Infobrief vom 11. Juni 2023: Englisch ist verzichtbar

1. Presseschau

Englisch ist verzichtbar

Englisch verhindert die Lösung des IGLU-Problems. Nach den erneut „alarmierenden“ Ergebnissen (Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger) der IGLU-Studie im Mai suchen die Bildungsverantwortlichen nach geeigneten Maßnahmen, um die Lese- und Schreibfertigkeiten der Schüler in Deutschland wieder zu verbessern. Einen radikalen Vorschlag macht laut Stern nun der Deutsche Lehrerverband. Sein Präsident Heinz-Peter Meidinger fordert den Verzicht auf Englischunterricht in der Grundschule. „Wir müssen uns an den Grundschulen verstärkt um die Basics kümmern, also um Lesekompetenz, um Schreibkompetenz, um das Rechnen“, sagte Meidinger. Es gebe zu viele Klassen mit 70, 80, 90 Prozent Kindern, die kaum genügend Deutschkenntnisse haben. Da würden mit dem Englischunterricht nicht nur falsche Schwerpunkte gesetzt, die Kenntnisse der Schüler seien so unterschiedlich, dass in weiterführenden Schulen ohnehin „fast alle wieder bei null anfangen“. Unerwähnt bleibt im Stern-Bericht der Umstand, dass die wichtigste Voraussetzung für erfolgreiches Lernen einer Fremdsprache die bestens beherrschte Muttersprache ist. (stern.de)


Dortmund ist Jargon-Hochburg

Alter, Digga, Mashallah – bei diesen Wörtern schütteln Ältere den Kopf, für Jüngere gehören sie zum Alltag: Der Slang, der Alltags-Jargon, den man im Freundeskreises spricht. Wörter und Sätze sind schlampiger gewählt, werden aber verstanden. Dortmund soll laut Ruhr24 eine Hochburg des Slangs sein, will jetzt die Online-Lernplattform preply.com herausgefunden haben. Mehr als 1.500 Befragte aus 9 Großstädten sagten, wie sie zu Slangwörtern stehen und wann sie diese benutzen. In Dortmund und Köln seien es 4 von 5 Befragten, die sich privat im Jargon verständigen. Laut der Umfrage sollen 63 Prozent der Deutschen Slang als lästig empfinden. Aus der Umfrage geht nicht der Anteil derer hervor, die sich der türkisch-arabisch-deutschen Sprachpanscherei aus Spaß an der Komik bedienen, des Hochdeutschen aber mächtig sind. (ruhr24.de)


Finanzamt will verstanden werden

Mit sprachwissenschaftlicher Unterstützung durch das Mannheimer Leibniz-Institut für deutsche Sprache werden derzeit alle Musterschreiben der Finanzämter sprachlich vereinfacht. Es könnte so weit kommen, dass die Steuerzahler Post vom Finanzamt sogar verstehen. Der Mediendienst The Pioneer bringt Beispiele. Wer Arbeitnehmer-Sparzulagen zu unrecht kassiert hat, dem erklärte das Finanzamt bisher: „Die für die vorstehend bezeichneten vermögenswirksamen Leistungen festgesetzten und ausgezahlten Arbeitnehmer-Sparzulagen werden hiermit zurückgefordert, weil (…) sich das maßgebliche zu versteuernde Einkommen nachträglich in der Weise geändert hat, dass die Einkommensgrenze des § 13 Abs. 1 des Fünften Vermögensbildungsgesetzes überschritten wurde, die angelegten vermögenswirksamen Leistungen nicht fristgerecht verwendet wurden oder über sie vor Ablauf der Sperrfrist verfügt wurde oder die für die vermögenswirksame Anlage geltenden Sperr-, Verwendungs- oder Vorlagenfristen verletzt wurden.“ Künftig lautet das Schreiben in derselben Angelegenheit: „Die für Sie festgesetzten vermögenswirksamen Leistungen und die an Sie ausgezahlte Arbeitnehmer-Sparzulage fordere ich hiermit zurück. Begründung: Ihr zu versteuerndes Einkommen hat sich nachträglich in der Weise geändert, dass die maßgebliche Einkommensgrenze überschritten wurde. Sie haben die angelegten vermögenswirksamen Leistungen nicht fristgerecht verwendet.“ Neu wird außerdem sein: eine freundliche, direkte Ansprache, der weitgehende Verzicht auf Fachausdrücke sowie eine logische Gliederung aller Schreiben in Kernaussage und Begründung“. (thepioneer.de (Bezahlschranke), sueddeutsche.de, bild.de)


Der Siegeszug der Vokale

Alte Schriftsprachen kamen mit Konsonanten aus, erst später kamen die Vokale dazu. Der Grund für den Fortschritt, so der Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit, sei die Seefahrt. „Den entscheidenden Hinweis hatte meine Frau“, sagt Theweleit im Gespräch mit SWR2. „Sie kommt aus Sylt und weiß: Konsonanten gehen auf dem Meer verloren, nur Vokale hört man noch zwischen Wind und Wellen.“ So hätten die Seefahrer irgendwann den Klang und die Form der Vokale festgelegt. Homer habe dann schließlich mit seiner „Ilias“ das Vokalalphabet auch in der Schriftsprache durchgesetzt. (swr.de)


Bibel verbannt

Im US-Bundesstaat Utah wird die Bibel nun aufgrund „anstößiger und gewaltsamer Inhalte“ aus den Grund- und Mittelschulen verbannt. Hintergrund ist ein von konservativen Republikanern 2022 verabschiedetes Gesetz. Es ermöglicht laut Rheinpfalz, Bücher und Filme mit „pornografischen und unanständigen Inhalten“ aus den Schulbibliotheken und dem Schulunterricht zu ziehen. Aus Protest gegen derartige Buchverbote sei die Beschwerde gegen die Bibel anonym eingereicht worden. Das Komitee des Schulbezirks Davis County habe sich dennoch entschieden, den Zugang zur Bibel auf Schüler im Oberschulalter zu beschränken. (rheinpfalz.de)


2. Gendersprache

Im ÖRR nichts Neues

Vor rund einem Jahr haben über 700 Linguisten und Sprachwissenschaftler die öffentlich-rechtlichen Medien aufgefordert, das Gendern im Programm zu beenden. Mit einem breiten Argumentationskatalog machten sie auf die Probleme, die dadurch entstehen, aufmerksam. Geändert hat sich seitdem nur wenig, lediglich der WDR hat nach einer hausinternen Umfrage die Parole ausgegeben, wieder verstärkt die Sprache seiner Zuschauer und Hörer zu sprechen. Weil die Rufe nach einem Ende der Gendersprache im ÖRR aber sonst eher verhallt sind, hat die Initiative rund um den Germanisten und Musiker Fabian Payr jetzt einen Brief an die deutschen Fernsehräte geschrieben, in dem sie erneut die Sender zur Überprüfung ihrer Genderpraxis auffordert, so die Welt. Die Autoren des Briefes kritisieren, dass man sich beim ÖRR bis heute nicht „substanziell zu den 2022 formulierten Argumenten gegen das Gendern geäußert“ habe. Trotz mehrerer Umfragen, die eine Ablehnung von bis zu 80 % der Bevölkerung aufweisen und „beharrlicher Zuschauerpost“ würden die Öffentlich-Rechtlichen „unverdrossen und beharrlich weiter“ gendern. Dies zeige „eine tiefe Entfremdung zwischen Medienmachern und ihrem Publikum“: „Sie beharren auf ihrem pädagogischen Sprachprojekt und bemerken nicht, dass sich das Publikum abwendet, weil es keine Umerziehung wünscht.“ Der Rundfunk sei kein Ort für politischen Aktivismus, heißt es von den Initiatoren. Jedes sinnvolle Engagement für Gleichberechtigung sei wichtig, „mit dem Gendern habe der ÖRR sich jedoch für ein ungeeignetes Instrument entschieden.“ Gendern werde als Jargon der Elite wahrgenommen, dabei verdiene jeder mündige Bürger „eine wertschätzende und diskriminierungsfreie Ansprache.“ Die Zuschauer seien keine „erziehungsbedürftigen Gebührenzahler“, die auf Sprachtugenden eines eng begrenzten politischen Spektrums eingeschworen werden müssten. Mit seinem Sprachgebrauch diskriminiere der ÖRR die Mehrheit seiner Nutzer. (welt.de (Bezahlschranke))


Kritiker des Genderns sind lästig

Vor rund einem Monat schrieb Birgit Walter in der Berliner Zeitung, wie sehr sie sich von den Erziehungsmaßnahmen durch das Gendern genervt fühlt. Der Artikel sorgte für ein großes Echo, dabei ist ihr eine Zuschrift besonders aufgefallen. Ein Leser fühlte sich seinerseits genervt vom „Rumgeheule der Genderkritiker“. „Dann lasst es eben! Hört halt nicht hin!“, schlug er vor. So einfach sei das nicht, entgegnete jetzt Walter in ihrem aktuellen Artikel zum Gendern: „Genau das ist doch die Crux, dass viele Menschen vom Inhalt abgelenkt werden, wenn er ihnen in dumpf aufgeblähter, mit Sternen oder Sprechpausen verunstalteter Sprache entgegenkommt. Oder, genauso schlimm, in der vermeintlich ‚sanften‘ Variante, in Konstrukten mit falschen Verlaufsformen wie Zu-Fuß-Gehende und Studierende. Bei mir setzt da ungewollt ein gedanklicher Fluchtreflex ein.“ Dennoch breite sich Gendersprache aus wie Unkraut, weil sie von Verwaltungen und Institutionen in forschen Leitlinien angeordnet werde. Es sei übergriffig, der Mehrheit der Bevölkerung „unsensibles“ oder „ungerechtes“ Deutsch zu unterstellen. (berliner-zeitung.de)


Widerspruch auf Kosten der Journalisten

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) und sein Parteichef Friedrich Merz sehen im Gebrauch der Gendersprache in den Medien einen Grund für die zuletzt guten Umfragewerte der AfD. „Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum im Fernsehen gegen die Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung eine nicht den Regeln entsprechende Sprache gesprochen wird“, sagte Haseloff. Der Bundesvorsitzende des deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Frank Überall, bezeichnete die Kritik von Friedrich Merz als „blanken Populismus auf Kosten tausender Journalistinnen und Journalisten“. Gendersprache sei Ausdruck einer „zutiefst demokratischen Grundhaltung, Menschen unabhängig von Geschlecht, Identität, Herkunft und Einstellungen gleich zu behandeln. Die FAZ kommentiert Überalls Äußerungen: „Das gesellschaftliche Spaltungspotenzial des Genderns und was für die Glaubwürdigkeit der Medien davon abhängt, scheint ihm, um es zurückhaltend zu sagen, nicht wirklich bewusst zu sein.“ (spiegel.de, faz.net (Bezahlschranke))

3. Kultur

Internationale Bibliothek in Essen

Im deutschen Alltag verwendete Sprachen werden in einer Essener Bibliothek verfügbar. Die Stadt hat dafür mit Ehrenamtlichen, dem Verein für gegenseitigen Respekt, Anerkennung und Achtsamkeit (RAA-Verein NRW e. V.) und der Stabstelle Integration des Jugendamtes Essen zusammen gearbeitet. Die Bücherei dient dem Ziel, den Zugang zu Büchern und kulturellen Ressourcen für Menschen verschiedener kultureller Hintergründe zu verbessern. Hierfür werden Bücher in den Sprachen Deutsch, Englisch, Arabisch, Polnisch, Russisch und Türkisch angeboten. In jeder dieser Sprachen sollen rund 200 Bücher bereit stehen, die kostenlos und auf Vertrauensbasis ausgeliehen werden. Die Leiterin des angrenzenden Jugendbibliothekzentrums berichtet, das Projekt habe von der Idee bis zur Eröffnung rund ein Jahr gebraucht. Die internationale Bibliothek befindet sich im Stadtteil Schonnebeck in der Gustav-Heinemann-Gesamtschule. (waz.de)


Wegen Plattdeutsch vor Gericht

Ein Mann in Bremen forderte seinen Arbeitslosenbescheid in plattdeutscher Sprache und landete damit vor Gericht. Zuvor erhielt er Arbeitslosengeld II und sollte in ein Beschäftigungsverhältnis vermittelt werden. Der Mann lehnte jedoch ab, er verlangte den Bescheid vom Jobcenter in plattdeutscher Sprache. Der Fall ging an das Landessozialgericht, jedoch urteilten die Richter, dass er keinen Anspruch auf ein solches Schreiben habe. Die Amtssprache sei Deutsch, und obwohl die deutsche Sprache eine Vielzahl von Dialekten und Mundarten umfasse, sei allein Hochdeutsch im schriftlichen Verfahren zulässig. Zwar argumentierte der Kläger mit einer „Benachteiligung aufgrund seiner ethnischen Herkunft“, jedoch wurde die Klage als „substanzlos“ fallen gelassen und dem Kläger entstanden Verschuldenskosten in Höhe von 500 Euro. (t-online.de)


4. Berichte

Volksbegehren gegen Gendern in Österreich

Auch in Österreich geht man nun mit basisdemokratischen Mitteln gegen Gendersprache im öffentlichen Raum vor. 100.000 Unterschriften sind erforderlich, damit ein Volksbegehren im Nationalrat behandelt wird. Das auch vom Verein Muttersprache unterstützte Anti-Gendern-Volksbegehren hat diese Hürde bereits im Einleitungszeitraum übersprungen. In der kommenden Eintragungswoche geht es darum, eine möglichst hohe Zahl von Unterstützungen zu erreichen. Dem Bekenntnis einer Funktionärin, sie sei „zutiefst überzeugt, dass es in Österreich keine Diskussion über das Gendern mehr geben darf“, müsse die schweigende Mehrheit eine deutliche Antwort erteilen, sagt der Verein Muttersprache. Gemeinde- und Bezirksämter werden für alle, die noch nicht unterschrieben haben, bereitstehen. Im Herbst muss dann das Volksbegehren in einem Ausschuss des Nationalrats behandelt werden; dort werden die Weichen gestellt, ob es zu einer Zustimmung kommt. Mehr zu diesem leidigen Thema in der Netzausgabe der Wiener Sprachblätter. (wiener-sprachblätter.at)


Internationales Ido-Treffen in Kassel

1923 fand in Kassel der 3. Kongress der Deutschen Ido-Gesellschaft statt. Ido ist eine 1907 entwickelte Plansprache, die auf Esperanto aufbaut, die Regeln des Esperanto aber vereinheitlicht und die Grammatik logischer umsetzt. Die Zahl der aktiven Nutzer der Sprache wird derzeit auf weltweit bis zu 2500 geschätzt. Aus Anlass des 100. Jahrestages jenes Kongresses wird vom 5. bis 9. Juli 2023 in der nordhessischen Stadt ein Internationales Ido-Treffen stattfinden (im Bildungsforum Sankt Michael Kassel, Die Freiheit 2, 34117 Kassel). Internationale Treffen von „Idisten“ werden jedes Jahr veranstaltet. Es erscheinen regelmäßig drei gedruckte Zeitschriften auf Ido, in Videokonferenzen kommunizieren Idosprecher mehrmals in der Woche miteinander. Es gibt eine offizielle Ido-Wikipedia mit über 30.000 Artikeln, jedes Jahr erscheinen Übersetzungen und Originalliteratur auf Ido, und zudem gibt es zahlreiche Idogruppen in den sozialen Medien mit bis zu 400 Mitgliedern pro Gruppe. (ido.li)


Förderpreise im Elsass

Im Mai wurden erstmals die Henri-Goetschy-Preise für die frühzeitige Immersion im Elsässischen verliehen. Gastgeber des Abends in Niedermorschwihr war Thierry Kranzer, Vorsitzender des Vereins Sprochpolitik – Elsässische Sprache und Gründer des Henri-Goetschy-Fonds. Die Preisträger waren drei Kindertagesstätten in Scheibenhard (Les Lutins du Pont), Moosch (Schtumpa Hissela) und Waldighoffen (Storka Hissela) sowie der Verein Kinderstub der ABCM-Immersionsschule. (sprochpolitik.org)


5. Soziale Medien

Gendern auf Biegen und Brechen

Der Instagram-Kanal „SayMyName“ der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) befasste sich kürzlich mit dem Rassismus gegen „Sint*izze und Rom*nja“. Gemeint ist die Volksgruppe der Sinti und Roma, die in Europa die größte ethnische Minderheit darstellen soll. Unter dem Info-Posting zum Rassismus gegen Sinti und Roma sammelten sich direkt Stimmen aus der Minderheiten-Gemeinde, die auf das Gendern hinwiesen und es als falsch markierten. „Es ist schon bezeichnend, wie unsere Stimme als Sinti hier unterdrückt und ignoriert wird! (…) Sinti ist der neutrale Plural für uns!“ schrieb die Nutzerin juliemagnolie. „bitte hört doch uns betroffenen endlich zu! Wir möchten endlich selbstbestimmt benannt werden! Sinti und (…) Roma ist ein neutraler Sammelbegriff (…)“ ergänzte concettadewus, und gcm.dv meinte: „Euer Post soll inkludieren und exkludiert dabei aber die absolute Mehrheit unserer Volksgruppe, weil diese Begriffe für sie eine erneute Fremdbezeichnung sind.“
Die bpb reagierte auf die Kommentare – allerdings nicht so, wie man es vermutet hätte: Statt auf die Betroffenen zu hören, folgt eine Woche später ein neues Posting mit dem Titel „Warum wir Sinti*zze und Rom*nj gendern“. Wie absurd dieses 2. Posting ist, zeigt sich allein dadurch, dass beim ersten Mal die Schreibweise „Sint*izze“, beim zweiten Mal „Sinti*zze“ lautete, das Gendersternchen also anders gesetzt war. Einigkeit über ein vermeintlich korrektes Gendern herrscht also nicht vor. Im Erklärposting schrieb die bpb, man möchte alle Geschlechteridentitäten inkludieren und habe sich dabei an der Arbeit entsprechender Vereine orientiert. Schaut man sich die Vereine genauer an, handelt es sich jedoch um kleine Splittergruppen, die nur kleine Teile der Roma- und Sinti-Gemeinschaft vertreten. Auf den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma bezieht man sich beim bpb nicht, ebensowenig auf den Verband Sinti und Roma Rheinland-Pfalz, der das Thema Gendern einst thematisiert hatte: Er selbst gendert zwar in der Außenkommunikation deutsche Begriffe, jedoch nicht die Mitglieder der eigenen Gemeinschaft: „Es besteht grundsätzlich die Haltung, dass Eigenbezeichnungen immer Angelegenheit der betreffenden Gemeinschaften sind, im vorliegenden Fall also alleinige Sache der Sinti und Roma ist. (…) Interne Umfragen innerhalb der Communities zeigen eine deutliche Ablehnung der gegenderten Selbstbezeichnung. Sie wird bei den meisten nicht als solche angenommen, sondern als neue Fremdbezeichnung empfunden. (…) Von vielen Muttersprachlern wird die Konstruktion „Sinti*zze“ grammatikalisch als widersinnig erachtet und daher abgelehnt.“ Auf die Hinweise der Nutzer, die auch unter dem 2. Posting zu dem Thema kamen, ging die bpb nicht weiter ein und blieb bei ihrer Meinung, der Roma- und Sinti-Gemeinde etwas Gutes zu tun. (instagram.com/saymyname_bpb, instagram.com/saymyname_bpb, vdsr-rlp.de)


6. Kommentar

Kultur ist überstimmbar

Kultur entsteht durch die freie, nicht vorbestimmte Arbeit von schöpferischen Menschen, zumeist Einzelpersonen. Über Kultur abzustimmen, ist vergebens. So kämen kein Faust I und II zustande, kein Violinkonzert, kein Stelenfeld und keine 99 Luftballons. Wie grotesk Abstimmungen über Kultur sind, zeigen die jährlichen ESC-Iwänts. Kultur ist praktisch immer in der Minderheit. Also dürften die so fleißigen Freunde des Genderns munter weitermachen? Aber natürlich, in einer Demokratie müssen sie halt nur darauf verzichten, ihre Auffassung von Kultur der Mehrheit aufzuzwingen. Das kann so schwer zu verstehen nicht sein. Beim Gendern geht es aber nicht um Kultur, sondern um gleiche Rechte und Pflichten. Bei diesen gibt es nichts abzustimmen, da ist der Sinn des Grundgesetzes mal endlich durchzusetzen. Die durch Gendern gewünschte Sichtbarkeit trägt dazu aber nichts bei, ist daher überflüssig, zudem für die Sprache schädlich. (Oliver Baer)


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.

Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs

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