1. Presseschau
Internationaler Tag der Muttersprache
Der UNESCO-Tag der Muttersprache am 21. Februar erinnert an die vom Aussterben bedrohten Sprachen. Auch die beiden saarländischen Mundarten Rhein- und Moselfränkisch stehen auf der Roten Liste der UNESCO. Sehr ausführlich hat sich dieses Jahr der Saarländische Rundfunk mit einem Mundarttag dieses Themas angenommen. Als Höhepunkt gab es im Saarbrücker Stiefelbräu am St. Johanner Markt eine Abendveranstaltung, an der auch der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans teilnahm. Getreu dem diesjährigen Motto Muddaschprooch als Brigg wurden Persönlichkeiten und Initiativen aus dem grenzüberschreitenden Sprachraum der beiden Dialekte vorgestellt. Eine Zusammenfassung der Veranstaltung ist in der Mediathek des Saarländischen Rundfunks zu finden: sr-mediathek.de
Größtes deutsches Lexikon entsteht im Netz
Der deutsche Sprachwissenschaftler Wolfgang Klein arbeitet zusammen mit Kollegen der Wissenschaftsakademien in Berlin, Göttingen, Mainz, Leipzig sowie mit dem Institut für Deutsche Sprache in Mannheim am größten digitalen Wörterbuch des deutschen Sprachschatzes, das kostenfrei und für alle zugänglich im Netz stehen soll. Vorteil eines digitalen Lexikons: Es kann auf aktuelle Sprachentwicklungen viel flexibler reagieren, als es gedruckte Wörterbücher können. Um sich die Größe des Projektes vorzustellen, an dem die Wissenschaftler arbeiten, muss man sich vergegenwärtigen, dass laut Klein in der deutschen Sprache derzeit mehr als fünf Millionen verschiedene Wörter tatsächlich genutzt würden und dass es beim bislang größten deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm „nur“ geschätzte 350.000 Stichwörter gebe. Das Projekt mit dem Namen „Zentrum für digitale Lexikographie der deutschen Sprache“ (ZDL) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für fünf Jahre mit elf Millionen Euro gefördert. (fr.de, sueddeutsche.de, ln-online.de)
2. Unser Deutsch
Herzliche Grüße
Wann eigentlich beendet man einen Brief mit den Worten herzliche Grüße? Ist es auf den Verwandtenkreis beschränkt, zwischen Mutter und Tochter, Geschwistern, Vettern, Cousinen, Tanten? Nein. Heutzutage hat die Herzlichkeit Inflation. Sobald durch gemeinsame Hobbys, durch Sport oder berufliche Gemeinschaftlichkeit eine gewisse Vertrautheit entstanden ist, kommt der schriftliche Kontakt nicht mehr ohne herzlich aus. Die Innigkeit, die diesen Gruß ehemals auszeichnete, ist verlorengegangen. Will man dies wiederherstellen, muss man Verstärkungspartikel einsetzen: sehr herzliche Grüße, sei ganz herzlich gegrüßt. Oder man weicht verbal aus: liebe Grüße, schöne Grüße bieten sich als unverbrauchte Alternativen an.
Und wie steht es mit dem übrigen Gruß-Repertoire? Mit freundliche Grüße, viele Grüße, beste Grüße? Das ganze System ist gleichsam eine Stufe heruntergerutscht.
Freundliche Grüße ist garnicht mehr freundlich, sondern der größte Grad von Distanziertheit, Behördengruß, Geschäftsgruß, unmöglich im privaten Verkehr zu benutzen. Unter Freunden und Verwandten schon fast eine Beleidigung. Davon suchen sich die besten Grüße abzusetzen. Was hier das Beste ist, muss man nicht fragen. Es ist einfach nur ein grammatischer Superlativ, eine Art Elativ, also eine Steigerung von freundlich. Bleiben die vielen Grüße, etwa auf dem Niveau der freundlichen, aber nicht so amtlich, doch recht leer und unverbindlich. Dazwischen kann man die schönen Grüße ansiedeln, die immerhin eine positive Note einbringen.
Irgendeinen Gruß vergessen? Tatsächlich: hochachtungsvoll. Einst ein wertschätzender, danach ein neutraler, inzwischen ein kaum gebrauchter Abschied. Wir tauchen damit in die Vergangenheit, die Vorkriegszeit hinab. Damals mochte sich mancher auch als sehr ergebener verabschieden. Den gibt es längst nicht mehr.
Wer dieses ganze Spiel mit den Grußformeln leid ist, schreibt einfach am Ende des Textes: Gruß (Dein) Wilhelm oder adaptiert die SMS-Praxis: LG Wilhelm. Entscheidend ist übrigens der Name des Schreibers. Das sagt schon die Redensart seinen Wilhelm unter etwas setzen. Wohingegen die Art des Grüßens eine Beziehung zum Adressaten ausdrückt: herzlich, freundlich, schön, viel, bestens. Wo sich das erübrigt, schreibt man einfach tschüss oder auf bald oder machs gut!
Und wie steht es mit den Briefanreden? Hier lebt die Hierarchie besser fort: sehr verehrter…, sehr verehrte…, manchmal sogar hochverehrter…bei hochstehenden Personen. Der unmarkierte Standard ist hier sehr geehrter…, sehr geehrte…, das Pendant zu den freundlichen Grüßen am Schluss. Alle, die sehr oder zumindest ein wenig miteinander vertraut sind, werden mit lieber …, liebe …angeredet. Man kann auch doppeln und mixen: Sehr verehrter Herr Präsident, lieber Herr Kollege…, denn man kennt ihn ja gut, will und darf ihm aber die amtliche Anrede nicht verweigern.
Auch hier beginnt sich die SMS-Praxis einzuschleichen: Hallo oder eine Ausleihe aus dem kommunikativen Alltag: Guten Tag!
Denken Sie darüber nach, wie Sie es halten oder künftig halten wollen!
Horst Haider Munske
Der Autor ist Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache e. V. Ergänzungen, Kritik oder Lob können Sie schicken an: horst.munske@fau.de
3. Berichte
didacta
Die Zukunft des Sprachunterrichts in der digitalisierten Schule bewegte Claus Maas und Regine Stephan von der Arbeitsgruppe „Deutsch in der Schule“, als sie in der vergangenen Woche die Bildungsmesse didacta in Köln besuchten. Sie konnten interessante Gespräche über Entwicklungstendenzen in den neueren Unterrichtsmaterialien führen. Im Rahmen eines Diskussionsforums, an dem auch der Sprachwissenschaftler Roland Kaehlbrandt, die Schulministerin von Rheinland-Pfalz, Stefanie Hubig, sowie der derzeitige KMK-Vorsitzende, Staatsminister Ralph Alexander Lorz aus Hessen, teilnahmen, trafen sie auf offene Ohren, als sie eine Stärkung der bildungssprachlichen Ziele des Deutschunterrichts an Schulen forderten.
4. VDS-Termine
7. März, Region 77 (Offenburg)
Vortrag von Erik Vollmer (VDS- Mitglied) „Historische Postkarten aus dem Achertal“ – Gaststätten zwischen Oberachern und Ruhestein
Zeit: 19:30 Uhr
Ort: Waldulmer Winzergenossenschaft eG, Weinstraße 37, 77876 Kappelrodeck – Waldulm
7. März
„WhatsUp – Die Chat-Talkshow“ zum Thema „Wie hat sich unsere Kommunikation durch digitale Technologien verändert?“ Zu Gast u. a. VDS-Mitarbeiterin Stephanie Zabel.
Zeit: 21:00 Uhr (im TV-Programm von NRWision, nrwision.de)
8. März, Region 24 (Kiel, Flensburg)
Mitgliedertreffen mit Wahl der Regionalleitung
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Sportrestaurant Altenholz, Klausdorfer Str. 78b, 24161 Altenholz
9. März, Elfenbeinküste
Tag der deutschen Sprache der Partnerschulen
Zeit: 9:00 – 12:00 Uhr
Ort: Lycée Moderne de Bongouanou, Elfenbeinküste
11. März, Region 20,22 (Hamburg)
Mitgliedertreffen
Zeit: 19:30 Uhr
Ort: Hotel Ibis Alsterring, Pappelallee 61, 22089 Hamburg
11. März, Region 42 (Wuppertal, Remscheid, Solingen)
Mitgliedertreffen
Zeit: 17:15 Uhr
Ort: Gaststätte „Kaiser-Treff“, Hahnerberger Str. 260, 42329 Wuppertal-Cronenberg
11. März, Region 67, 68, 69 (Rhein-Neckar)
Mitgliedertreffen
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Gastwirtschaft Sigma, Kaiser-Wilhelm-Str. 39, 67059 Ludwigshafen
21. März, Region 18 (Rostock)
Mitgliedertreffen
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Bauernhaus Biestow, Am Dorfteich 16, 18059 Rostock
21. März, Region 25 (West-Schleswig-Holstein)
Mitgliederversammlung
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Café Schwarz, Breitenburger Str. 14, 25524 Itzehoe
24. März, Region 04 (Leipziger Buchmesse)
Lesung von Kurt Gawlitta zu seinem Dokuman Youssefs Gesetz
Zeit: 15:00-15:30 Uhr
Ort: Forum Literatur, Halle 5, Stand K600, Leipziger Messe, Messe-Allee 1, 04356 Leipzig
26. März, Region 06/39 (Halle / Magdeburg)
Mitgliederversammlung mit Neuwahl des Regionalvorstandes
Zeit: 17:00 Uhr
Ort: Dorint-Hotel Charlottenhof, Dorotheenstraße 12, 06108 Halle (Saale)
26. März, Region 01 (Dresden, Riesa)
Schöne deutsche Blumennamen. Bildlich, literarisch & musikalisch – vorgestellt von Barbara Hoene
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Ortsamt Dresden-Loschwitz, Grundstraße 3, 01326 Dresden
27. März, Region 03 (Cottbus)
Mitgliederversammlung
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Hotel „Zur Sonne“, Taubenstraße 7, 03046 Cottbus
5. Literatur
Die Eckenroth Stiftung schreibt zum 22. Mal den Eckenrother Nachwuchspreis © aus. An diesem Schreibwettbewerb können Jungen und Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren teilnehmen. Die Aufgabe lautet: Mut zur Zuversicht – Zuversicht zum Mut. Erzähle eine selbsterlebte Geschichte.
Einsendeschluss ist der 4. Mai 2019.
Die Eckenroth Stiftung möchte mit dem Wettbewerb Kinder und Jugendliche mit Schreibbegabung und Schreibinteresse entdecken und fördern. Die Preisträger lesen ihren Text auf der Frankfurter Buchmesse 2019 vor. (eckenroth-stiftung.de, PDF-Datei)
6. Denglisch
Hubs und Loops auf der grünen Wiese
Schon mal was von „Grüner Loop“, „Mobility Loop“, „Mobility Hub“ oder „Active City“ gehört? Nein? Dann sollten Sie sich einmal den „Masterplan“ der Hamburger Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) für die Bebauung des Neubau-Stadtteils Oberbillwerder in Hamburg vorstellen lassen. Nach „HafenCity“ nun die „Connected City“. Tu bi kontinjuud … (zeit.de)
7. Schnipsel – Saftiges Deutsch
Kann jemand bestätigen, diese Lautsprecherdurchsage gehört zu haben? „Wir möchten auf das Rauchverbot auf unserem Gelände hinweisen und bitten alle rauchenden Zuschauer und Zuschauerinnen die Raucher- und Raucherinneninsel aufzusuchen…“
Versehentlich komisch war schon die Deutsche Bahn mit ihrem Nichtraucherbahnhof – als gäbe es irgendwo den Raucherbahnhof. Neuerdings läge die Bahn auch mit so einer Richtigstellung daneben, denn nun müsste sie auf den Nichtrauchendenbahnhof verweisen, nicht zu vergessen den Rauchendenbahnhof.
IMPRESSUM
Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten und Nachrichten der vergangenen Woche zur deutschen Sprache. Männer sind mitgemeint, manchmal oder immer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge können mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Oder auch nicht.
Redaktion: Oliver Baer, Alina Letzel
© Verein Deutsche Sprache e. V.