Infobrief vom 18. April 2022: Scrabble vergibt 10 Punkte für das *in

1. Presseschau

Scrabble vergibt 10 Punkte für das *in

Zum Welt-Scrabble-Tag am 13. April präsentierte der Spielehersteller Mattel einen neuen Stein für sein beliebtes Wortlegespiel: das *in. Der Stein mit dem Sternchen kann anderen Wörtern einfach hinzugefügt werden und ist 10 Punkte wert – die Höchstzahl, die ein Stein beim Scrabble haben kann. „Mit der Aktion regt Mattel zum Diskurs über den aktuellen Sprachwandel an und gibt den Stein des Anstoßes zum Gendern, damit in der Sprache alle Menschen sichtbar werden“ verspricht das Unternehmen vollmundig auf seiner Internetseite. Gendern wird als natürliche Weiterentwicklung der Sprache bezeichnet, die Frauen und nicht-binäre Menschen endlich sichtbar mache. „Indem man bestimmte Dinge benennt, werden sie bewusst. Mit Sprache kann man die Wahrnehmung verändern,“ zitiert Mattel die Linguistin Prof. Dr. Gabriele Diewald vom Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Universität Hannover. Gendern sei ein „echter gesellschaftlicher Gamechanger“, so Mattel, durch den niemand einen Nachteil habe. Mit der Einführung des Gendersteins wird auch die Gebrauchsanleitung gegendert. Der *in-Stein kann kostenlos bei Mattel bestellt werden – was man damit macht, ist selbstverständlich jedem selbst überlassen. (news.mattel.de)

Bestellung unter mattel.de.

Anmerkung: Ein Sprachfest ist garantiert, wenn gleich zwei Dutzend dieser Steine verwendet werden. Fortgeschrittene können dazu eine Sonderregel vereinbaren: Den begehrten dreifachen Wortwert bekommen Spielende für Partizip 1 (Partizip Präsens) statt Substantiv, zum Beispiel „Redigierende“ statt „Redakteur“. Da kommt Freude auf.


Das Aus fürs Z

Die Kfz-Zulassungsstelle in Herford vergibt seit April keine Kennzeichen mit dem Buchstaben „Z“ mehr. Der Buchstabe ist im Zuge des russischen Krieges gegen die Ukraine in Verruf gekommen, da er von Russland-Unterstützern im In- und Ausland genutzt wird. In einer vorherigen Ausgabe des Infobriefs wurde bereits berichtet, dass der Schweizer Versicherungskonzern Zurich sich vorübergehend vom Z in seinem Logo trennt. Ein Sprecher der Zulassungsstelle erklärte, dass es zwar bisher keine gesteigerte Nachfrage nach einem Z im Kennzeichen gegeben hätte, jedoch entschied sich die Zulassungsstelle die Buchstabenkombination „HF-Z“ zu sperren. Auch in Düsseldorf sind solche Kombinationen nicht mehr möglich. Laut dem zuständigen Beigeordneten, Michael Rauterkus, verhindere die Landeshauptstadt durch die Sperrung eine mögliche symbolische Unterstützung des Krieges. Vor Bier macht die Z-Problematik auch nicht Halt. Die Bochumer Brauerei Fiege entfernt auf ihrem Zwickelbier den Buchstaben Z, der bisher groß und rot als Erkennungszeichen auf dem Etikett prangte. (wdr.de, rp-online.de, rp-online.de)

Anmerkung: Aus einschlägigen Kreisen ist zu hören, auch das „M“ stehe auf der Kippe. M für Mann.


Sprachprobleme bei ukrainischen Ärzten

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat sich gegen eine rasche Aufnahme ukrainischer Ärzte und Pflegekräfte im deutschen Gesundheitssystem ausgesprochen. Der Vorstand Eugen Brysch sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass vor der Anerkennung der beruflichen Erfahrung der Spracherwerb stehe, denn Sprache sei der Schlüssel zur Patienten- und Therapiesicherheit. Laut Brysch ist mindestens das Sprachniveau B2 notwendig, dessen Erwerb in der Regel neun bis 12 Monate dauert. Mit dieser Aussage antwortete die Stiftung auf den Beschluss der Gesundheitsminister der Länder, dass geflüchteten Ärzten und Pflegekräften zügig Berufserlaubnisse erteilt werden sollen. Neben der sprachlichen hat Brysch auch moralische Bedenken. Denn die medizinische Versorgung in der Ukraine sollte Vorrang haben. (welt.de)


Nur noch eine Stunde Deutsch

In Polen wurden die angekündigten Kürzungen des Deutschunterrichts als Minderheitensprache mit dem jüngsten Haushalt nun verabschiedet. Statt drei gibt es künftig nur noch eine Wochenstunde Deutschunterricht. Hintergrund für die Maßnahme ist die Ansicht der regierenden PiS-Partei, dass polnische Einwanderer in Deutschland nicht ausreichend als Minderheit geschützt und gefördert werden. (tagesschau.de)


Schweigen oft schlimmer als Beleidigen

Worte können verletzen – aber Stille noch viel mehr. Die Psychologin und Autorin Anke Precht erklärt in der Bild, dass diese Art der passiv-aggressiven Kommunikation oft nachhaltige Schäden vor allem bei Kindern anrichten kann, zumal wenn sie in härtesten Fällen über Wochen andauert. Schweigen sei eine Form von Gewalt, man schließt das Gegenüber aus: „Mit wem nicht mehr geredet wird, der gehört nicht mehr zur Gruppe. Das ist aus biologischer Sicht eine akute und große Bedrohung der Sicherheit.“ Dies sei in den tiefsten Empfindungen codiert, die wir seit der Steinzeit in uns tragen: „Allein, ohne die Gruppe um das schützende Feuer“ sei man „den Raubtieren ausgeliefert“. Die Leidtragenden tun in der Regel alles, um wieder eingebunden zu werden. Für Kinder sei es besonders grausam, wenn Eltern Schweigen als Bestrafung einsetzen – häufig werden sie traumatisiert, da es ein Gefühl der emotionalen Verlassenheit auslöst. Es kann dazu führen, dass sie nicht mehr fähig sind, eine sichere Bindung einzugehen. Kurzzeitige Auszeiten von der Kommunikation, zum Beispiel in Stress- oder Streitsituationen, seien jedoch nicht verwerflich – eine Ruhepause gebe die Möglichkeit, sich zu sammeln und die Auseinandersetzung zu einem späteren Zeitpunkt weiterzuführen. (bild.de)


2. Gendersprache

DVF-Journal für die Lesbarkeit

Das DVF-Journal, die Zeitschrift des Deutschen Verbandes für Fotografie e. V., hat sich entschieden, keine Gendersternchen und ähnliche Zeichen zu verwenden und platziert in jedem Heft den Hinweis: „Im Interesse der Lesbarkeit wird im DVF-Journal nicht in geschlechtsspezifische Personenbezeichnungen differenziert. (…)“. Die Redaktion zieht die generische Standardform vor. Dafür erhalten die Redakteure viel Lob. Ein weibliches Mitglied aus Würzburg schreibt: „Mich stört, ich will fast sagen, die Vergewaltigung der deutschen Sprache durch das Gendern. Vor allem im Gesprochenen werden männliche Formen oft inkorrekt. Für mich ein zwanghaftes sprachliches Bemühen um eine Pseudogleichberechtigung, das bei der Mehrheit der Bevölkerung keinerlei Anklang findet.“ (dvf-fotografie.de)


Springer-Verlag benennt Titel um

Der Springer-Verlag, Herausgeber wissenschaftlicher Bücher und Zeitschriften, benennt seine medizinischen Zeitschriften um. Aus Der Chirurg wird Die Chirurgie, aus Der Internist wird Die Innere Medizin. Das Prinzip gilt für alle bisher vermeintlich männlich geführten Titel: Mann wird ersetzt durch Fachrichtung. So will man laut Verlag zur Gleichstellung beitragen: „Viele Medizinerinnen fühlen sich heute von männlichen Berufsbezeichnungen nicht mehr angesprochen oder sogar diskriminiert“, so Springer in der Mitteilung auf der Internetseite. Mit der Umbenennung sei man „up to date“. Die Umstellung findet für die Ausgaben im Juni statt. Ob und wenn ja wie viele Medizinerinnen der Verlag vor der Umbenennung über eine Umfrage zu dem vermeintlich frauenfeindlichen Titel befragt hat, darüber schweigt sich Springer aus. (springermedizin.de)


3. Sprachspiele: Flimmern und Rauschen

„Hallo Herr Reif, sind wir nicht alle Söldner?“ – Über Sprachpolizisten ohne Schulterklappen

Kennen Sie Marcel Reif? Natürlich, der Mann war DER Fußballkommentator Deutschlands, inzwischen ist er als solcher auf eigenen Wunsch emeritiert, doch er bleibt (zurecht) gern geladener Experte in Fußball-Gesprächsrunden. Guter Mann! Marcel Reif achtet sehr auf Sprache – allerdings auf wechselhafte Weise.

Als kürzlich der Spieler Max Kruse überraschend und ohne einen Hehl draus zu machen des Geldes wegen von Union Berlin nach Wolfsburg wechselte, fiel in Kommentierungen immer wieder das Wort „Söldner“. Marcel Reif mahnte: „Lasst uns nicht ein solches Wort gebrauchen, Söldner, das ist militärisch, das geht nicht!“ Aus Respekt vorm Grandseigneur waren die jeweiligen Mitdiskutanten hernach eifrig um Synonymfindung bemüht. Das Bemerkenswerte: In denselben Gesprächsrunden durfte OHNE ein Veto von Marcel Reif fröhlich das Folgende gesagt werden, und teilweise sagte er es sogar selbst: „Der Trainer hat sein Pulver verschossen!“ Oder: „Auf die Deckung kommt es an.“ Oder: „Ein Schuss aus dem Hinterhalt!“ Oder: „Er hat zwei Mal getroffen.“ Oder: „Der Burgfrieden im Vorstand wird nicht lange halten.“ Oder: „Die Truppe steht zusammen!“ Oder, oder, und. Alles – mehr oder minder – Anlehnungen ans Militärische, und es ist doch auch klar, wieso es derlei Idiome gibt:

Das Militär ist älter als Fußball. Also bediente sich die Fußballsprache von Anbeginn geläufiger und vertrauter Begrifflichkeiten. Du kannst dir heute nicht einfach ein für dich besonderes anrüchiges Wort rauspicken, ein Benutzen rüffeln, aber aus Bequemlichkeit dann bei anderen, vergleichbaren WortHÜLSEN auf jede Beanstandung verzichten. Hier nach dem Motto: „Söldner geht nicht! Aber überfallartig einen Gegner zur Strecke bringen, das ist ok.“ Solch ein Unterfangen ist zum Scheitern (auch so’n Wort) verurteilt. So, als würden die Medienmacher ernsthaft versuchen, das generische Maskulinum zu killen, indem sie jedes Mal mit abstrusen Konstruktionen beide sprachlichen Geschlechter … schlechtes Beispiel.

Herr Reif, der Söldner passt in den meisten sportlichen Fällen bestens als Analogie. Jemand interessiert sich nicht groß dafür, in welcher „Truppe“ er aufläuft, wechselt häufig, Hauptsache, es gibt Geld? Das ist Söldnertum, und das muss man übrigens gar nicht kritisieren. Es gab etliche preußische Söldner in Amerika, die Franzosen sind stolz auf ihre Fremdenlegion. Wenn jemand in einem Schützengraben liegend ein Gewehr bedient, dann finde ich das generell nicht schön, unabhängig davon, in wessen Auftrag dieser Mensch den Abzug betätigt.

Übrigens, Marcel Reif beanstandet häufiger Sprachliches, das ihm persönlich nicht behagt, etwa: „Ein Mann wie ein Baum.“ Dieses Bild konkret hat er oft kritisiert und dabei die Frage gestellt: „Warum Baum? Hat der Blätter am Kopf, oder was?“ Nein, ein Mann wie ein Baum ist meist ein besonders großer, beständiger Spieler. Nicht unbedingt beweglich, aber beeindruckend. Süle, ein Mann wie ein Baum. Passt, finde ich. Was Marcel Reif offenbar nicht bemerkt, ist der Umstand, dass wir alle, auch er, kleine sprachliche Marotten haben, die man kritisieren kann, aber nicht per se verurteilen darf. Reif spricht gerne Spielernamen im Plural aus: „Diese Gnabrys, Müllers und Lewandowskis beim FC Bayern.“ Man könnte ketzerisch fragen: Sind die schon geklont, oder was? Nein, der Plural soll zum Ausdruck bringen, dass Bayern München gespickt ist mit guten Spielern, und die Namen dienen als Pars pro Toto.

Lieber Marcel, Sie sind der Beste! Nach wie vor, ohne Jux. Ihr 1. FC Kaiserslautern mag mehrfach abstiegen sein, Sie hingegen sind und waren als Fußballfachmann immer in der Champions League. Jedoch: Für einen Sprachpolizisten im Außendienst fehlen Ihnen zum Glück die Schulterklappen. Darf man das so sagen?

Ludger Kusenberg

Ludger Kusenberg alias Ludger K. hat als Conférencier mehr als 1.000 große Varietéshows moderiert (u. a. für Roncalli), als Solo-Kabarettist war und ist er regelmäßig in Deutschlands bedeutendsten Kleinkunsttheatern zu Gast. Zudem hat er 15 Jahre als freier Mitarbeiter beim WDR-Fernsehen auf dem Buckel, seine Tätigkeit ruht zurzeit. Als einer der wenigen in seiner Zunft bekennt er ganz offen: „Ich bin konservativ!“ Info und Termine unter www.ludger-k.de


4. Kultur

Moderatorin steht zu ihrem Dialekt

Die Sängerin und Moderatorin Ina Müller verschafft in ihren Büchern und Liedern dem Plattdeutschen und dessen Kultur Aufmerksamkeit. Im Interview mit Welt erzählt sie „Ja, heute liebe ich die Sprache, ich spreche mit meiner ganzen Familie Platt, ich träume auf Platt“. Allerdings berichtet sie im Interview mit Zeit Online über die negativen Erfahrungen die sie in der Jugend erlebte, da sie bis zur Einschulung nur plattdeutsch sprach. In den 1970er Jahren besuchte sie eine Dorfschule im niedersächsischen Köhlen. Platt sei für sie damals ein Defizit gewesen, denn die Klassen wurden aufgeteilt in Kinder, die Hochdeutsch und jene, die Plattdeutsch sprachen. Diese Aufteilung sei ihr unangenehm gewesen, da der Dialekt mit dem Stigma eines Bauernlebens in Verbindung gebracht wurde. Heute steht sie zu ihrem Dialekt und gibt zu: „Ich kann sogar schöner singen auf Platt“. (welt.de, zeit.de (Bezahlschranke))


Sprachsouvenirs

Auf Reisen entdeckt man Wortschöpfungen, die zum Lächeln und Nachdenken reizen. Das Wissen über sprachliche Eigenheiten lässt sich wie ein Sprachsouvenir zurück in die Heimat nehmen. In Nordeuropa gibt es Kreationen, die uns zum Schmunzeln bringen. Der Große Panda ist in Island der „Bambusbjörn“ und in Schweden ist die Fledermaus ein „Läderlapp“. In Finnland gibt es noch die alte Maßeinheit „Poronkusema“; sie bezeichnet die Distanz, die ein vor den Schlitten gespanntes Rentier traben kann, bevor es zum Pinkeln anhalten muss. Sie entspricht etwa 7,5 Kilometern. Weiter nach Osten in Richtung Asien findet man stimmungsreiche Wortschöpfungen. Im Japanischen beschreibt „Komorebi“ wie Sonnenstrahlen durch die Blätter eines Baumes funkeln. Passend zur Jahreszeit gibt es auch den „Sakurafubuki“, den Kirschblüten-Schneesturm. Die italienische Sprachlehrerin Michela Tartaglia sammelt in ihrem illustrierten Band „Andere Länder, andere Sprüche“ die 24 bekanntesten Sprichwörter aus mehreren Sprachen. (welt.de)


Weiteres über Dialekte

„Also lautet ein Beschluss, dass Buschs Reim auf Ruhrdeutsch muss“, begann die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) diese Woche eine Rezension von Max und Moritz im Kohlenpott (in der gedruckten Ausgabe). Als Autor war ein Jott Wolf genannt, „ein Deckname, (man vermutet den Parodisten im für Selbstironie nicht unbekannten Bottrop).“ Eine gute Nachricht, meint die Redaktion des Infobriefes, angesichts der Ödnis sommerlicher Sonntage ohne jedes Biathlon im Fernsehen. Die überarbeitete Neuauflage des Buches kommt gerade recht zu Wilhelm Buschs Geburtstag am 15. April vor 190 Jahren. Übrigens sei Busch „am Urknall des Comics“ wesentlich beteiligt, zitiert die WAZ in derselben Ausgabe die Kunsthistorikerin Ruth Brunngraber-Malottke vom Museum für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover. Dialekte werden nun mal immer beliebter. So hat es im Südwestrundfunk eine Diskussion mit Elsässern über Elsässisch gegeben. Die Sendung kann hier noch angehört werden: swr.de.


5. Berichte

Deutschkurse für ukrainische Flüchtlinge

In vielen deutschen Städten gibt es mittlerweile Deutschlernangebote für Flüchtlinge aus der Ukraine. Am Institut für deutsche Sprache und Kultur in Lutherstadt Wittenberg haben die Stiftung Deutsche Sprache und der VDS nun mehrere Kurse ermöglicht. Zwei richten sich an Erwachsene, einer an Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren. Insgesamt 45 Flüchtlinge besuchen die Kurse. „Der Bedarf ist freilich deutlich größer“, sagt Stefanie Rieger, die Leiterin des Instituts, auf der Warteliste stünden derzeit knapp 90 Bewerber. Auch das Institut für deutsche Sprache selbst sponsert einen weiteren Kurs mit eigenen Mitteln zur Verfügung. (mz.de, (Bezahlschranke))


Bestes Deutsch-Abitur 2022

Die Abiturprüfungen sind an den meisten Schulen in diesem Jahr vorbei. Die Schüler dürfen sich vielleicht sogar wieder über Abifeiern ohne Corona-Einschränkungen freuen. Zumindest findet man in den Medien wieder Berichte über Jahrgangsverabschiedungen in Präsenzform. Mitunter werden darin auch besonders gute Schulleistungen erwähnt, wie am Martinus-Gymnasium Linz (am Rhein), an dem Nadine Knobel die Auszeichnung „Bestes Deutsch-Abitur 2022“ des Vereins Deutsche Sprache e. V. erhielt – außer ihr übrigens rund 400 weitere Abiturienten in Deutschland. Herzlichen Glückwunsch! (blick-aktuell.de)


6. Denglisch

„Putinversteher“ in der englischen Wikipedia

In der Rubrik „Denglisch“ geht es heute ausnahmsweise in die umekehrte Richtung – ein deutsches Wort wird ins Englische entlehnt. Bekanntlich kommt das seltener vor als englische Wörter im deutschen Wortschatz, oft zitierte Beispiele sind: autobahn, brezel oder kindergarten. Die Deutsche Welle (DW) bringt einen (ursprünglich englischen) Artikel über einen neuen Eintrag in der englischsprachigen Wikipedia: Putinversteher. Dazu sagt die DW: Diese „heißen zwar die derzeitigen Gewaltexzesse nicht gut, aber – so kann man es bei Wikipedia nachlesen – in ihrer Haltung gegenüber dem russischen Präsidenten und seinem Führungsstil schwingt ein ‚Ja, aber wir können seine Position verstehen‘ mit.“ Es folgt dann eine Aufzählung von Personen, die den russischen Präsidenten in der Vergangenheit auf irgendeine Weise verstanden haben – wobei deren Anzahl seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar deutlich geringer geworden sein dürfte.

Einen ersten Beleg für das Wort in einem englischen Text gibt es aus dem Jahr 2014. Im Deutschen wie im Englischen bekomme das Wort „Versteher“ in solchen Verbindungen einen ironischen bis spöttischen Unterton, so der Beitrag der Deutschen Welle. (dw.com)

Anmerkung: Will man etwas befürworten oder gegebenenfalls bekämpfen, sollte man zuerst verstehen, worum es geht, wer wo dafür oder dagegen steht und so weiter. Falsch ist es, verstehen mit billigen oder gutheißen zu verwechseln. Im vorliegenden Beispiel wäre es sogar brauchbar zu verstehen, wer im Kreml auf welche Weise tickt, und wie man ihm helfen könnte, aus der Nummer wieder heraus zu kommen. Frauenversteher, Schattenparker und Warmduscher kennt man als ironische Wortschöpfungen – solche Komposita gelingen auf Deutsch besonders gut und im Englischen fast gar nicht.


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten der vergangenen Woche zur deutschen Sprache. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion.

Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke

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