1. Presseschau vom 17. bis 23. Februar 2017
- Internationaler Tag der Muttersprache
- Beneidet uns die Welt um pfiffige Wörter?
- Französischer Ursprung
- Niederländischer Bund gegen das Fluchen
2. Berichte
3. VDS-Termine
4. Literatur
5. Denglisch
1. Presseschau und Berichte vom 17. bis 23. Februar 2017
Internationaler Tag der Muttersprache
Foto: VDS
Am 21. Februar feierten die Menschen wieder den Internationalen Tag der Muttersprache. Von den weltweit mehr als 6000 Sprachen ist rund die Hälfte vom Aussterben bedroht. Experten gehen davon aus, dass allein in den letzten 60 Jahren etwa 200 Sprachen und Mundarten ausgestorben sind. Zum Schutz der Sprachen und mit dem Ziel, Sprachenvielfalt und das Bewusstsein für die eigene sprachliche Tradition zu fördern, hat die UNESCO im Jahr 2000 erstmalig den Internationalen Tag der Muttersprache ausgerufen. Denn besonders weniger verbreitete Dialekte und Mundarten werden zunehmend durch die Hochsprachen verdrängt, weil viele Nachteile in Beruf und Alltag durch die Nutzung der eigenen Muttersprache fürchten. „Dabei trägt die Muttersprache viel zur eigenen Identitätsbildung bei. Über sie lernt man zum ersten Mal die Welt kennen, es fällt leichter seine Gefühle in der Muttersprache auszudrücken“, betont Melanie Wagner von der Universität Luxemburg.
Am Tag der Muttersprache hat der Verein Deutsche Sprache auch sein Jahresmotto 2017 bekanntgegeben: „Deutsch für alle!“. „Wir sorgen mit Stipendien für die Verbreitung des Deutschen im Ausland, wir fördern ehrenamtliche Deutschlehrer in der Flüchtlingsarbeit, aber vor allem setzen wir uns dafür ein, dass die deutsche Sprache hierzulande besser gepflegt wird“, sagte der VDS-Vorsitzende Prof. Dr. Walter Krämer. (rbb-online.de, dw.com, taunus-zeitung.de, journal.lu, vds-ev.de, lifepr.de)
Beneidet uns die Welt um pfiffige Wörter?
Hannah Schweiwe berichtet in der Hannoverschen Allgemeinen zum Tag der Muttersprache über deutsche Wörter, um die uns die Welt beneide. Sie nennt die Beispiele „Schadenfreude“, „Weltschmerz“ oder „Torschlusspanik“ und zeigt, wie schwer sich oft andere Sprachen tun, diese Wörter sinngerecht zu übertragen. So werde aus dem deutschen „Zugzwang“ im Englischen „feeling pressure to make a strategic move“. Das „Fremdschämen“ ließe sich von Briten oder Amerikanern als „the feeling you get when someone doesn’t realize how embarrassing he is“ ausdrücken. Ein kleines Triumphgefühl wegen der großartigen Prägnanz bei der deutschen Wortfindung scheint dabei durch.
Dr. Kurt Gawlitta vom VDS-Vorstand freut sich ebenfalls über die kreativen Möglichkeiten, welche die deutsche Sprache durch ihr schlichtes Baukastensystem bei der Wortentwicklung bietet, glaubt aber nicht, dass die anderen Sprachen unseres Kulturkreises deshalb in der Vielfalt des Ausdrucks hinter unserer Sprache zurückstehen. Manchmal muss man nur ein wenig suchen und entdeckt die ach so unvergleichlichen „Luftschlösser“ in einem bekannten italienischen Lied als „castelli in aria“ wieder. Vielleicht amüsiert man sich auch über das deutsche „Sonntagskind“, das im Französischen schon frisch frisiert – „un enfant né coiffé“ – zur Welt kommt. Häufig ist nur das Bild ein anderes oder der Blickwinkel auf die Sache oder das Ereignis verschieden. Die vielgerühmte Baukastenmethode entpuppt sich für Nichtmuttersprachler übrigens schnell als Problem, wenn wir zu viele Klötzchen aneinanderfügen. Der im Deutschen Ungeübte kann eventuell schwer erkennen, wo der eine Baustein anfängt und der andere endet oder in welchem logischen Zusammenhang sie zueinander stehen. (haz.de)
Französischer Ursprung
Dass viele unserer täglich genutzten Wörter aus anderen Sprachen stammen, ist in Zeiten einer zunehmenden Denglisch-Flut inzwischen bekannt. Doch die sprachlichen Einflüsse anderer Länder reichen noch viel weiter zurück. Das Französische hat besonders im 17. und 18. Jahrhundert seine Spuren im deutschen Wortschatz hinterlassen. Bei Begriffen wie „Bonbon“, das auch hierzulande nicht nur französisch geschrieben, sondern auch ausgesprochen wird, ist seine Herkunft offensichtlich. Etwas mehr Phantasie braucht man da schon eher bei Wörtern wie „plärren“ (vom franz. „pleurer“ für weinen oder jammern) oder „Alarm“ (abgeleitete vom franz. „a l’arme“, was „zu den Waffen“ bedeutet“). Wenn Bezeichnungen wie „ratzekahl“ (vom franz. „radical“) oder „etepetete“ (vom franz. „être peut-être“ für „im Zweifel sein“) dann auch noch von ihrem ursprünglichen Sinn losgelöst sind, geraten diese Wortvorfahren allerdings fast in Vergessenheit. (bo.de)
Niederländischer Bund gegen das Fluchen
Vor 100 Jahren gründete J. Baas aus Den Helder den „Bund gegen das Fluchen“ in den Niederlanden, da er sich zunehmend über die derbe Sprache des Militärs geärgert hatte. Früher mahnte der Verein mit Plakaten in Bahnhöfen oder mit Kugelschreibern, die „Beherrschen Sie ihre Feder“ eingraviert hatten. Heutzutage wird von einer moralischen Belehrung abgesehen und der Dialog gesucht. Besonders Journalisten werden häufig vom Verein ins Visier genommen. Kürzlich wurde auch Ministerpräsident Mark Rutte im Regierungssitz aufgesucht, da Rutte in einem Fernsehinterview die Worte „Pleur op!“ („Verpiss dich!“) verwendet hatte. Dies passte dem Bund gar nicht, da der Ausdruck auf eine Rippenfellentzündung (Pleuritis) verweise, die für hunderte Menschen jährlich tödlich ende. Im Niederländischen werden Krankheiten häufig in Beschimpfungen thematisiert. Der Bund gegen das Fluchen hat 35.000 Mitglieder, die dazu raten, statt Beleidigungen zunächst nach einem anderen Wort zu suchen, das den gegenwärtigen Gefühlszustand am besten ausdrücke. (m.srf.ch)
2. Berichte
Vorlesewettbewerb in Landshut
VDS-Vorstandsmitglied Birgit Schönberger nahm am 20. Februar als Mitglied der Jury am Vorlesewettbewerb des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (Stadtentscheid Landshut) teil. Zu bewerten waren die Lesefähigkeiten von zwölf Mädchen und Jungen. Die Landessieger nehmen im Juni am 3-tägigen Finale in Berlin teil. Mit dem Wettbewerb wollen die Initiatoren das laute Lesen als Teil der Lesekompetenz verbessern und Begeisterung für das Lesen wecken. (vorlesewettbewerb.de)
„muddaschpròòch“ in Saarbrücken
Im Saarbrücker Wirtshaus „Stiefel-Bräu“ feierte man Dienstag den Internationalen Tag der Muttersprache. Die Initiatoren Patrik H. Feltes (Wadgassen) und Klaus Friedrich (Homburg) nehmen dies jedes Jahr zum Anlass, um auf die Bedeutung der mosel- und und rheinfränkischen Mundart hinzuweisen. Die bekannte Mundartexpertin vom Saarländischen Rundfunk Susanne Wachs moderierte die Veranstaltung. VDS-Regionalleiterin Rosemarie Saalfeld (Waldmohr) stellte das Mundarttheater „KreaMief wider den Ernst“ vor. (muddaschprooch.geheichnis.de)
3. VDS-Termine
28. Februar Region 02 (Bautzen)
Vortrag im Sprachrettungsklub Bautzen/Oberlausitz e. V.
Prof. Dr. Dietrich Scholze: „Die Assimilation als Bedrohung der sorbischen ethnischen Identität“
Zeit: 19:00 Uhr
Ort:Spree-Pension, Fischergasse 6, 02625 Bautzen
1. März 2017 Region 10-14, 16 (Berlin, Potsdam)
Mitgliedertreffen
Zeit: 18:30 Uhr
Ort: Restaurant Via Nova 2, Universitätstrasse 2-3a, 10117 Berlin, Tel. 20214861 (U- und S-Bahnhof Friedrichstraße)
1. März 2017 Region 67, 68 ,69 (Rhein-Neckar)
Mitgliedertreffen
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Gastwirtschaft „Epirus“, Augusta-Anlage 42, 68165 Mannheim
2. März 2017 Region 55 (Mainz, Bad Kreuznach, Idar-Oberstein)
Mitgliederversammlung mit Wahl der Regionalleitung
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Universität Mainz, Raum „Info-Box“ direkt vor dem Gebäude der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften (ReWi), Jacob-Welder-Weg, Ecke Johannes-von-Müller-Weg)
2. März 2017 Region 60 (Frankfurt / Main)
Mitgliedertreffen
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Bürgerhaus Griesheim, Raum 4, Schwarzerlenweg 57, 65933 Frankfurt am Main
4. Literatur
Neues von Ingeborg Bachmann
Ingeborg Bachmanns Arbeiten und Korrespondenzen mit Größen wie Heinrich Böll, Hans Magnus Enzensberger oder Paul Celan gelten als wegweisend für die deutsche Literatur der Nachkriegszeit. Im Suhrkamp Verlag erscheint nun eine neue Gesamtausgabe der Werke von Ingeborg Bachmann. Insgesamt 30 kommentierte Einzelbände sollen auf mehrere Jahre verteilt herausgegeben werden, darunter auch der bisher unveröffentlichte Briefwechsel mit Max Frisch. 1979 hatten die Geschwister Bachmanns den teils noch unbekannten Nachlass an die Republik Österreich übergeben. Die erste Ausgabe „Male oscuro. Aufzeichnungen aus der Zeit der Krankheit. Traumnotate, Briefe, Brief- und Redeentwürfe“ ist am 20. Februar 2017 erschienen, eine weitere mit dem Titel „Das Buch Goldmann“ ist für April 2017 geplant. (deutschlandradiokultur.de, suhrkamp.de)
5. Denglisch
Capri-Sun
Seit 1969 greifen Kinder freudestrahlend in Supermärkten nach dem Kultgetränk „Capri-Sonne“. Doch diese Kindheitserinnerung wird nun durch einen neuen Denglisch-Fehlgriff getrübt, denn die kleinen Plastiktüten heißen künftig „Capri-Sun“. Auf die Ankündigung des Herstellers auf seiner Facebook-Seite reagierten viele genervt. „Warum stellen wir nicht insgesamt auf Englisch um und nehmen Deutsch als Wahlfach?“, kommentierte beispielsweise eine empörte Kundin. (op-online.de)
Fischtown Pinguins
Sicherlich gibt es so manch skurrile Vereinsnamen in der deutschen Sportwelt. Doch die Bremerhavener Eishockeymannschaft „Fischtown Pinguins“ haben sich in vielerlei Hinsicht einen besonders absurden Namen ausgesucht. Gleich in beiden Wörtern zeigt sich die Folge eines unsäglichen Denglisch-Gebrauchs, der zu oft unüberlegt geschieht. Denn sowohl „Fischtown“ (wenn schon Englisch, dann doch wenigstens „Fishtown“) als auch „Pinguins“ (welche im Englischen „penguins“ heißen) erscheinen schlichtweg als peinliche Phantasiewörter. Dass sich zumindest die „Pinguins“ eigentlich auf die Plattdeutsche Variante der Pluralbildung durch das Anhängen eines -s beziehen, geht in dieser Namenskonstruktion dann schlichtweg unter. (tagesspiegel.de)
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Redaktion: Anna Beckmann, Kurt Gawlitta, Lea Jockisch, Holger Klatte
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