Mit „Grün ist das neue Rot“ kommentierte die Bildzeitung das Ergebnis der bayrischen Landtagswahl am 14. Oktober „Was früher die Volkspartei SPD war, ist heute die einstige grüne Nischenpartei.“ Obwohl es in einem anderen Kontext schon ein Taschenbuch mit dem gleichen Titel gibt, hat dieser Platz- und Farbwechsel die Jury für die Schlagzeile des Jahres überzeugt, sie hat diese Überschrift auf Platz eins gesetzt. Knapper Zweiter wurde der Spiegel mit „Liba mit Fibl“, einem Bericht zur Überlegenheit des klassischen Orthografieunterrichts beim Schreibenlernen. Mit einigem Abstand auf Platz drei folgen gleich vier Schlagzeilen mit identischer Punktzahl: „Loch und Löcher“ (der Tagesspiegel zur Finanzkrise beim BER-Flughafen), „Junge, komm nie wieder“ (die Süddeutsche Zeitung zu einer möglichen Rückkehr von Silvio Berlusconi in die Politik), „Brüllende Stille“ (die Börsen-Zeitung zur internen Kommunikation bei der Deutschen Bank nach der Enthüllung, dass deren Aufsichtsrat einen neuen Vorstandsvorsitzenden suche) sowie „Der wüste Sohn“. So überschrieb die Hannoversche Allgemeine einen großen Bericht zu den Machenschaften des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der unter anderem eines Auftragsmords an dem Journalisten Jamal Khashoggi bezichtigt wird.
Insgesamt gingen bei der Jury 92 Vorschläge aus 22 Quellen ein. „Eine solche Auswahl hatten wir noch nie,“ erklärt der Jury-Sprecher Walter Krämer, Wirtschaftsprofessor an der TU Dortmund und Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache. Weiter gehören zur Jury der Tübinger Rhetorikprofessor Gert Ueding, die Journalisten und Autoren Wolf Schneider und Franz Stark sowie die Sprachwissenschaftler Horst Haider Munske und Helmut Glück. Die Schlagzeile des Jahres gibt es seit dem Jahr 2010; der erste Sieger war Die Zeit mit „Krieger, denk mal!“ Hier die Liste der 30 höchstbewerteten Schlagzeilen des Jahres 2018.