Hannovers Ex-Oberbürgermeister Stefan Schostok ist der Sprachpanscher des Jahres 2019. Damit äußern die weltweit 36.000 Mitglieder des Dortmunder Vereins Deutsche Sprache e. V. ihren Unmut über Schostoks Vorschriften zur Hannoverschen Behördensprache. Mit Mitarbeiter*innen, „Wählenden“ und „Radfahrenden“, einem Redepult statt einem Rednerpult und mit „Lehrenden“ statt Lehrern hatte Schostok zu Beginn des Jahres für bundesweites Aufsehen gesorgt. Und mit der Vorschrift, das Wort „jeder“ durch „alle“ zu ersetzen, hat er nach Ansicht der Sprachfreunde sogar die Bedeutung von Aussagen manipuliert.
Um den zweiten Platz in dem Feld aus fünf Kandidaten stritten Verkehrsminister Scheuer und Modeikone Heidi Klum, bekannt durch ihre Fernsehsendung „Germanys Next Topmodel“ mit jeder Menge Challenges für junge Damen mit viel Personality. Verkehrsminister Scheuer als schließlicher Zweiter erhielt die Quittung für sein Werbeplakat „Looks like shit. But saves my life“. Das ruft eine leichtbekleidete, aber behelmte junge Radfahrerin anderen jungen Zweiradfahrern zu. Während bisherige Proteste vor allem die sexistischen Anspielungen dieses Plakats bemängelten, halten die Dortmunder Sprachfreunde die Unterstellung, deutsche Jugendliche wären nur noch auf Englisch anzusprechen, für mindestens genauso schlimm. Auf den Plätzen 4 und 5 landeten der BUND („hackAIR – Bürger*innen messen Feinstaub“) und die Firma Südzucker mit ihrer „Puder Zucker Mühle“.
Wahlberechtigt waren die Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache. Es wurden 3134 Stimmen abgegeben, davon Schostok 1542, Scheuer 624, Klum 502, BUND 421 und Südzucker AG 48. Zu den bisherigen Sprachpanschern des Jahres zählen die Bahnchefs Hartmut Mehdorn und Johannes Ludewig, die Politiker Klaus Wowereit (Be Berlin) und Ursula von der Leyen, Postchef Klaus Zumwinkel, Telekom-Chef Rene Obermann und Obermanns Vorvorgänger Ron Sommer, der den Reigen der Sprachpanscher im Jahr 1998 eröffnet hatte. Aber auch der Duden wurde schon gewählt. Und der Sieger des Jahres 2018 war der Deutsche Fußballbund; er hatte seine Kicker während der WM in Russland in einem Bus mit der Aufschrift „Best never rest“ übers Land geschickt.