Infobrief vom 22. November 2024: Jiddische Einsprengsel

1. Presseschau

Jiddische Einsprengsel

Wer vom Portemonnaie spricht, weiß: Das Wort kommt aus dem Französischen. Computer? Aus dem Englischen. Wobei beide Wörter am Ende des Tages aus dem Lateinischen entlehnt sind. Aber wir finden im Deutschen auch Wörter, die deutsch klingen, es aber nicht sind. Kaff ist so ein Wort oder auch schmusen. Im Gegensatz zu französischen oder englischen (Lehn-)Wörtern wirken sie, sowohl was die Aussprache als auch die Schriftform betrifft, deutsch. Ebenso wie Kaff kommt auch schmusen dabei aus dem Jiddischen. In Augsburg findet noch bis zum 29. Juni 2025 die Ausstellung „Jiddisch. Jüdisch. Taitsch.“ in der ehemaligen Synagoge im Stadtteil Kriegshaber statt. Sie zeigt, wie sich die Sprache im Mittelalter aus der deutschen Sprache entwickelt hat, als Anfang des 13. Jahrhunderts viele Juden in Deutschland in Ghettos isoliert waren. (br.de)


Schweres Französisch

In einem Gastbeitrag berichtet Katja Scholtz in der FAZ von ihrer problematischen Liebe zur französischen Sprache. Grammatik, Verben und entsprechende sprachliche Feinheiten seien nicht das Problem, auch nicht die grundsätzliche Zuneigung zur Sprache. Dennoch stecke der Wurm drin, denn das Reden als solches falle ihr schwer: „Ich versuche, winzige Wörter und Partikel in die richtige Reihenfolge zu bringen, und baue einen eklektischen, erfahrungsgebundenen Wortschatz auf.“ Während andere sich unterhielten, denke sie noch über die richtigen Worte in der richtigen Reihenfolge nach. Erst ein Besuch bei einer Zahnärztin ließ den Knoten platzen. Mehr schlecht als Recht erklärte sie ihr, welcher Zahn wie schmerzte: „Aus Verzweiflung und Angst vor einer falschen Behandlung überschüttete ich die arme Zahnärztin mit einem Schwall französisch gemeinter Sätze, begleitet von wildem Gestikulieren, Kopfschütteln, Nicken und großen Augen. In meinen Adern kochte das Adrenalin. Fraglos war die Ärztin bald ähnlich verzweifelt wie ich, aber: Sie stellte die richtige Diagnose, und erlöst von den fürchterlichen Schmerzen fuhr ich zwei Stunden später nach Hause.“ Die Sorge, sich falsch auszudrücken, war dahin: Sie traute sich endlich, die für sie schwere Sprache anzugehen – egal wie hanebüchen sie für muttersprachliche Ohren klingen mag: „Mein Satzbau ist abenteuerlich, mein Akzent unüberhörbar, und natürlich verwechsle ich im Gefecht Würstchen mit Sorgen, Laune mit Humor und bestimmt auch Blitze mit Glühwürmchen.“ (faz.net (Bezahlschranke))


Die Vorzüge des Französischen

Nur wenige Tage nach dem Artikel von Katja Scholtz (siehe oben) kam ihr der Sprachwissenschaftler Roland Kaehlbrandt zu Hilfe. Das Französische sei tatsächlich schwer zu lernen, da es im Vergleich zum Deutschen einen anderen Satzbau habe: „Die Wortfolge im französischen Satz ist strenger als im Deutschen.“ Auch gebe es im Französischen keinen ausufernden Wortschatz. Man nutze dasselbe Verb mit und ohne Objekt, z. B. travailler und travailler le fer (arbeiten und das Eisen ­bearbeiten). Im Deutschen seien zusätzliche Verbpartikeln, hier das be-, erforderlich. Außerdem gebe es im Deutschen viele modulierende Partikeln wie denn, bloß, eben, halt, mal, wohl, ja, gell usw., die im Französischen nicht in dieser Menge existierten und auch seltener gebraucht würden. Dennoch sei eine modulare Veränderung, die Situationen leicht verändert aufgreift, möglich. Kaehlbrandt empfiehlt aber: „Die spontane Gesprächsmodulation erfordert deshalb in der Tat einige Übung, aber bitte nicht im Grammatikbuch, sondern am besten auf den belebten französischen Wochenmärkten.“ (faz.net (Bezahlschranke))


Technik schlägt Fremdsprache

Digitale Medien und Künstliche Intelligenz verändern auch den Fächerkanon an Schulen in Deutschland. Bei einem medienpolitischen Kongress in Stuttgart forderte der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen ein Schulfach „Digitale Medienkompetenz“. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann forderte auf dem Kongress, dass sich die Schulen mit Fragen beschäftigten wie: „Wo wählen Algorithmen aus, was ich überhaupt zu sehen kriege? Wo mischt KI in Text und Bildern mit?“ Dafür schlug er vor, Unterrichtszeit in anderen Fächern einzusparen, zum Beispiel für eine zweite verpflichtende Fremdsprache. „Das brauchen wir heute nicht mehr. Ich stecke mir einen Knopf ins Ohr und mein Telefon übersetzt – egal ob mein Gegenüber Spanisch, Polnisch oder Kisuaheli spricht“, sagte Kretschmann. Der Philologenverband zeigte sich empört über diese Äußerung: Um die KI mit sinnvoll formulierten Fragen zu füttern und die Antworten zu bewerten, brauche es Grundlagenwissen und Denkfähigkeit. Dazu seien vor allem auch sprachliche Kompetenzen notwendig, so die Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg, Martina Scherer. „Es ist viel zu kurz gedacht, einfach alle eigenen Kompetenzen an ‚die KI‘ abzugeben und sich damit zufriedenzugeben“, so Scherer weiter. (tagesschau.de, news4teachers.de)


2. Gendersprache

Sternchen verkaufen sich nicht gut

Während der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk, Universitäten und Städte immer noch Sonderzeichen als den Heilsbringer in Sachen Geschlechtergerechtigkeit feiern, findet in vielen Marketingabteilungen ein Umdenken statt. Die NZZ berichtet über verschiedene Aktionen, mit denen Unternehmen ihren Kunden das Sternchen schmackhaft machen wollten – und verärgerte Kommentare als Reaktion erhielten. Markenforscher Oliver Errichiello sagt, dass sich in der Werbebranche die Überzeugung durchgesetzt habe, dass Kunden sensibel für bestimmte gesellschaftliche Themen seien und dass man sich als Unternehmen deswegen positionieren müsse. Der Genderstern sei aber mittlerweile politisch so sehr aufgeladen, dass Gendern als politisches Statement verstanden werde. So eine Positionierung gehe an den Bedürfnissen der Kunden vorbei. In Befragungen würden Kunden zwar Werte wie Nachhaltigkeit und Diversität ankreuzen, hinsichtlich des Kaufverhaltens aber spontan mit Qualität und Preis antworten. Und schließlich gehe es Unternehmen darum, Kunden zu gewinnen und nicht darum, zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beizutragen.
Für ein Unternehmen, das beispielsweise mit den Themen Nachhaltigkeit oder vegane Ernährung bei seiner oft politisch interessierten Zielgruppe bereits etabliert ist, könne sich eine Positionierung zum Gendern lohnen. Für den Großteil der Kunden treffe dies aber nicht zu: „Wenn der Kauf einer Mayonnaise, eines Mineralwassers oder eines Kaugummis ein gesellschaftliches Statement ist, dann ist irgendwann nichts mehr unpolitisch“, so Errichiello. Mittlerweile würden auch große Firmen umdenken: „Immer mehr Unternehmen rücken vom sogenannten Purpose-Marketing ab. Selbst grosse internationale Konzerne wie Procter & Gamble und Unilever haben hier in jüngster Zeit ihre Marketingstrategie geändert.“ Und auch bei der Migros-Tochter Digitec Galaxus steht der Werbespruch „Fast alles für fast jede*n“ nur noch klein gedruckt am Rande der Werbeplakate. Laut Unternehmen verzichte man im Kundendienst, im Produktmarketing oder in Medienmitteilungen auf den Stern, um den Lesefluss der Texte nicht zu stören. Für Errichiello sei das ein klares Zeichen dafür, dass der Wind sich drehe. Das würde sich auch in der Werbebranche zeigen: „Bei den Kreativpreisen, die in der Branche verliehen werden, hat Sinnhaftigkeit in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren. Stattdessen stehen wieder Witz und Komik im Vordergrund.“ (nzz.ch)


Weiterhin unbeliebt

In einer bundesweiten Umfrage des Instituts für angewandte Sozialwissenshaft (Infas), in Auftrag gegeben von der Zeit, wird der Frage nachgegangen, ob Menschen gendern, wenn sie sich mit anderen austauschen. Dabei kam heraus, dass nur knapp elf Prozent der befragten Männer und Frauen „immer oder oft“ gendern. „Selten oder nie“ gendern rund 77 Prozent der Männer und rund 82 Prozent der Frauen. Auch die Jugend scheint vom Gendern nicht überzeugt zu sein. Laut der Infas-Umfrage gaben 89 Prozent der 18- bis 24-Jährigen an, kaum bis gar nicht zu gendern. Bei den Befragten in der Gruppe 65 Jahre und älter waren es 78 Prozent. Auch das Verhältnis von Gendern zur Parteipräferenz wurde abgefragt. Sowohl bei den Wählern von Bündnis 90/Die Grünen als auch bei den Wählern von CDU/CSU stellte sich heraus, dass mehr als die Hälfte nie gendert. (zeit.de (Bezahlschranke))


Oberindianer-Anarchie

Und sie sangen es DOCH! Beim Chor-Wochenende im Berliner Humboldt-Forum wurde das Lied „Sonderzug nach Pankow“ von Udo Lindenberg im Original gesungen, und zwar mit dem vorab viel diskutiertem Wort Oberindianer. Das Wort sollte laut Vertretern des Forums nicht gesungen werden, da es ein negatives Bild auf die amerikanischen Ureinwohner werfe und diskriminierend sei. Daraufhin regte sich Widerstand, vor allem in den sozialen Medien. Die Sänger schließlich setzten sich anarchistisch durch und sangen es einfach: „Bei den alten Ossis ist es ein Kultsong. Wir waren einfach nicht einverstanden, dass wir das nicht singen dürfen“, sagte Eberhard Licht nach dem Auftritt in der rbb-Abendschau. Mitsängerin Verena Suchowski ergänzte: „Wir haben uns konzentriert, gute Musik zu machen, das war unser Job.“ (bild.de)

3. Sprachspiele: Phrasen der Neuzeit

Kraftsprech

Wenn Worte malerisch sein können, dann kann es auch Worte geben, die dick auftragen. In der politischen Rhetorik und in der Sprache der politischen Korrektheit kommen Kraftausdrücke vor, die wir, wenn wir sie sammelten, zu einem Lexikon des Kraftsprechs vereinigen könnten. Der Journalismus befleißigt sich dieser Ausdrücke natürlich, weil sie immer reißerisch sind. Wir können gleich Beispiele geben und jeweils kurze Betrachtungen anstellen: Turbo-Integration, Job-Turbo, Wachstumsturbo (O. Scholz), Turbo-Einbürgerungen, Turbo-Krebs usw. Unterstellt wird eine außerordentliche Geschwindigkeit. Ein recht verkrampftes, aber auch dramatisches Sprechen gibt es hier: „Wir ringen um Qualität.“, „xy muss in unserer Stadt möglich sein und möglich bleiben“, oder: „am dringendsten, am drängendsten“. Kraftsprech ist auch: „xy verfehlt yx völlig.“ Die Bildhaftigkeit ist im Kraftsprech meist gegeben: xy zementieren (statt nur: festigen). Zum Kraftsprech gehört es, alles zu einer Welt zu vergrößern: Servicewelt (DB), Wohnwelt, Erlebniswelt. Und: Man spricht nicht nur von Männerdomänen, in denen sich Frauen behaupten müssen, sondern sogar von einer Männerwelt. Eine verstärkende Skalierung von ohnehin aussagekräftigen Nomen ist eigentlich unnötig. Dass es sie dennoch gibt, sehen wir hier: Enorme Gefahr. (Warum enorm? Gefahr ist Gefahr.) Lautlich gibt sich das kräftige Sprechen in: Knacker (Würstchen), Kracher (Preiskracher usw.). Bilder sind immer groß aufgezogen: Wiege der Menschheit, ewiges Eis. Es sieht aus wie eine neutrale Beschreibung, ist aber Kraftsprech. Warum? Zunächst ist da der ganze Bildaufbau, dann die Überzeichnung ewig, statt dauerhaft. Kraftmalerisch ist alles mit Welle: Fake-Welle, Corona-Welle, Klagewelle, Pleitewelle, oder: Bürokratie-Beben, Börsenbeben usw. Oft steckt das Kräftige schon in der Wendung: „Ich will brutal ehrlich mit dir sein.“ Kraftsprech kann man sehr gut erkennen, wenn es eine mildere Alternative gibt: Aufbruch, Offensive statt schlichter: Anfangen, Losgehen usw. (Loslegen ist Aktivistensprech.) Die Freiburger Radwegoffensive ist ganz zu hoch gegriffen. Der schnöde, bürokratische Handlungsbedarf wird zum Handlungsdruck. Es gibt ganz dramatische, fast apokalyptische Ereignisse: Steuerklassenrevolution, Insolvenzkaskade, Prozesslawine, Klagewelle, Asylflut, Rentnerschwemme, Kokainschwemme, Preissturz, Regulierungstyrannei, Transfer-Hammer, Solar-Paukenschlag. Es sind alles Hyperbeln mit sinnlichen Komponenten: Auge und Ohr werden angesprochen. Kraftsprecher wissen: Größe führt irgendwann zu Wichtigkeit. Deshalb: Pandemie statt bloß Epidemie: Corona-Pandemie, Sitzpandemie (ausgerufen von der AOK). In der Umweltrhetorik, der sozialen Gleichheitsideologie und der Öko-Ideologie: „Jeder Mensch zählt“ und „Jede Batterie zählt“ (ReBat). Man beachte aber die Fallhöhe zwischen beiden Phrasen. Manches geht auf etablierte Formeln zurück. So gibt es die Sturm-Formel: Sturm auf die Bastille (heute von den Regierenden geschätzt), Sturm aufs spanische Parlament, Sturm auf die Bannmeile (unter Kohl), Sturm aufs Kapitol (Trumpisten), Sturm aufs Reichstagsgebäude (Nazis), Sturm auf Fähre von Habeck (besorgter Bürger). Man muss die Skalierung verstehen: Sturm ist hochgegriffen. Aber es geht noch höher: Pleite-Tsunami, Gewichtstsunami (Wortspiel mit Zunahme). Groß, fast episch, ist: Rabattschlacht (statt: preislich unterbieten), die Gewalt eskaliert / explodiert, etwas ist in vollem Gange (die Dativmarkierung ist hier bedeutungsunterscheidend, nicht: etwas ist im vollen Gange). Gegen bildliches, auch dramatisches Reden ist nichts einzuwenden, wenn es gut ist: Fahnenmeer, Häuserflucht. Auch aufstacheln ist gut, wobei aufstacheln zum Hass wieder formelhaft wurde. Überall dort, wo stark eingesetzt wird, ist es schwach: „Wir brauchen einen starken gemeindlichen Vollzugsdienst zur Durchsetzung der Regeln des friedlichen gemeinschaftlichen Zusammenlebens (…)“ (CDU Wahlwerbezettel 2024) und „Stärkung des öffentlichen Verkehrs“ (ebd.). Dazu gehört auch: „Wir suchen Verstärkung.“ (statt schnöde: Personal) „Knallhart-Kurs“ (Dobrindt im Juni 2024) muss eine Alliteration sein. Zudem: eindringlich warnen, Tabubrecher, dem Standort Deutschland einen Schub geben (Katachrese, weil Deutschland nun mal fest ist). Oder es heißt: „Die Polizei war mit starken Kräften im Einsatz.“ Kraftsprech ist immer das Wort massiv: „massiver Erdrutsch“ ist kontraintuitiv, weil massiv fest ist, aber diese Bedeutung hat es eben verloren und nun ist es nur noch Presswort, um etwas anderes zu verstärken. (Gewisse Wörter werden selbst pressiert: massiv => massivst; extrem => extremst.) Eine Dramatisierung steckt im Übergang von global warming zu global boiling, ebenfalls eine Alliteration, die ja in der politisch korrekten Sprache auffallend beliebt ist. Klares Kraftsprech sind: Klare Ansage, klare Kante usw.

Myron Hurna

Der Autor (geboren 1978) promovierte in Philosophie über das Thema moralische Normen. Er schrieb mehrere Bücher über die politische Rhetorik, besonders über die Rhetorik des Holocaustvergleichs und über die politisch korrekte Sprache (Zensur und Gutsprech). Sein neues Buch Amoklauf am offenen Lernort wird bei Königshausen & Neumann erscheinen.


4. Kultur

Literatur- und Sprachentwicklung der Verlage

Im Gespräch mit der Redaktion von Deutschlandfunk Kultur spricht Sandra Richter, Literaturwissenschaftlerin und Leiterin des Literaturarchivs Marbach, über den sich verändernden Buchmarkt und dessen Auswirkungen auf die Sprache. Richter betont, dass in den letzten Jahren die „Genreliteratur“, also die Spezialisierung der Autoren auf eine bestimmte Gattung, in den Vordergrund gerückt sei. Besonders nennenswert sei die Gattung „Young Adult“ („junge Erwachsene“). Hinter dem englischen Namen verbergen sich Romane, welche die Lebenswelt von Jugendlichen und jungen Erwachsenen darstellen. Richter stellt klar, dass die aufstrebende Gattung der „Young/New Adult“-Romane jedoch nicht so trivial sei, wie manche glauben. Die Nachfrage nach Liebesromanen und Serienbüchern statt nach Einzelbänden sei bei jungen Lesern stark angestiegen. Dadurch verändere sich auch die Sprache in den Verlagen. Sperrige Texte scheinen eher unerwünscht und es werde viel Wert auf visuell ansprechende Einbände gelegt. „Leicht konsumierbar“ solle die Literatur werden und gleichzeitig auch die Erfahrungen der jungen Leser verarbeiten. Insbesondere durch die sozialen Medien und „BookTok“, eine Gemeinde der App TikTok, welche sich auf Bücher und Literatur konzentriert, werden die neuen Romane bekannt. (deutschlandfunkkultur.de)


Keine „Trottelsprache“

Der Lehrer und Sprachexperte Niklas Hilber berichtet im Gespräch mit der Münchner Boulevardzeitung Abendzeitung über seine Erfahrungen mit dem bairischen Dialekt. Hilber arbeitet als Deutsch- und Geschichtslehrer an der Fachoberschule in Weilheim und ist der neue Vorsitzende des Vereins Bund Bairische Sprache e. V. Ihm sei es besonders wichtig, dass Bairisch ernst genommen werde. Durch vorherrschende Klischees wirke Bairisch wie eine „Trottelsprache“, welche nichts mit der 1300 Jahre alten Sprach- und Literaturgeschichte des Freistaats zu tun habe. Durch seine Aufgabe als Vereinsvorsitzender sehe sich Hilber in der Verantwortung, das Bewusstsein für die südhochdeutsche Sprache zu stärken. Unter anderem schlägt er vor, dass Menschen, deren Muttersprache nicht deutsch ist, die aber aufgrund der Arbeit nach Bayern ziehen, vor Ort Südhochdeutsch lernen. Das heiße konkret, die Lerner sprechen von einem „Weiher“ statt von einem „Teich“ und aus „klug“ werde „gescheit“. Mit seinen eigenen Schülern spreche Hilber auch Südhochdeutsch. In seinem Unterricht thematisiert er zudem die deutsche Sprachgeschichte des Früh-, Hoch- und Spätmittelalters und Plattdeutsch. (abendzeitung-muenchen.de)


Schauspieler im Nationalsozialismus

Die Filmhistorikerin und Frankfurter VDS-Vertreterin Rosemarie Killius erforscht Schauspieler-Biographien während der Zeit des Nationalsozialismus. Derzeit schreibt sie ein Buch über das Leben von Joachim Gottschalk (geboren 1904), der Theaterschauspieler unter anderem in Cottbus, Stuttgart, Leipzig und ab 1938 an der Berliner Volksbühne war. Wegen der jüdischen Abstammung seiner Ehefrau Meta Wolff wurde die Familie von den Nazis verfolgt. 1941 sollten Meta und ihr gemeinsamer Sohn Michael ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert werden, gleichzeitig erhielt Gottschalk den Einberufungsbefehl zum Kriegsdienst. Die Familie nahm sich daraufhin in ihrer Wohnung in Berlin-Grunewald das Leben.

Besonders interessiert Rosemarie Killius die „große Sprach- und Schauspielkunst“ jener Zeit. „Die Rolle des Künstlers in der Diktatur muss man sich sehr genau anschauen und darf nicht pauschalisieren“, so Killius im Interview. Und dass im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm kaum noch historische Stummfilme in schwarz-weiß laufen, findet Killius „eine Schande für das Fernsehen“. (jungewelt.de)


5. Denglisch

Radfahrerverband nun auf Englisch

Der Bund Deutscher Radfahrer e. V. (BDR) präsentiert sich künftig mit dem englischen Namen „German Cycling“. Der neue Name und das neue Logo des Verbands wurden in der vergangenen Woche im Rahmen der traditionellen BDR-Gala in Seeheim-Jugenheim vorgestellt. Laut des Verbands wolle man sich 140 Jahre nach der Gründung nun „zeitgemäß“ und „nach internationalen Maßstäben orientiert“ aufstellen. Laut den Vorsitzenden sei die äußerlich sichtbare Neuausrichtung des Dachverbands mit dem englischen Namen auch ein Versprechen, den Sport für kommende Generationen „attraktiv und zugänglich“ zu gestalten. (rad-net.de)


6. Soziale Medien

Na, schon Mitglied?

Einfach Werbeblätter verteilen kann jeder. Wir sind bei unserer Mitgliederwerbung GANZ nah dran. (tiktok.com/vds, instagram.com/vds)


Wer gendert eigentlich?

Bezogen auf den Zeit-Artikel mit der Frage, ob man selbst gendert, wenn man sich mit anderen austauscht, stellte auf X (vormals Twitter) der Nutzer @unblogd die Frage „Kennt ihr Leute, die das (Anm.: gendern) machen?“ Die Mehrzahl der Antworten lautete entweder „Nein“ oder „Ja, aber dann nehme ich mein Gegenüber nicht ernst“ (sinngemäß). Die Nutzerin @mel_theatre schrieb „Zum Glück kenne ich niemanden. Mich persönlich nervt es sehr.“ Ähnlich äußerte sich @sahnetaeter: „Tatsächlich kenn ich ein paar solcher Menschen. Sehr seltsam und nervig.“ (x.com/unblogd)


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.

Redaktion: Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Stephanie Zabel

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