Negativ-Preis für schlampigen Umgang mit deutscher Sprache
Bereits zum 25. Mal wird der „Sprachpanscher des Jahres“ gesucht. Personen oder Institutionen, die zuletzt besonders unsanft und nachlässig mit der deutschen Sprache umgegangen sind, werden von den Mitgliedern des Vereins Deutsche Sprache (VDS) dafür ausgewählt. Auch in diesem Jahr sind es vor allem Denglisch-Aussetzer und die Gendersprache, die besonders ins Auge fallen. „Die Kandidaten zeigen alle, dass ihnen nicht an einem eleganten und verständlichen Umgang mit ihrer Muttersprache gelegen ist“, sagt der VDS-Vorsitzende Prof. Walter Krämer.
Mit Denglisch hat sich vor allem der aktuelle Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hervorgetan, der mit seiner Wortwahl an seinen Vorgänger anknüpft. So unterstützte er „Repurposing-Studien“ und erarbeitete die „Coronavirus-Surveillanceverordnung“. „Das ist weit von der Sprache der Bürger entfernt, die seine Partei repräsentieren soll“, so Krämer.
Peinlich berührt war man über Baden-Württembergs Grenzen hinaus, als deren Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Kampagne „Willkommen in The Länd“ vorstellte. Viele schüttelten mit dem Kopf – nicht nur wegen des zwanghaft lustigen Titels, sondern auch mit den Kosten der Kampagne: 21 Mio. Euro.
Als weitere Kandidatin geht Prof. Dr. Ulrike Lembke von der Berliner Humboldt-Universität ins Rennen. Sie stellte der Stadt Hannover ein Gefälligkeitsgutachten in Sachen Gendersprache aus, in dem sie sogar vorschlug, das Grundgesetz zu ändern, da es nicht geschlechtergerecht sei. „Kleiner geht’s wohl nicht“, wundert sich Krämer.
In Sachen Gendersprache ist auch der Oberbürgermeister der Stadt Freiburg, Martin Horn, nominiert. Er verstößt gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, indem er Stellenausschreibungen nur noch in der femininen Form formulieren und dahinter ein (a) für „alle“ setzen lässt.
Letzter Kandidat ist die Kienbaum Consultants International GmbH, die führende Firma für Personalberatung, die Denglisch-Begriffe auf ein neues Niveau bringt: Aus der „Jahrestagung“ wurde die „People Convention“, außerdem geht es um „People Sustainability“ und „The Next Chapter for Organizations“. Für den VDS-Vorsitzenden Krämer ist klar: „Wer mit so einer Schlagzahl mit Denglisch um sich wirft, dem ist die Fassade wichtiger als ein verständlicher Inhalt.“
Der Negativpreis „Sprachpanscher“ ist als Denkanstoß gedacht: Politik, Wirtschaft und Presse sollen für ihre Muttersprache sensibilisiert werden. „Es geht darum, Entscheidungsträger und Vorbilder zu ermuntern, sich ihrer Verantwortung zu stellen und eine Sprache zu nutzen, die alle verstehen – nicht nur jene, die eine Fach- oder Fremdsprache können“, so Krämer.
Abstimmen können alle 37.000 Mitglieder des VDS – entweder über die VDS-Internetseite oder per Wahlzettel mit der Post – bis zum 5. August 2022.