Sprachberatung

Die Sprachberatung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stiftung Deutsche Sprache und des Vereins Deutsche Sprache e. V. Sie steht der Öffentlichkeit als Beratungsstelle in sprachlichen Angelegenheiten des Alltags durch einen Internetdienst zur Verfügung. Dort werden u. a. Fragen zur deutschen Rechtschreibung, zur deutschen Grammatik oder zur Wortherkunft aber vor allem Fragen nach plausiblen deutschen Äquivalenten für fremdsprachige Begriffe beantwortet.

Bitte senden Sie Ihre Anfrage an: sprachberatung@stiftung-deutsche-sprache.de

Fallbeispiele aus der täglichen Beratungspraxis

Abkürzungen

Alles, was Sie über Abkürzungen schon immer wissen wollten, aber nie zu fragen wagten.

Frage:

„Bei einer Diskussion sind wir auf Abkürzungen gestossen, bei denen Buchstaben und Zahlen englisch ausgesprochen wie Wörter klingen (z.B. U2 = You two). Können Sie mir die sprachwissenschaftliche Bezeichnung für solche Kürzel nennen? Seit wann sind solche Kurzformen gebräuchlich?“

Antwort:

Solche Abkürzungen werden „homophone Abkürzungen“ genannt, weil sie gelesen wie der auszudrückende Satz klingen. Diese können eine Kombination aus Zahlen und Buchstaben sein oder nur aus Buchstaben bestehen:

  • CU = see you
  • L8r = later
  • U2 = you two/you too
  • 2L8 = too late

Ein weiterer Bereich der Abkürzungen sind Akronyme und deren Sonderformen.
Akronym
Kurzwort, das aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter zusammengesetzt ist:

  • EDV (elektronische Datenverarbeitung)
  • TÜV (technischer Überwachungsverein)

Initialwort
Setzt sich aus den Initialen/Anfangsbuchstaben zusammen, so dass ein neues, gut aussprechbares Wort entsteht:

  • Haribo (Hans Riegel Bonn)

Silbenkurzwörter
bestehen aus den Anfangssilben der Ausdrücke:

  • Kripo (Kriminalpolizei)
  • Trafo (Transformator)

Schon im 19. Jahrhundert waren diese Formen der Abkürzungen bekannt. So enthält Charles C. Bombaughs Gleanings From the Harvest-Fields of Literature von 1867 unter anderem ein Gedicht mit folgenden Zeilen:

I 1 der if you got that 1
I wrote 2 U B 4

(I wonder if you got that one I wrote to you before.)

Wortbedeutung und Etymologie

Frage:

“Könnt ihr mir vielleicht sagen, woher das Wort (über-) kandidelt stammt?”

Antwort:

Das Wort „überkandidelt“ bedeutet so viel wie überspannt, überdreht, etw. verrückt, überlustig, übertrieben.
Es kommt vom Norddeutschen „kandidel“ (= frisch, munter), das letztlich auf das lateinische „candidus“ (= weiß, aber auch: heiter, fröhlich) zurückgeführt werden kann.

Der DUDEN schreibt:
über|kan|di|delt [zu niederd. kandidel = heiter, lustig, wohl zu lat. candidus = heiter, →Kandidat]…

  • „Wenn se wat drunken harr, denn weer se jümmer so kandidel.“
  • „Denn geiht dat kandidel!“ („Dann geht’s rund!“)

Im Berliner Jargon kann „kandideln“ auch „sich betrinken“ heißen (Quelle: Uni Hannover, Berliner Wörterbuch):

  • „sich eenen ankandideln“

Frage:

“Kann sein, dass ich völlig falsch bei Ihnen bin. Aber es interessiert mich sehr, woher das Wort Bürgermeister kommt. Ich bin selbst mit meinen Recherchen nicht weit gekommen. Können Sie helfen?”

Antwort:

Das Wort „Bürgermeister“ leitet sich ab von mittelhochdeutsch burgermeister, einer Zusammensetzung von mittelhochdeutsch burger „Bürger“ und meister „Meister“.

Das Wort „Bürger“ (ahd. purgari,mhd. burgære, im 16 Jh. häufig ohne Umlaut burger) machte folgende Stationen des Bedeutungswandels durch:

  1. Ursprünglich bezeichnete das Wort einen Burgbewohner, im Gegensatz zum Landbewohner. Da sich aber um die Burg oft eine Stadt gebildet hatte, so hieß es auch „die Bürger der Stadt“.
  2. Dann bezeichnete das Wort ganz allgemein „Einwohner der Städte“, ohne Bezug auf die Burg. Edelleute und Ritter waren Bürger (vgl. franz. bourgeois) im Gegensatz zu Bauern oder Landleuten.
  3. Seit dem 16 Jh. wurde der Begriff verallgemeinert: Bürger eines Landes, eines Reiches oder eines Staates.
  4. Schließlich Gleichstellung von „Bürger“ für „Bewohner“ (z.B. „Erdenbürger“).

Von der höfischen Verwendung des Wortes „Meister“ (lat. magister, mhd. meister) verbreitet sich ebenfalls eine Umdeutschung, und zwar als Bezeichnung der Würde eines Vorgesetzten und Leitenden einer Genossenschaft. Verschiedene Verwendungen waren möglich:

  1. Um die Hof- und Militärwürde auszudrücken (vgl. Hofmeister, Ceremonienmeister, Rittmeister, Zeugmeister, Waffenmeister).
  2. Um einen Leiter der Bürgerschaft zu bezeichnen (vgl. Bürgermeister, mittellat. magister civium).
  3. Schließlich um überhaupt jemanden zu bezeichnen, dem eine Leitung oder eine Aufsicht über irgendwelche Gesellschaften oder über irgend ein Geschäft anvertraut ist (die Art des Anvertrauten wird durch Zusammensetzung wiedergegeben (vgl. Kerkermeister, Stallmeister).

Frage:

Bei der Übersetzung des Musikwerkes  “Der Morgenstern ist aufgedrungen” (Michael Praetorius) ins Holländische, bereitet mir das Wort “aufgedrungen” Schwierigkeiten. Vielleicht können Sie mir ein (paar) Synonym(e) nennen, die die Bedeutung (für mich) enträtselt(-n).

Antwort:

Das Wort “aufgedrungen” kommt von “aufdringen” (neuniederländisch “opdringen”). Je nach Verwendung (intransitiv, transitiv oder reflexiv) hat das Wort verschiedene Bedeutungen:

intransitiv

  • empor dringen, aufsteigen
  • der Tag, die Morgenröte dringt auf
  • aus dem Gras dringen die Blumen auf

transitiv

  • aufnötigen
  • aufzwingen

reflexiv

  • sich aufdringen/aufdrängen

Getrennt, zusammen, Bindestrich?

Frage:

Mein Sohn geht in die 7. Klasse und beim Deutschdiktat stellte sich uns folgende Frage: Wird das Wort „vollnehmen“ getrennt oder zusammengeschrieben und warum?

Antwort:

Die Rechtschreibung bei Wortverbindungen mit “voll” sind in der Tat nicht ganz unkompliziert. Ich habe Ihnen die – meiner Meinung nach – wichtigsten Regeln zusammengefasst:

  • Liegt bei der Kombination “voll” + Verb die Betonung auf dem Verb, so wird zusammengeschrieben:

vollbringen, vollstrecken, vollziehen

  • Bei Kombinationen “voll” + Verb kann getrennt- oder zusammengeschrieben werden, wenn “voll” als Ergebnis angesehen wird:

volltanken (der Tank ist dann voll) oder voll tanken

  • Bei Kombinationen “voll” + Verb wird ansonsten getrennt geschrieben:

jemanden für voll nehmen

  • Bei Kombinationen “voll” + adjektivisch gebrauchtes Partizip sind beide Schreibungen möglich – getrennt oder zusammen:

voll automatisierter Vorgang oder vollautomatisierter Vorgang
voll klimatisierter Reisebus oder vollklimatisierter Reisebus

Frage:

Ich bin mir nicht sicher, ob man “weitverbreitet”  und “rötlichbraun” getrennt schreibt.

Antwort:

Nach den neuen amtlichen Regeln der Getrennt- und Zusammenschreibung werden Zusammensetzungen, deren erster Bestandteil ein Adjektiv ist, das gesteigert oder erweitert werden kann, getrennt geschrieben.

  • “weit verbreitet” (wegen: weiter verbreitet)

Zusammengesetzte Farbbezeichnungen werden ohne Bindestrich geschrieben, wenn eine Mischfarbe oder Farbtönung gemeint ist:

  • die blaurote Hose (also ein bläuliches Rot)
  • ein gelbgrün gestreifter Rock (also gelblich grüne Streifen)

Zusammengesetzte Farbbezeichnungen werden mit Bindestrich geschrieben, wenn das Nebeneinander zweier Farben deutlich gemacht werden soll:

  • die blau-rote Hose (die Hose ist blau und rot)
  • ein gelb-grün gestreifter Rock (in den Farben Gelb und Grün gestreift)

Ob in Ihrem Fall mit oder ohne Bindestrich geschrieben wird, müssen Sie nun selbst entscheiden.

Frage:

Wie schreibe ich hier “aufeinander zugehen”: …Verständnis zwischen Deutschen und Zugewanderten führen sowie das Aufeinander-Zugehen erleichtern.

Antwort:

Die richtige Schreibweise ist “das Aufeinander-Zugehen”, da man in Aneinanderreihungen und Zusammensetzungen mit Wortgruppen Bindestriche zwischen die einzelnen Wörter setzt:

  • das Sowohl-als-auch

Da der Infinitiv substantivisch gebraucht wird, schreibt man die beiden (oder mehreren) Wörter groß:

  • das Aufeinander-Zugehen
  • das Aus-der-Haut-Fahren

Frage:

Welche Schreibung ist richtig: “Maria Montessori Schule” oder “Maria-Montessori-Schule” oder “Maria Montessorischule”? Und welcher sprachwissenschaftliche Begriff steht für diese Schreibweise eines Namens? Es geht mir um die sprachwissenschaftliche Bezeichnung bei Namensbildungen mir Vor- und Nachnamen.

Antwort:

Die korrekte Schreibung ist “Maria-Montessori-Schule”. Die Begründung:

Man setzt einen Bindestrich zwischen allen Bestandteilen mehrteiliger Zusammensetzungen, deren erste Bestandteile aus Eigennamen bestehen:

  • Albrecht-Dürer-Allee
  • Albert-Einstein-Gedenkstätte
  • Fidel-Castro-freundlich

Bindestriche setzt man bei Zusammensetzungen mit mehreren oder mehrteiligen Namen:

  • Goethe-und-Schiller-Denkmal
  • Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium
  • Richard-Wagner-Festspiele

Zusammensetzungen mit einfachen Personennamen schreibt man im Allgemeinen ohne Bindestrich:

  • Dieselmotor
  • Kneippkur
  • Röntgenstrahlen

Das sprachwissenschaftliche Wort, das Sie meinen, könnte “durchkoppeln” sein: bei Zusammensetzungen mit Wortgruppen muss durchgekoppelt, also Leerzeichen durch Bindestriche ersetzt werden, z. B.

  • Hals-Nasen-Ohren-Arzt
  • Karl-Marx-Straße

Artikelwahl bei englischen Substantiven

Frage:

Welchen Artikel erhalten englische Substantive im deutschen Satz. Im Duden stehen diese Begriffe meist nicht drin.

Antwort:

Eine Sprachgemeinschaft muss dem Anglizismus erst ein grammatisches Geschlecht sowie eine Form der Plural- und Kasusbildung zuweisen, damit das Wort im Sprachgebrauch verwendet werden kann. Diese Zuweisung kann auf verschiedene Arten geschehen (hier nur einige Beispiele):

  • semantisches Prinzip

nach dem natürlichen Geschlecht (der King, die Queen)
nach der nächsten lexikalischen Entsprechung (die City/die Stadt, die Story/die Geschichte, das Girl/das Mädchen)

  • phonologisches Prinzip

nach einer Reimanalogie (der Snack wegen der Dreck/Schreck/Fleck/Scheck/…)

  • graphemisches Prinzip

nach gleichen oder ähnlichen deutschen Wörtern (der Trouble/der Trubel, der Act/der Akt/…)

  • etymologisches Prinzip

Manche Anglizismen erhalten ihr Genus nach einem deutschen Wort, das mit dem entlehnten Wort etymologisch verwandt ist. Dies ist
aufgrund der nahen Verwandschaft des Englischen mit dem Deutschen – beide gehören zur Familie der westgermanischen Sprachen –
möglich:

  • der Song – zwar das Lied aber verwandt mit der (Ge)Sang
  • die Army – zwar das Heer aber verwandt mit die Armee

Der Genusgebrauch bei Fremd- und Lehnwörtern schwankt vor allem in der ersten Integrationsphase, bis sich ein bestimmtes Genus durchgesetzt hat. Aber auch mit fortschreitender Integration können noch Schwankungen auftreten:

  • der Laptop
  • das Laptop

Welches Genus ein Anglizismus nun hat, ist pauschal nicht zu beantworten. Wenn Sie mir einige Beispiele nennen wollen, so gebe ich Ihnen gerne Auskunft.

Deutsche Entsprechungen fremdsprachiger Ausdrücke

Die meisten Anfragen beziehen sich auf englische Wörter und können mit dem Anglizismen-INDEX beantwortet werden. Hier ein Auszug:

accountability = Haftung, Rechenschaft
air traffic control = Flugsicherung, Luftraumkontrolle, Flugleitung
Augmented Reality = Erweiterte Wahrnehmung, Erweiterte Realität
best practice = Erfolgsmethode, wörtlich: “bestes Verfahren”
Blockbuster = Straßenfeger, Kassenhit, Kassenschlager, Knüller
Blog = Internettagebuch oder Netztagebuch
Bookmark = Lesezeichen
buzzer = Drücker, Hupe, Summer
calling card = Visitenkarte, Telefonkarte
champion trees = Rekord-Bäume
Check-in = Einbuchung, Abfertigung, Anmeldung
Emergency Medical Technician – Paramedic = Rettungssanitäter, Rettungsassistent
Expertise = Befund, Gutachten
Hand-Out = Thesenpapier, Tisch- oder Seminarvorlage, Arbeitsblatt oder -papier
Hotspot = toller Ort, Krisenherd, Brennpunkt, heißes Pflaster, öffentlicher Einwahlknoten (zum Internet), drahtloser Internetzugangspunkt
indigen = einheimisch, eingeboren
Internet (Abk. für Interconnected Networks) = verbundene Netzwerke, Netzverbund, Netz
key account manager = (Groß-) Kundenbetreuer, (Haupt-) Buchhalter, Kundenberater
Kick Off = Anstoß, Eröffnung, Auftakt
Littering = Umweltverunreinigung, Vermüllung
Mailing = Rundbrief
Mindmap = Ideendiagramm, Assoziogramm
Networking Lunch = Mittagessen mit Gelegenheit zur Kontaktaufnahme
Nickname (als Deckname im Netz, nicht i.S.v. Spitzname) = Pseudonym
Opponent = Argumentationsgegner (von lateinisch opponere: entgegensetzen, einwenden)
poor dogs (Produkte mit mitgeringem relativen Marktanteil) = Flop-Produkt, Penner
Potluck/Potluck Dinner = Speisen mitbringen und teilen, Gemeinschaftsbuffet
Router = Vermittler, vermittelnder Netzwerkknoten
Showdown = Abrechnung, Endkampf, Kraftprobe, Machtprobe, Film- oder Handlungshöhepunkt
Sounding Boards = qualitative Meinungsbefragung
Spyware = Schnüffelprogramm, Spionierprogramm
Star (Produkt mit dominantem Marktanteil) = Erfolgsprodukt, Renner
Streaming = unmittelbarer Datenstrom, Echtzeitdatenstrom
Touchscreen = Berührungsbildschirm, Sensorbildschirm, Tastbildschirm
Webmaster = Netzwart, Netzbetreuer
Win-Win-Situation = beidseitige Gewinnsituation, Doppelsieg-Situation, zu beidseitigem Vorteil
Workshop = Arbeitstagung, Arbeitsgruppe, Arbeitstreffen, Klausur, Denkrunde

Verweise auf unsere Seiten

Institutionen, die sich mit der deutschen Sprache beschäftigen

Übersichtsseiten

Sprachberatung, Wörterbücher, Grammatik u.a.

  • DWDS – Projekt Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften)
  • Wiktionary – das freie Wörterbuch
  • Synonymsuche (openthesaurus.de)
  • OWID – Portal für wissenschaftliche, korpusbasierte Lexikografie des Instituts für Deutsche Sprache
  • COSMAS II – Portal für die Korpusrecherche in den Textkorpora des Instituts für Deutsche Sprache
  • Deutscher Wortschatz – Portal der Universität Leipzig
  • Phraseologie und Phraseodidaktik – Anregungen und Hinweise zum Lernen und Lehren von Phrasemen bzw. Idiomen

Übersetzungen

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