Infobrief vom 17. September 2023: Volksbegehren gegen Gendersprache in Hessen

1. Presseschau

Volksbegehren gegen Gendersprache in Hessen

Ein weiteres Volksbegehren gilt dem Erhalt der geltenden Rechtschreibregeln und der Verständlichkeit der Amtssprache Deutsch. Die Initiative „Amtssprache in Hessen“, geleitet durch den VDS-Regionalleiter der Region Frankfurt, Dr. Bernd Fischer, sammelt unter amtssprache-in-hessen.de Unterschriften, damit die Verwaltung von Land und Kommunen, Hochschulen und Schulen sowie Gerichte und der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf die Gendersprache in jeglicher Form verzichten. Dazu zählen die Satz- und Sonderzeichen in der Wortmitte wie Doppelpunkt, Sternchen, Unterstrich und Binnen-I sowie die künstlichen Sprechpausen. Auch Doppelnennungen („Bürgerinnen und Bürger“) und Partizipialformen („Studierende“) seien möglichst zu vermeiden. Ähnlich wie die Hamburger Volksinitiative, die dem Senat im Juli mehr als 16.000 Unterschriften vorlegen konnte, benötigt die hessische Initiative im ersten Schritt mindestens 44.000 Unterschriften, was einem Prozent der Wahlberechtigten Hessens entspricht. In den ersten Tagen nach Veröffentlichung des Aufrufs gingen bereits mehr als 2.000 Unterschriften ein. (faz.net)


Stellung von Deutsch als Zweitsprache

Nach wie vor streben viele Flüchtlinge und Asylsuchende nach Deutschland. Dazu trägt nicht nur der Krieg in der Ukraine bei, auch aus Afrika und dem Nahen Osten kommen wieder mehr Zuwanderer. Für die Bildungseinrichtungen ist das eine enorme Herausforderung. Auch die zugewanderten Kinder ab sechstem Lebensjahr sind schulpflichtig. Viele sprechen aber kaum ein Wort Deutsch. Damit sie trotzdem am Unterricht teilnehmen können, sind Anfängerkurse für Deutsch als Fremdsprache notwendig, außerdem Sozialstellen und sicherlich auch Schulpersonal mit den Muttersprachen der Schüler. Zwei Einblicke aus Rheinland-Pfalz in dieser Woche: In Worms hat der „Helferkreis Asyl Worms“ einen Brief an das Bildungsministerium geschrieben. Es gebe viele Schüler an Wormser Grundschulen, die dem Regelunterricht nicht folgen könnten und deren Bildungschancen dadurch „erheblich verringert“ seien. In der Antwort des Ministeriums wird darauf verwiesen, dass 2024 das Bundesland 68 Millionen Euro für die Sprachförderung ausgeben werde. Sprachförderung sei grundsätzlich „Aufgabe jeder Lehrkraft im Rahmen der individuellen Förderung im Unterricht“, so das Ministerium. Der SWR stellt die Lehrerin Judith in Speyer vor, die von der Grundschule hauptberuflich an eine Erstaufnahme-Einrichtung gewechselt ist und dort Deutsch unterrichtet. Ihre Erfahrung „„Die Sprache ist der Schlüssel zu Integration.“ (swr.de, swr.de)


Der KI mangelt es an Logik

Die Sprachgenerierung und die sprachlichen Fähigkeiten von Programmen, basierend auf künstlicher Intelligenz wie ChatGPT, sind zwar ausgereift, jedoch mangelt es den künstlichen Intelligenzen meist an Logik und dynamischem Wissen in Bezug auf Sprache. Dies bestätigt auch eine Studie der Harvard Universität. Sie zeigt, dass ChatGPT bei logischen Fragen nur eine Trefferquote von 58,8 Prozent erzielt. Vor allem interne Inkonsistenzen und eine Schwierigkeit mit der Argumentationstechnik falle bei den Programmen auf. Die Komplexität der natürlichen Sprache bildet weiterhin ein Hindernis für ChatGPT und Co. Sprache ist mehrdeutig und oftmals auch vom Kontext abhängig, so könne die „Bank“ ein Finanzinstitut, eine Sitzgelegenheit oder auch das Flussufer sein. Das Erfassen solcher Deutungszusammenhänge und die Fähigkeit differenzierte, sprachliche Unterscheidungen zu tätigen, sind Eigenschaften, womit die künstlichen Sprachprogramme bislang nicht überzeugen können. (cryptopolitan.com)


2. Gendersprache

Punkteabzug an Medizinuniversität

Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Salzburg ist eine von nur sieben Universitäten in Österreich mit dem Studiengang Humanmedizin. Studenten berichten, an der Universität herrsche eine strenge Genderpraxis . Die Paracelsus Universität hat einen Leitfaden zur Gendersprache auf ihrer Netzseite hochgeladen, er ist Teil des „Gender Equality Plan“ zur Herstellung von Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. Das durchgängige Verwenden der Gendersprache in Abschlussarbeiten sei Teil dieses Plans. Zwar handle es sich dabei offiziell nur um eine Empfehlung, jedoch berichtet ein Student gegenüber der österreichischen Tageszeitung Heute, dass ihm negative Folgen drohen, wenn er nicht Gendersprache verwendet. Arbeiten ohne Genderformulierungen würden nicht angenommen. Das wurde dem Studenten mündlich angekündigt, die schriftliche Bestätigung, so sagt er, gewähre Spielraum zwischen den Noten „genügend“ und „nicht genügend“. Im Lehrgang „Health Sciences & Leadership“ werde das Missachten des Punktes 8 – der durchgehenden und einheitlichen Verwendung von „gendergerechten“ Formulierungen – mit einem Punktabzug von bis zu 5 Prozent geahndet. Diese Zahl kann bereits den Unterschied zwischen einer bestandenen und nicht bestandenen Arbeit ausmachen. Zwar habe Heute bei der Kommunikationsabteilung der Universität eine Anfrage gestellt, sie sei unbeantwortet geblieben. (heute.at)


Thüringer CDU gegen Gendersprache

Die CDU-Landtagsfraktion in Thüringen will das Gendern in der Verwaltung gesetzlich verbieten lassen. „Wir wollen, dass der Landtag, die Landesregierung, die Landesbehörden, Schulen sowie Gerichte und Staatsanwaltschaften auf Gendersprache verzichten und sich an die geltenden Regeln der deutschen Rechtschreibung halten“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer, Andreas Bühl, der Thüringer Allgemeinen. Gendern sei nicht inklusiv, es schließe Menschen aus, die nicht gut Deutsch sprechen können, sowie Menschen mit Leseschwäche, Hörbehinderungen und anderen kognitiven Einschränkungen, so Bühl: „Öffentliche Verwaltungen und Schulen müssen für alle verständlich und nachvollziehbar kommunizieren.“ Die CDU will ihre Forderungen gesetzlich verankern, weil ein Parlamentsbeschluss von November vergangenen Jahres bislang nicht umgesetzt wurde. (thueringer-allgemeine.de (Bezahlschranke))


3. Sprachspiele: Unser Deutsch

Hobby

„Und was haben Sie für ein Hobby?“, fragt der Moderator von Bares für Rares. Ein Hobby haben ist gleichsam Pflicht – nach dem Beruf. Manche haben gleich mehrere, „toll“ sagt der Moderator und wendet sich dem Objekt des Verkaufs zu. Wir nehmen die allgemeine Verbreitung des Themas zum Anlass, nach Herkunft und Wortgeschichte zu fragen. Offensichtlich – das erkennt jeder am auslautenden y – ein Anglizismus. Das Deutsche Fremdwörterbuch (2. Aufl. Bd. 7, S. 327f.) verrät mehr: Das entlehnte hobby ist Kurzform von hobby-horse, ein Spielzeugpferd, bestehend aus einem Stock mit Pferdekopf. Noch heute gibt es ein reiches Angebot im Internet. Offenbar reiten Kinder damit noch immer gerne, den Stock zwischen den Beinen, durchs Wohnzimmer. Solche Steckenpferde sind in Deutschland seit dem 17. Jahrhundert bezeugt, wie das Grimmsche Wörterbuch belegt. Das englische Wort taucht erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf, anfangs als hobby-horse, später in der verkürzten und groß geschriebenen Form Hobby. Vielleicht war es in England ursprünglich Ersatz für ein wirkliches Pony, das den Namen Hobby hatte, eine Variante aus Robby, der Kurzform des Rufnamens Robert. Tiere, die bei Kindern beliebt sind, wie Katzen und Hunde, erhalten ja oft solche menschlichen Vornamen. Im Deutschen siegt das Lehnwort Hobby gegenüber dem Steckenpferd. Beides wird generalisiert zur Bedeutung ‚Lieblingsbeschäftigung, Ausgleich zum Beruf, Freizeitvergnügen, Liebhaberei‘. Dabei hat offenbar die viel gelesene Übersetzung des Romans Tristram Shandy von Laurence Sterne durch Johann Friedrich Zückert (1765) eine Rolle gespielt. Inzwischen ist Hobby die Standardbezeichnung geworden, um unzählige Komposita erweitert, von Hobbyangler und Hobbykoch bis Hobbywinzer, von Altershobby bis Wochenendhobby. Der Hobbyraum wurde zum unverzichtbaren Teils des Kellers in jedem Eigenheim. Das Erlanger Finanzamt verdächtigt mich, Glossen nur hobbymäßig zu verfassen, ohne Gewinnabsicht. Dafür gäbe es keinen steuerlichen Rabatt. Kurz: Der Sieg des Lehnworts zeigt sich vor allem in seiner Kompositionsfähigkeit – als Grundwort, als Bestimmungswort und als Basis einer Ableitung. Das war mit dem Steckenpferd nicht zu machen.

Horst Haider Munske

Der Autor ist Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache e. V. Ergänzungen, Kritik oder Lob können Sie schicken an: horst.munske@fau.de


4. Kultur

Keine Scheu vor Fremdsprachen

Im Erwachsenenalter eine neue Sprache zu lernen, kann zunächst einschüchtern. Sprachforscher und Lehrer erklären gegenüber der Ostthüringer Zeitung, dass sich das Lernen neuer Fremdsprachen jedoch auch mit zunehmendem Alter noch lohnt. Zwar dauere der Sprachlernprozess bei Erwachsenen länger als bei Kindern, da Kinder schneller neue Zusammenhänge zwischen Wörtern und ihrer Bedeutung aufnehmen können, jedoch kennen erwachsene Personen mehr Wörter und Fremdwörter und können durch ihre sprachliche Erfahrung dieses Defizit aufholen, erklärt Anke Grotlüschen, Professorin für Berufliche Bildung und lebenslanges Lernen an der Universität Hamburg. Grotlüschen betont, dass das Praktizieren der neuen Sprache ein entscheidender Faktor sei, um diese sicher zu beherrschen. Der Austausch mit Muttersprachlern sowie regelmäßige Begegnungen mit Konversationsgruppen tragen zum Erfolg bei. Die pädagogische Mitarbeiterin im Fremdsprachenbereich der Volkshochschule Leipzig Janet Beuche erklärt, der wichtigste Erfolgsfaktor sei der Bezug zur neuen Sprache und die Freude am Lernen. (otz.de)

Das Gerüst der Sprache

Der Sprachwissenschaftler Roland Kaehlbrandt beschreibt in einem Interview mit der HNA seine Liebe zur deutschen Sprache. Das Deutsche verfüge über die Möglichkeit zu einer besonderen Präzision, bedingt durch einen riesigen Wortschatz, der diese Genauigkeit überhaupt erst erlaube. Dazu käme, dass im Deutschen immer wieder neue Wörter durch eine Aneinanderreihung einzelner Bestandteile gebildet werden könnten, so Kaehlbrandt: „Nehmen wir Anschmiegsamkeit. Wir haben auch hier die leichte Zusammensetzbarkeit der Wörter im Sinne einer Lego-Sprache. Zu schmiegen setzen Sie eine Partikel, dann kennen wir schon eine Bewegungsrichtung: anschmiegen. Aus der Verb-Endung können Sie mit einem einfach drangehängten -sam ein Adjektiv machen: anschmiegsam. Dann bilden Sie daraus spielend noch das Substantiv: Anschmiegsamkeit. So entsteht aus einem Kern eine ganze Wortfamilie.“ Er verweist darauf, dass jede Sprache ihre eigenen Besonderheiten und Schwierigkeiten habe. Das Spanische sei zum Beispiel zwar leicht zu lernen, aber schwer zu verstehen wegen der hohen Sprechgeschwindigkeit. Im Deutschen sei die Groß- und Kleinschreibung eine große Hilfe fürs Lesen. Man erkenne sofort mit dem Substantiv das Wichtigste im Satz, gleichzeitig lerne man damit Grammatik, zum Beispiel bei der Umwandlung von „wandern“ und „das Wandern“: „Wenn man Rechtschreibung beherrscht, hat man ein gutes Stück der deutschen Grammatik mitgelernt. Dümmer wird man nicht dabei.“ Die Grammatik wirke dabei als Grundstruktur einer Sprache, sie würde sich durch die Jahrhunderte hindurch nur langsam ändern, der Wortschatz hingegen könnte sich im Laufe der Jahrhunderte bis zu 80 Prozent umschlagen, so Kaehlbrandt, weil immer neue Sachverhalte in die Sprache einfließen. (hna.de)


Schulbuchverlag spezialisiert auf Mehrsprachigkeit

Der 1977 gegründete Anadolu Verlag ist der erste in Deutschland gegründete türkische Schulbuchverlag. Tolga Celik, der das Familienunternehmen mittlerweile leitet, erklärt, dass der Verlag jedoch nicht nur türkische Schulbücher verlegt, sondern vielen mehrsprachig aufwachsenden Kindern beim Spracherwerb helfe. Das Portfolio des Verlags umfasse mittlerweile 16 Sprachen, darunter Deutsch, Englisch, Spanisch, Arabisch und Russisch. Durch verschiedene Konzepte, wie Aufdeckspiele, Poster oder Wimmelbilder, können Kinder spielerisch neue Sprachen erkunden. Die Produkte seien mittlerweile auch international gefragt, so Celik. So gebe es Familien, die ihren Kindern im spanischsprachigen Ausland Deutsch beibringen möchten, auch sie bestellen beim Anadolu Verlag. (rp-online.de)


Mit Fremdsprachen zum Berufserfolg

Die Kolumne „Karriere Ratgeber“ auf karrierewelt.golem.de stellt einige Sprachen vor, die für Deutschsprachige besonders einfach zu lernen seien. Neben dem Englischen gibt es lexikalische Ähnlichkeiten mit den skandinavischen Sprachen – Schwedisch, Norwegisch und Dänisch. Als wichtigen Schlüssel für internationale Beziehungen empfiehlt das Karriereportal weitere europäische Sprachen wie Französisch, Spanisch und Italienisch. Auch Rumänisch sei zu empfehlen als die einzige romanische Sprache im östlichen Europa. Plansprachen wie „Esperanto“, welche im Jahr 1887 durch Mischung europäischer Sprachen entwickelt wurde oder „Toki Pona“, eine im Jahr 2001 konstruierte, minimalistische Sprache mit nur 120 Wörtern, seien zwar in der Praxis weniger verbreitet, böten jedoch eine Abwechslung zu den bekannten Sprachen. (karrierewelt.golem.de)


5. Berichte

Sprach-Wochenende in Kamen

Zum ersten Mal seit seinem Umzug lud der VDS die Öffentlichkeit in seine neue Geschäftsstelle in Kamen. Im Sprachhof gab es zwei Tage lang Programm. Der Freitag (15.9.) stand im Zeichen der Musik. Boris Gott, Paddeltobi, Jäger & Hypius + Verstärkung und Blame Evolution spielten deutsche und englische Musik, von Folk-Rock bis Alternative war alles dabei – und das kostenlos. Am Samstag lockte der Tag der offenen Tür die Besucher an. Neben einer Comic-Ausstellung, Dialekt-Beispielen und Sütterlin zum Ausprobieren gab es einen Kurzfilm, Kabarett mit Christian Hirdes und ein buntes Kinderprogramm. Letzteres wurde vor allem betreut von den drei Autorinnen und Verlegerinnen des Goldberg Verlages, die mit „Ameise Ari“ auch gleichzeitig ihr erstes Buch samt Lied vorstellten. Insgesamt kamen rund 300 Besucher an beiden Tagen. „Wir sind mit dem Wochenende der Sprache sehr zufrieden“, sagt Oliver Baer, Organisator der Feierlichkeiten und Mitglied des VDS-Vorstands, „viele waren schon vorher neugierig am Sprachhof vorbeispaziert oder -geradelt und haben angehalten und geguckt – jetzt konnten wir mit alten Freunden feiern und neue Freundschaften schließen.“ (facebook.com/VDS, facebook.com/VDS)


Tag der deutschen Sprache 2023

Den Tag der deutschen Sprache haben viele Medien aufgegriffen, um über Ereignisse und Themen rings um die deutsche Sprache zu berichten. Im Bayerischen Rundfunk gab es ein Blasmusikkonzert, u. a. mit der „Ode an die Freude“. Die Badische Zeitung vergleicht den VDS mit dem schweizerischen Reformator Ulrich Zwingli. Das Portal „Lehrerinsel“ schreibt in Anlehnung an Wilhelm von Humboldt: „In unserer Sprache sind wir zuhause, aus unserer Sprache können wir nicht vertrieben werden. Deshalb sollten wir unsere Sprache gut behandeln. Sie zu hüten und zu bewahren ist unser aller Auftrag.“ Und für die Kinder ging es bei ZDF-Logo um die Dialekte. (lehrerinsel.de, badische-zeitung.de (Bezahlschranke), zdf.de)


6. Denglisch

Nochmal Englisch in der Verwaltung

Der Kolumnist Marcus Wenner hält die „Inkompetenz in Sachen Englisch“ in deutschen Behörden für eine Art von „resolutem Sprachkulturbewusstsein“, das zunächst der Wirtschaft und dann der eigenen Kultur schaden könnte. „Viele Fachkräfte hauen wieder ab, weil sie hier mit Englisch nicht gut genug weiterkommen“, sagt er. Als Beispiel bringt er eine Unterhaltung in einer Arztpraxis, in der sich der nicht deutschsprachige Patient auf Englisch an eine des Englischen nicht mächtige Arzthelferin wendet. Wenn das immer so wäre, hätte der Kolumnist sicher nicht unrecht. Auch ein Arzthelfer sollte in der Lage sein, auf Englisch einen Behandlungstermin zu vereinbaren. Kaum vorstellbar, dass die Englischkenntnisse bei der Generation Netflix und TikTok so schwach sein sollen. Ansonsten ist es aber auch gar nicht erwartbar, dass Zuwanderer sofort die Landessprache sprechen und verstehen können. Das braucht seine Zeit. Aber das ist noch kein ausreichender Anlass, das Englische hierzulande zur Verwaltungssprache zu machen. Ein solches Englisch müsste nämlich rechtlich wasserdicht sein. Das bleibt ein Traum. (wiwo.de)


7. Soziale Medien

Künstliche Intelligenz synchronisiert Videos

Der amerikanische Regisseur und Influencer Jon Finger testete in einem Video auf der Plattform X (vormals bekannt als Twitter) das Übersetzungsprogramm von „HeyGen“, einer KI-basierten Videoübersetzungssoftware. Mit dem Programm können die Nutzer ein Video hochladen, die gewünschte Sprache aussuchen, und anhand der Lippenbewegungen des Sprechers übersetzt die KI das Video in Echtzeit so, dass der Sprecher in dem Video die Fremdsprache selbst wiedergibt. Es seien also keine Untertitel notwendig, sondern eine durch die künstliche Intelligenz generierte Stimme synchronisiert das Video. Fingers Video wurde in kurzer Zeit 6 Millionen mal angezeigt. Neben Begeisterung gibt es Kritik, da die künstlich generierte Stimme zu mechanisch klinge und auch die Übersetzungen holprig laufen. So wurde aus dem englischen „there we go“ (je nach Kontext entweder „Na, bitte“ oder „Los geht’s“) die wörtliche Übersetzung „da gehen wir“. Das Übersetzungsprogramm gibt es trotz der technischen Einschränkungen und beeinträchtigten Qualität der Übersetzungen bereits als Abo-Modell zu kaufen. (twitter.com/mrjonfinger, derstandard.de)


8. Kommentar

Profilitis

Wenn einem zur Eigenprofilbildung nichts Neues einfällt, plädiert man vorzugsweise wieder für Englisch: als Amtssprache, als zusätzliche Landessprache, als einzige Sprache für Forschung und Lehre, und wie wäre es mit Englisch als erster Voraussetzung für die Aufnahme in den Himmel: „Ach wissen Sie, so gibt es in den Wolken weniger Missverständnisse.“ Genau, in den Wolkenkuckucksheimen stören diese ja enorm. Vielleicht denken die Träumer einmal bis zum bitteren Ende, wie das herbeigeführt werden könnte, im besten sowie im schlimmsten Falle, und was dabei jeweils herauskommen könnte. Einen Vorteil hätte es, zugegeben: Sprachgendern ist auf Englisch furchtbar schwer, kaum der Mühe wert. (Oliver Baer)


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.

Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben