1. Presseschau
Betonung auf das Ukrainische
Die ostslawische Wurzel krai in dem Wort Ukraine soll sowohl „Rand, Grenze“ als auch „Gebiet, Land“ bedeuten können. Beide Auslegungen verweisen darauf, dass der Krieg in der Ukraine auch eine sprachpolitische Seite besitzt. Die ukrainische und die russische Sprache sind nicht identisch. Der Wiener Slawist Michael Moser plädiert dafür, ihre Unterschiede genauer zu nehmen. „In einer Zeit, in der es dankenswerterweise eine überwältigende Solidarität für die Ukraine gibt, wann, wenn nicht jetzt, sollte man diesen Schritt setzen?“, sagt er in der Wiener Zeitung. So würden die meisten ukrainischen Ortsnamen im Deutschen auf der Grundlage des Russischen wiedergegeben. Am Flughafen Wien-Schwechat lese man derzeit aber auf Englisch „Kyiv“, auf Deutsch aber „Kiew“, wie im Russischen, obwohl es auf Ukrainisch „Kyjiw“ heißt. es wächst das Bedürfnis der gefühlten Solidarität auch in der Aussprache gerecht zu werden.
Moser entkräftet den russischen Vorwurf, Russischsprachige würden in der Ukraine unterdrückt. Das Russische sei durch mehrere Gesetze geschützt, sogar durch die ukrainische Verfassung. Das russische Vorgehen sei das Gegenteil davon: „Wie schnell Russland die ukrainische Sprache abtötet, konnte man auch auf der Krym sowie in den sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk beobachten“, erklärt Moser.
Für Neugierige an der Geschichte und den Sprachen der Region stellt sich die alte Frage, wie mit den Ortsnamen Lemberg und Tschernowitz umzugehen sei. Sie haben eine jiddisch-deutsche Geschichte. Ihre Nennung lege „keine Sehnsucht nach der Habsburgermonarchie nahe“, sagt Moser. Tatsächlich waren im alten Tschernowitz (lange vor der aktuellen Globalisierung) acht Sprachen zu hören, wie bei Gregor von Rezzoris „Maghrebinische Geschichten“ nachzulesen ist. Wir kennen zahlreiche ähnliche Fälle, wir sagen Mailand, nicht Milano, wir sagen Prag, nicht Praha; bei anderen Eigennamen halten wir uns an die ortsübliche Aussprache: Marseille, schon ewig nicht mehr Massilien. Die Sprachenvielfalt in der Ukraine früher und heute ist weitere Neugier wert, wie schon ein Blick in die Wikipedia zeigt (die man, wie manch andere Quelle, mit durchaus langen Armen lesen sollte). (wienerzeitung.at, de.wikipedia.org)
Mit Intensivklassen zum Integrationserfolg
Im Interview mit hessenschau.de berichtet der Buchautor und Lehrer Junis Sultan über seine Vergangenheit als Flüchtling und die Schwächen des Bildungssystems für Kinder mit „Migrationsgeschichte“. Sultan war vor rund 30 Jahren als Kind vor dem 2. Golfkrieg geflohen, arbeitet heute als Lehrer an einer Gesamtschule in Hofheim am Taunus und promoviert in politischer Theorie. In seinem kürzlich erschienenen Buch „Glaubenskriege – Von Fremden und Freunden“ berichtet er unter anderem über seine Fluchterfahrung. Laut Sultan sei nun die größte Herausforderung, den ankommenden ukrainischen Kindern das Gefühl zu vermitteln, dass sie noch Kinder sind. Aktionen und Gesten, die nicht unbedingt auf der Sprache basieren, seien entscheidend, um ein Erleben von Sicherheit und Normalität zu vermitteln. Als Beispiel führt er ein Lächeln oder kleine Spiele an. Sultan unterrichtet auch in Intensivklassen. Bei diesen handelt es sich um eine Sprachfördermaßnahme für Kinder, die keine Deutsch-Sprachkenntnisse haben. Dort werden sie auf den Regelunterricht vorbereitet und lernen die deutsche Sprache. In diesen Klassen sieht er einen großen Vorteil, da man dort nicht nur mit einem Buch arbeite, sondern verschiedene Materialien benutze und die Schüler im Lernprozess auch individuell fördere. Die Intensivklassen, die aufgrund der starken Zuwanderung 2015 und 2016 ins Leben gerufen wurden, hält Sultan gerade bei den ukrainischen Flüchtlingen für sinnvoll. Lehrkräfte mit ähnlichen Erfahrungen seien grundsätzlich sensibler für sprachliche Barrieren und sie schaffen Vorbilder für die betroffenen Kinder. Sultan empfiehlt auch längeres gemeinsames Lernen an Schulen, sowie externe Kontrollen bei der Notenvergabe, damit Bildungsungleichheit verhindert werde. (hessenschau.de)
Sprache hilft bei Traumaverarbeitung
Bis zu 35 Prozent der geflüchteten Kinder und Jugendlichen leiden nach den Kriegs- und Fluchterfahrungen unter psychischen Belastungen. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) empfiehlt daher, diese Kinder und Jugendlichen in ihrer Traumaverarbeitung zu unterstützen. Sprache spiele hierbei eine entscheidende Rolle. Denn neben Broschüren und Hilfstelefonen in ukrainischer Sprache sollen auch ukrainische Therapeuten oder Dolmetscher zum Einsatz kommen, um den Kindern und Jugendlichen das Ankommen zu erleichtern. Neben der Familie seien „positive Kontakte“ zu Gleichaltrigen wichtig für das Verarbeiten von traumatischen Ereignissen. Die SWK fordert daher eine sofortige Integration der Schüler durch eine hohe Anzahl von „Deutsch als Zweitsprache“-Kursen. Das bedeutet, neben dem Sprachunterricht auf Deutsch sollte es Bildungsangebote in ukrainischer Sprache geben, wie sie bisher nur das Bundesland Sachsen anbietet. Dieser Unterricht sei nicht nur für das Weiterlernen bei einer späteren Rückkehr in die Heimat wichtig, sondern auch für die notwendige Auseinandersetzung mit der Kultur und Geschichte des eigenen Landes. (faz.net)
Widerspruch als treibende Kraft
Immer nur „Ringelpiez mit Anfassen“ ist im Beruf eher hinderlich. Die Autorin und Führungsexpertin Anja Förster schreibt in einem Kurzartikel auf der Jobplattform Xing, dass ein gesundes Streiten im Berufsalltag nicht hinderlich sei. Kritik gehöre dazu, sie bringe ein Projekt voran, weil sie neue und unbekannte Sichtweisen eröffnet. Deswegen seien offene Diskussionsstrukturen im Unternehmen wichtig. Viele Führungskräfte hätten den Umgang mit Widersprüchen oder unterschiedlichen Denkweisen nicht gelernt und verharrten immer noch in einem Korsett aus Normen und Routinen. Diese aufzubrechen sorge am Ende jedoch für ein Mehr an Ideen, so Förster, und „Starke Persönlichkeiten setzen sich mit ihren Kritikern auseinander und werden noch stärker. Schwache Persönlichkeiten bringen die Kritiker zum Schweigen und werden noch schwächer.“ (xing.com)
2. Gendersprache
Italien: Streit wegen „schwa“
In Italien hat Anfang Dezember vergangenen Jahres eine neue Leitlinie des Bildungsministeriums für Aufruhr gesorgt. Eigentlich ging es um die Anstellung von Professorinnen und Professoren. Inhaltlich gab es nichts auszusetzen, sprachlich hingegen fiel etwas ins Auge: Es ging um die Anforderungen, die ein „professorə“ erfüllen müsse. Das umgekehrte e hat die gleiche Funktion wie das deutsche Binnen-I im Wort „ProfessorIn“: Beide Geschlechter sollen gemeint sein. In Italien nennt man das Zeichen „lo scevà“, ausgesprochen wird es wie ein kurzes ä. Die Pluralform des ǝ ist das 3, das aussieht wie die Ziffer 3. Es heißt im hier zitierten Beitrag des Redaktionswerk Deutschland (RND) „schwa lungo“, vermutlich weil „Schwa“ aus dem Deutschen entlehnt ist, noch älter jedoch aus dem Hebräischen stammt. Es war das erste Mal überhaupt, dass dieses Zeichen in einem amtlichen Dokument benutzt wurde. Die neue Schreibweise wird überwiegend abgelehnt. Sprachforscher, Philosophen und Publizisten haben eine Petition ins Leben gerufen, um die Verwendung des ə direkt zu stoppen: „Lo schwa? No grazie. Pro lingua nostra“ („Das Schwa? Nein danke. Für unsere Sprache“). „Wir stehen vor einem weiteren, gefährlichen Abweg bei der Förderung der Inklusion – Jahrhunderte der linguistischen und kulturellen Entwicklung sollen im Namen eines oberflächlichen und modischen Gutmenschentums annulliert werden“, heißt es in dem Aufruf auf der Plattform change.org. Die Petition haben mittlerweile über 23.000 Intellektuelle und Akademiker unterzeichnet, darunter der Philosoph und ehemalige Bürgermeister von Venedig, Massimo Cacciari und der Publizist Paolo Flores d’Arcais. Spannend: Auch die unpolitische Accademia della Crusca, die offizielle italienische Sprachakademie, hat sich gegen die Einführung des umgekehrten e ausgesprochen. Neu ist die Debatte um vermeintlich geschlechtergerechte Formulierungen auch in Italien nicht. Seit Längerem werden die Verwendung des Bindestrichs (caro/a amico/a = liebe/r Freund/in) oder das Sternchen (car* amic*) diskutiert. (rnd.de)
Anmerkung: In den meisten europäischen Sprachen ist eine Silbe unbetont, wenn sie das Schwa enthält. Da mutet diese italienische Initiative seltsam an Davon abgesehen ist der Einsatz von Buchstaben, die auf keiner Tastatur und in vielen Typensätzen nicht auffindbar sind, eine reichlich abstrakte Anstrengung. So kann man vor lauter gut gemeinter Absicht das eigene Projekt sabotieren.
3. Sprachspiele: Wort-Schätze von Christian Hirdes
Unfreiwillige Wortschöpfungen – Teil 2
Im ersten Teil ging es u.a. um Haushaltsgeräte, die „noch im Takt“ sind, sowie um „Verschissmus“, „Bock-Spring-Betten“ und „Einfalls-Pinsel“. Allgemein also um Ausdrücke, die einst von einzelnen Menschen (oft im Kindesalter) auf der Basis von Missverständnissen erschaffen, mit Sinn gefüllt und verinnerlicht wurden. Und die oft lange von der Außenwelt unentdeckt und damit unkorrigiert blieben, da sie sich in gesprochener Form kaum von den „Originalen“ unterscheiden. Und, nein, ich möchte mich über diese kreativ-fantasievollen Wort-Schätze nicht lustig machen. Allein schon, weil sie teilweise meine eigenen sind. Hier nun der zweite Teil.
Als Kind hatte ich jeden Sonntag in die Kirche zu gehen und weiß daher, dass auch die Liturgie der katholischen Messe so ihre Verständnis-Tücken hat: Seltsame Wörter tauchen in ungewöhnlich gebauten Sätzen auf, die es mitzuleiern gilt: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach“, heißt es da etwa, und mein älterer Bruder gestand mir, wie er in Kindheitstagen diesen Halbsatz interpretierte: „Mein“ nahm er als „mei’m“ wahr, also einer im Ruhrgebiet nicht unüblichen Zusammenziehung von „meinem“, denn nur so passte es ja grammatisch zum Verb, und es ergab sich eine nachvollziehbare Bedeutung: In sei’m Kinderzimmer nämlich war traurigerweise auch seine altersschwache Wasserschildkröte eingegangen. Dass aber Jesus bei uns zu Hause verendete, nein, dessen waren wir alle eindeutig nicht würdig. Zumal ja das Kreuz überhaupt nicht unter besagtes Dach gepasst hätte.
Die eigentliche Wortschöpfung aber, von der mein Bruder mir in diesem Zusammenhang erzählte, liegt in den folgenden Worten des „Vaterunser“ begründet: „ … wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“ Dem „Schuldiger“ bin ich sprachlich außerhalb dieses Gebetes bis heute nie begegnet. Zudem wird die letzte Silbe beim gemeinsamen Sprechen auch noch seltsam überbetont. Was also soll ein Kind da denken? Die Fantasie meines Bruders löste auch dieses Rätsel:
„Vergeben“, das war ja so etwas wie „weggeben“, „abgeben“, etwa so, wie man den Plumpsack hinter jemandem fallen lässt. Nur war es nicht der Plumpsack, dessen man sich da zu entledigen gelobte, sondern jene Gestalt, die neben nicht minder abstrusen Wesen wie „Cherubim und Seraphim“ offenbar auch noch existierte im christlichen Kosmos. Ein Teufelchen, das immerzu verführte, sündig zu werden. Und dieser kleine Kobold, der Spaß am Bösen hatte, dessen Kern es war, die Sünde einfach gern zu haben, das war eben der „Schuldi-Gern“.
Ein fairer Deal: Gott selbst führt uns nicht in Versuchung, wie auch wir stets unsern persönlichen „Schuldi-Gern“ abzuwerfen bemüht sind.
Später schuf besagter Bruder (der etwa in Boris Beckers Alter ist) eigene Rituale: In seinem Jugendzimmer hatte er ein Teeservice nebst Kanne, Stövchen und Untersetzern aus Kork. Wenn Gleichaltrige zu Besuch waren, wurde stilvoll Tee zubereitet und genossen, dazu kamen Räucherstäbchen zum Einsatz. Ich vermutete eine in der Jugendkultur verbreitete Modeerscheinung: Die 16-Jährigen blickten herab auf den faden Beuteltee der Eltern und ihre profanen Sorten Hagebutte und Pfefferminz (oder wie meine Mutter bis heute sagt: Pfeffermünz); sie ließen sich Zeit und genossen das in Teeläden erworbene Gesöff demonstrativ.
Wohl auch, indem sie ähnlich wie Weinkenner den Geschmack schnalzend und schmatzend erkundeten und würdigten. Die Erwachsenen nämlich spotteten über den aus ihrer Sicht affigen Auswuchs jugendlicher Identifikationsstiftung, indem sie ein Wort für diese Altersgruppe schufen, das ich erstmals mit 11 las. Ich hatte noch keinerlei Englischkenntnisse (Latein in der fünften, die Weltsprache folgte dann erst in der siebten Klasse), und im „Stern“ wurde über Bobbele berichtet, den 17-jährigen Wimbledongewinner. Einen Jugendlichen. Einen „Teenager“ eben.
Christian Hirdes aus Bochum (geb. 1974) ist seit knapp 20 Jahren hauptberuflich als Musikkabarettist, „komischer Poet und Wortakrobat“ tätig und auf Comedy-, Kabarett- und Varietébühnen zu Hause. Neben einigen TV-Auftritten (darunter „Stratmanns“, „TV total“) und dem Gewinn renommierter Kleinkunstpreise wie dem Prix Pantheon, der St. Ingberter Pfanne und dem Ruhrgebietspreis Tegtmeiers Erben, hat er auf seinem durch die Liebe zu Musik und Sprache geprägten Lebensweg auch ein nach vielen Jahren erfolgreich abgebrochenes Germanistik-Studium vorzuweisen.
4. Kultur
Der fragwürdige Buchstabe
Seit über einem Monat tobt der Krieg in der Ukraine. Die russische Armee zeigt auf vielen ihrer Militärfahrzeuge ein Z, auch auf pro-russischen Demonstrationen taucht der Buchstabe auf. Auch wenn der Ursprung und die konkrete Bedeutung noch ungeklärt sind, ist doch deutlich, dass der Buchstabe von Russland-Unterstützern im russischen In- und Ausland genutzt wird. Der Schweizer Versicherungskonzern Zurich will damit nicht in Zusammenhang gebracht werden. Er trennt sich vorübergehend vom Z in seinem Logo. „Wir entfernen vorübergehend die Verwendung des Buchstabens ‚Z‘ aus den sozialen Kanälen, wo er isoliert erscheint und falsch interpretiert werden könnte“, so das Unternehmen laut t-online.de. Statt eines einzelnen „Z“ gibt es auf den sozialen Netzwerken des Versicherers nun den kompletten Namen des Konzerns, ebenfalls in Weiß auf blauem Grund. Laut dem britischen „Telegraph“ überlege man sogar, das Logo dauerhaft zu ändern, aktuell würde die Lage aber beobachtet, um gegebenenfalls weitere Maßnahmen treffen zu können. (t-online.de, zdf.de)
Anmerkung: Bei allem Verständnis für die Abscheu gegenüber der Symbolik des runenähnlichen „Z“ könnten Sprachsensible zu zweifeln beginnen, wie lange uns das Alphabet noch erhalten bleibe. Als satirische Spitze kommt in der Serie Beforeigners eine Sprachregelung im Rundfunk vor, das verpönte „W-Wort“ (für Wikinger) ist durch „Menschen von nordischer Abstammung“ zu ersetzen. Das könnte Grübeln machen, falls demnächst B-Land von A-Land überfallen wird, und wir müssen entscheiden, ob das Restalphabet mit C oder vielleicht doch noch mit B beginnt. Das kriegerische „Z“ kommt übrigens so im kyrillischen Alphabet gar nicht vor.
Zwei Staffeln mit je sechs Episoden von Beforeigners ist zu finden in der ARD-Mediathek, am 13.4. um 22 Uhr bei ONE, später in den Dritten Programmen.
5. Berichte
Preisträgerin begeistert von Sprachenvielfalt
Die 19-jährige Abiturientin Juliana Pötsch im rheinland-pfälzischen Pirmasens hat eine besondere Fremdsprachenbegabung. Zuletzt absolvierte sie ihr Abitur mit einem Durchschnitt von 1,2. Durch ihre bilinguale Erziehung sei sie schon früh in Kontakt mit Englisch gekommen. In der Schule folgten dann noch Italienisch und Französisch, dafür wurde sie Preisträgerin für hervorragende Leistungen. Sie begeistert sich vor allem für die Auswirkungen von Sprache und wie man in unterschiedlichen Sprachen verschiedene Ausdrucksweisen entwickelt. Nach ihrem Abiturerfolg hat Pötsch ein Psychologiestudium an der Universität Koblenz-Landau geplant. Eine thematisch passende Facharbeit zum Thema, ob Multilingualität die Persönlichkeit verändert, hat sie bereits in ihrer Schulzeit geschrieben. (rheinpfalz.de)
An der Sprache Depressionen erkennen
Depressionen wirken sich nicht nur auf das Verhalten der Betroffenen aus, sie verändern auch ihren Sprachgebrauch. Bestimmte Ausdrucksformen sollten durch Angehörige bei Verdacht auf die Krankheit genauer beobachtet werden. 2018 untersuchten Forscher der University of Reading in Großbritannien anhand einer Computeranalyse Unterschiede im Sprachgebrauch von Menschen, die an Depressionen leiden. Dabei stellte sich heraus, dass Depressive öfter Wörter verwenden, die negative Gefühle und Stimmungen ausdrücken. Adjektive wie „einsam“, „traurig“, „miserabel“, aber auch absolute Wörter wie „immer“, „nie“ oder „total“ werden häufiger verwendet. Ähnliches gilt für die Verwendung von Pronomen in der ersten Person Singular, also „ich“, „mein“ etc. Laut der Wissenschaftler sind Depressive stark auf sich selbst fokussiert, ihnen fehlt häufig der Kontakt zur Außenwelt. Armin Rösl, Sprecher der Deutschen Depressionsliga (DDL), erklärt, dass sich die Traurigkeit und Mutlosigkeit der Betroffenen in den negativen Formulierungen widerspiegelt. Nicht nur viel Negatives, sondern auch Wirres sei in diesem Krankheitsbild ausgedrückt. Auch das Zurückziehen aus Konversationen und Kommunikation ist typisch für die Krankheit, da Konversationen mit großer Anstrengung für die Betroffenen verbunden sind. (t-online.de)
6. Denglisch
Klum-Tochter begeistert mit Deutsch-Aussprache
Im Fernsehen sucht Heidi Klum bei Pro7 wieder ein neues „Meeeedchen“ bei „Germany’s Next Topmodel“, auch auf dem Papier zieren sie und ihre Tochter Leni die April-Ausgabe des Modemagazins Harper’s Bazaar. Die Sonderausgabe gibt es mit zwei unterschiedlichen Titelblättern – eines zeigt Mama Klum, das andere Tochter Leni, bekannt als US-amerikanisches Model. Heidi Klum war 2019 wegen ihrer Nutzung unnötiger Anglizismen als Kandidatin für den Sprachpanscher des Jahres nominiert. Eine fehlerarme Mehrsprachigkeit ihrer Tochter scheint ihr jedoch am Herzen zu liegen. Im Rahmen der Werbeauftritte für Harper’s Bazaar gab es jetzt ein gemeinsames Instagram-Video des Mutter-Tochter-Gespanns, wo Leni Klum nahezu akzentfrei Deutsch spricht. In früheren Interviews hatte Heidi Klum bereits amüsiert bemerkt, dass ihre Tochter besser hätte zuhören sollen, wenn Deutsch gesprochen wird, dann wäre ihre Aussprache auch besser. Die Fans stören die kleinen englischen Einschübe bei Lenis Aussprache nicht, sie freuen sich vielmehr darüber, dass ihr Idol zweisprachig aufwächst. (nachrichtend.com, gala.de)
Anmerkung: Ein bisschen Klatsch muss sein, dann ist die Welt voll Sonnenschein.
Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten der vergangenen Woche zur deutschen Sprache. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion.
Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke