28. November 2024: Autorengespräch mit Gunnar Schupelius
Die AG Sprachkultur des Vereins Deutsche Sprache möchte Ihnen wieder eine attraktive Veranstaltung anbieten: ein Autorengespräch mit Gunnar Schupelius, einem von seinen meinungsstarken Kommentaren in BILD Berlin und der B.Z. bekannten Journalisten. Gunnar Schupelius hat gerade – im August 2024 – sein neuestes Buch „Der gerechte Zorn“ veröffentlicht. Es war bereits kurz nach Erscheinen in Berliner Buchhandlungen erst einmal ausverkauft, wie ich auf der Suche nach einem Exemplar feststellen musste.
Uns interessieren in „Der gerechte Zorn“ natürlich vor allem seine Kommentare zur „Gendersprache“ sowie zum Deutschunterricht an den Schulen unter den Bedingungen der Masseneinwanderung. Hierüber wird Gunnar Schupelius sprechen – und auch über seine jahrzehntelangen persönlichen Erfahrungen mit diesen Themen in der Berliner Politik. Ich kann Ihnen einen lebendigen Vortrag eines Kenners der Berliner politischen Szene versprechen. Wir werden dieses Mal auch ausreichend Zeit für die Diskussion mit Ihnen einplanen.
Um Verständnis bitten möchte ich Sie für unsere Entscheidung, einen – moderaten – Eintrittspreis für das Autorengespräch zu erheben. Für VDS-Mitglieder beträgt er 5 Euro, ebenso für Verwandte oder Bekannte in Ihrer Begleitung (gleichgültig ob eine VDS-Mitgliedschaft besteht oder nicht). Der Eintritt für sonstige Nicht-VDS-Mitglieder beträgt 10 Euro. Wir wollen mit den Einnahmen den VDS etwas von seinen Finanzierungsleistungen für unsere Veranstaltungen entlasten.
Termin: 28. November 2024, 19:00 – 20:45 Uhr.
Ort: Alexander und Renata Camaro-Stiftung, Potsdamer Straße 98A, 10785 Berlin
(Hinterhaus, Eingang im Hof links hinten; 3. Stock. Zugang über Lift. Wegen der begrenzten Lift-Kapazitäten bitten wir Sie, bereits um 18:30 – 18:45 Uhr einzutreffen.)
Lage: google.com/maps
Hinweis: In unmittelbarer Nähe zum „Wintergarten Varieté“. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut über die U-Bahn-Station Kurfürstenstraße oder mit der M48 oder M85 (Haltestelle Lützowstr./Potsdamer Str.) erreichbar.
Über Ihre möglichst frühzeitige Anmeldung zum Autorengespräch mit Gunnar Schupelius bin ich sehr dankbar, damit wir die passende Raumgröße anmieten. Bitte vermerken Sie auch, ob Sie alleine oder in Begleitung (wieviele Personen?) kommen.
Bitte senden Sie Ihre Anmeldung an: ag-sprachkultur@vds-ev.de
Prof. Dr. Jürgen Doeblin
Leiter VDS-AG Sprachkultur
3. September 2024: Vortrag von Dr. Hubertus Knabe „Sprache als Herrschaftsinstrument – Das Beispiel DDR“
Dass politische Gruppen Sprache benutzen, um Menschen von ihren Ideen zu überzeugen, ist ein alltäglicher Vorgang. In demokratischen Staaten stehen sie mit ihren Deutungen in Konkurrenz zueinander. In Diktaturen erhebt eine Gruppe dagegen die eigene Sprache zur Staatssprache. Totalitäre Regime gehen noch weiter und verordnen der gesamten Gesellschaft eine politische Sprache, die nahezu keine Abweichungen duldet. Genau dies war die Politik der Machthaber in der DDR.
In seinem Vortrag analysiert Dr. Knabe, wie die DDR-Führung Sprache zur Manipulation und Machtausübung eingesetzt hat. Der Historiker forscht seit mehr als 40 Jahren über das kommunistische System. Von 1992 bis 2000 arbeitete er in der Forschungsabteilung der Stasi-Unterlagen-Behörde. Von 2000 bis 2018 war er wissenschaftlicher Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Derzeit arbeitet er am Institut für Geschichte der Universität Würzburg. Dr. Knabe veröffentlichte mehrere grundlegende Werke zur DDR-Geschichte, darunter „Tag der Befreiung? Das Kriegsende in Ostdeutschland“, „Die unterwanderte Republik. Stasi im Westen“ und „Die Täter sind unter uns. Über das Schönreden der SED-Diktatur“. Für seine Arbeit wurde er 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Publikationen von Dr. Knabe unter: hubertus-knabe.de.
Termin: 3. September 2024, 19:00 – 20:30 Uhr.
Ort: Alexander und Renata Camaro-Stiftung, Potsdamer Straße 98A, 10785 Berlin
(Hinterhaus, Eingang im Hof links hinten; 3. Stock. Zugang über Lift. Wegen der begrenzten Lift-Kapazitäten bitten wir Sie, bereits um 18:30 – 18:45 Uhr einzutreffen)
Lage: google.com/maps
Hinweis: In unmittelbarer Nähe zum Wintergarten Varieté. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut über die U-Bahn-Station Kurfürstenstraße oder mit der M48 oder M85 (Haltestelle Lützowstr./Potsdamer Str.) erreichbar.
Es besteht die Möglichkeit, vor Ort Bücher von Dr. Knabe zu erwerben (mit Widmung).
18. Juli 2024: Literarischer Abendspaziergang mit Heinrich Heine „Aber jetzt will ich durch die Stadt laufen, und bitte Sie, mir Gesellschaft zu leisten.“
In seinen „Briefen aus Berlin“ nimmt Heinrich Heine seine Leser an die Hand und führt sie spöttisch und kritisch zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Residenzstadt, in der er studierte und erstmals als Dichter anerkannt wurde. Der Autor, Kulturjournalist und Experte für Berliner Stadtgeschichte Michael Bienert (michaelbienert.de) folgt Heines Wegen seit über 25 Jahren. Auf dem Spaziergang wird die Stadt, die Heine vor 200 Jahren vor Augen hatte, lebendig. Und dabei wird deutlich, wie Heine mit seiner Sprache die damalige Pressezensur geschickt umschiffte.
Treffpunkt: U-Bahnstation Rotes Rathaus, Ausgang Richtung Spandauer Straße
Datum/Zeit: 18. Juli 2024 um 18:30 Uhr
Dauer: ca. 90 Minuten
Endpunkt des Spaziergangs: Bebelplatz
Preis pro Person: 15 Euro (Zahlung – möglichst passend – vor Ort) / Die Teilnehmerzahl ist auf maximal 25 beschränkt.
Auch Verwandte und Bekannte von VDS-Mitgliedern sind herzlich willkommen! Anmeldung – auch für Gäste – erforderlich unter ag-sprachkultur@vds-ev.de.
Im Anschluss an den Literarischen Abendspaziergang wollen wir uns noch in einer Gaststätte bzw. einem Café in der Nähe des Bebelplatzes zusammensetzen.
Ich freue mich auf einen interessanten Literarischen Abendspaziergang mit Ihnen am 18. Juli 2024!
17. April 2024: Kästner, Keun, Kaléko & Co. – Literarisches Leben um den Kurfürstendamm
In der Weimarer Republik wurde die Gegend um Kurfürstendamm und Gedächtniskirche zum „Industriegebiet der Intelligenz“ Deutschlands. Hier befanden sich die bedeutendsten Künstlerlokale der Hauptstadt, in ihrer Umgebung suchten sich Autoren wie Erich Kästner und Bertolt Brecht eine Wohnung. An einschlägigen Adressen vorbei führt der Spaziergang in die im Januar eröffnete neue Ausstellung über das legendäre Romanische Café im Europa-Center.
Michael Bienert leitet seit 1990 literarische Stadtspaziergänge und ist Autor zahlreicher Bücher zur Literatur- und Kulturgeschichte Berlins, außerdem einer der Kuratoren der Ausstellung über das Romanische Café. Mehr über ihn auf michaelbienert.de.
Treffpunkt: Mittwoch, 17. April 2024 um 17 Uhr am Literaturhaus Berlin, Fasanenstr. 23 (10719 Berlin).
Dauer: ca. 2 Stunden
Preis: 15 Euro pro P. (max. 25 Personen), zu zahlen am 17. April zu Beginn des Stadtspaziergangs. Im Anschluss an den Stadtspaziergang wollen wir uns noch in einem Lokal in der Umgebung zu einer Nachbetrachtung über Erich Kästner zusammenfinden. Die Örtlichkeit teilen wir den Teilnehmern rechtzeitig mit.
Ich freue mich über Ihre Anmeldung an ag-sprachkultur@vds-ev.de.
Selbstverständlich können Sie zusätzlich Verwandte oder Freunde anmelden. Auch für diese Personen fällt der Preis von 15 Euro an.
Ich freue mich sehr über Ihr Interesse an unserem neuen Konzept – falls es Anklang findet: Fortsetzung folgt.
15. Januar 2024: „Der Kampf um Geldwertstabilität – Kritische Anmerkungen zur Sprache der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Medien“
In seinem Vortrag wird Prof. Kerber die Sprache von EZB und Medien mit der ursprünglichen Zielsetzung und der aktuellen Realität der Europäischen Währungsunion vergleichen. Angesichts der in den letzten Jahren eingetretenen Geldentwertung verdienen seine Ausführungen besondere Aufmerksamkeit.
Zur Person: Dr. Marcus C. Kerber ist Professor für öffentliche Finanzwirtschaft und Wirtschaftspolitik an der Technischen Universität Berlin. 1998 gründete er den interdisziplinären Thinktank Europolis, um
an der Neuausrichtung der europäischen Ordnungspolitik mitzuarbeiten.
In zahlreichen Publikationen und vor dem Bundesverfassungsgericht engagierte er sich für die Erhaltung der Grundlagen einer stabilen Währung. Das Bundesverfassungsgericht bestätigte ihm, er habe „in der Sache zur Klärung von Fragen von grundsätzlicher Bedeutung beigetragen“.
Publikationen von Prof. Kerber zum Thema:
Aktuelle Publikation:
Ort: Hotel Arcotel John F
Werderscher Markt 11, 10117 Berlin
Lage: google.com/maps
Hinweis: Das Hotel ist ganz in der Nähe unseres bisherigen Veranstaltungsortes Landesbibliothek. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut über U-Bahn-Station Museumsinsel erreichbar. Bei Anreise mit dem Auto bietet sich das Parkhaus Q-Park an. Lage Q-Park: google.com/maps
Anmeldung erbeten unter: ag-sprachkultur@vds-ev.de
Die Veranstaltung ist kostenlos für Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache (VDS) und ihre Begleitung.
Ich freue mich auf eine interessante Veranstaltung am 15. Januar 2024!
Bei den zahlreichen Teilnehmern der Veranstaltungen der AG Sprachkultur in 2023 möchte ich mich für das Interesse sehr herzlich bedanken! Auch im Namen meiner Mitstreiter Susanne Schröder, Prof. Dr. Ernest Hess-Lüttich und Michael Hornhardt wünsche ich Ihnen ein Frohes Weihnachtsfest und einen „Guten Rutsch“.
13. Dezember 2023: Vorstellung eines Textes von Friedrich Dürrenmatt durch Prof. Hess-Lüttich
Prof. Dr. Ernest W.B. Hess-Lüttich – Mitglied des VDS – wird uns einen Text von Friedrich Dürrenmatt vorstellen, der durchaus Bezüge zur Gegenwart enthält:
Viren, Farben und Moral
Eine Parabel von Friedrich Dürrenmatt gegen Rassismus und die Diskursethik der Corona-Krise
Prof. Hess-Lüttich: „Seuchen sind seit je auch ein Thema der Literatur (von Sophokles bis Philipp Roth). Deshalb möchte ich vor dem Hintergrund der jüngsten Erfahrungen mit einer Pandemie einerseits und unter dem Eindruck der anti-israelischen Proteste (‚Apartheitsstaat‘) andererseits einen nahezu unbekannten Text von Friedrich Dürrenmatt („Ein Virus in Südafrika“) aus der Zeit der historischen Apartheit in Südafrika zum Anlass nehmen, nicht nur an ein frühes Beispiel literarischer Problematisierung diskursethischer Dilemmata bei Gesundheitskrisen zu erinnern, sondern auch die kontroversen Positionen der anhaltenden Rassismus-Diskussion im Bezirk der sog. Postcolonial Studies kritisch zu reflektieren.“
Zur Person von Ernest Hess-Lüttich: Univ.-Prof. Dr., Germanist m. Schwerpunkt Diskurs-/Dialogforschung, Hon.Prof. TU Berlin (seit 2015), UCT Kapstadt (seit 2020) u. Stellenbosch (bis 2017), Autor/Hrsg. v. 70 Büchern u. Editionen, Verf. v. ca. 400 Aufsätzen (zur sozialen, literarischen, ästhetischen, intermedialen, interkulturellen, intra-/subkulturellen, institutionellen, fachlichen, öffentlichen, politischen, urbanen Kommunikation), Hrsg. div. Zeitschriften u. Buchreihen, (Vize-)Präsident u. Ehrenmitglied div. Fachgesellschaften u. Advisory od. Editorial Boards, Gastprof. an zahlreichen Universitäten in Europa, Amerika, Afrika, Asien, Australien.
Im Anschluss an den Vortrag von Prof. Hess-Lüttich möchte ich Ihnen – jahreszeitgemäß – noch einige Passagen aus historischen weihnachtsbezogenen Reden und Schriften vorstellen.
Ort: Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Kleiner Säulensaal
Breite Str. 36
10178 Berlin
Lage: maps.google.de.
Anmerkung: Zugang nicht über den Haupteingang der Bibliothek, sondern über den Seiteneingang (vom Haupteingang ca. 100m Richtung Humboldt Forum).
Freier Eintritt.
27. September 2023: Video zur Veranstaltung mit Prof. Walter Krämer, Vorsitzenden des VDS
„Der Krieg der Wörter – ein Bericht von der Genderfront“´
1. September 2023: Prof. Dr. Karl E. Grözinger: „Das deutsche Wort als Spektrum der Kulturen – das Beispiel Franz Kafka und die Transformation des Judentums in Deutschland“ / Vortrag
Anklicken zum Lesen (PDF-Datei)
30. Mai 2023: Nachlese zur Veranstaltung „Gespräch mit Gästen aus Afrika zum Unterricht der deutschen Sprache“ in Berlin
Treffen vom 30.05.2023 im Kleinen Säulensaal der Berliner Zentral- und Landesbibliothek
Susanne Schroeder (Beisitzerin VDS-Vorstand der Region Berlin/Potsdam) fasste die Ergebnisse der VDS-Sprachtage, die vom 25.-28.5. in Mainz stattgefunden haben, zusammen. Sie betonte die Rolle des VDS im Ausland, denn die Hälfte der Mitglieder im VDS stammen aus dem Ausland. Dieses Jahr waren Delegierte aus 16 Ländern anwesend.
Die VDS-Regionalleiter aus
- Benin, Mahuwèna Crespin Gohoungodji
und aus - Ghana, Gottlieb Humbert Amoney Neequaye
stellten ihre Länder und die Situation der Deutschen Sprache und die VDS-Aktivitäten zur Förderung und Erhaltung der Deutschen Sprache und Kultur in ihren Ländern vor.
Benin und Ghana liegen beide in Westafrika und haben beide eine Deutsche Botschaft, die u.a. VDS-Veranstaltungen fördert.
- Unterricht:
Benin bietet in allen Schulen und Hochschulen Deutschunterricht an.
In Ghana gibt es dagegen keinen Deutschunterricht in den öffentlichen Schulen sowie in den Universitäten, sondern nur in privaten Schulen. Diese Situation führt in Ghana zu einem Deutschlehrermangel, der ein Sinken der Deutschlernendenzahlen zur Folge hat. Hinzu kommt es, dass aktuell die Spanische Sprache immer beliebter wird.
- VDS-Aktivitäten:
Zur Koordination in Benin der VDS-Aktivitäten muß sich der Regionalleiter an das Goethe Institut im Nachbarland Togo wenden, denn Benin hat kein Goethe-Institut.
In Ghana dagegen ist das Goethe-Institut vor Ort, so dass der Deutsch-Unterricht sowie die Förderung der VDS-Veranstaltungen erfolgen.
Die VDS-Regionalleiter dieser beiden Länder organisieren folgende Aktivitäten:
1) den jährlichen Tag der deutschen Sprache,
2) Gedichtwettbewerbe,
3) Preisverleihungen
4) Lehrertreffen, etc.
In Planung zur Erhöhung der Motivation der Lernenden ist eine Deutsch-Afrikanische Schulpartnerschaft und die Optimierung der der Zusammenarbeit zwischen dem VDS und den Goethe-Instituten.
Herr Gohoungodji ist parallel dazu auch Geschäftsführer der Nicht-Regierungs-Organisation HUENUSU, die Projekte in den Bereichen Bildung, Soziales, Gesundheit, der Schul- und Gemeindeinfrastruktur, Stärkung der Frauen, Menschenrechte, Umwelt, Landwirtschaft und kulturelle Vielfalt durchführt.
Protokollantin: Susanne Schröder
27. April 2023: Nachlese zur Veranstaltung „Heinrich Heine, der Sprachmagier“ in Berlin
Der VDS hat sich die Pflege der deutschen Sprache zur Aufgabe gestellt, und er leistet diese Aufgabe auf vielfältige Weise, im In- und Ausland. In den letzten Jahren ist für den VDS die Auseinandersetzung mit der Gendersprache in den Mittelpunkt gerückt – darüber hat zuletzt die Presse in Berlin ausführlich berichtet. Aber gerade wegen den von der Gendersprache ausgehenden Gefährdungen der deutschen Sprache wollen wir die Erinnerung an die großen Schriftsteller, Literaten, Poeten, Lyriker wachhalten, die die deutsche Sprache seit vielen Jahrhunderten prägten und bereicherten. Das von ihnen geschaffene Sprachgut sollten wir hegen und pflegen – und verteidigen.
In diesem Jahr möchten wir uns dem besonderen Aspekt dem Thema „Jüdische Beiträge zur deutschen Sprache“ widmen. Warum gerade „jüdische Beiträge“, und warum heute Heinrich Heine? Jüdische Literaten in Deutschland (und auch in anderen Ländern) standen in der Vergangenheit – schon weit vor dem Grauen des Dritten Reiches – oft in einem von ihnen selbst nicht gewollten Spannungsverhältnis zur christlichen Mehrheitsgesellschaft. Ihre Liebe zur deutschen Sprache blieb nicht erhört, ja sie wurde häufig mit Ablehnung beantwortet. Aus diesem Spannungsverhältnis, aus dem Schmerz über die Ablehnung erwuchsen viele bedeutende literarische Werke jüdischer Deutscher oder deutscher Juden, darunter eben auch von Heinrich Heine, dem nicht einmal die Taufe die verdiente Anerkennung einbrachte.
Unsere heutige Referentin ist Frau Dr. Elvira Grözinger, die in besonderer Weise für das Thema qualifiziert ist.
Sie hat sich über viele Jahre hinweg mit Heinrich Heine beschäftigt, mit ihm auseinandergesetzt.
Frau Dr. Elvira Grözinger hat in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin promoviert, nach Studien an den Universitäten in Jerusalem, Heidelberg und Frankfurt.
Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören jüdische Literaturen in verschiedenen Sprachen, osteuropäische jüdische Volksmusik sowie das jiddische Theater.
Zu ihren Publikationen zählen 9 Bücher, über 300 Aufsätze und Buchrezensionen sowie Übersetzungen. Mehrere Aufsätze hat sie Heinrich Heine gewidmet, u.a. im Heine Jahrbuch, und verschiedenen Sammelwerken.
Heinrich – als Harry Heine 1797 in Düsseldorf geboren -, gestorben 1856 in Paris, hieß ab 1825 nach evangelischer Taufe, die er aber schnell bereute, Christian Johann Heinrich. Als Heinrich Heine wird er zu den bedeutendsten deutschen Dichtern, Schriftstellern und Journalisten des 19. Jahrhunderts gezählt. Die meisten Jahre seines Schriftstellerlebens waren dem Kampf gegen die preußische Zensur gewidmet, die ihn, als kritischen Autor, besonders häufig unter die Lupe nahm und seine Schriften verboten hatte.
Heines Beitrag zur deutschen Sprache ist unermesslich, er erhob das Feuilleton und den Reisebericht zur Kunstform und verlieh der deutschen Literatur eine zuvor nicht gekannte, elegante Leichtigkeit. Seine Gedichte wurden wie kaum eines anderen Dichters deutscher Sprache zu Volksliedern, vor allem die „Loreley“, und seine Werke so häufig übersetzt – und vertont, sogar in Japan und China!
Heine war bereits in seinen jungen Jahren ein belesener Magier der Sprache, der deutschen Sprache, ein Leben lang, wiewohl er ab 1831 in den Jahren des Pariser Exils auch in Französisch publizierte. Er selbst bezeichnete sich als „deutscher Dichter“, der die deutsche Sprache als das „heiligste Gut“ betrachtet. Im Jahre 1820 schrieb er in einem kurzen pointierten Text über die Romantik, die in einer Satire verhöhnt wurde, wie folgt:
In seiner Abrechnung mit dem ehemaligen Weggefährten, dem Literaturhistoriker und Schriftsteller Wolfgang Menzel, der aber die Seiten wechselte und das Junge Deutschland denunzierte, was 1835 zu dessen Verbot führte, klagte Heine, der Exilant, dennoch nicht ohne ein Körnchen Ironie:
Beispielhaft für Heines erzählende, humorvoll-sentimentale Prosa und seinen Stil ist sein Fragment Aus den Memoiren des Herrn von Schnabelewopski (1834), das wahrscheinlich zwischen 1831 und 1833 entstanden ist, nach seiner Emigration nach Frankreich im Mai 1831.
Das Fragment gemahnt ironisch und humorvoll an die Polenreise, die Heine 1822 unternommen und die er in seinen Reisebildern „Über Polen“ sehr treffend beschrieben hatte. Hier eine Kostprobe aus „Über Polen“:
Die von Heine auch in diesem Fragment gerne verwendete, oft spöttelnde „Volkscharakteristik“ fremder Charaktere und Mentalitäten diente ihm immer wieder als Folie zur Deutschland- und Deutschenkritik – ob es die Polen, Franzosen oder die deutschen Auswanderer waren. Das tat er z.B. in seiner Abrechnung mit der Schwäbischen Schule und insbesondere mit Wolfgang Menzel in Über den Denunzianten. Denn Menzel verwandelte sich mit der Zeit in einen völkisch orientierten, antisemitisch und aggressiv antifranzösisch gefärbten Nationalisten. Heine nannte ihn nach der Denunziation Gutzkows und des Jungen Deutschland, die auch Folgen für Heines Publikationsmöglichkeiten hatte, eine Memme und einen feigen Teutomanen, da er Gutzkow die Satisfaktion verweigerte.
Heine gilt als Seher. Seine Vorhersagen politischer Umwälzungen werden bis heute zitiert, so aus seinem frühen Drama Almansor (1821), welche sich auf das Wartburgfest von 1817 bezog, bei dem „undeutsche Bücher“ verbrannt wurden:
Oder (Aus Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, 3. Buch):
Heine erlitt im Mai 1848 einen Zusammenbruch und erholte sich nicht mehr davon. Der früher sich als göttlich empfindende berühmte Dichter musste ein Jahr später seine Hybris revidieren:
1855, ein Jahr vor seinem Tod, schrieb Heine in seiner „Matratzengruft“ ein Vorwort für das Buch Lutetia, in dem er über die kommenden Bilderstürmer des siegreichen Kommunismus klagte:
In diesen letzten Monaten seines Lebens verliebte sich auch der nun gelähmte und bettlägerige homme à femmes in eine junge Schriftstellerin, von ihm „Mouche“ genannt, die ihn verehrte und fast täglich besuchte. Das, womit Heine seit jungen Jahren mit Witz und Ironie immer wieder seine Lyrik charakterisierte, als „der im Honig getauchte Schmerz“, ist in diesem an Mouche gerichteten Gedicht, das zu seinen letzten gehört, deutlich zu sehen:
Heine hatte zu Lebzeiten nicht nur Bewunderer, sondern auch viele Feinde und auch noch manche Nachgeborene sparten nicht mit Häme, zu denen Karl Kraus, der österreichische Publizist (1874-1936) gehörte, der urteilte:
Dagegen ist Heines folgendes, sehr ergreifendes Bekenntnis zur deutschen Sprache zu setzen, die er, seit 1831, nunmehr 2 Jahren, als heimatloser Emigrant in Paris, dem das Vaterland und die Muttersprache genommen wurden, plötzlich auf einer französischen Landstraße vernahm und welche seine Kritiker und Verleumder allesamt Lügen strafen: