, Antisemitismus und andere Formen der Menschenverachtung vorgehen, wenn sie diese Verstöße sichtbar macht.“ Alexander Kraus, Vorsitzender des Berliner Steuerzahlerbundes, sagte der B.Z. dagegen: „Das Berliner Register verfolgt durchaus begrüßenswerte Ziele, ist aber zu einseitig auf typische Lieblingsthemen ausgerichtet. Angesichts des Milliardenlochs im Berliner Landeshaushalt sollten die Mittel besser in die Ausstattung der Polizei fließen.“ (bz-berlin.de)

3. Sprachspiele: Unser Deutsch

wehgetan

Wird ein Fußballspieler übel gefoult und wendet sein schmerzverzerrtes Gesicht in die immer präsente Kamera, dann hört man oft den Reporter sagen: hat sich wehgetan. Die Zuschauer sind gespannt, ob sich der Gefoulte wieder aufrappelt, ob Helfer herbeieilen oder gar eine Tragbahre bringen. Verletzt werden und Verletzen, beides gehört im Männerfußball zum Beruf. Lange Verletzungspausen sind die Kollateralschäden des Erfolgs. Bis sich die Gladiatoren unserer Zeit erholt haben und zum nächsten Gefecht antreten. Nur eines macht mich stutzig: der Ausdruck wehgetan. Warum? Er erinnert mich an meine Kindheit. Der Junge hat sich das Knie aufgeschürft, den Finger gequetscht, den Kopf gestoßen, Tränen sind geflossen, die Mutter (heute die Kindergärtnerin) kommt herbei: „Hast Du dir wehgetan?“ Sie weiß, der Schmerz wird bald vergehen, ein Pflaster und liebe Worte helfen, oder auch der Kinderreim Heile Heile Segen, drei Tage Regen, drei Tage Schnee, dann tut es nimmer weh.

Bei Kindern sind es nur kleine Unfälle, bei Fußballern aber gehört alles zum Spiel: die Rempeleien, die Grätsche, Festhalten, Klammern, Fuß stempeln, Kopf stoßen, Rupfen am Trikot . Zwar wollen Angreifer und Verteidiger nur den Ball spielen, aber da ist meist ein Gegenspieler im Weg. Nie sah ich so viele Männer sich am Boden wälzen. Wenn der Kommentator das alles mit dem hingeworfenen hat sich wehgetan verniedlicht, wird er selber zu dem harten Burschen, der das tapfer erträgt. Er gibt seine Zustimmung zu diesem Kampf der Männer. Im Frauenfußball geht es glimpflicher zu. Sind deshalb die Zuschauerzahlen kleiner und die Gehälter geringer?

Was sagt die Sprachgeschichte dazu? Weh (ahd. wē) ist ein alter gemeingermanischer Ausdruck für Schmerz, Kummer, Klage. Wir hören ihn noch im Ausruf O Weh, oft in Verbindung mit ach. So dichtete Goethe: Röslein wehrte sich und stach, half ihm doch kein Weh und Ach. Die ursprüngliche Bedeutung ist noch erhalten in Zusammensetzungen wie Bauchweh, Kopfweh, Halsweh. Fast nur in der Mehrzahl erscheinen die Wehen der Frauen, die Geburtswehen. Dagegen sind die Schmerzen der Fußballer wirklich bloß Wehwehchen. Hat sich wehgetan passt also? Nicht ganz. Mich stört das Schönreden in den stereotypen Kommentaren. Dazu passt, was ich von Harald Schmidt lese. Auf die Frage, ob er die Spiele der Fußball-EM sehe, antwortet er : Ja, alle, aber oft ohne Ton. Wehgetan hat sich im Sport, allen voran im Fußball, als Reporterkommentar zu den Folgen schmerzhafter Rempeleien eingebürgert.

Horst Haider Munske

Der Autor ist Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache e. V. Ergänzungen, Kritik oder Lob können Sie schicken an: horst.munske@fau.de


4. Kultur

Was ist ein „Talahon“?

Ein neuer Begriff hat sich in der Jugendsprache etabliert und ist Thema vieler Videos in den sozialen Medien. Die Wortneuschöpfung „Talahon“ steht meist für junge Männer mit Migrationshintergrund, die an öffentlichen Plätzen in Großstädten zu finden sind, eine aggressive Haltung ausstrahlen und gemäß Stereotyp im Trainingsanzug und mit Goldketten um den Hals gekleidet sind.

Erstmals tauchte der Begriff mit dieser Bedeutung in dem 2022 veröffentlichten Lied „Ta3al Lahon“ des Hagener Rappers Hassan auf. Das Lied handelt vom „Leben auf der Straße“ und der Gewalt jugendlicher Migranten. Das Wort „Talahon“, welches in diesem Jahr zum Thema vieler Tiktok-Videos wurde, stammt allerdings ab vom arabischen Ausdruck „taeal huna“, also „Komm her!“ In den meist überspitzt dargestellten Videos der sozialen Medien wird die Klischeefigur des „Talahon“ bei typischen Straßenkonflikten, beim Schattenboxen oder beim Spucken auf den Boden gezeigt. Es gebe jedoch bereits Kritik an der viralen Wortneuschöpfung, berichtet spiegel.de. Die ironischen Beiträge von TikTok-Nutzern und der Begriff „Talahon“ könnten ein neues rassistisches Feindbild darstellen. Auch der Heidelberger Rapper Animus warnt davor, dass unter dem Deckmantel des Humors der „Talahon“ ein neues Synonym für „Kanake“ würde. (spiegel.de)


Mehr Feriensprachkurse in Rheinland-Pfalz

Das Bildungsministerium in Rheinland-Pfalz bietet zum Start der Sommerferien 217 Feriensprachkurse an. Die Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig erklärt, dass das Erlernen der deutschen Sprache nicht nur für den schulischen Werdegang eine große Bedeutung habe, sondern auch in der Freizeit, wenn Kinder etwa im Fußballverein spielen wollen oder neue Freunde finden möchten.

Die Sommerferienkurse werden an Grundschulen, weiterführenden Schulen und berufsbildenden Schulen im gesamten Bundesland angeboten. Angemeldet haben sich insgesamt 2100 Schüler. Die Kosten hierfür trägt das Ministerium für Bildung. Die Integrationsministerin Katharina Binz erläutert, die Kurse seien zunächst auf die mündliche Kommunikation, auf das Sprechen und Verstehen der deutschen Sprache gerichtet. Denn dies zahle sich unmittelbar aus für die Jugendlichen. Die primäre Zielgruppe der Kurse seien zwar neu zugewanderte Kinder und Jugendliche, es können aber auch Kinder teilnehmen, die bereits länger in Deutschland leben und trotzdem geringe Deutschkenntnisse vorweisen. Mit dem Projekt wolle man einen wichtigen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit leisten. (bildungsklick.de)


Deutschwettbewerb in Göttingen

In der vergangenen Woche fand in Göttingen die Internationale Deutscholympiade (IDO) statt. Die zweijährige Veranstaltung gilt als der weltweit größte deutschsprachige Wettbewerb. In diesem Jahr sind 105 jugendliche Teilnehmer aus 61 Ländern angereist, um ihre Deutschkenntnisse zu präsentieren. Sie besuchen auch kulturelle Veranstaltungen und gehen gemeinsam auf Ausflüge.

Die IDO wurde 2008 vom Goethe-Institut und dem Internationalen Deutschlehrerverband (IDV) gegründet. Mit dem Wettbewerb wolle man das Interesse an der deutschen Sprache stärken und junge Menschen beim Erlernen der Sprache fördern. Eine Studie des Auswärtigen Amts aus dem Jahr 2020 besagt, dass rund 15,4 Millionen Menschen aller Altersgruppen Deutsch lernen, die meisten stammen aus Europa.

Die Teilnehmer der IDO werden von Lehrern aus ihren Heimatländern begleitet, die in Göttingen pädagogische Kurse besuchen. Zur Teilnahme am Wettbewerb muss ein Formular ausgefüllt werden, in dem die Jugendlichen erklären, weshalb sie die deutsche Sprache lernen wollen. Viele Jugendliche gaben als Grund ein erhofftes Studium in Deutschland an. Die Projektleiterin der IDO am Goethe-Institut, Seyna Dirani, sagt, durch den Wettbewerb solle Deutschland als Ort der Weiterbildung oder des Studiums attraktiver gemacht werden.

Der Wettbewerb besteht aus drei Teilen: einer schriftlichen Einzelprüfung, einer mündlichen Gruppenpräsentation und einer kreativen Gruppenarbeit. Neben einer Erlebniswoche in Göttingen für alle Teilnehmer, finanziert durch das Stipendienprogramm des Goethe-Instituts, werden die Gewinner bei einer Siegerehrung gekürt und auf der Netzseite des Goethe-Instituts vorgestellt. (dw.com)


Sächsisch für alle

Eine neue Aktion in Sachsen soll das Ansehen der regionalen Mundarten stärken und Werbung für das Bundesland machen. Mit dem Werbespruch „Sächsisch für alle!“ will der Freistaat auf humorvolle Weise den Spott und die Häme gegenüber Sachsens Mundarten entkräften und gleichzeitig das kulturelle Erbe der Region hervorheben. Ministerpräsident Michael Kretschmer erinnert daran, dass es nicht den einen sächsischen Dialekt gibt, die Mundarten seien so vielseitig wie die Region. Es gelte diese Vielfalt und den kulturellen Reichtum zu bewahren.

Im Zuge der Kampagne gibt es einen Film, der das Thema Verständigung trotz regionaler Unterschiede witzig darstellt. Zudem findet man im Netz wissenschaftliche Hintergründe zur Sprachentwicklung und Geschichte der sächsischen Mundarten. Die Inhalte werden in den kommenden Wochen auf der Netzseite saechsisch-fuer-alle.de und in den sozialen Medien hochgeladen. Sprachforscher betonen, dass es in Sachsen fünf Sprachräume gibt: den Leipziger Raum, den osterländischen Sprachraum, das Obersächsisch-Meißnische mit dem Zentrum Dresden, das Vogtländische und Erzgebirgische im Südwesten sowie das Oberlausitzische im Osten Sachsens. (sueddeutsche.de)


5. Denglisch

„Clean Eating“

Unter dem Anglizismus „Clean Eating“ findet man in den sozialen Medien Videos zu einer Ernährungsform, die aktuell wieder viral geht. „Clean Eating“, also das „saubere Essen“, verspricht durch das Konsumieren von wenig verarbeiteten Lebensmitteln schnelle Gewichtsverluste. Als Faustregel für das „saubere Essen“ gilt, dass man nur Lebensmittel zu sich nimmt, die nicht mehr als fünf Zutaten enthalten. Zwar ist diese Form der Ernährung in der Fitnessszene bereits seit 2008 bekannt, aktuell ist sie durch TikTok, Instagram und Co. und den Anglizismus „Clean Eating“ wieder in aller Munde. Ernährungsberaterin Wiebke von Atens-Kahlenberg warnt jedoch, dass der Begriff „clean eating“ auch die Existenz von „schmutzigen“ Lebensmitteln impliziere. Der Modebegriff könne also auch essgestörtes Verhalten fördern. Die Ernährungsberaterin rät zu einer ausgewogenen Ernährung und einer Reduzierung industriell hergestellter Fertigprodukte im täglichen Speiseplan. Man müsse jedoch nicht von „schmutzigen“ und „sauberen“ Lebensmitteln sprechen. (fr.de)


Alte Probleme, neue Sprache

In ihrer Kolumne für ndr.de beschreibt Stella Kennedy wie bestimmte Schlagwörter oder „Kampfbegriffe“ medial in den Brennpunkt gerückt werden, woraus man Rückschlüsse auf die gesellschaftliche Stimmung ziehen könne. Dies gelte jedoch nicht nur bei Krisen. Die Journalistin appelliert um Achtsamkeit bei der Wortwahl, die Kollegen sollen den gesellschaftlichen Diskurs nicht anheizen. Polarisierung führe zu Radikalisierung, erklärt die Kolumnistin und bezieht sich auf Begriffe wie „Remigration“, das aktuelle Unwort des Jahres, oder die sogenannte „Cancel Culture“ („Löschkultur“).

Kennedy bezeichnet derartige sprachliche Ausführungen als „Modewörter“, welche die Debatten anheizen, noch dazu auf Englisch. Aktuell spreche sie in ihren eigenen Artikeln von der „mental load“ („mentale Last“ oder „Last im Kopf“), welche die ungleiche Arbeitsteilung im Familienleben, meistens zur Last der Frauen, bezeichnet. Die neuen Begriffe, welche altbekannte Probleme ansprechen und neu formulieren, seien Englisch, weil das die „Sprache des Internets“ ist. (ndr.de)


6. Soziale Medien

Blöde Katze

Auf X teilt der Nutzer @schweizok2 ein Foto, das in Österreich aufgenommen wurde. An einem Carport warnt ein Schild in Mundart vor dem heimischen Haustier: „Obacht. Bittschen langsam fahren, unser Katz is bled.“ (x.com/schweizok2)


7. Kommentar

Die Hamburger werden schikaniert

Was die Stadt Hamburg veranstaltet, um den Erfolg der Volksinitiative gegen Gendersprache in Behörden und Schulen zu verhindern, ist so offensichtlich schikanös, da kann man nur hoffen, dass die aufgeweckten Hamburger kein schönes Sommerwetter davon abhält, so eine Missachtung der Bürger zu bestrafen, indem sie sorgfältig darauf achten, wie sie zur rechten Zeit in geeigneter Weise ihre Stimme abgeben. (Oliver Baer)


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.

Redaktion: Oliver Baer, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs

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