Infobrief vom 27. November 2021: Lingua franca – Fluch oder Segen?

Bild: Wilhelmine Wulff / pixelio.de

1. Presseschau

Lingua franca – Fluch oder Segen?

Was haben das Arabische, das Russische, Swahili und das Niederdeutsche gemeinsam? Sie alle hatten oder haben die Funktion einer lingua franca. So bezeichnet man eine Sprache, die nicht nur die Muttersprache für einige oder viele ist, sondern auch als Mittlersprache für eine weit größere Menge von Menschen anderer Muttersprachen dient. Für diese ist eine lingua franca immer Zweit- oder Drittsprache. Für die meisten Europäer spielt das Englische diese Rolle. Gehen sie mit ihrer Muttersprache mehr oder weniger souverän um, beherrschen sie Englisch auf sehr unterschiedlichen Niveaus: bei Reisen ins Ausland, bei wissenschaftlichen Vorträgen oder bei Reden auf internationaler politischer Bühne. Für den Erlanger Sprachwissenschaftler Horst-Haider Munske ist das Fluch und Segen zugleich. Den Vorteilen des globalen Kommunikationsmittels steht die Gefahr gegenüber, dass in vielen Lebensbereichen generell auf die Landessprache verzichtet werde. So wird an den Universitäten in den Niederlanden oder in Island bereits vorwiegend auf Englisch unterrichtet. Deutschland befindet sich weit fortgeschritten auf dem Weg dorthin. Munske ermuntert zum Widerstand gegen diese Entwicklung: „Entfremdet dies nicht die Arbeitswelt von der Vertrautheit der Muttersprache?“, fragt er. Deswegen fordert er bei aller berechtigten Freude an der Möglichkeit weltweiter Kommunikation mehr Verantwortung für die Bewahrung der eigenen Sprache. Die lingua franca werde zum Fluch, wenn sie die Muttersprachen verdrängt oder ihre Identität durch Vermischung beschädigt. (welt.de, hinter Bezahlschranke)


Sprachen lernen mit Kopf und Hand

Über den Zusammenhang zwischen handwerklichem und sprachlichem Geschick berichteten wir im Infobrief der vorigen Woche. Dazu gibt es einen ergänzenden Beitrag im Deutschlandfunk. Wer eine neue Sprache lernt, soll nicht nur sein Gedächtnis zum Bauen von Eselsbrücken nutzen, sondern auch die Hände. Gezieltes Gestikulieren kann dabei helfen, Fremdsprachen zu lernen, haben Neurowissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig herausgefunden. Wer eine Vokabel mit einer bestimmten Gestik verknüpft, kann sie verlässlicher abspeichern. „Unser Gehirn denkt immer in Bildern, Mustern, Bewegungen, Zusammenhängen. Wenn man das beim Vokabellernen berücksichtigt, kann man sich Vokabeln schneller merken“, so der Neurowissenschaftler Henning Beck. In Versuchen wurden Testpersonen Fantasievokabeln gezeigt, dabei machte eine andere Person Gesten. Wenn die Testperson beim Lernen der Vokabel ebenfalls eine Geste machte, blieb sie im Gedächtnis nachhaltiger gespeichert. Das Gehirn, so die Forscher, werde bei Gesten etwas „breiter aktiviert“, und das sorge für eine bessere Verankerung des Gelernten. (deutschlandfunknova.de)


Schlumpfig!

Die „Asterix & Obelix“-Comics gibt es bereits auf Latein, Sächsisch, Hessisch und Ruhrpott-Deutsch – jetzt ziehen die Schlümpfe nach. Der Splitter-Verlag hat jetzt De Schlimpf af Bairisch herausgegeben. Das Besondere: Es wurde nicht der häufig als „echtes Bayerisch“ missverstandene Münchner Dialekt genutzt. Die Übersetzerin Sabrina Stangl kommt aus Passau, ihr Kollege Alexander List aus Kirchberg im Bayerischen Wald. Dort geht das Mittelbairische, wie es von München bis Passau gesprochen wird, ins Nordbairische des früheren Nordgaus über. Daher ist die bayerische Übersetzung ein echtes gesprochenes Bairisch – wenn auch nur in einem bestimmten Bereich des Bundeslandes. Der Lokalkolorit ist die Stärke und Schwäche zugleich, schreibt Gerald Huber auf br24.de. Dennoch ist der Comic ein launiger Zeitvertreib. „Ganz eale, i frog mi scho, wos sese do dengd hamd…“ (br.de)


Einzigartige Dialektwörter

Bei Dialekten fällt oft als erstes die ungewohnte Aussprache auf. Auch die Begriffe unterscheiden sich häufig vom Hochdeutschen. Die Autorin Sofia Blind hat verschiedene Dialekte genauer betrachtet und Wörter gesammelt, die im Hochdeutschen keine angemessene Übersetzung haben. Wörter, die es nicht auf Hochdeutsch gibt lautet der Titel ihres Buches, das viele solcher Begriffe vorstellt. Dazu gehört Längizyti, das im Berndeutschen eine Art wehmütige Sehnsucht beschreibt, oder das Aminaschlupferle: Allgäuerisch für ein kleines Kind, das gerne kuschelt. Auch das westfälische Fisseln ist vertreten, es beschreibt „irgendwas zwischen Nieselregen und Nebel“. (web.de)


Bund fördert sorbische Sprache und Kultur

Die Stiftung für das Sorbische Volk hat in Sachsen und Brandenburg einen großen Erfolg erzielt. Für 2022 wurde ein Etat von 29 Millionen Euro verabschiedet. Sie gelten der Förderung der sorbischen Sprache und Kultur, dafür erhalten Sachsen und Brandenburg zwischen 2022 und 2038 jährlich rund 4 Millionen Euro. Diese zusätzlichen Strukturmittel wurden von der Bundesregierung auf Grundlage des Investitionsgesetzes für Kohleregionen beauftragt. Zu den benennbaren Projekten zählen die Erweiterung des Sorbischen Instituts um eine Abteilung für Minderheitenschutz und ein Plan zur Revitalisierung der sorbischen Sprache. Die Sorben sind ein westslawisches Volk, dessen Geschichte bis in die Zeit der großen Völkerwanderungen im 6. Jahrhundert zurückzuführen ist. Rund 60 000 Menschen bilden heutzutage das Volk der Sorben oder Wenden in Ober- und Niederlausitz. (morgenpost.de)


Geistiges Klima an den Universitäten

Das geistige Klima an den Universitäten hat sich verändert. Das hat jetzt eine repräsentative Umfrage der Allensbach Stiftung für den Deutschen Hochschulverband und die Konrad-Adenauer-Stiftung ergeben. So deutlich wie häufig berichtet sei es noch nicht zu erkennen, dennoch wandle sich die Stimmung. Noch fühlen sich die meisten Hochschullehrer in ihrer Forschung und Lehre frei. Jedoch wächst das Erleben, unter dem Druck des Meinungsklimas zu stehen. Bei der vorangegangenen Umfrage 2019/2020 sagten noch 31 Prozent der Befragten, dass sie sich in der Lehre durch formelle oder informelle Vorgaben zur Political Correctness eingeschränkt fühlen – jetzt sind es 40 Prozent. Auch der Anteil der Wissenschaftler, die sagen, Political Correctness verhindere, dass man bestimmten Forschungsfragen nachgehen könne, ist seit der Jahreswende 2019/20 von 13 auf 18 Prozent gestiegen. Dass man Ärger bekommt, wenn man sich der „gendergerechten Sprache“ verweigert, glaubten 47 Prozent, ebenfalls ein Zuwachs von 7 Prozentpunkten.

80 Prozent der Befragten gaben an, es solle „erlaubt“ sein, sich der Gendersprache zu verweigern. Mehr zu dieser Antwort enthält der detaillierte Bericht des Hochschulverbandes über eine aktuelle Online-Befragung von Hochschullehrern. Unter der Überschrift „Was sollte an der Universität erlaubt sein?“ ist unter anderem die Zustimmung /Ablehnung zu 14 Fragen zu finden, von „Als Westdeutscher über die DDR forschen“ (98 Prozent Zustimmung) bis „Das Grundgesetz ablehnen“ (6 Prozent). (hochschulverband.de, hochschulverband.de (PDF-Datei))

Anmerkung: Bemerkenswert ist der Gebrauch des Wortes „erlauben“. Demnach müsste ein Hochschullehrer, bevor er mit dem eigenen Denken beginnt, erst um Auskunft bitten, was er denken und gegebenenfalls forschen darf. Die Vorstellung macht Gruseln. Die umgekehrte Formulierung „Was soll an Hochschulen von vorneherein verboten werden?“ hätte gezeigt, wie absurd schon allein die Fragestellung sein kann. In einem solchen Klima kann bereits die Frage, wie das Grundgesetz vielleicht zu verbessern wäre, als „Ablehnung“ ausgelegt werden.


2. Gendersprache

Gendern in anderen Sprachen

In der Debatte um das Gendern wird oft auf andere Sprachen verwiesen, in denen man gut ohne gegenderte Begriffe auskomme. Bedingt stimmt das auch – das Englische zum Beispiel hat viele Wörter, die ohnehin schon neutral gehalten sind und daher gar nicht die Frage nach Frau oder Mann aufwerfen. Bemühungen um gegenderte Sprache gibt es dennoch in verschiedenen europäischen Sprachen, sie werden allenfalls weniger intensiv diskutiert als in Deutschland. Am stärksten gegen das Gendern vorgegangen wird in Frankreich. Hier werden zwar Klammern, Binnenbuchstaben oder auch gänzlich neue Wortkreationen angewandt, offiziell wurde die Nutzung der Gendersprache in Frankreich jedoch verboten. Die italienische Sprache kennt verschiedene Endungen für Mann und Frau. Bislang sind Berufsbezeichnungen vor allem in männlicher Form gehalten, das könnte sich aber künftig ändern: Empfehlungen zur gendergerechten Sprache regen dazu an, bei Frauen statt der männlichen Endung -o die weibliche Endung -a anzuhängen. Aus einem weiblichen poliziotto (Polizist) würde dann eine poliziotta (Polizistin). Nicht zuletzt wird die Debatte auch im Englischen geführt. Hier geht die Tendenz jedoch eher dahin, eine Neutralisierung herbeizuführen und geschlechtsspezifische Begriffe so weit wie möglich zu reduzieren. (expat-news.com)


Gendern in der Paartherapie

„Auf der Couch“ ist der Titel einer neuen Gesprächssendung im ZDF, die der Psychologe Leon Windscheid moderiert. Dazu werden stets zwei Teilnehmer mit gegensätzlichen Standpunkten zu einem Thema eingeladen. Zum Thema „Streitpunkt Gendern: Sprache, die aufregt“ war Torben Hundsdörfer dabei, Leiter der VDS-Arbeitsgemeinschaft „FDP für gutes Deutsch“. Er diskutierte mit der Kabarettistin Teresa Reichl. Reichls Standpunkt „Nicht-Gendern schließt aktiv Leute aus“ empfand Hundsdörfer als „konstruiertes Problem“ von Personen, die sich mit sprachlichen Konventionen nicht abfinden wollen. Dabei gehört es aber zum Wesen einer sprachlichen Konvention, dass sich eine Sprechergemeinschaft über Regeln und Bedeutungen einig ist und auch nur so verständliche Kommunikation erreicht wird. In der Sendung werden einige psychologische Methoden aus der Paartherapie eingesetzt. In einer Übung wurden beide Kontrahenten gebeten, den jeweils anderen zu einem Standbild zu formen. Hundsdörfer stellte die Genderbefürworterin auf einen Stuhl, von dem aus sie als Sprachpolizistin mit erhobenem Zeigefinger ihm als (fassungsloses) Mitglied einer Sprachgemeinschaft vorschreibt, wie er zu sprechen, zu schreiben und zu denken habe. (zdf.de)

Gendern an Unis

Das Gendern hat an den Unis Einzug gehalten und wird von vielen Dozenten als Heilsbringer zum Erreichen der Geschlechtergerechtigkeit gefeiert. Wer nicht mitzieht, riskiert eine schlechte Note und wird von Dozenten und Kommilitonen oft als „auf der falschen Seite“ stehend abgestempelt. Dabei setzt gerade die Wissenschaftsfreiheit, der Kern einer jeden Universität, dem Gendern Grenzen, schreiben Peter Allgayer und Rolf Schwartmann in einem Gastbeitrag in der FAZ. Allgayer, Richter am Bundesgerichtshof, und Schwartmann, Professor an der TH Köln, schreiben: „Nach ständiger Rechtsprechung ist weder die subjektive Absicht des sich Äußernden noch das subjektive Verständnis der von der Äußerung Betroffenen maßgeblich, sondern der objektive Sinn, den die Äußerung nach dem Verständnis eines unvoreingenommenen und verständigen Publikums habe.“ Emotionen der direkt Beteiligten haben also außen vor zu bleiben; entscheidend sei, ob unbeteiligte Dritte eine Aussage verstehen. Daher könne auch die Sparkassen-Kundin, die in Schreiben als „Kunde“ angesprochen wurde, einer objektiven Wahrnehmung keine Diskriminierung unterstellen. „Nach dem allgemein üblichen Sprachverständnis könne das generische Maskulinum jedes natürliche Geschlecht umfassen. So sei auch die Gesetzessprache – insbesondere des Grundgesetzes – angelegt. Die dagegen gerichtete Verfassungsbeschwerde hat das Bundesverfassungsgericht nicht zur Entscheidung angenommen.“ Da auch der Deutsche Rechtschreibrat Asterisk, Unterstrich und andere Zeichen nicht als vereinbar mit der Rechtschreibung angesehen hat, ist es problematisch, dass manche Universitäten ihren Studenten diese Zeichen explizit vorgeben. Für den Hochschulbereich sei es daher fraglich, ob eine Schreibung, die von den Empfehlungen des Rechtschreibrates abweiche, von der Wissenschaftsfreiheit gedeckt sei; und erst recht, ob sie in die Notengebung einfließen dürfe. Hochschulen und Dozenten müssten die Freiheit des Studiums auch bei Äußerungen wissenschaftlicher Meinungen der Studenten schützen. (faz.net, hinter Bezahlschranke)


Gender-Umfrage im Mindener Tageblatt

Malina Reckordt, Redakteurin beim Mindener Tageblatt, untersucht für ihre Abschlussarbeit am Institut für Journalistik in Dortmund, ob die Leser der Zeitung das Gendern wünschen oder nicht. Bisher verzichtet das Mindener Tageblatt auf die vermeintlich geschlechtergerechte Sprache. Mittels der Umfrage soll auch in Erfahrung gebracht werden, welche der verschiedenen Möglichkeiten beim Gendern am meisten Zuspruch erhält. (mt.de, unipark.de)


3. Sprachspiele: Unser Deutsch

volllaufen

Der Notstand in der Covid-Pandemie wird in jüngster Zeit mit drastischen Worten beschworen: Die Intensivstationen in den Krankenhäusern seien schon fast vollgelaufen, hört man von Politikern und Journalisten. Irgendetwas stört mich an dieser Beschreibung. Es klingt beschwichtigend, bagatellisierend. Woran liegt das?

Fragen wir nach dem üblichen Gebrauch dieses Wortes. Was läuft voll? Zum Beispiel die Badewanne oder die Regentonne. Beides kann man abstellen. Hier den Hahn zudrehen, dort die Vorrichtung am Fallrohr, mit der das Regenwasser vom Dach entweder in die Kanalisation oder in die Regentonne geleitet wird. Das Volllaufen ist hier beabsichtigt. Das gilt auch für den reflexiven Gebrauch: sich volllaufen lassen, mit Bier, Wein, Schnaps. Das beschreiben die Lexikographen als ‚salopp‘, jetzt wird der menschliche Körper metaphorisch zum Behälter. Und die Flüssigkeit ist immer etwas Alkoholisches. Immer geht es also beim volllaufen um Flüssigkeit, die irgendwo eingefüllt wird. Und man sieht ein Bild vor sich, wie etwas nach und nach einläuft, bis der Behälter voll ist. Ganz ähnlich ist es beim Volltanken.

Die Verwendung von volllaufen in den Intensivstationen passt aber gar nicht zum Ernst der Lage, zum Ringen zwischen Leben und Tod. Metaphorisch sind jetzt die Krankenzimmer ein Behälter für die Sterbenskranken, welche von den Notärzten eingeliefert werden. Das Bild vom Volllaufen ist so fragwürdig, weil es eben nicht beabsichtigt ist wie bei einer Regentonne oder der Badewanne. Es hat etwas von der Wurstigkeit, mit der im Klinikalltag zuweilen geredet wird. Im öffentlichen Sprachgebrauch wirkt es verharmlosend, fast entschuldigend. Als sei man dagegen machtlos. Das ist falsch. Denn es gibt ein Mittel, das nun endlich auch von den Politikern entdeckt wird: den „Hahn zudrehen“ durch eine allgemeine Impfpflicht.

Horst Haider Munske

Der Autor ist Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache e.V. Ergänzungen, Kritik oder Lob können Sie schicken an: horst.munske@fau.de


4. Kultur

Pandemie verändert Redewendungen

Die deutlichsten Veränderungen einer Sprache finden während Krisen statt. So haben wir den Begriff Kinkerlitzchen beispielsweise der Vertreibung der Hugenotten durch Ludwig XIV. zu verdanken. Wortursprung ist der Begriff La quincaillerie, der Eisenwaren- und Werkzeughandel mit dem die hierzulande eingewanderten Franzosen ihren wirtschaftlichen Neubeginn versuchten. Durch Krisen und Kriege änderten sich jedoch auch die Bedeutungen deutscher Ausdrücke wie „vom Acker machen“, „den Löffel abgeben“ oder „nur Bahnhof verstehen“. Auch heutzutage haben es neue Assoziationen und Redewendungen durch die Pandemie in die deutsche Sprache geschafft. Wer vor rund zwei Jahren noch von einem Wellenbrecher sprach, meinte zumeist Betonklötze an Küsten. Die Brille war durch die Kälte beschlagen und nicht durch die Maske, und eine enge Beziehung zu einer Kontaktperson war ein erfreulicher Zustand. Auch schulfrei bereitet so manchem heutzutage eher Bauchschmerzen und wenn in der Videokonferenz mit den Kollegen davon gesprochen wird, dass man eingefroren ist, entsteht mittlerweile ein anderes Bild im Kopf als noch vor der Pandemie. Falls in Bus oder Bahn „das Gummi reißt“, meinen wir natürlich das ohrenabdrückende Band des medizinischen Mund-Nasen-Schutzes. (sueddeutsche.de)


Wozu Latein?

Gesprochen wird Latein heute kaum noch – dennoch wird es in den Schulen gelehrt. Dabei stellt sich heraus: Die eine korrekte Übersetzung für einen lateinischen Satz gibt es häufig nicht. Mal sind es Feinheiten der Grammatik, die verschiedene Übersetzungen zulassen, oder auch der Zusammenhang, der so oder so ausgelegt werden kann. Dennoch ist Latein mehr als ein Schulfach, es ist so mit der Geschichte und der Kultur Europas verwoben, dass es überall Spuren hinterlassen hat. Deutsch, Französisch, Spanisch – all diese Sprachen wurden von ihren Sprechern zum großen oder kleinen Anteil aus dem Lateinischen entwickelt. Auch das Rechtssystem der Römer spiegelt sich bis heute in vielen unserer Gesetze. Daher ist es durchaus sinnvoll, Latein nicht als tote Sprache wahrzunehmen, sondern sich ihrer Auswirkungen auf die heutige Zeit bewusst zu werden. (faz.net)


5. Berichte

VDS-Vorträge in Bonn und Jülich

Die Corona-Situation zwingt auch viele VDS-Vertreter wieder dazu, Veranstaltungen abzusagen oder ins Netz zu verlegen. Die Mitglieder der Region Bonn können wählen zwischen einem Präsenz-Treffen am Dienstag, dem 30.11. um 19 Uhr im Restaurant Tonto y Blanco in St. Augustin (Konrad-Adenauer-Straße 57-59). Um das Treffen unter Corona-Bedingungen (es gilt 2G!) zu planen, wird um Anmeldung gebeten und zwar mit einer Nachricht an: christwart@gmx.de

Gleichzeitig bietet die Regionalleitung ein digitales Treffen an und zwar am 7.12., 19 Uhr. Bitte ebenfalls per E-Mail anmelden unter: christwart@gmx.de

Ein Einwahllink wird vor der Veranstaltung an alle Teilnehmer versandt.

Der Aachener Regionalleiter Claus Maas wird zudem am Montag, 29.11 2021, 19 bis 20:30 Uhr, einen Vortrag an der VHS Jülicher Land halten, sein Thema: „Geschlechtergerechte Sprache – warum sie die einen begeistert und die anderen nervt“. Die Zahl der Zuhörer ist begrenzt (auch hier gilt 2G), es gibt aber eine Video-Zuschaltung, zu der man sich über www.vhs-juelicher-land.de anmelden kann. Da es sich um eine Veranstaltung der Volkshochschule Jülicher Land handelt, wird eine Kursgebühr von 9,- Euro erhoben.


6. Denglisch

Mit Anglizismen Expertise vortäuschen

In der Welt des Online-Marketing und Handels hat man es oft mit Anglizismen zu tun. Doch nicht nur wir Kunden als Endverbraucher werden von englischen Titeln erschlagen, auch hinter den Kulissen sind die Firmenstrukturen gespickt von Anglizismen. Marketingberater Bernhard Kuntz vermutet dahinter eine Ablenkung von fehlenden fachlichen Wissen. Buzzwords, also bestimmte Schlagworte fallen in Gesprächen mit Marketingberatern immer wieder und man fragt sich, was das Gegenüber gerade genau will. Kuntz berichtet von Gesprächen, in denen es heißt, die Optimierung der Targeting-Strategy solle den Impact der Marketing-Activities verbessern. Kuntz Reaktion gibt zu bedenken: „Warum sagt der Mann nicht einfach, wir untersuchen gerade, wie wir die Wirkung unserer Marketingmaßnahmen bei unseren Kernzielgruppen erhöhen können.“ Auf seine Gegenfrage, was der Berater genau meine, bekommt Kuntz die Antwort, dass es um Brand-Awareness und Lead-Generierung, also eine Bekanntheit bei den Zielkunden geht. Einen guten Marketingberater zeichne laut Kuntz jedoch aus, dass er auch komplexe Sachverhalte verständlich erklären könne. Bei der übermäßigen Verwendung von modischen Anglizismen, oder wie er es nennt, „Marketing-Chinesisch“, handle es sich meist um eine Ablenkung von fehlendem fachlichen Wissen, zu beurteilen nach dem Motto: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. (pt-magazin.de)


Denglischpräzision im Koalitionsvertrag

Wer den Koalitionsvertrag der Ampel lesen will, sollte sich auf englische Begriffe gefasst machen. So ist etwa vom Level Playing Field die Rede, von Important Projects of Common European Interest oder vom Digital Market Act. Letztere beiden sind noch vertretbar, sie sind Eigennamen von europäischen Initiativen, aber Level Playing Field ließe sich treffender, einfacher und verständlicher als Chancengleichheit beschreiben. Auch das Wort Carbon Leakage, welches bereits in Wahlprogrammen zu lesen war, taucht im Koalitionsvertrag wieder auf. Auf den ersten Blick klingt es nach einem technischen Defekt, gemeint ist der Umstand, dass in anderen Ländern CO2-Emissionen entstehen können, wenn wir sie hierzulande vermeiden wollen. (welt.de)


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten der vergangenen Woche zur deutschen Sprache. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion.

Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Alina Letzel, Asma Loukili, Dorota Wilke

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